Montag, 15. September 2014

Könnte auch ne Strategie werden!

Heute Morgen saß ich - wie immer pünktlich dank Home Office - Punkt 8 Uhr an meinem Arbeitsplatz, neben mir der erste Muntermacherkaffee und ein paar Minuten später schon der erste (ich nenne es: Kontroll-) Anruf vom Chef (wollen wir wetten, dass der nur testen will, ob ich auch wirklich acht Uhr am Platz bin? Meist beginnt er nämlich mit "Ich hab dir mal paar Mails weitergeleitet!"): "Die Mädels im Büro sagen, ich hätte heute dicke Augen!"
"Äh... Sorry, aber... du klingst auch so."
Begeistertes Lachen auf beiden Seiten.
Eine gute Stunde später kein Lachen mehr, sondern ernstes Stirnerunzeln: "Sag mal, hat Herr XY für die heutige Besprechung abgesagt und wenn ja, mit welcher Begründung?"
Kurzes Blättern im Outlook: "Herr XY war gar nicht eingeladen."
"Wieso DAS denn nicht? Der muss doch zu jeder Anlaufbesprechung! Wer hat diese Einladung geschrieben?"
"Na ich! Nein - wir! Du hast mir diktiert, ich hab sie geschrieben und versendet."
"So ein Quatsch! Ich niemals! Ich hätte Herrn XY nie vergessen, weil, den brauchen wir unbedingt!"
Ich vernahm ein kurzes Schlürfen am Kaffeebecher.
"Ich ruf den an, ich meld mich gleich noch mal!"
Inzwischen blätterte ich in meinem Blog... huch, nein, im BloCK. Und da stand es, schwarz auf weiß - und in Steno. Wie ich das für gewöhnlich immer mache, wenn er anruft und sagt, ich solle dies und das erledigen. In Steno gehts einfach am schnellsten. Und Herr XY stand definitiv nicht dabei.
"Kann ich dir zeigen am Mittwoch", verteidigte ich mich der erneuten Schuldzuweisung, ich hätte Herrn XY schlichtweg vergessen einzuladen.
"Ja genau! Weil ich ja auch so gut Steno lesen kann!"
Kurzes Stutzen meinerseits, dann breites Grinsen, das er ja glücklicherweise nicht sehen kann: Na genau, so einfach machen wir das in Zukunft. Ich stenografiere fleißig und rede mir dann jegliche Schuld vom Leibe. Hä hä. "Das wäre ja auch ein Business Case", würden die gelben Seiten jetzt sagen. Ich könnte quasi immer alles einfach behaupten, das Gegenteil lässt sich ja nicht beweisen :)
Weiß ja letztlich auch jede/r, der stenografieren kann: Diese Kurzschrift besteht aus Grundwörtern, aus fertigen Abkürzungen (Buchstaben sowieso) und wie man was für sich selbst abkürzt bzw. schreibt, entscheidet jede/r für sich selbst. Was bedeutet, dass man in der Regel ein fremdes Stenogramm nicht lesen kann. Nicht mal der, der die Kurzschrift beherrscht. Wobei es ja auch da noch Abstufungen gibt. Ich habe noch gelernt "180 Silben/ min", aber es gibt Kurzschriften, die noch wesentlich mehr Silben beinhalten, sprich: andere Wortabkürzungen beinhalten, die wiederum ich nicht kenne.
In diesem Falle jedoch, und das musste er dann einsehen, lag der Frevel eindeutig beim Chef: Er hatte beim Diktat vergessen, Herrn XY mit aufzuführen.
Und seit etwa dreißig Minuten hängt ein gelbes Memo an meinem Bildschirm: Anlaufbesprechung - IMMER Herrn XY und/ oder Herrn Z (nein, nicht den Zaubermann ;)) einladen!
Und Fakt ist auch: Ich bin in der Tat eine viel zu ehrliche Haut, als dass ich nicht zugestehen könnte, dass ein Fehler exakt nur bei mir lag.

9 Kommentare:

Helga Nase hat gesagt…

Ha, Steno!
Das hat meine Mutter immer verwendet, wenn wir Kinder etwas nicht entziffern durften.
Ist jetzt unsere Theorie.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Lach!!! Damit könntet Ihr ja auch richtig gelegen haben ;)

~ Clara P. ~ hat gesagt…

Steno - da bin ich haarscharf in der Berufschule dran vorbeigeschlittert, weil es 6 Monate, bevor ich die Lehre anfing, abgeschafft wurde als Fach! Ich war ehrlich erleichtert, weil das furchtbar kompliziert für mich klang damals *lach*

Wie gut, dass Du dem Chef zuliebe keine Fehler auf Dich nimmst, die Du nicht getan hast :-)))

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Muss lachen: Glaub mir, das Stenografieren ist echt einfacher als es aussieht. Im Grunde lernt man ja noch mal das ABC, nur eben in Steno-Buchstaben :) Die Kunst besteht letztlich darin, dass man in dem Moment, wo man sich einen Text aufschreibt, die Kürzel selber ausdenken muss, so, dass mans anschließend auch selber noch lesen kann ;)
Damals in der Ausbildung hatte ich echt Momente, wo mein geistiges Ich immer dann, wenn jemand irgendwas redete, mir vor Augen führte, wie dieses Gerede in Steno aussehen würde ;) Meine Lehrerin meinte damals zu mir: "Wenn das so ist, dann sitzt die Stenografie bei Ihnen! So muss es sein!"
Ich brauchte dann in diesen Fächern - Maschineschreiben und Stenografie - keine Prüfung ablegen, weil ich immer ne Eins hatte. Ich Streber *lach*

Goldi hat gesagt…

Wow, Du kannst Steno... Ich kann nur schnell tippen.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ich hab so manche Talente, von denen keiner was weiß *kreisch*

Goldi hat gesagt…

Ohhhhhhhh, erzähl misch mehr *rattischgugg* ;)

Unknown hat gesagt…

Chefs trifft sowieso nie eine Schuld und wenn doch, dann waren sie es nicht :) Wir hatten im PC-Unterreicht eine - vorsichtig ausgedrückt - Lehrerin kurz über Rentenalter, die darauf bestand uns Steno beizubringen. Die hat uns gedrillt, meine Herren. Habe das aber außerhalb des Unterrichtes noch nie gebraucht oder verwendet, dank modernster Technik. Ich glaub ich könnt es auch gar nicht mehr, geschweige denn lesen :)

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

*lach*
Siehst Du, und unser Chef steht mit Technik nicht wirklich in allererster Verbindung, dabei ist er nur 7 Jahre älter als ich :)
Und mit dieser Einstellung "Chef ist nie an was schuld" kommt er bei uns schon lange nicht mehr weit ;) Dann sagt er immer: "Scheiße! Ich werde eben alt!" :)