Mit dem Rücken lehnte ich an der Wand, hielt die Knie an den Körper gepresst und die Arme um die Knie geschlungen. In meinem Körper spürte ich das Vibrieren des Holzfußbodens, der den Takt der Musik aufgenommen hat.
Und ich fühle mich still und ganz ruhig.
Fühle das Puckern in meinem Knie und in der Hüfte, in meiner Schulter und in meinem Handgelenk.
Und fühl mich immer noch ganz still und ruhig.
Sohnemann hat sich schon ein wenig informiert. Es gibt nur die Marine, die Luftwaffe und das Heer. Marine gibt ihm nichts, Luftwaffe will er nicht - und dann lächelte er mich an und mir zog sich alles zusammen.
"Du kannst nächste Woche Montag zu mir ins Büro kommen", sagte ich dann ganz ruhig, "ich hab einen Kollegen, der ist letztes Jahr nach zwölf Jahren vom Bund gekommen. Ist vielleicht ganz gut, wenn du dich auch mit jemandem unterhältst, der selber dort war. Der das alles nicht nur von irgendwelchen Flyern oder vom Hörensagen kennt."
Er schlug ein in die angebotene Hand.
Ich weiß, ich kann und ich darf ihn nicht daran hindern, seinen eigenen Weg zu finden und zu gehen.
Er soll das tun, was ihn erfüllt, was er mag, was ihm gefällt.
Ich will ihn nur nicht verlieren. Keines meiner Kinder. Nicht in einem sinnlosen Krieg, den Menschen in ihrer Besessenheit nach Macht führen, in ihrer Gier, immer noch mehr zu wollen, auch das, was ihnen nicht gehört...
Vielleicht will er dann nach dem Gespräch immer noch dahin und vielleicht ist das auch okay so.
Er muss ja deshalb nicht in den Krieg ziehen. Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, und vielleicht ist es ja am Ende eine von den anderen.
Das wünsche ich mir so sehr. Eigennutz? Ja dann ist es eben so.
8 Kommentare:
Ich verstehe dich. Informiert euch beide. Bundeswehr bedeutet nicht immer Kriegseinsatz.
Du würdest daran zerbrechen, wenn dein Kind vor dir sterben würde? Helma, ich verstehe dich.
Liebe Grüße.
Alex
Ja Alex... Ich glaube, ich würde daran zerbrechen. Ich glaube, dass es nichts Schlimmeres gibt, als das eigene Kind zu begraben.
Aber ich hab mich auch wieder zur "inneren Ordnung" gerufen. Wie Du schon sagst: Es bedeutet nicht immer Kriegseinsatz. Und ich hoffe, ich kann ihn davon überzeugen, eine der anderen Möglichkeiten zu wählen.
Ich hasse Krieg. Ich hasse es!
Und ich verabscheue Gewalt.
Scheiße, warum hat er DAS nicht von mir..
Ich war acht Jahre beim damals größten Trachenverein Deutschlands....das war einfach (80-88).
Papa, beim Bund und beide Großväter dienten im Krieg, der eine freiwillig der andere gezwungen. Der Freiwillig ist gefallen, der Gezwungene hatte das PTBS und keiner hörte ihm zu.
Ich kannte nix anderes und bin deshalb hin, aber schon damals gab es Jungens die es als Abenteur sahen und ich glaube das ist ins uns "Buben" drin.
Keine Ahnung was ich Dir empfehlen kann, soll....irgendwie ist das alles dann fehl am Platze.
Ich wünsche Dir die Kraft die Entscheidung Deines Sohnes zu akzeptieren, egal wie sie ausfällt.
Ich verneige mich.
Danke, Hans. Wirklich.
Wie auch immer er sich entscheiden wird, ich kann es nur akzeptieren. Was bleibt mir auch sonst??
Es ist doch mein Junge.
Und ja - das ist es, was ich auch glaube: dass er es vor allem als Abenteuer empfindet.
Also wie immer gilt: Ruhe bewahren und abwarten. Die meisten trinken dann Tee. Ich hol mir jetzt noch einen Kaffee und stürze mich in die Arbeit.
Als 1991 weltweit die Alarmglocken schrillten,weil der Irak Kuweit besetzte...war ein Freund von mir gerade seit einigen Monaten beim Bund.
Er hat dann von dort aus verweigert,keine Waffe mehr angefasst,ansonsten alles mitgemacht und war nach wenigen Wochen draussen bzw.Zivi.
Keine Ahnung,ob das heute auch noch so simpel ist,kannst ja mal das nächste Kreiswehrersatzamt anrufen.
Falls es Deinem Sohn zu brenzlig wird,oder Befehle zu unangemessen erscheinen...ist das evtl.eine Option.
Deine Bedenken finde ich überhaupt nicht eigennützig,sondern selbstverständlich und normal. Man macht sich ja schon Sorgen um die Kinder,wenn sie nur in eine andere Stadt ziehen.
Lieber Herr Snow, ja, ich glaub, man kann heut immer noch verweigern bzw. kann man wohl ausschließen, dass man in den Krieg ziehen muss.
Was mich so bedrückt: Junior selbst will das gar nicht unbedingt ausschließen.
Andererseits denke ich, dass er ja noch gar keine wirklichen Vorstellungen von der Bundeswehr-Realität hat. Je nachdem, wie alles kommt, sollten wir vielleicht auch erst mal die Grundausbildung abwarten.
Ich kann fast körperlich spüren, wie er immer noch dabei ist, seinen eigenen Sinn des Lebens zu finden, den Weg, den er gehen möchte.
Als er noch kleiner war, war er ein Kind, der Musik über alles liebte, der sehr gern malte und Märchenbücher oder Geschichten über freche Jungs ("Der wilde Max" war seine Lieblingsreihe) liebte.
Heute hat sich alles um fast 180 Grad gedreht, er hat sich völlig verändert; aus dem offenen, herzlichen Kind, das gerne und viel lachte, ist ein verschlossener, introvertierter junger Mann geworden. Eben auch einer, der noch nach sich selbst sucht.
Vielleicht liegt sein Weg irgendwo zwischen dem Kind und dem Mann, und ich möchte ihn freilassen... Nur nicht mit der Waffe in der Hand..
Mal schauen, was das Gespräch am kommenden Montag bringt. Wenn zu den ersten flachen Informationen echte Insiderkenntnisse kommen.
Ein gewisses Maß Introvertiertheit gegenüber seinen Eltern(auch wenn es momentan ein großes Maß ist) finde ich genauso normal,wie Deine Besorgnis - besonders in seinem Alter.
Dinge ausschließlich mit sich selbst "klarmachen" ist SO wichtig,ebenfalls in dem Alter.
Euer Verhältnis zueinander ist doch toll,soweit ich das aus Deinen posts herauslesen kann.
In ein paar Jährchen wird er wieder offener sein,ganz bestimmt.
Wie Du schon sagst - er will den Waffendienst gar nicht ausschließen...nun ja,er muß ihn erst leisten,um sich ein Urteil zu bilden.
Stell Dir vor,er bleibt dabei und ist in 30 Jahren einen besonnener General,der hitzköpfige Kriegstreiber in ihre Schranken weist.
Könnte passieren.
Liebe Helma,bleib weise und offen,dann wird die Sorge um ihn nicht größer werden.
...Danke für diese Worte, wirklich danke.
Es kann vieles und alles passieren und letztlich.. war ich ja immer so gestrickt, dass ich die Dinge auf mich zukommen ließ, frei nach dem Motto meines Vaters "Nix wird so heiß gegessen wie es gekocht wird."
Und ich bin auch immer wieder sehr, sehr froh, dass es ist wie es ist zwischen meinen Söhnen und mir.
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