Mittwoch, 30. Mai 2012

Konzentration, bitte! Oder: Die Zeit der Zerrissenen

...dachte ich so bei mir, als ich feststellte, dass ich die frische Ananas in den Container entsorgt, dafür aber den Abfallbeutel sorgsam mit in das Büro genommen hatte.
Sicherlich konnt ich mich auch vor mir selber damit herausreden, dass ich einfach nur wieder viel zu wenig schlief und in dieser kurzen Zeit auch von irren wirren Träumen geplagt wurde. Wie so oft in der letzten Zeit. Wie oft erwache ich zur Zeit morgens schweißgebadet, mit klopfendem Herzen und dem beruhigenden Anblick der Morgensonne in den Winkeln meines Zimmers.
Ich meine, ich hab mich irgendwie ja in der letzten Zeit schon auch vor mir selber ein wenig beklagt, dass der Tag gerne auch mal achtundvierzig Stunden haben dürfte. Wohl wissend, dass alles nur nach gutem organisatorischen Geschick verlangte. Aber davon... besitze ich persönlich... Na ja, ich will nicht sagen, ich hätte gaaar keins, nein also so ja nun auch wieder nicht. Gleichwohl aber auch besitze ich auch als untypischer Zwillinge-Geborene die Eigenschaft, mich zu verzetteln, überall und nirgends zu sein, am liebsten alles sehen, entdecken, erfahren wollen - und mit der Fülle der Eindrücke und Erlebnisse kaum mehr umgehen zu können.
Nein, ich will nicht schon wieder die ewig wiederkehrende Selbstbezichtígung des Alter(n)s auffahren, das würde ja nun wirklich langweilig werden.
Irgendwie aber hab ich doch in letzter Zeit so bisschen das Gefühl - wieder mal - als wenn mir Impressionen so ein wenig über den Kopf wachsen und dann bin ich versucht, meine Freundin zu zitieren, die einst meinte: "Ich wünsch mir mein ruhiges, beschauliches Leben zurück."
Aber watt soll ich Euch sagen, is natürlich alles nur Gerede. Keine von uns will irgendwohin zurück, wir stürmen immer weiter, immer vorwärts, irgendwie ;) Ich weiß ja auch, wo ich hin will, ich weiß nur noch nicht, wie ich das alles zeitlich schaffen soll und wie ich das eine oder andere überhaupt anstellen soll und je mehr mir um die Ohren schwirrt, umso mehr zieh ich mich doch ein Stück weit in die Traumwelt zurück. Kein Wunder also im Grunde, dass mir heute jemand sagte: "Na du, die letzte Zeit hatte dein Blog aber nicht viel Realität." Kann sein. Oder liest er nur zu ungenau? Oder viel zu genau? Andererseits: Heißt es nicht auch
"Wirklich reich ist der, der mehr Träume hat als die Realität je zerstören kann"?
Und ist es wirklich eine illusionäre Flucht vor dem Alltag, wenn die Tagträume latent überhand nehmen?



Vermutlich bin ich einfach nur urlaubsreif, siehe Ananas-Aktion, und der Alltag... begrapscht mich jeden Tag. Ich erzähl nur nicht immer davon, weil, das kennt Ihr alles selber, muss ich Euch nicht auch noch die Ohren vollheulen. Zum Beispiel von der Aktion, dass Junior II. mir meine gut gehüteten Milchkühe aus dem Versteck zerrte und gnadenlos niedermachte. Bis auf die allerletzte Kuh. Klasse. Da stand ich nun mit tropfendem Zahn in Erwartung weicher süßer Gummibärchen, wie geschaffen für das Gebiss ab Vierzig. Und ohne Milchkuh.
"Ach das waren deine", redete der sich auch noch heraus, "ich dachte, mein Bruder hat die versteckt."
Nichts ist mehr sicher bei Ziggenheimers. Nichts. Alles, das nicht niet- und nagelfest ist, wird entweder demoliert, verschenkt oder eben einfach gegessen.
Oder dass er mir heute Morgen seine Notenkarte hinhielt "Unterschreib!" So einen rüden Umgangston bin ich ja eigentlich nur im Büro gewohnt. Nicht umsonst trinke ich soviel Kaffee mit süßer Untermalung von Schokokeksen. Irgendwie muss das Elend ja zu ertragen sein. Aber höchstwahrscheinlich wollte Junior nur von dem Umstand ablenken, dass diese Notenkarte seit dem 2. Mai in seinem Spind lag, er sie mir heut Morgen in aller-allerletzter Minute vorlegte in der Hoffnung, ich würde neben den - zugegeben - gut verteilten Zweiern und Dreiern auf die doch mehr wie einfach verteilten Vierer und den Fünfer und auch den Sechser ("Hausaufgabe vergessen, ja Mudda, sowas kann doch mal passieren" - und in Klasse 9 gibts ja keine Lehrereinträge mehr. Immerhin bringen wir der Jugend bei: Gepetzt wird nicht.) und ergo auch sein Inventar in Form von Playstation, Laptop & Co. unberührt lassen und nicht in der abschließbaren Kammer versenken.
Gesagt habe ich jedenfalls nichts, aber ordentlich mit den Zähnen geknirscht. Ich meine, es war 7.29 Uhr und um 7.40 Uhr beginnt sein Unterricht. Viel Zeit fürs Lamentieren blieb ergo nicht. Höchstens für ne Kopfnuss, aber das liegt nun leider wiederum nicht in meiner Mentalität.
Oder dass er sagte: "Ich würd mich gern im Fußballverein anmelden" - was ich ausgesprochen enthusiastisch begrüßte (endlich weg vom PC!), ohne die Folgen zu bedenken, die da bedeuten: "Ich brauch 60 Euro für Fußballschuhe. Und die Anmeldegebühr. Und du musst dann Monatsbeiträge bezahlen."
Tja. Mudda. Da guckste, wa?
Das ist auch Alltag. Sieh mal zu, wie du klar kommst und was dann noch für deine eigenen Träume übrigbleibt.
Aber ich beklag mich nicht. Nö. Ich doch nicht. Ich.. träum dann eben ein bisschen mehr. Tags wie ich will. Nachts wies kommt. Renne weiter scheinbar ziel- und planlos durch die Welt, hoffe auf bessere Zeiten  und schieb inzwischen das alles einfach auf die Sterne:
"Ach.. du hast ja bald Geburtstag, klar, die Zeit der Zerrissenen hat begonnen; na das erklärt ja alles, was bei dir momentan so abgeht. Na dann wohl bekomms!"

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