Donnerstag, 19. August 2010

Wann Wirds Mal Wieder Richtig Sommer?

Diese Frage hat sich der eine oder andere sicherlich in den letzten Tagen oder Wochen öfter mal gestellt. Diese Wechselbäder aus Hitzetagen, Regentagen, Bibbertagen - und hey, es ist doch immer noch Sommer und nicht April und auch noch nicht September - können einem schon mal aufs Gemüt schlagen. Und falls nicht, dann zumindest auf die Gesundheit. Mir jedenfalls geht das gerade wieder so - aber die wahren Gründe dafür liegen vermutlich auch ganz woanders.


Abends nach getaner Arbeit zum Arzt huschen, Medikamente holen wollen und nen bezeichnenden Tipp an die Stirn kassieren: "Sie spinnen wohl." Mit der Klinikeinweisung in die Notfallambulanz gerauscht, nen Zugang gelegt bekommen und bevor das erste Mittel injiziert wird, mein erster Einwand: "Egal, was Sie mir spritzen, ich muss noch Auto fahren können. Mein Sohn wartet zu Hause auf mich." Die lakonische Antwort der Ärztin: "Och... Das hab ich jetzt einfach nicht gehört."
Irgendwann am Abend war ich dennoch wieder zu Hause und während ich mich auf das Bett legte und erschöpft die Augen schloss, empfand ich einmal mehr, was es bedeutet, allein zu sein. Ich glaube, das ist die Kehrseite des Single-Seins, die die Singles eben nicht zugeben wollen. Es ist schon cool, niemandem Rechenschaft ablegen zu müssen, koch ich heute, putz ich morgen, übermorgen geh ich ganz bestimmt zur Party - aber es ist überhaupt nicht cool, wenn es dir schlecht geht und du liegst abends allein in deinem Bett und da ist niemand, der dich einfach nur in die Arme nimmt oder dir einen Tee kocht. OK, das mit dem Tee übernehmen schon mal die Söhne, aber mal Hand aufs Herz: Dasselbe ist es nicht.
Und wenn Ihr mich fragt: Wetter hin oder her, Medikamente oder nicht - was der Mensch braucht, nein, was zumindest ich brauche, ist eine gesunde Portion an Liebe, die nichts fragt und die gibt, die einfach da ist. Und wenn die Defizite zu groß werden - ja dann will wohl der stärkste Körper nicht mehr. Also jedenfalls meiner. OK, ich war wohl eher auch immer im Geiste stärker denn im Physischen ;-)
Und andererseits sind das ja Situationen, die mir nicht neu sind, die mir gar vertraut sind - und die mich demzufolge auch nicht zu Boden ziehen sollten. Aber nun ja, den einen Tag lachen wir darüber, am Folgetag brechen wir in Tränen aus. Kein Tag ist wie der andere - und die Dicke der Haut wechselt eben auch entsprechend.
Nun könnte ich ja auch die los-date-mich-Internet-Aktion wieder aufnehmen. Ehrlich gesagt - momentan fehlt mir die Motivation. Manchmal frage ich mich doch immer wieder, mit welchen Erwartungen die Menschen auf diese Plattform treten. Manchmal frage ich mich, wie verzweifelt Menschen sind und wie sehr sie wünschen, dass etwas passt, egal, obs nun wirklich passt.
Aber will man denn wirklich einen anderen Menschen an seiner Seite haben, nur um nicht mehr allein zu sein? Um jemanden neben sich zu haben, der dir wortlos den Brecheimer zuschiebt oder die Teetasse reicht? Ich kann mir schon vorstellen, dass insbesondere bei Menschen, die lange allein lebten, das Gefühl von jener Dankbarkeit dafür, dass da jemand ist, so innig und intensiv sein kann, dass man das mit Verliebtsein oder gar Liebe verwechselt. Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, mir aber tut es selber weh, jemandem zu sagen: "Es tut mir leid, ich empfinde nicht dasselbe für dich."
Und auf solchen Internetplattformen... da weiß man, warum man dort ist, kaum jemand hält sich mit dem üblichen Kennenlernen wollen auf und im besten Falle sollte es beim dritten Versuch der Partner des Lebens sein. Mal ehrlich, das ist doch viel zu verkrampft, völlig unentspannt, oder nicht?
Sollte es nicht doch eher so sein wie es mir passierte? Du stehst - zum Beispiel - in der Stadt in der Sonne, es geht dir gut, du fühlst dich völlig im Reinen mit Dir selbst - und dann wendest Du Dich zum Gehen und schaust jemandem in die Augen, der in Deinem Rücken seelenruhig einen Burger verzehrt. Und für einen Moment bleiben die Blicke ineinander versunken, man lächelt sich an. Wenn man es wollte, könnte man etwas sagen; wenn man es nicht wollte, geht man lächelnd weiter. Ist es... nicht eigentlich viel schöner, wenn es so passierte? Sind die Dinge, die uns glücklich machen, nicht gerade dann die schönsten, wenn sie genau da passieren, wo wir es am wenigsten erwarten?
OK, meine aktuelle Infektion habe ich auch nicht erwartet, aber das ist ja auch nichts, das glücklich machte, so oder so. Und... Organspender werde ich wohl in diesem Leben nicht mehr, das gäbe nur Ärger. Wobei... In diesem Leben doch ohnehin nicht mehr, wenn, dann höchstens danach, oder? ;-)
Jedenfalls - ich finde, ich habe viel zu lange auf positive Überraschungen gewartet - ein bisschen was (für sich selber) muss man schon auch tun. Und ich - ich muss nur einfach wieder mehr unter die Leute - und am kommenden Wochenende fange ich auch damit an. Und ich weiß auch schon genau wie :-)
Und wenns dann immer noch nicht mit dem Eimerhalter klappt, ja dann... hab ich wohl irgendwas falsch gemacht :-)

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