Montag, 30. Juni 2014

Sie haben den 1. Preis gewonnen

Kennt Ihr den Witz? "Sie haben den 1. Preis gewonnen - Urlaub auf den Bahamas. Wie Sie da hinkommen, ist Ihre Sache."
So was ähnliches jedenfalls ging mir heute Mittag durch den Kopf, als mich Juniors Anruf erreichte: "Ich hab den Job. Soll nachher hinkommen wegen Vertrag und danach gehts gleich los. Einziger Nachteil: Jetzt kann ich mit euch das Deutschland-Spiel nicht gucken!"
Ihm als eingefleischten Fußballfan, der in der Mammut-Zeitung Kicker und auch in sonstigen, die über Fußball schreiben, wirklich jede einzelne Zeile liest und sich einprägt, gedanklich vermutlich bei jedem Spiel mit Schal, Bier und Chips mitfiebert und schwer Bayern-Fan ist, muss das wirklich richtig weh tun.
Doch meine dringlichste Frage war eher: "Ja hast du denn nun geklärt, wie du da hinkommst?"
"Ja. Hab im Internet nachgeschaut, ist eigentlich kein Thema. Bin zwar eineinhalb Stunden unterwegs, aber das ist machbar."
Und das Problem, das sich dann bereits heut Abend zeigte, als er mich anrief: "Ich bin die ganze Woche für die Spätschicht eingeteilt. Die geht jedoch nicht bis 23 Uhr, sondern bis 0 Uhr. Und die Bahn fährt leider nicht so wie es im Internet stand. Ich kann erst um drei wieder fahren."
Schluck.
Wenn man nachts irgendwo steht und nicht nach Hause kommt, ist das schon echt blöd.
Wenn man aber um die 9 Stunden in der Arbeit war und dann nachts nicht heim kommt, ist das noch blöder.
Wenn man jede Nacht der Woche nachts nicht heimkommst, ist das richtig... nun ja.
Und nun?
"Sowas muss man sich vorher überlegen, bevor man was unterschreibt", höre ich rechts vom Vater und links von den gelben Seiten.
Ich denke ja: Hauptsache, der Junge hängt nicht mehr zu Hause ab, versauert und verzweifelt, stattdessen kommt er wieder unter Leute und verdient auch ein bisschen Geld.
Und nun könnte man ja auch sagen: Soll er das erst mal machen, bisschen was zur Seite legen vom Verdienst und die Nachzahlung vom Amt von April bis Juni steht ja auch noch aus - vielleicht doch ein kleines Auto kaufen?
"Und wenn er sich nen Roller kauft?" regten die gelben Seiten an und da musste ich noch mal schlucken. Mein Junior Bruchheimer. Dem jeden Tag irgendwas zerbricht oder der was verliert oder so... Ein Unfall mit dem Roller würde er nicht so "glimpflich" überstehen wie den letzten mit meinem Auto. Auf so nem Roller ist man doch so... nackt!? So ungeschützt?
Mein großer Pechvogel... Und wenn nicht er, dann der andere. Denkst du nämlich, Gott sei Dank, mal einen Tag alles gut gegangen, kommt der andere heim, schmeißt frustriert die Tasche in die Ecke: "So eine Scheiße! Die haben mir meine Schuhe geklaut!" Bitte wie? So langsam gelaufen, dass man sie ihm abgeknispelt hat, ohne dass er was merkte?
Er verdrehte die Augen.
"Wir hatten heut Sport! Und ich bin danach aus Versehen in meinen Sportschuhen losgelaufen. Und als ich noch mal umgekehrt bin, waren die Schuhe weg!"
Hundertdreißig Ocken - flupp, weg warn se.
"Hast du mal den Hallenwart gefragt?" mischte sich der Große ein. "Oder deine Lehrerin? Ich glaub nicht, dass die einer geklaut hat. Sowas macht doch keiner." Mein Seelchen!
"Junge, überleg mal, in welcher Ecke die Sporthalle steht. Das Einzugsgebiet für Autonome, Studenten und Gelegenheitsjobber. Da nimmt jeder solche Schuhe mit Kusshand!"
Er wollte es mir nicht glauben, das Seelchen. Junior II dagegen glaubte mir sofort, ich sahs an seinem Blick.
Ja mein Sohn, dann spar mal fleißig auf deine neuen Schuhe.
"Dir kanns ja egal sein, war ja nicht dein Geld."
Mir ist es aber nicht egal. Hundertdreißig Euro sind fast dein Monatseinkommen, mein Kind. Es sei denn, du trittst endlich mal deinen Nebenjob an. Aber was rede ich...
Am besten nix mehr. Ich mach meine Sachen: meine to do Liste erweitern um Dinge, die ich noch so brauche. Um Vorstellungen, wie meine Sachen in die Wohnung der gelben Seiten passen, ohne dass wir über Kisten und Kästen steigen müssen. Wie wir ein Homeoffice einrichten, ohne dass der Lebensraum wie ein Büro aussieht. Ja und dann könnte ich zumindest schon mal Dinge verpacken, die ich aktuell wenig brauche - und in meiner Abstellkammer unterbringen. In den Keller geht leider nicht, wenn ich noch lange Freude an den Dingen haben will: Das Grundwasser steht so hoch und die Mauern sind so durchlässig, dass du manche Tage eine Kneippkur darin veranstalten könntest. Nää. Da kommen meine Sachen nicht rein.
Aber es wird sich schon noch für alles eine Lösung finden. So war das immer. So wirds auch immer sein. Gehts nicht links lang, gehts eben rechts lang. Oder gerade aus.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Oh weh, ich kann mir lebhaft vorstellen, wie's in dir aussieht. Natürlich ist es toll, dass der Junior einen Job an Land gezogen hat und ich gratuliere! Aber das ist ja doch ein ziemlich blöder Pferdefuß. Aber ihr werdet eine Lösung finden. Bestimmt. Ich drück die Daumen...

Anonym hat gesagt…

Da frage ich mich aber, wie lange dein Grosser ohne Auto sein wird? Ob es da niemanden gibt, der ein bisschen Mitleid mit ihm hat? Ich kann mir vorstellen, dass dir das als Mutter total in der Seele schmerzt. Gibt es denn keine Fahrgemeinschaften bei euch?
Mein Sohn hat auch schon mal seine teuren Sportschuhe geklaut bekommen, auch beim Sport!

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ja das ist schon ein bisschen wechselbadig mit dem Job, aber irgendwie bin ich doch vor allem froh, dass er es erst mal angeht.
Und... Heute Abend hole ich ihn ab. Ich hab da noch zwei Verbindungen gefunden, die evtl. gehen würden. Mit der einen wäre er nach einer Stunde zu Hause, mit der anderen erst nach 2 Stunden :(
Und seinen Nebenjob will er noch behalten... "Junge, wie willst du das machen, so ohne Auto und zwischen drei verschiedenen Städten tingeln? Du musst auch Pausen machen!"
"Stimmt ja", sagte er, "aber weißt du, wenn ich den Nebenjob aufgebe und aus dem anderen in drei Wochen rausfliege, habe ich gar nichts mehr und wie soll ich dann Miete zahlen?"
Hm. Also erst mal laufen lassen und gucken, wie es wird...
Er ist jung und gesund - das ist immerhin sein Vorteil. Und auch der Umstand, dass er nicht für jemanden sorgen muss, außer für sich selbst...

Und Clara, das mit den Fahrgemeinschaften ist wirklich ein guter Gedanke, ich sprech den Jungen nachher mal drauf an. Ich dank Dir für den Tipp :)

Goldi hat gesagt…

Er wird eine Lösung finden und ich glaube eine Rollerlösung wäre gar nicht so schlecht, auch wenn sich bei Dir die Haare aufstellen.

~ Clara P. ~ hat gesagt…

Das mit den Schuhen ist total ärgerlich. Manche Mitmenschen sind echt doof :(

Ich bin zwar keine Mutter (jedenfalls hab ich keins geboren, daüfr aber lange mit aufgezogen) aber ich kann verstehen, dass Du Dir noch Sorgen machst. Klar, die Jungs sind erwachsen, sie müssen lernen auf eigenen Füssen zu stehen. Aber trotzdem macht man sich Sorgen und will, dass es ihnen einfach gut geht. Das ist normal, weil man sie eben liebt.

Vielleicht kann der Junior mal mit den Kollegen sprechen, möglicherweise kann ihn da einer mitnehmen? Ein paar Monate bekommt er das sicher hin so, bis er sich dann selbst ein Auto kaufen kann. Ich drücke jedenfalls feste die Daumen!