Und da ist er nun vorbei, der Urlaub, der erste richtige Urlaub seit fast zehn Jahren, auf den ich mich echt gefreut hatte. Neben den paar hundert Fotos, die auf die Speicherkarte gebannt sind, bin ich auch echt froh über das Reisetagebuch mit den täglichen Eintragungen, mit denen ich jetzt noch versuche zu resümieren, was ich alles gesehen, erlebt und erfahren habe.
Zwölf Tage lang jeden Tag eine andere Stadt sehen und erkunden, da wusste ich am Ende nicht mehr so genau, was ich alles so gesehen hatte und vor allem, wo ich eigentlich überall gewesen war.
Die erste Nacht am Gardasee - links rauschte der See derart, dass ich glaubte, ich wäre am Meer, rechts rauschte die Klospülung des Gemeinschaftsbades - und anschließend ging es in die Toskana über Saló, Siéna, Montalcino, Montepulciano, Pienza, Sarteano und von dort aus nach Florenz, weiter nach Venedig und auf dem Rückweg nach Sexten in den Dolormiten.
Kein Wunder also eigentlich, dass ich nun vier statt zwei Beine habe - rechnet man die Gehhilfen dazu - und eine akkurat angebrachte Fußbandage. Aber das, was ich erlebt habe, ist das allemale wert. Wie sonst zum Beispiel hätte ich eine echte italienische Miss Supermercato Pissnelke kennen gelernt, die uns aufgebracht in perfektem Italienisch anherrschte, wieso wir mit unseren 21 - ein-und-zwan-zig! - Produkten die Selbstbedienungs-Schnellkasse bedienten, an der kein einziger Kunde stand und wir außerdem kein einziges Wort italienisch verstanden? Ich fand, das war ein echtes Lustspiel, ein ganz persönliches Highlight an diesem Tag und so hatte Mutti am Abend wenigstens was zu lästern über die dummen Deutschen, die ein - zugegebenermaßen in ausreichender Größe angebrachtes und leicht verständliches - Schild großzügig übersehen hatten, nach dem man eben nur mit maximal 15 Produkten an die Selbstbedienungs-Schnellkasse durfte. Na gut.
Ich bewundere jetzt noch, wie unglaublich schnell die Italiener sprechen können, ohne sich dabei auch nur ein einziges Mal zu verhaspeln!
Die freundlichsten Menschen fanden wir übrigens in der tiefsten Toskana, neben einer ausgesprochen beeindruckenden Landschaft - und dazu schien jeden Tag die Sonne mit bis zu 34 Grad im Schatten. Der Wahnsinn. Echt.
Zum ersten Mal habe ich die Plantage eines Winzers betreten und durften wir uns auch das Heiligtum anschauen: den Keller voller Weinfässer. Spontan mochte ich diesen alten Herrn, der einfach so neben uns Unwissenden hielt, mit uns sprach und uns erklärte, warum er seine Reben mit Mozarts Klängen verwöhnte. Klar - er wollte letztlich auch nur eins: verkaufen. Aber er tat das mit so einer Leidenschaft für den unbestritten knochenharten Job, mit so einer Liebe zu dem, das er da jeden Tag vollbrachte, das ich mir anschließend nicht mehr vorstellen kann, eine Flasche Wein mal eben nur so im Supermarkt zu kaufen. Einfach nur eine... sehr intensive Erfahrung - so empfand ich es.
Und Florenz? Ich hatte ja echt gedacht, das sei eine supermoderne Großstadt, was weiß ich, wie Berlin vielleicht oder so. Nichts da. Eine wunderschöne Architektur, alles von vor Jahrhunderten erhalten - aber unglaublich schmutzig. So ist mir Florenz in Erinnerung geblieben: Laut, schmutzig und alt.
Ganz anders dagegen wieder in Richtung Venedig über Jesolo und Punto Sabiato: Ein Flair, wie man es bei uns von den Badeorten kennt, und sehr sauber, wenn man nicht gerade in Bäche schaute, die den Straßen folgten, und wohl, so hatte es den Anschein, von Urlaubern aus fahrenden Autos heraus mit allen möglichen leergetrunkenen Flaschen bestückt wurde.
Venedig selbst... Ich hatte - abgesehen von Florenz - lange keinen Ort mehr erlebt, der von soooo vielen Menschen vollgestopft war. Unglaublich, wie viele Menschen so auf einen Platz, in eine Straße oder gar eine Gasse passen. Und trotzdem hab ich sie genossen, diese Stadt so ohne Autos, begehbar nur zu Fuß oder mit dem Boot. Den Fischmarkt. Den Obst- und Gemüsemarkt. Ehrlich gesagt, mir gibt das echt mehr als die Besichtigung von architektonischen Wundern, von denen ich Banause ohnehin nichts verstehe.
Und das Meer... DAS MEER!!! Ziemlich schlammig, aber erstaunlich warm das Wasser - und das Ufer voller wunderschöner Muscheln! Leider waren die schönsten unter ihnen noch bewohnt und darin bin ich nun echt kein Banause: Die Lebenden gehörten alle wieder zurück ins Meer.
Und von den Dolormiten ist mir nunmehr vor allem eines in Erinnerung: der Temperatursturz von 34 Grad im Schatten auf ca. 3 Grad und einer Schneefallgrenze fast bis vor die Haustür - na und die charakteristischen Bergkämme natürlich! Ich bin ja eigentlich kein Fan der Berge, meine Leidenschaft gehört wirklich nur dem Meer - aber hier konnte ich einmal mehr kaum aufhören zu fotografieren und ein Motiv nach dem anderen auszuwählen.
Ja und nun... Bin ich wieder zurück auf deutschem Boden, noch nicht zu Hause, aber irgendwie schon daheim, auf der Terrasse steht der Papiersack mit Pinienäpfeln, Tannenzapfen und den ganzen Muscheln - und übervoll mit Eindrücken, die ich jetzt noch dabei bin zu verarbeiten.
Apropos verarbeiten: Was da in Italien mit mir los war, weiß ich auch nicht so genau, aber ich habe jede, wirklich jede Nacht in Farbe geträumt und derart durcheinander, dass ich morgens kaum wusste, wo ich war, wer ich war und wieso ich ein solches Durcheinander von Gruseligkeiten und Dingen, die tagsüber thematisiert waren, träumte. Das passiert mir ja im eigenen Bett auch - aber nicht jede Nacht und auch meist nur schwarz-weiß.
Na ja. Es is, wie es is. Fakt ist - es waren wundervolle, beeindruckende, faszinierende Wochen - und ich bin glücklich, dankbar und überhaupt, dass ich das erleben durfte.
Mit oder ohne Klumpfuß :)
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