Dienstag, 29. Mai 2012

wenn die träume laufen lernen

Als ich noch ein kleines Mädchen war, träumte ich davon, eine Prinzessin zu sein.
Als ich ein großes Mädchen war, träumte ich davon, jemandes Prinzessin zu sein.
Ich träumte von der Liebe, dem Verliebtsein, von Glück und erfüllter Zweisamkeit; ich tagträumte von meinem Prinzen, und er sollte Locken haben und große blaue Augen, ich träumte vom Lachen jeden Tag, von niemals Streit haben und dass alles immer gut würde. Dass mir niemals etwas passieren würde.
Kleinmädchenträume. Romantisch bis in den letzten Winkel - jedoch ohne auch nur den Hauch der Realität.

Die kam dann, als Mann mir sagen wollte, wie das Leben funktionierte. Wie es auszusehen hatte. Wie ich auszusehen hatte. Welche Farben meine Träume zu haben hatten. Dass der Himmel blau oder grau und die Sonne gelb war. Dass das Leben schwarz und weiß war.

Dann kam ein Mann, der mir sagte, wie die Liebe funktioniert. Wie ich aussah: Ich erkannte mich, auch ohne in den Spiegel zu sehen. Welche Farbe meine Träume haben: Ich begann wieder zu schreiben und zu malen. Dass sich der Himmel in einer unendlichen wunderbaren Weite spannen kann und sich aus diesem die Sonne mit ihren sattgoldenen Strahlen ergießt: Wie oft lag ich seither im Gras, einen Halm im Mund, die Arme unter dem Kopf verschränkt. Dass das Leben unwahrscheinlich viele Farbnuancen besitzt: Ich lache und ich weine wie ich immer lachte und immer weinte, und ich möchte nichts davon vermissen.
Immer wieder bin ich gestürzt und wieder aufgestanden.
Immer wieder habe ich gezweifelt und mir selber misstraut.
Immer wieder habe nach mir und meinen Träumen gesucht. Sie immer wieder in die Sonne gehalten, von allen Seiten beschaut, um zu sehen, ob es auch wirklich meine Träume sind.
Und ich hatte Angst, diese Träume zu verlieren, sie zu vergessen inmitten des Alltags, inmitten all der Menschen, die andere Träume besaßen.
"Fotografier oder kauf dir Bilder, die dich an deine Träume erinnern. Häng sie dir überall hin. Leg dir deine Muscheln überall hin. Alles das, was dich an dich selbst erinnert. Dann vergisst du auch nichts", hatte mir irgendwann mal ein kluger Mensch gesagt.
All das habe ich getan. Und bin dabei immer öfter Menschen begegnet, deren Träume dieselben Farben haben wie meine. Auch das ist es, was so gut tut.

"Du bist erwachsen geworden", hat mir einst jemand gesagt, und es ist noch nicht so sehr lange her.
In meinem Inneren... Ich habe noch immer vor so vielem Angst. Ich zweifle noch immer und das Wort Urvertrauen weiß ich nur noch zu buchstabieren. Wenn jemand hinter mir stünde und sagte: Schließ die Augen und lass dich fallen, ich fang dich auf - dann würde ich es noch immer nicht tun können. Er könnte ja abgelenkt sein, einen Moment nicht hinschauen und ich würde fallen.. Gleichsam der Angst eines noch immer kleinen Mädchens, das sich fürchtet vor der Dunkelheit und vor dem Furchterregenden, was diese Dunkelheit zu verbergen sucht.. So dass ich auch gern dem Gefühl erliegen möchte, mich zu verstecken.. Hinter jemandem. Hinter Türen. Hinter meiner eigenen Maske..

Und doch... hat mir heute niemand mehr zu sagen, wie das Leben funktioniert, wie das Lieben funktioniert, was gut ist oder schlecht; wer ich bin oder auch nicht bin. Niemand hat mir zu sagen, was ich tun darf oder auch nicht, niemand hat darüber zu entscheiden, welchen Schritt ich ausprobieren kann und welchen nicht.
Niemand hat mir zu sagen, dass mein Lachen zu laut sei.
Niemand hat mir zu sagen, wann mein Tag zu beginnen, wann er zu enden hat und womit dieser angefüllt wird.
Niemand hat mir zu sagen, woran ich glauben und wovon ich träumen darf. Und wofür ich lebe.
Niemand hat mir zu sagen, wer ich bin..

All das entscheide ich.
All das lebe ich.
Mit den Menschen,
deren Träume
dieselben Farben haben.

Und all das ging mir heute Abend durch den Kopf bei diesem Song, den mir eine Freundin schickte und den ich bis dato noch nicht kannte...



Thanks for remember Me..
Little big girl..




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