Von mir selber. Jawohl. Noch heute. Blitzscheidung.
Vor sieben Jahren hatte ich bereits schon einmal eine solche Entscheidung getroffen - und war anschließend eine Beziehung mit mir selber eingegangen. Zum ersten Mal so richtig, wenn ich das mal so sagen darf. Immerhin lernt man bei einer Trennung nicht nur den zukünftigen Ex-Partner von dessen echten Seite kennen - nein nein, auch sich selbst!
Mein Herr Vater hatte ja damals zu mir gesagt: "Komm mir jetzt ja nicht mit so nem Selbstfindungsscheiß und so!"
Ehrlich gesagt, hatten mich zu jener Zeit ganz andere, sozusagen "niedere" Sorgen gequält: Wie siehts aus am nächsten Monatsersten? Werde ich auch morgen noch auf den Tisch stellen können, wohinein die Kinder kraftvoll zubeißen konnten? Wenn ich noch daran denke, wie erschrocken ich war, als ich allein einen Mietvertrag unterzeichnen sollte! Ich! Die noch nie zuvor in ihrem Leben allein gelebt und entsprechende Verantwortung getragen hatte!
Immerhin habe ich es gewagt, beherzt und schwungvoll diese Unterschrift zu setzen, diesen Schritt in ein neues Leben, in die (Ver)Einigung mit mir selbst zu wagen. Ratgeberbücher oder ähnlichen Blödsinn habe ich nicht gelesen - ich verlegte mich vielmehr auf die Lektüren aus der Feder Ildiko von Kürthys und befand: Ihre Protagonistinnen sind mir selber gar nicht so unähnlich! Finden sich zu dick, zu groß, zu klein, zu schüchtern, zu laut, sind ständig pleite oder am Kämpfen mit ihren Vorgesetzten - und hauptberuflich ständig auf der Suche nach Mr. Right, den sie sowieso nicht bekommen, weil der wiederum eine bildschöne, gertenschlanke Raubkatze an seinem Arm hängen hatte. Bis sich herausstellt, dass an der nicht nur alles falsch ist (Augenfarbe, Haarfarbe, Hautfarbe) - sondern die auch noch gnadenlos auf Frauen steht. Na da hatte ich ja noch Hoffnung!
Jedenfalls bereut hab ich das alles nicht. Es war für mich schon echt erstaunlich, wie viel man wirklich auf die Beine zu stellen vermag, wenn man es nicht nur muss, sondern vor allem auch so will. Immerhin waren mir jahrelang sämtliche Fähigkeiten abgesprochen worden - und jetzt Stück für Stück zu sehen, dass die Realität... doch irgendwie ganz anders war - also das war schon ein Erlebnis für mich! Und so schwor ich mir voller Euphorie die Treue und die Liebe ein Leben lang. Jawohl!
Wenn ich jedoch andererseits... immer wieder auf manche Dinge stoße, die ich selbst gerne schon tausendmal geändert haben wollte, aber immer noch so sind wie sie immer waren... Ich sage nur: TAN-Liste. Ich sage nur: große Entrümpelungsaktion. Grundgütiger, war ich fertig. Nein, ich BIN fertig. Lieg hier auf meinem Bett, in Küche Bad & meinem Zimmer alles blitzblank und piekfein - ach, was soll ich sagen: die Kammer auf der halben Treppe tipptopp und der Keller erst... Ach ja - und die TAN-Liste fand ich dann auch: da, wo sie auch hingehört - ich hatte mindestens zweimal alles durchgeblättert - und sie jedesmal überblättert. Und eine Großreineaktion gestartet, die mich schlussendlich kreuzlahm und gebogen fast bis zu den Knien erst in die Dusche und dann ins Bett steigen ließ.
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Wie oft ich mit mir selber gescholten und gewütet hab, habe ich aufgehört zu zählen. Wie oft sagten wir zu unseren Ex-Partnern: "Wenn sich das nicht ändert, bin ich weg, endgültig!" Ja - und wie oft habe ich das erst zu hören bekommen ;-) Und jetzt auch noch von mir selber!
Und dass ich um exakt 22:47 Uhr das Bügelbrett aus dem Schrank holte, hatte nichts mehr damit zu tun, dass mich der Reinlichkeitsfimmel gepackt hatte - nein, ich wollte lediglich noch mal einen Blick in meinen wohlaufgeräumten Kleiderschrank werfen und ich gebe zu: Der Anblick des Innenlebens verschaffte mir ein ähnliches innerliches Vergnügen wie das Vertilgen der schokolierten Pfefferminzdrops am heutigen Nachmittag. Der war wie neu! Das gute alte Stück!
Und nun, wo alles wieder an seinem Platz ist, die Kinder mir tatkräftig zur Seite standen (der Große half beim Schleppen, der Kleine schmierte uns die Brote ;-)), wir alle k.o., aber glücklich im Bett liegen - da wünsche ich Euch allen noch eine gute Nacht und schau mal, dass mir auch noch ein Stückchen Ruhe vergönnt sei. Frieden hab ich inzwischen auch wieder mit mir selbst und meinen Schrullen geschlossen. Ich mein, ich glaub schon, dass ich viel gelernt hab und damit heut auch... ein anderer Mensch geworden bin. Oder bin ich heute... einfach nur... endlich mein wahres Ich?
Im verflixten siebten Jahr jedenfalls habe ich soeben beschlossen: Ich heirate mich noch mal :-)
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