Samstag, 1. Februar 2014

Kein offenes Buch, aber vielleicht eins mit Lesezeichen


Ich muss ja immer ein bisschen in mich hineinlachen, wenn die gelben Seiten behaupten, sie kennen mich genau und wüssten alles über mich bzw. darüber, wie ich "ticke". Selbst mein Ex-Mann musste irgendwann einsehen: "Ich denke immer, ich kenne dich und weiß genau, wie du auf was reagierst. Und dann reagierst du völlig anders. Ich kann dich irgendwie nie berechnen." Na ja, das wäre ja auch schlimm. Ich fände es langweilig, wenn man so berechenbar wär. Wenn man haargenau alles vom anderen wüsste, kennt und so weiter.
Es ist wohl auch so gewesen, dass ich, als ich so um die 16 - 17 - 20 - 25 Jahre ein offenes Buch war: Was ich dachte, wie ich mich fühlte, das sah man mir einfach immer an und ich hab mir wohl auch nicht viel Mühe gegeben, das bzw. mich zu verbergen. Das hat sich doch recht verändert, seit ich alleine lebe. Wobei ich auch denke, dass das nicht nur was mit dem Alleinleben zu tun hat, sondern auch mit dem Alter(n): Man entwickelt sich, dahin oder dorthin, und nicht jeder Weg geht dabei immer geradeaus.
Wobei ich natürlich auch nicht unbedingt sagen würde, dass ich nun so gar nicht berechenbar wär. Auch eine Helma Ziggenheimer lebt mit gewissen Gesetzmäßigkeiten ;)
Heute Nachmittag Mittag fiel mir das wieder ein, als ich in des gelben Seitens Küche stand und unsere aktuelle Lieblingssuppe zubereitete: Möhrensuppe mit vieeel Ingwer und Koriander. Man zerlasse ein wenig Butter, gebe zwei geschnitzte Schalotten, zwei Bio-Knoblauch (nicht der mit den Zehen, der Bio-Knoblauch schmeckt einfach anders, um nicht zu sagen, fantastisch) und Ingwer nach Geschmack (ich wähle gerne eine mittelgroße Knolle, frischer Ingwer ist nicht nur lecker, er dämmt auch den Schmerz im Körper - für den, ders braucht), bisschen braunen Zucker dazu und die abgeriebene Schale einer Limette, dann schnipple man 800 - 1000 g Karotten dazu, gebe zuletzt ca. 700 ml Hühnerbrühe und den Saft der Limette dazu sowie eine Avocado, lasse es köcheln bis zur Pürierfähigkeit, dann schneide man den frischen Koriander dazu (ich nehme immer den kompletten Bund, weil ich Koriander sehr mag) und nach dem Pürieren noch zwei Esslöffel Creme fraiche - fertig ist das einfachste und leckerste Menü ;)
Oh Gott... Hab ich jetzt echt ein Rezept geschrieben? Ich - die nie nie nie einen Kochblog führen wollte? :) Ich würde ja jetzt sogar noch ein Foto mit dazufügen - aber ich schreibe hier auf dem Mac der gelben Seiten - und dieser Herr mit den leicht paranoiden Zügen hat seine Sicherheitseinstellungen so konzipiert, dass ich jetzt hier nüscht mehr machen kann, bevor ich nicht gefühlte Millionen Freigaben getätigt habe. Orrrr - da krieg ich Schwämmchen! Und verzichte lieber auf ein Bild. Tut mir leid.
Ja jedenfalls: Wenn ich zu Hause bin und meine Wohnung in Ordnung bringe oder koche, geht das nur in Begleitung mit Musik. Sonst komm ich einfach nicht in Schwung und hör oft schon nach dem Allernotwendigsten auf. Mit Musik aber... Ja und hier in Bavaria lacht die Sonne, es sind satte 9 Grad PLUS!! (Shitkram elender, warum hab ich einfach keinen Flatterrock mitgenommen? Ich sags ja: Man kann nie genug einpacken, irgendwas fehlt am Ende IMMER!) - dazu die Musik, das Schnipseln von frischem Gemüse - hach, da lacht sogar mein Herz :)
Als meine Musik begann zu streicheln oder auch zu hämmern, verzogen die gelben Seiten anfangs das Gesicht: "Was hörst du nur immer für Musik? Irgendwie ist es immer dasselbe." Finde ich zwar nicht, aber OK, jedem seine Meinung. Als dann die Titel von VNV Nation (zum Beispiel) auf die Simple Minds (zum Beispiel) schwenkten, guckte er ganz erstaunt zu mir in die Küche: "Seit wann hörst du denn sowas? Ist ja ne ganz andere Richtung." Und ich, mit dem größten seiner Küchenmesser in der Hand, lächelte angriffslustig: "Sach ich doch immer: Du weißt eben NICHT alles von mir!"
Vor ein paar Tagen übrigens las ich in irgendeinem Blog (ich weiß leider nicht mehr, bei wem), dass die Mucke der 80er und 90er Jahre es durchaus vermochte, uns Energie zu vermitteln, uns schwungvoll zu machen und voller Lebensfreude, während die aktuellen Jahre eher... traurig und schwermütig und ein Stück weit auch depressiv stimmend machen. Wenn ich das so im Hinterkopf hab und Musik höre, muss ich echt sagen: Derjenige Blogger hat wirklich recht, sehr gut beobachtet. Nicht umsonst auch gehts meinem Lieblingskollegen und mir morgens und abends immer am besten, wenn wir nur den einen Radiosender anstellen und fast jeden Song aufdrehen und mitgrölen.
Oh ja, das fetzt. Und oh ja, das wird mir echt sowas von fehlen, wenn ich dann erst in Bavaria wohne.
Aber gut, loslassen, Helma, dafür warten hoffentlich neue, wunderbare Sachen auf dich. Und hoffentlich neue, entspannte Kollegen. Nu ja, gucken wir mal.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

So eine Aussage "... sie kennen mich genau und wüssten alles über mich bzw. darüber, wie ich "ticke" würde ich nicht mal über mich selbst treffen wollen. Klar gibt es Automatismen, Routineabläufe und Vorlieben. Aber ich würde nicht für mich die Hand ins Feuer legen, dass ich in irgendwelchen Situationen mal komplett anders reagiere, als es sonst immer der Fall war. Und ganz ehrlich? Das ist gut so. Wie öde ist das denn, wenn jemand total berechenbar ist?! ;))

Möhrensuppe?! *g* Mein absoluter Liebling derzeit. Aber ohne Ingwer. ;)

Leser-Rolle hat gesagt…

Die Langversion ist "anderswo" zu finden ... es brauchte ein paar Tage zuhause, um endlich dem Link zu folgen, den ich schon so lange hatte (seit damals, als dich jemand dazu trieb, "anderswo" alte Beiträge zu löschen.

Danke für den Einblick in deine Wirklichkeit und Gedankenwelt ... von damals bis ins Jetzt.

Grüsse aus/von der Leser-Rolle

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Anna, nachdem ich die letzten Tage nicht schreiben und nicht mal lesen konnte, möchte ich jetzt erst mal auf die Kommentare eingehen :)
Und ja, genau, ich fände es auch todsterbenslangweilig, wenn man allzeit berechenbar wär.
Hach ja, die Möhrensuppe ist echt soooo lecker, ich mag überhaupt gerne Möhren, in den verschiedensten.. äh.. Variationen *lach*. Ich mag auch Ingwer total gern, schmeckt übrigens auch sehr lecker zu heißem Birnensaft. Hab ich mal vor zwei Jahren oder so getrunken, war echt lecker, glaubt man gar nicht ;)

Liebe Lese-Rolle, ich glaub, ich weiß, wer Du bist - und ich freu mich, dass Du jetzt auch hier warst :)

Leser-Rolle hat gesagt…

Richtig geraten ... du wirst übrigens "anderswo" von einigen vermisst ...

Ingwer ist eine Wunderknolle - als Tee, in Suppen, in Smoothies und in vielen Pfannengerichten. Meine Favoriten: Kürbis-Ingwer-Kokossuppe und Ingwerhühnchen, Smoothie mit Apfel, Möhre, Orange und Ingwer.