Montag, 24. März 2014

Ihm ist egal, wo er stirbt

...aber MIR nicht!
Ich sags Euch, so ein Montagmorgen kann es echt in sich haben. Ich sage aber auch: Ich bin NICHT bereit für jeden Scheiß zum Montagmorgen!!!
Erst kam ich viel zu spät ins Büro: Wenn drei Erwachsene morgens zur etwa selben Zeit aus dem Haus müssen, wirds eng auf die paar Quadratmeterchen. Umso mehr dann, wenn man nicht wenigstens ein Gästeklo besitzt. Auf meinen Sport wollte ich aber auch nicht verzichten. Machst du mal einen Tag nix, kann ich förmlich zugucken, wie die Muskulatur wieder erschlafft.
Mag ich nicht! Will ich nicht!
Also rauf auf die Matte und los gehts. Vorher Frühstück zubereiten für die Jugend, anschließend, wenn sie endlich raus sind, mit letzter Kraft ins Bad kriechen und unter die Dusche hangeln. Wenigstens bin ich dann auch nicht mehr so müde, aber es war dann doch schon 7:41 Uhr, als ich die Dusche verließ. Mist Mist Mist. 7:30 Uhr muss ich spätestens ausm Haus und ich war nicht angezogen (kleinstes Übel), das Haar noch nicht gefönt (größeres Übel) und auch noch nicht zurechtgemacht (größtes Übel). Dauert ja alles - für sich genommen - nicht lange bei mir, aber in Summe... verließ ich um exakt 8:14 Uhr das Haus, verbrachte geschlagene 5 Minuten vor der geschlossenen Bahnschranke (Umkehr nicht möglich aus Platzmangel dank hinter mir wartender Straßenbahn) und stand innerlich kochend und fluchend an jeder blöden verf**ten Ampel. Manchmal geht einfach nichts voran.
Und dann kam ich ins Büro - wenigstens war heute Morgen der Kaffee nicht alle! Doch den hatte ich noch nicht mal wirklich genossen, da kam schon jene denkwürdige Nachricht von Junior II:  "Was hältst du davon, wenn ich zum Bund geh?"
Äh...
Noch schnell nen Schluck Kaffee, dann kam seine nächste Nachricht: "Ich würd den Sozialassistenten zuende machen und dann nächstes Jahr zum Bund gehen."
Nun.
Erzieher werden ja auch beim Bund ausgebildet, war meine erste Reaktion.
"Ich weiß nicht, ob ich das noch will", schreibt er und wiederholt damit Gedanken, die er in den letzten Wochen schon öfter ausgesprochen hat.
"Aber du gehst nicht als Soldat, oder?!" frage ich alarmiert.
"Doch, genau das hatte ich vor", ist seine Antwort und ich fühlte mich buchstäblich wie eine Sandfigur, die auf ihrem Stuhl immer weiter zerbröselte. Ich dachte an die Nachrichten aus dem Irak, aus Somalia, aus Afghanistan. Ich dachte an die Fotos von Soldaten, die nur noch in der Holzkiste nach Hause kamen.
Und mir fiel seine Handlinie wieder ein. Ja ich weiß, bekloppt, egal, ich dachte trotzdem dran.
"Und außerdem", schrieb er dann, "ist es doch egal, wo ich sterbe; ob tattrig im Altersheim oder ob ich woanders ins Gras beiße."
Da schwoll mir der Kamm!!!
"Bei dir piepts ja wohl", schrieb ich entsprechend mit Wut-Smileys zurück, "du hast gefälligst lange, lange nach mir zu gehen und vor allem nicht durch Gewalt!"
Er schickte mir eine Reihe roter Herzen. Toll. Hab ich auch nix von.
Ich will das nicht.
Verdammt, ich will das nicht!
Diese verdammten scheiß Kriege, überall krachts und schepperts, der Mensch wird einfach nicht klug - und dahinein soll mein Junge? Ich darf da einfach nicht dran denken!
Warum kann er nicht "normal" zum Bund gehen? Grundausbildung, ok, tut ihm vielleicht ganz gut, so bisschen Disziplin beibringen und so - ein Spaziergang wird das ganz sicher nicht, und das weiß er auch. Aber dann ne Zivilausbildung dranhängen? Warum geht das nicht? Weil er das nicht will... Keine Ahnung, wer ihm da was ins Ohr gesetzt hat. Ich fürchte, sein bester Freund. Der, der immer große Töne von ner Männer-WG und so schwang - und dann doch den Schwanz einkniff, als es ernst werden sollte. Am Ende zieht mein Sohn in den Krieg und der andere streichelt sich den Bauch im friedlichen Deutschland und verschickt Grüße über den Nachrichtendienst? Ja ich weiß, ich bin grad ungerecht. Aber ich hab Angst. Wirklich. Ich will nicht, dass mein Sohn Soldat wird. Verdammt, ich will so nen Scheiß nicht!
Wie hieß es noch zu unserer Schulzeit? "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!"
Genau!
Warum er? Warum ER? Warum überhaupt?
Irgendwann fange ich doch noch das Beten an - und bete darum, dass er sich gefälligst etwas anderes überlegt.

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