...wegen derer man sich derart in die Haare kriegt, dass man sich
anschließend wochenlang nicht mehr sieht und hört. Was Junior und ich vor
wenigen Jahren schon mal hatten, scheint wieder zu passieren - und ich verstehe
immer noch nicht, wo mein Fehler liegt.
Ich habe doch nur festgelegt, dass Junior I die Wohnung
staubsaugt, wenn er von der Arbeit kommt. Mal abgesehen davon, dass dies eine
Sache von maximal fünf Minuten ist (ja, unsere Wohnung ist so klein), war er ja
auch der Verursacher gewisser.. äh.. Krümeligkeiten, die ich beseitigt wissen
wollte. Oder erwartet man(n) ernsthaft von mir, dass ich, wenn ich um 23.20 Uhr
nach Hause komme, noch das Gerät zücke und die "Arbeit" des
Verursachers beseitige? Nicht wirklich. Junior kratzte sich noch am Kopf:
"Echt? Hab ich das gemacht?" Und damit schiens für mich geklärt.
Bis ich gestern Abend nach Hause kam und feststellte: nix gemacht.
Dafür lag Sohnemann vor laufendem PC und laufendem TV, weil die
Lieblingssendung lief und man sich in den Werbepausen beim Kicker
weiterzubilden hatte.
"Du Spatzl, wenn Werbepause ist, saugst du die Wohnung durch.
Hatte ich dir heut morgen gesagt, hast du aber immer noch nicht erledigt."
Was dann folgte, lässt sich eigentlich... nur schwer wiedergeben:
Erst glaubte ich, er springt mir ins Gesicht - weil er sich mit so einer
heftigen Bewegung erhob. Dann entstand eine Diskussion über Für und Wider, über
das, was Junior I alles tut und Junior II nicht, die faule Sau, der Kronprinz,
dem alles bis sonstwohin geschoben wird.
Ich war richtig überrascht über das, was mir da entgegenwehte -
aber es war kurz vor 19 Uhr, ich hatte einen langen Tag hinter mir, ich hatte
inzwischen mit Junior II den Einkauf erledigt, das Abendessen wollte noch
zubereitet werden - und all die tausend kleinen Dinge, die eben... zu tun sind,
wenn man drei Tage nicht zu Hause ist, die Wohnung aber von der Jugend
bevölkert wird. Die meisten von uns werden wissen, wovon ich rede. Jedenfalls
war ICH gestern Abend weder willens noch mächtig, irgendwelche Diskussionen zu
führen. Mir ist egal, wer WAS macht, für mich ist wichtig, DASS wir alle etwas
tun und damit alle auch zum Familienleben beitragen. Und da will ich nicht
darüber diskutieren, dass einer IMMER staubsaugt und der andere IMMER abwäscht,
weil der eine das Staubsaugen hasst und der andere das Abwaschen. Ich habe auch
nicht immer wieder Nerv und Kraft, über solche Banalitäten zu diskutieren - ich
wills erledigt wissen und mich darauf verlassen können. Und nicht, dass die
Jugend sich an die Gurgel geht, währenddessen sie einander alles vorrechnen und
am Ende ICH alles mach, damits überhaupt jemand erledigt.
Das Ende vom Lied war, dass ich nach einer dreiviertel Stunde, in
der ich das Abendessen zubereitete, selber zum Staubsauger griff - und dafür
aber Junior I das Auto strich: "Wenn ihr mich hängenlasst, dann darf ich
das doch auch, oder nicht?" Was bedeutete: Wenn ihr mir Arbeit macht, mach
ich euch auch welche - und Junior würde nicht bequem mit dem Auto zur Arbeit
fahren, sondern bittschön den Bus nehmen.
Das wiederum löste etwas in ihm aus, von dem ich vermutete, dass
A) in diesem Hause schon länger etwas angestaut wurde, das sich
jetzt Befreiung suchte und
B) es eigentlich nichts mit mir zu tun hatte - ich aber den Puffer
bildete.
"Ich habe das alles so satt, wisst ihr was, ich fahr morgen
nach Hause und komme überhaupt nicht mehr her, mir reichts!"
Junior II hielt sich aus allem raus, schwieg zu allem und nur auf
meine Frage, ob die Brüder sich möglicherweise gezofft hatten, bevor ich
überhaupt nach Hause kam, sagte er: "Ja haben wir, aber ehrlich gesagt
weiß ich nicht mehr, worums eigentlich ging."
Das glaube ich ihm sogar. Ich weiß nicht, in welcher Welt der
Junge lebt, aber es ist irgendwo im Überirdischen. Wenn er was erzählen will,
vergisst er oft mittendrin, was er eigentlich wollte. Wenn ich den Müllbeutel
vor die Tür stelle in der Hoffnung, er nimmt ihn mit, wenn er geht (er geht als
Erster von uns aus dem Haus), schiebt er ihn mit dem Fuß zur Seite - und meints
nicht mal böse oder irgendwas: Er realisierts gar nicht. Und so weiter und so
fort. (Mitgenommen hatte den Müllbeutel übrigens Junior I.) Wenn ich sage:
"Bring die Post weg, die liegt im Korridor auf der Kommode", liegt
die tags darauf in seinem Zimmer und er antwortet auf meine Nachfrage: "Ach
jaaaaa, da war ja noch was".... Ohne Worte, der Bengel.
Klar mach ich ihm genauso Beine. Ehrlicherweise sage ich aber
auch: Wenns um den Abwasch geht, mach ich den lieber selbst als mich mit Junior
II anzulegen. Er hasst das so wie ich das als Kind gehasst hab. Nennt mich
inkonsequent, aber ich streite mich nicht um solchen Pipifax: Ich trage ihm
stattdessen andere Aufgaben auf, die mich auch entlasten.
Ja... Und nun ist Junior I weg. Gefahren heute morgen mit meinem
Auto, weil er kein Bargeld mehr in der Tasche hatte, das er am Wochenende für
sich und den Bruder ausgab, weil der wiederum das Geld, das ich daließ, verlegt
hatte... Es war bis heute Morgen verlegt - und das erfuhr ich.. heute Morgen.
Party goes on!
Junior II musste los zur Bahn, Junior I fuhr der Bus vor der Nase
weg.
Ich gab ihm meine Schlüssel: "Spatzl, hier, nimm die
Schlüssel."
Er zuckte vor mir weg: "Lass mich in Ruhe! Ich komm nicht
mehr hierher!"
"Brauchst du ja nicht", antwortete ich, "aber nimm
wenigstens den Autoschlüssel, damit du pünktlich in der Arbeit bist."
Das hat er wohl getan, denn als ich aus der Dusche kam, war mein
Auto fort. Grußlos.
Heute Vormittag schrieb ich ihm eine sms, dass ich es schade
finde, dass wir uns wegen solcher Banalitäten so zerstreiten - und ob wir drei
das nicht in Ruhe lösen könnten. Eine Antwort kam nicht - aber simsen tut er
generell wenig bis gar nicht.
Ich werde also bis etwa 21 Uhr warten und dann wissen, ob er
heimkommt oder nicht. Oder ob wir uns jetzt wieder wochenlang aus dem Weg
gehen.
Ich werde mich weiterhin fragen, ob wir keine anderen, echten
Sorgen oder Probleme haben. Und warum man sich das Leben so unnötig schwer macht.
4 Kommentare:
Das ist das Leben. Manchmal. So doof, sich wegen derartiger Kleinigkeiten zu streiten, die sich dann aber wie von Geisterhand zu einem gewaltigen Ungetüm aufbauen. Oder eben, wie du schon sagst, einfach nur Vehikel sind, um Frust abzulassen. Das renkt sich bestimmt wieder ein. Bald, hoffentlich. Am besten schon heute Abend. ;)
das heißt "erwachsen werden" - erst seit ich ausgezogen war wurde auch die beziehung zum rest der familie wieder besser.
besonders zum muttertier baute sich ein regelrechter hass auf; der kleine bruder war sowieso das hassobjekt (er war ja der kleine) und der vater zu selten da um ziel zu sein.
die situation im drang zwischen ausbrechen und alleine leben und eigentlich doch ab und zu noch mutti brauchen ist nunmal nicht einfach.. ich war glaube ich auch so ein kleines drecksbalg und bin nur ausgezogen, weil ich das nicht mehr aushielt - dabei ist nie was schlimmes passiert.
manchmal ist das leider so - ändert sich aber wieder wenn man den bogen nicht überspannt. wie damals mit 2 im supermarkt: "nein, kriegst du nicht,.. dann bleibst du halt da auf dem boden und bockst weiter, ich geh schonmal..." nur dass es nicht mehr der supermarkt und schokolade ist und das kind keine 2 mehr..
nur geduld!
helma, wie ich dich versteh!
Meiner bockt wieder, weil ich seine Mathilde am Sonntag nicht anständig gegrüsst habe. Und vorher hat er mir noch gesagt:"Mama, sprich mal mit ihr. Sag ihr mal anständig die Meinung. Ich glaub die brauch das!" Ich habe einfach nur kurz "hallo!" gesagt.Und ehe ich etwas sagen konnte, war sie auch schon aus meiner Küche verschwunden. Das scheint zu wenig gewesen zu sein. Was wollen sie eigentlich?
Liebe Marie, Deine Worte haben gewirkt - wie am neuesten Beitrag zu sehen ;) Danke für die positive Energie *grins*
Hey "leichtlebig", ja das ist alles mitunter schon ein ziemlicher Kraftakt, und das wohl auch für alle Beteiligten. Wenn sich alles irgendwann mal eingepegelt hat, wird sicherlich alles besser, daran glaube ich auch.
Das mit dem Bocken im Laden hatte ich übrigens mit Junior I damals wirklich: Er warf sich auf den Boden und schrie, während ich über ihn hinwegstieg und weiterging, als sei das gar nicht mein Kind. Mein Ex war damals ganz konsterniert: "Du kannst ihn doch nicht so da liegen lassen." Und ich sagte ganz entspannt: "Und ob ich das kann. Wenn er uns nicht mehr sieht, kommt er sowieso gelaufen." Und so wars dann auch :)
Liebe Noemie, ich glaube, in deiner Position kannst Du nur verlieren. ER sollte ihr die Meinung sagen, finde ich. Wenn sie nämlich ein Problem mit Dir hat, wird sie sich zwischen Dich und ihn stellen. Und dagegen kommt man nur ganz schwer an.
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