Mittwoch, 28. November 2012

Tombola des Grauens

Früher mochte ich das gar nicht - die Gleichmütigkeit des Lebens. Ein stiller Fluss des Lebens, der gemächlich und jeden Tag auf dieselbe Weise den Weg hinunterspülte.
Dann begann es, das andere aufregende Leben und ich lernte, für mich allein zu entscheiden, für mich allein zu leben.

Ja... Wenn ich heute so resümiere, dann habe ich wohl nicht gut auf mich geachtet. Nicht genug auf mich geachtet. Hab ich zuviel auf andere geachtet und mich selbst dabei verloren?

Heute Abend, ungefähr drei Monate, nachdem alles begann, habe ich mich endlich mal auf den Weg zu meinem Doc gemacht. Irgendwie ging nix mehr und selbst ein Sturmichel wie ich musste einsehen: "Jünger wirste eben oooch nich." Auch die unter der Hand angepriesenen Hausmittel wie Heilerde vermochten ihren Dienst nicht zu verrichten. Und das Zeug schmeckt wirklich wie.... "Datt is wohl een Vorgeschmack für viel später, oder?" richtete ich noch ein Grinsen in die Mittagsrunde.

Und so schwang heut Abend  der Doc das Rädchen, die Tombola des Grauens und was kam dabei heraus?
"Sie haben den Hauptpreis, Sie haben ein Magengeschwür gewonnen!"
Mein allererster Gedanke ging zu meines Vaters Worten, der ja immer zu sagen pflegt: "Spotte nicht mit der Eule, das is auch nur 'n Vogel." Und hatte ich nicht erst letzte Woche noch im trauten Kollegenkreis gewitzelt: "Wenn das hier so weitergeht, krieg ich noch ein Magengeschwür!"? Ja Helma... Hättste dir lieber mal einen besseren Witz einfallen lassen. Frei nach: Wenn das so weitergeht, werde ich Bundeskanzler.
Dann kann ich auf Staatskosten durch die Welt reisen, Briefe unterzeichnen, die andere für mich ausgedacht und auch gleich noch geschrieben haben, sowie mich auf ein Kaffeekränzchen einladen bei denen, die Millionen Schulden verursacht haben, nur um dort sinnieren, wie wirs anderen Leuten wieder aus der Tasche ziehen.
Ha ha!
Schon wenn ich drüber nachdenk oder über die saftige Strompreiserhöhung, die mir gestern ins Haus geflattert kam,  da bekomm ich ein zweites... nein nein nein, ich sprechs besser nicht aus, man weiß ja nie, ich habs kapiert!

Mein Puls war vermutlich auch nicht der Beste, mein EKG will er morgen noch mal wiederholen und beim Blutdruck staunte er: "155?" Das wollt ich gar nicht glauben. Dafür, dass er für gewöhnlich im 90er Bereich rumkriecht (mir kommt grad so in den Sinn... Diese Größenordnung könnte sich ja mal meine Hüfte vom Blutdruck abgucken? Wie war das noch mit Teamgeist?), staunten wir nun in geeinter Zweisamkeit, doch wischte ich seine Bedenken kurzerhand vom Tisch: "Wissense, datt is bestimmt noch von vorhin, isch hab misch förchterlich offgerescht beim Autofahren!" Da hat er dann doch gelacht, der Doc, und mir drei gnadenlose Zettel präsentiert.
Ein Rezept für den Magen.
Ein Belehrungszettel für das morgige Labor.
Und einen gelben Zettel für die amtlich verordnete Auszeit.
Den Tombola Bonus gabs dann noch gratis mit auf den Weg: "Wenn das bis Montag nicht besser ist, weise ich Sie in die Klinik ein." è basta. Da kennt er kein Pardon, der Doc.
Aber er kennt mich eben nicht. Die Helma Ziggenheimer. Das nordische Unkraut, das nicht vergeht.  Die hat mal eben ihr Hamsterrad gestoppt. Vielleicht kapiert sies ja jetzt endlich. Besser spät als nie.

http://derhonigmannsagt.files.wordpress.com/2012/08/hamsterrad.gif



Keine Kommentare: