Dienstag, 24. November 2015

Der Erleichterungskrapfen

Ein bisschen musste ich ja doch lachen: Irgendwie dachte mein "Umfeld", dass die Nadel schon gestern ans Tageslicht befördert worden war. Aber ach - so schnell schießen die Preußen nicht - und die Leute hier erst recht nicht!
Gestern war lediglich der Tag der Begutachtung beim Chirurgen in seiner Praxis für ambulantes Operieren - und meine Chance, ihn um etwas Schlaf während der OP anzuflehen.
Ich hatte mich übrigens doch wieder für die Uggs entschieden: Die Praxis liegt ca. 10 Laufminuten von der U-Bahn entfernt - da konnte ich nur flache, weiche Schuhe anziehen und für Turnschuhe isses mir momentan zu kalt. Da ich nun nur noch schwarze Socken besitze, dachte ich: Trick 17, Elsa! und zog mir unter die schwarzen Socken ein paar Feinstrumpfsöckchen. Beim Ausziehen allerdings musste ich feststellen: Schwarze Socken sind... hartnäckig.
Nu ja.
Die Leute dort waren echt nett, angefangen von der Rezeption bis hin zum Doc. Alles sehr entspannt und beinah gemütlich.
Das Röntgenzimmer allerdings... entlockte mir nicht wirklich Vertrauen... Alles ziemlich alt und abgewetzt - und die einst weißen Wände würden auch einen Frischanstrich längst vertragen haben. Hinzu die Tür zur Dunkelkammer, in der die Bildchen entwickelt wurden: Die ging einfach nicht zu. Nur mit... äh.. Nachdruck. Vergilbte Tür mit abblätterndem Lack... Nu ja.
Die Röntgenmaus jedenfalls pappte alsdann die Fotos an die Lichtwand, verschwand, um den Doc zu holen, während ich fix die Kamera zückte und so von hinten versteckt ein Foto schoss. Da kam ich mir fast vor wie Karla Kolumna - immer live aus dem Orbit!
Wie man sieht, ist es dennoch recht gut gelungen. Im Original kann man von der Nadel sogar das Nadelöhr sehen - aber da war ja gor keen Faden mehr dran! *kreisch*

"Na? Und was sagen Sie?" fragte mich der Doc.
"Ich habe krumme Füße", sinnierte ich. "Die sehen ja aus wie Krallen."
Typisch Frau halt. Das Wesentliche bleibt erst mal unsichtbar, Hauptsache, man sieht gut aus. Oder so.
Er befühlte meinen Fuß, auch die einstige Eintrittsstelle. "Nee, fühlen kann man nichts. Das geht ziemlich tief. Und es wird nicht einfach, die Nadel zu finden."
Er schaute mich an. Ich schaute ihn an.
"Da kann man ziemlich viel kaputtmachen", sagte er dann, "wenn man da wild drin herumsucht. Da sind zu viele Nerven und so, da kann man nur mit Bildgebung arbeiten während der OP. Damit man sieht, wo man ist und nicht zuviel anderes verletzt."
Mir fielen die Worte des Chirurgen von 2008 wieder ein, der mir damals schon die Narkose versprach: "Natürlich sollen Sie dabei schlafen. Sie wollen ja sicherlich nicht mit anhören, wie ich fluche, weil ich die Nadel nicht finde."
"Eine Bitte hätte ich", versuchte ich es also mit - hoffentlich gekonntem, weil nicht geübten - Augenaufschlag, "ich bin vielleicht nicht der allergrößte Angsthase, aber das hier möchte ich mir nicht live antun. Ich würde gerne..." - "Natürlich nicht", unterbrach er mich freundlich, "natürlich werden Sie dabei schlafen. Das geht hier auch gar nicht anders."
Du blöder, blöder, dusseliger Hausarzt! Ich hätte vielleicht mal ein ganz entspanntes Wochenende gehabt haben können!
Und nun hätte ich ja hier wirklich gerne vor Erleichterung getanzt!
"Aber hier mache ich das nicht, das lehne ich ab, das Risiko ist mir zu hoch. Ich spreche mal mit der xy-Klinik am Mittwoch, kläre das dort und dann rufen ich Sie an. Das muss in der Klinik gemacht werden."
Als ich die Praxis nur 30 Minuten nach Eintritt wieder verließ, schien immer noch helle Sonne an diesem klirrend kalten Tag. Aber mir war nach Hawaihemd, Pina Colada und Musik.
Und während der Mann diesen für mich so wichtigen Termin vergessen hatte ("Wieso? Wo bist du denn schon wieder?") erreichten mich whatsapp-Nachfragen aus Ganzwoandersher, von wo ich sie nun gar nicht erwartet hatte. Umso doller habe ich mich darüber gefreut!!
Und mir (und dem Mann, auch wenn ers wieder nicht verdient hatte) einen Erleichterungskrapfen gekauft, diesmal mit herrlicher Vanille gefüllt. Sehr, sehr lecker.
"Und? Wie gehts dir heute?" wurde ich heute Morgen bei Dienstantritt gefragt.
"Ähm... Gut eigentlich."
"Wieso eigentlich?"
"Na ja... Ich wollte unbedingt eine Narkose. Dass ich schlafen kann und von dem ganzen Procedere nix mitkriege. Inklusive Schneiden, Fluchen, Rummehren und so."
"Aber du kriegst doch jetzt eine."
"Ja. Aber jetzt habe ich Angst, dass ich nicht wieder aufwache."
Mir ist nicht mehr zu helfen, ich seh's selber ein.

P.S. Was das für drei helle Punkte am Fußknochen sind, weiß ich nicht. Ich dachte ja erst, das wären die Fettfinger von der Röntgenmaus? Goldi, Du bist gefragt :) Das ist nämlich genau die Stelle, die mir eigentlich weh tut. (Die Nadel kommt aber trotzdem raus. Der Papa hat gesagt, dass die Mama sie endlich mal zurückhaben will! :D)

10 Kommentare:

Anna hat gesagt…

Das wird dann dein neues Headerbild? ;)

Dir ist nicht zu helfen? Na ich weiß nicht. Immerhin kannst du schon den Erleichterungskrapfen essen [den vom Mann hätte ich übrigens auch verputzt, der hat in dieser Situation tatsächlich keinen verdient. Den Termin vergessen... ts...], das wäre bei mir erst möglich, wenn man mir die Nadel überreicht. Vorher wäre ich wochenlang durch den Wind. *blush*

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Du meinst den Fuß? Näää, da fiele mir dann doch Schöneres ein - da finde ich auch die Kaffeetasse schöner - vor allem mit DEM Satz ;)
Erleichterungskrapfen... Süßes geht immer und beruhigt so schön die Nerven :)

Goldi hat gesagt…

Schmunzel, schlafen gut - in der Klinik gut. Ein Arzt, der sagt, dass er das nicht bei sich machen will und es lieber an die Kollegen gibt, weil das Teil tief sitzt:SEHR GUT.

Was das für Flecken sind? Da kann ich nicht weiter helfen, wäre es was worüber man nachdenken müsste, wüsstest Du das, denn dann hätte der Doc es Dir gesagt.

Zum wach werden, eine befreundete Anästhesistin sagte immer "wenn das Herz, in Ordnung ist, braucht man bei einer Narkose keine Angst haben" - ich sag mal so, wenn Du kein Risikopatient bist und das hättest Du schon erzählt, freu Dich auf erholsamen Schlaf auf Kosten der Krankenkasse ;).

Ich habe gestern erst auf http://www.rp-online.de was zu den derzeitig hauptsächlich verwendeten Narkotika gelesen: "Propofol ist weltweit das am häufigsten genutzte Narkosemittel. Innerhalb weniger Sekunden schickt es Patienten in süße, auch erotische Träume." - also zieh ein dichtes Höschen an, nicht, dass Du zu feucht wirst ;) - und lass es wirklich bald machen, nicht wieder rauszögern ;)

~ Clara P. ~ hat gesagt…

Bei sowas ist man halt erst beruhigt, wenn es hinter einem liegt und man alles überlebt hat. Kenne ich, geht mir auch immer so :)

Hausärzte reden oft viel Unsinn. Deshalb immer den Fachmann ranlassen. Mir hat die Hausärztin mal Bluthochdruck diagnostiziert und mich sofort auf Betablocker gesetzt - da war ich 21. Irgendwann sagte mir mal jemand, dass das nur der Kardiologe wirklich feststellen kann - ich ging dorthin und kam mit einem "Sie haben keinen Bluthochdruck sondern nur Angst beim Arzt" raus. Und diese Prozedur musste ich bei jedem neuen Hausarzt über mich ergehen lassen, weil die das mit dem Weißkittelhochdruck nicht in ihren Kopf kriegen...

Dann bin ich mal gespannt, wann die Nadel rauskommt und hoffe, dass es auch eine positive Auswirkung auf die ganze Schmerzgeschichte hat. Hoffen darf man ja :)

Liebe Grüsse
Clara

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Für die beiden Nadelteile würde ICH schon mal einen kleinen Bilderrahmen für die Wand vorbereiten, dann das ist sie wert! :-)
Wie "abgebrüht" muss ich denn sein, dass ich mir bei meinen mehr als zahlreichen OPs solche Gedanken über die Narkose nie gemacht habe. - Haben wollte ich immer eine, da ich das auch nicht hören wollte.
Du schaffst das und am Ende bist du froh, dass du es endlich hinter dir hast.

ganga-salamander.blogspot.co.at hat gesagt…

Hallo Helma,
du bist eine tapfere. Der ganze Prozess bis jetzt war ja schauderbar. Zum Glück hast du deinen Humor nicht verloren und bist fest entschloßen an der Sache dran geblieben. Ich denke da an den veralterten Röntgenraum, was aber vielleicht noch das Harmloseste war.
Der Arzt hat auch einen Galgenhumor, aber den haben Chirurgen so und so mehr als andere Fachärzte.
Jedenfalls kommt er mir aber mit seinen Aussagen zur Narkose, zur Nadelsuche und dem Krankenhaus kompetent vor.
Ich halte dir ganz fest die Daumen
liebe Grüße
ganga

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

So. Wieder da.
Liebe Goldi, na, auf DIE Träume wäre ich ja mal gespannt! :)
Morgen früh muss ich noch mal in diese Praxis, Röntgenbilder abholen und das Prozedere sowie Termin klären: Er operiert immer mittwochs und freitags, also könnte ich - wenn alles klappt - schon nächste Woche Freitag dort auf dem Tisch liegen. Jetzt geht mir der Arsch auf Grundeis! :D Kneifen werde ich dennoch nicht: Bringt mir ja nix, komme ich so ja auch nicht weiter.

Liebe Clara P., ich war ja nun gestern auch noch bei der Zahnfee, die mir wiederum eröffnete, dass ich um Größeres bei ihr nicht herumkäme (Größeres meint vor allem meinen Geldbeutel!) und ich antwortete wahrheitsgemäß, dass mir momentan anderes Größeres bevorstünde und ich nicht willens und auch nicht in der Lage sei, zwei mal Größeres gleichzeitig zu eröffnen. Sie fragte dann, ob sie Genaueres wissen dürfe und ich erklärte es ihr. Daraufhin erzählte sie mir, dass sie gerade erst bei einem Kongress für Zahnärzte war, auf dem auch ein auf Schmerz spezialisierter Zahnarzt dozierte. Der dort meinte, dass oft genug Patienten mit Zahnschmerzen kämen, für die aber keine Ursache am Zahn/ Kiefer selbst zu finden sei. Dass viel zu oft die Ursache ganz woanders läge, sich jedoch aufgrund der Nerven(leitenden)-Bahn z. B. am Zahn bemerkbar mache. Ist doch irre, oder?
Sie fragte mich, ob sie an meinem "Verlauf" teilhaben dürfe, zumal ich ja auch einen Backenzahn besitze, der mir Probleme bereitet, obwohl der auch dem Röntgenbild nach kerngesund ist. (Muss ich anfügen, dass es sich hier um meinen Weisheitszahn handelt? *kreisch*) Jedenfalls war ich ziemlich bedeppert von den ganzen aktuellen Meinungen, die so konträr zu denen noch von 2008 stehen. Und dass es mir möglicherweise eine Menge erspart hätte, wenn man sich schon im Dezember 2008 der Sache angenommen hätte? Was man aber ablehnte, weil die sich nicht zuständig fühlten und andere meinten, das stehe in keinem Zusammenhang? Wir werdens ja wissen, eines Tages...

Liebe Clara H., ich habe mir überlegt, diese gut zu verpacken, Schleife drum und dann bekommt sie der große Bruder zu Weihnachten, gepaart mit dem Spruch "Zieh dich warm an, Freundchen!" :D

Liebe Barbara, ja, vielleicht bin ich nicht der allergrößte Schisser (obwohl ich, wenn die Firma anruft, aktuell immer mit dem Spruch ans Telefon geh: "Hier meldet sich der größte Schisser aus der xxxx-Straße." :D
Und ja, ich werde das bei aller Angst jetzt auch durchziehen. Es wird der Chirurg von Montag operieren, nur eben in der Klinik. Mit seiner Einschätzung zu der Sache an sich übrigens fühlte auch ich mich irgendwie... aufgehobener.
Ich danke Dir! :)

Hans hat gesagt…

Goldie und die erotischen Träume.....jetzt wissen wir auch weshalb der gute Michaela Jackson sich ein Port hat legen lassen und sich dann des Nächtens watt infundiert hat.
Aus meiner achtjährigen Tätigkeit als Anästhesiepfleger kann ich Dir nur berichten, das die PropofolNarkose eine der schönsten ist. Alle wachen auf langen sich zu erst mit dem Zeigefinger an die Nasenspitze und grinsen. Hat leider noch keiner rausgefunden weshalb sie das tun diese Patienten. Ich selbst habe schon das Vergnügen gehabt zwei PropofolNakrosen zu bekommen......GEIL!
Also, freu Dir uff Freitag und jut is!

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ja Hans, nu wirds doch nix mit baldigen erotischen Träumen: Termin am 13.01., der Doc hat nämlich vorher noch Urlaub und dann is auch noch Weihnachten!
Oder ich versuchs mal ohne Propofol! :)

Hans hat gesagt…

Och, dann halt am 13.01. und das mit dem Träumen bekommst Du bestimmt auch so hin.