Montag, 21. Mai 2012

Erschüttert

...habe ich heute Morgen die Mitteilung aufgenommen, dass mein Kollege in der vergangenen Woche verstorben ist. Der dritte in den fünf Jahren, die ich hier arbeite.
Im letzten Jahr hatte er beinah zeitgleich mit Chef die Diagnose "Krebs" bekommen, beide durchlitten zeitgleich ihre Chemo, die Bestrahlung und beide  - nein, nicht nur beide, auch wir! - haben im Januar erleichtert begossen: Als geheilt entlassen.
Und während Chef sich weiter in die Arbeit stürzt, fährt der andere zur Kur. Und stirbt dort.. an einem Herzinfarkt. Nach dem ersten Ergometertraining.
Manches kann man nicht, manches will man irgendwie nicht verstehen, nicht in den Kopf kriegen, nicht annehmen. Ja ich weiß, das ist alles ein Kreislauf des Lebens, Tod gehört genauso zum Leben dazu - blablabla. Das weiß man alles. Das ist der Kopf. Der Bauch sagt: Eine Lücke ist eine Lücke. Ein Riss ist ein Riss. Und ein Mensch, der vor ein paar Tagen noch neben dir stand, ist auf einmal nicht mehr da. Niemals mehr. Es ist dieses Endgültige, das so unfassbar ist. So schmerzhaft.
Die Kollegen habens fassungslos und mit versteinerter Miene aufgenommen.
Der Chef kämpfte mit den Tränen.
Ich bin aufgestanden und rausgegangen und musste richtig heulen.
Und fragte mich, wieso ich so einen Terz mache wegen einer geschwänzten Schulstunde. Oder dass Junior I. sich zu spät um die Fahrkarte kümmerte und heute Morgen mit Mutters Auto in die Schule fahren musste - und das ist nur versichert, solange ich selber damit fahre... Ja watt willste dich aufregen, manche Dinge ändern sich vermutlich niemals - aber eins weiß ich: Wenn ich heute Abend heimkomme, will ich mich nicht aufregen und nicht ärgern, ich will einfach nur froh sein, dass sie da sind und es ihnen gutgeht.
Keine Ahnung, warum es immer solche Mitteilungen sind, die uns daran erinnern, wie kostbar jeder einzelne Moment ist, wie dankbar wir sein sollten für all das Positive, das wir haben, anstatt über die kleinen Problemchen zu jammern;  und vor allem: Wie gut es uns doch geht. Na ja, den meisten. Denk ich. Aber... Ja... Manches ist eben wie es ist.
Lieber D., ich werde dich echt vermissen. So wie B., über dessen Tod ich irgendwie... Manche Narben verblassen, manche bleiben für immer.

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