Tja. Da dachte ich noch: Mensch, die fliegen ja heute wieder tief! Und äugte ein ums andere Mal unter die heruntergelassene Jalousie hindurch nach draußen, ob sie denn immer noch weit genug weg wären - bis ich endlich begriff: Ach Helma, das Brummen kommt nicht von den Flugzeugen - das Grummeln kommt vom Gewitter.
Was ich ja eigentlich hoch-romantisch finde. Und vermutlich jeder Zweite, der nicht grad ohne Schirm und Melone unterwegs ist, ebenso.
Wenn ich aber bedenke, dass ich letzte Nacht leicht trunken in meinem Liegestuhl einschlief, die klare Nacht verschlief und somit vermutlich mindestens zehn Herzenswünsche am Himmel ungesehen an mir vorüberzogen und ich genau dieses Vorhaben heute bei klarer Nacht und klarem Verstand gern nachgeholt hätte, ja dann... finde ich das weniger romantisch, sondern einfach nur schade.
Helma, so kann das nie was werden mit dem Traum vom Glück...
"Auf diesem alten Holländerrad fuhr ich mit dem Stolz eines jungen Mädchens vergangener Jahre, gekleidet in einen Rock aus gestärktem Tuch, eine geblümte Bluse, das Haar zu einem Knoten gewunden, hier und da lösten sich einzelne Strähnen, die ich immer wieder lachend aus dem Gesicht pustete. Vor mir fuhr er dahin, in seinen braunen, grobgewirkten Hosen und den Trägern über dem weißen Hemd, das nachlässig aus dem Hosenbund lugte. Und so radelten wir am Meer entlang, hoch oben auf der Düne, dem Leuchtturm entgegen und ohne ein Wort zu sprechen, stiegen wir vom Rad und nahmen uns an die Hand - im Gleichklang des ungesprochenen Wortes.
Als wir durch die niedrige Tür des Hauses traten, atmete ich den Geruch dieses alten Hauses. Dieser unverwechselbare Geruch nach frischem Leinen, altem Holz und grünen Äpfeln. Die Tür zum Zimmer lehnte nur an, sanft wurde sie aufgestoßen und noch ehe die Sinne das Zimmer vollkommen erfassten, atmete ich diesen Raum als Quell des Schöpferischen. Ein kleines Zimmer nur, viel Licht, altes Holz und mit Regalen voller Bücher und Schallplatten, einer beinah geleerten Weinkaraffe und bereits heruntergebrannten Kerzen auf dem niedrigen Tisch. In diesem Moment, so schien es mir, wurde ich eins mit diesem Zimmer, sah ich mich darin bewegen, sacht und voller Liebe jede einzelne Bewegung tun, sah mich hier lesen, schreiben, malen, die Muscheln auf dem Regal ablegen und die Karten an die gekalkte Wand pinnen, in der Hand zuweilen ein Glas Weißwein und mit einem Blick hinaus in den verwunschen wirkenden Garten. Und ich sah zu dem Mann an meiner Seite hinauf.
Teile mit mir dieses Leben, teile mit mir diesen Traum.
Und in den Augen des Mannes meinte ich einen Glanz zu sehen, der dem meiner eigenen Sehnsucht so ähnlich schien..."
Vielleicht... sollte ich ja weniger die Ildiko lesen, sondern endlich mein eigenes Buch zuende schreiben. Und mir damit den Traum von diesem alten, völlig unperfekten Haus am Meer erfüllen. Und der Traum von der Liebe... Vor Jahren sprach jemand zu mir "So aufrichtig, wie du die Liebe suchst, wird sie dich auch finden." So etwas Ähnliches stand heut auch auf meinem Kalenderblatt. Daran glaube ich wirklich. Und wenn es nicht heute ist, dann ist es eben morgen. Ich habe gelernt zu warten.
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