Dienstag, 24. Juli 2018

Unsere Schachtel Bonbons


"Meine Seele hat einen Hut.
Ich habe meine Jahre gezählt und festgestellt, dass ich weniger Zeit habe, zu leben, als ich bisher gelebt habe.
Ich fühle mich wie dieses Kind, das eine Schachtel Bonbons gewonnen hat: Die ersten isst es mit Vergnügen, aber als es merkt, dass nur noch wenig übrig war, begann es sie intensiv zu schmecken.
 
Ich habe keine Zeit für endlose Treffen, bei denen die Statuten, Regeln, Verfahren und internen Vorschriften besprochen werden, in dem Wissen, dass nichts getan wird.
Ich habe keine Zeit mehr, absurde Menschen zu unterstützen, die trotz ihres chronologischen Alters nicht erwachsen sind.
Meine Zeit ist zu kurz: Ich will die Essenz, meine Seele ist in Eile. Ich habe nicht mehr viel Süßigkeiten im Paket.
 Ich möchte neben Menschen leben, sehr menschliche Menschen, die über ihre Fehler lachen können und die nicht von ihren eigenen Erfolgen aufgeblasen werden und die Verantwortung für sich selbst übernehmen.
 
Auf diese Weise wird die Menschenwürde verteidigt und wir leben in Wahrheit und Ehrlichkeit. Es ist das Wesentliche, das das Leben nützlich macht.
Ich möchte mich mit Menschen umgeben, die es verstehen, die Herzen zu berühren, mit denen, die harte Striche des Lebens gelernt haben, mit süßen Berührungen der Seele zu wachsen.
 Ja, ich habe es eilig, ich habe es eilig, mit der Intensität zu leben, die nur die Reife geben kann.
Ich habe nicht vor, irgendwelche der restlichen Nachtische zu verschwenden. Ich bin mir sicher, dass sie exquisit sein werden, viel mehr als die, die bisher gegessen wurden.
Mein Ziel ist es, das Ende zufrieden und in Frieden mit meinen Lieben und meinem Gewissen zu erreichen [...]"

Mario de Andrade (San Paolo 1893-1945)
Dichter, Schriftsteller, Essayist und Musikwissenschaftler
Einer der Gründer der brasilianischen Moderne



Sonntag, 22. Juli 2018

Sag mir, wie muss es sich anfühlen?



Heute Morgen sah ich das veränderte Profilbild meines Jüngsten (ja, ich darf eins seiner Bilder zeigen, ich habe natürlich vorher gefragt ;)) und musste schmunzeln: "Das gibt einen Aufschrei in deinem Fanclub" schrieb ich und er antwortete mit einem Grinsesmiley.
Nach gut einem Jahr Beziehung hat er sich nun also positioniert und es "öffentlich" gemacht.
Er, der mich früher hin und wieder gefragt hatte: "Wie muss sie denn sein, die Liebe? Wie muss es sich anfühlen, damit ich weiß, dass es die Richtige ist?"

Ja.. Wie muss es sich denn anfühlen?
Wann weiß man, dass man dem einen Menschen begegnet ist, ohne den es am Ende auch geht - mit dem aber alles so viel wundervoller ist?

Hätte man mich dies vor 17 Jahren gefragt, so hätte ich diese Frage nicht beantworten können. Eine Tatsache, die für mich umso schwerer wiegt, wenn ich daran denke, dass ich zu diesem Zeitpunkt verheiratet war und zwei Kinder auf diese Welt gebracht hatte. Eine Tatsache auch, die für mich doppelt schwer wiegt, wenn ich daran denke, dass die Ehe nicht durch Liebe geprägt und das Ja-Wort auch nicht aus der unbedingten Liebe zueinander heraus ausgesprochen worden war. Ich habe Ja gesagt in dem Vertrauen darauf, dass es gut und richtig war - oder es gut und richtig werden würde, eines Tages.
Das wurde es jedoch nicht, es wurde mit den Jahren immer schwieriger, umso mehr, je mehr ich begann, über die Ehe, das Leben und überhaupt nachzudenken. Immer öfter ertappte ich mich bei dem Gedanken: "Ist es das jetzt gewesen? Ist es so, das Leben? Ist sie so, die Liebe? Ist das überhaupt Liebe? Ist es nicht eher Besitzdenken? Besitzanspruch? Gewohnheit? Und die Furcht vor der finanziellen Konsquenz?" Über die Jahre hinweg entwickelte ich nicht nur eine gewisse Furcht vor dem Mann, ich entwickelte aber zugleich auch eine gewisse Müdigkeit: Jeder Tag aneinandergereiht wie an einer Perlenschnur, kein Raum für Entwicklung, kein Raum.. für die Liebe. Irgendwann bin ich morgens erwacht und wusste, wie jeder einzelne Tag dieses Lebens werden würde. Jeder Montag, Dienstag, Freitag. Tag für Tag, Woche um Woche, Jahr für Jahr. Ich war gerade dreißig Jahre alt geworden und dachte: "Es wird mindestens die nächsten dreißig Jahre ganz genauso weitergehen."
Ich fühlte mich zu jung dafür, für nichts gut genug zu sein.
Ich fühlte mich zu jung dafür, in Panik zu geraten, wenn mir etwas misslang, und seien es nur diese scheiß blöden Kohlrouladen.
Ich fühlte mich zu jung dafür, ein Leben ohne diese eine Liebe zu verbringen, von der ich nicht mal wusste, wie sie überhaupt sein sollte.
Sie überraschte mich etwa ein Jahr später - und sie überraschte mich umso mehr, als dass ich weder danach gesucht noch darauf gewartet hätte. Sie ist mir passiert - und danach wusste ich: Es gibt kein Zurück mehr. Ich kann nicht mehr zurück, ich will auch nicht mehr zurück. Lieber möchte ich allein leben als in dem Leben zuvor.
Und ich hatte Angst. Ich schwörs, ich hatte echt richtig Angst vor dem, was kommen sollte. Vor einem Morgen ohne die Sicherheit einer Familie. Vor einem Leben, in dem alles nur noch an mir lag. In dem es darauf ankam, ob ich die richtigen Entscheidungen traf. Ob ich allein überleben konnte. All das hatte ich nie zuvor kennen gelernt, ich hab es nie zuvor erfahren. Jedoch die Angst, in das Leben zuvor zurückkehren zu müssen, wieder so leben zu müssen, als sei mir diese eine Liebe nie passiert, war noch größer. Also habe ich mir ein Herz gefasst und bin losgegangen. Wohnung gesucht, Mietvertrag unterschrieben, ausgezogen. Und was hat mir das Herz geklopft, damals in meinem neuen Lebensraum, nur die Musikanlage, das Sofa einer Freundin und das übergroße Bild mit dem übergroßen Herz auf dem Holzfußboden - und ich saß davor, ich starrte auf dieses Bild, ich spürte den Herzschlag bis hinauf in den Hals - und ich spürte... MICH!
Ich habe mich noch immer gefragt, ob ich das alles tun durfte - denn wir hatten doch die Kinder und wir haben diese Verantwortung. Zugleich sagte ich mir aber auch: Wir haben die Verantwortung dafür, dass es den Kindern gut geht und sie glücklich sind. Sie sind nicht glücklich damit, wenn man ihnen alles kauft, das sie sich wünschen. Oder ob sie Markenklamotten tragen oder solchen Kram. Sie sind glücklich, wenn sie geliebt werden und man an sie glaubt. Sie sind glücklich, wenn es ihre Eltern sind. Und du kannst niemanden glücklich machen, wenn du es selber nicht bist.
Ich hatte mir nicht ausgerechnet, ob ich alles allein bezahlen konnte - und vielleicht war das auch besser so? Geld habe ich nie welches vom Ex-Mann genommen oder bekommen, ich habe nur bezahlt die ersten Jahre. Preisgeld, wenn man so will. Aber das war es mir sowas von wert.

Die ersten Monate waren schwer. Die waren richtig scheiß schwer. Und mittendrin in all diesem Chaos begegnet Dir irgendwann ein Mensch, nach dem Du zwar irgendwie gesucht, aber auf den Du irgendwie zugleich trotzdem nicht gewartet hast. Bei dem Du an nichts mehr davon denkst. Der all die unschöne Vergangenheit von Dir abfallen lässt, als sei sie so gar nicht da gewesen. Dem Du in die Augen schaust und das Gefühl hast, Du würdest gleich ganz tief hinunter in seine Seele schauen.
Der Dir nur einen Kuss auf die Wange gibt und schon beginnt es tief in Dir zu vibrieren. Du sitzt ein paar Stunden neben ihm, Du hörst auf den Klang seiner Stimme, die Dir vom Ohr in den Bauch und von dort direkt in die Knie geht. Du hörst auf das, was er Dir erzählt - und alles, woran Du selber denken kannst, ist die Frage: "Wann küssen wir uns endlich?" Du erlebst diese eine wundervolle Zärtlichkeit, diese wunderbare Sehnsucht nacheinander, zärtliche, leise Worte am Telefon, die sich in das Unendliche steigern.. Du erlebst diese allumfassenden Gedanken an den anderen, die Dich so erfüllen bei all dem, das Du tust - und sei es das schnöde Bedienen der Kaffeemaschine.
Alles macht auf einmal wieder Spaß. Alles fühlt sich mit einem Mal wieder so wunderbar leicht an.
Du singst schon frühmorgens auf dem Weg in das Büro.
Du singst abends, wenn Du das Essen für die Kinder zubereitest, Ordnung in der Wohnung schaffst, die Waschmaschine im Badezimmer leise vor sich hin rumort. Alltag? Was ist noch mal Alltag?
Du erlebst diese eine Leidenschaft, die Dir den Atem nimmt und Dich Dinge tun lässt, um die man Dich nicht bitten oder auffordern muss, was Du sowieso für Dich ablehnst, aber jetzt tust Du Dinge, die Du bis hierher gar nicht kanntest - weil er in Dir dieses Verlangen und die Neugier weckt, es ausprobieren zu wollen...
Nachts liegst Du ganz nah bei ihm, Du lauscht auf das ruhige, entspannte Atmen und legst Deinen Kopf an seinen Rücken.. An Deinem Ohr spürst Du seinen kraftvollen Herzschlag.. Und in genau diesem Moment begreifst Du die Endlichkeit des Seins - und die Unendlichkeit des Liebens...

..einen Weg verfolge ich so lange, wie ich selbst daran glaube. Erst wenn ich damit aufgehört habe, ist es Zeit, einen neuen Weg zu gehen. Das ist man sich selbst und aber auch dem anderen schuldig.
Irgendwann, in vielleicht zwanzig, dreißig, hundert Jahren, möchte ich auf mein Leben zurückschauen, ich möchte dabei lächeln und mir sagen: DAS ist es, was ich mir für mein Leben gewünscht habe. Danke, dass ich es erlebt habe. Danke, dass ich es gefühlt habe. Danke, dass ich bis zum Schluss glücklich gewesen bin. Ganz egal, wo und mit wem.. Aber eben.. glücklich.

Samstag, 21. Juli 2018

Wege



Dieser Tage las ich über einen jungen Mann in NRW, der seit vier Jahren einen Rechtsstreit mit dem Land führte, weil man ihn falsch begutachtet und der Intelligenz minderbemittelt eingestuft hatte.
Was zur Folge hatte, dass er sieben Jahre lang (wenn ich es noch recht erinnere) eine entsprechende Beschulung erhielt.
Wenn man sich so vor Augen führt, wie weit Mensch, Technik und Medizin entwickelt ist, dann fragt man sich doch - auf irgendeine Weise beklommen - wie so etwas heutzutage noch möglich sein kann? Dass allein die Beurteilung durch einen Gutachter ausreicht, Dir den Weg abzuschneiden? Oder zumindest umzuleiten - vorausgesetzt, Du hast die Energie und die Mittel, Dich diesem Kampf zu stellen?
Als ich darüber las, dachte ich an meinen eigenen Jungen - und daran, wie man ihm im Alter von drei Jahren eine Form der Epilepsie bescheinigte, die einige Jahre später im Uniklinikum als "frühkindliche Anomalien, die hat jedes zweite, dritte Kind, würden wir sie alle untersuchen" revidiert wurde und ein umgehendes stufenweises Absetzen der beiden Medikamente einleitete.
Ich dachte daran, wie man den Jungen im Alter von sechs Jahren einiger Tests unterzog, von der mir im Vorfeld nicht erklärt wurde, was das für Tests waren, wozu sie da waren und worauf sie in letzter Instanz abzielten. Man stellte lediglich die Frage, wann ich wöchentlich mit dem Kind in die Praxis kommen könne. Mit dem Kind, das wenige Wochen zuvor eingeschult worden war, mit einem Chef im Nacken, der mir jeden Tag das Leben schwer machte - also sagte ich "Wenns Ihnen nichts ausmacht, vier Uhr könnten wir da sein."
Mir war zuvor nicht bekannt, dass man ihm unter diesen Umständen teils knifflige und logische Denkaufgaben vorlegte - mit der Endkonsequenz: "Die Intelligenz Ihres Kindes liegt im unterdurchschnittlichen Bereich, Sie müssen ihn sofort ausschulen."
Ich seh mich heut noch dort auf diesem Stuhl sitzen, wie angeleimt, nur langsam begreifend, was man da von mir wollte. Stand auf, nahm mein Kind an die Hand und fuhr heim. Keine Frage, ich habe Rotz und Wasser geheult. Dieser kleine aufgeweckte Junge, der alles wissen und alles entdecken wollte, der so viele Fragen stellte und viel schneller dachte als er zu sprechen vermochte - der sollte nicht mehr die reguläre Schule besuchen dürfen?
"Nie im Leben", bestärkte mich meine Mum, die Erzieherin, die den Jungen jedes Jahr im Sommer wochenlang zu sich holte, am Telefon, "das hätte ich gemerkt."
Auch die beiden Lehrerinnen bescheinigten ihm eine große Wissbegier, einen großen Ehrgeiz - er träume nur zuviel. "Das hat er von mir", habe ich gelächelt.
Und so wechselte er nicht die Schule, aber wir den Arzt und gingen auch aufgrund anderer Vorfälle ab diesem Zeitpunkt direkt in die Kinder-Uniklinik. In der Folge bekam der Junge einen guten Realschulabschluss, zwei abgeschlossene Ausbildungen und heute sagt er von sich: "Wär ich damals nicht so verspielt und faul gewesen, dann hätte ich heute was ganz anderes machen können."
Und wenn ich an den Beitrag des jungen Mannes aus NRW denke, der inzwischen seinen Hauptschulabschluss nachgeholt hat und einen Ausbildungsplatz sucht, dann frage ich mich, wie unfassbar schnell und einfach es geht, einen Weg vollkommen zu verändern.. Und ich frage mich, wie oft das wohl schon passiert ist?

..daran dachte ich auch, als ich mich am Abend in das world wide web einloggte und dem Doktor, den ich am vergangenen Dienstag aufsuchen sollte zur Borreliosebehandlung, eine Absage für den Folgetermin schrieb. Mit der Begründung, dass ich mich entschieden hatte, die Behandlung am Klinikum in L fortzusetzen. Nur ganz kurz, für die Flüchtigkeit eines Gedanken, hatte ich erwogen, noch mehr hineinzuschreiben. Dass mir die Art des Nichtzuhörens zu denken gegeben hatte, ebenso wie die lapidare Aussage "Die Borrelien können Sie vergessen, das wird doch sowieso nichts mehr, ist doch viel zu lange her" und insbesondere auch sein Umgang mit der (übrigens wirklich sehr netten, zuvorkommenden) Sprechstundenhilfe. Er mochte hochintelligent sein, er mochte von mir aus zehn Diplome an der Wand haben - jedoch die Art und Weise, wie jemand mit Menschen umgeht, sagt soviel mehr über denjenigen selbst aus als über alle anderen.

Ich habe jedenfalls beschlossen, mir nicht den Weg abschneiden zu lassen.

Und natürlich habe ich diesen Zusatz nicht mit hineingeschrieben. Es würde ihn ohnehin nicht interessieren und auch nichts an den Gegebenheiten ändern.

Dienstag, 17. Juli 2018

Du und Dein Meer

Irgendwo las ich die Tage, dass Menschen ab und an auf große Gewässer starren müssten, sie würden sonst komisch. Und gerade jetzt würde mir das so richtig, richtig gut tun. Gerade jetzt würde es meiner Seele so richtig wirklich gut tun, bevor sie mich doch noch klein kriegen oder in die Knie zwingen.
Ich mag nicht auf Berge steigen, nicht mal ansatzweise, ist mir viel zu öde und anstrengend - aber am Meer kann ich stundenlang entlanglaufen, mich hin und wieder in den Sand legen, aufstehen, weiterlaufen, Steine auflesen, Muscheln finden, die ich ganz sicher ganz bestimmt noch nicht habe, um sie daheim ins Glas zu füllen. Weiterlaufen. Immer weiter. Einen Weg verfolgen, den es so gar nicht gibt. Jemandem, der Berge über alles liebt, wird man vermutlich die tiefe Leidenschaft für das Meer nicht wirklich erklären können.
"Du schon", hat der Mann vor zwei Tagen gesagt, "denn genau mit deiner Schreiberei übers Meer im Internet damals hast du mich eingefangen. So hab ich dich gefunden."
Früher dachte ich immer, ich sei überall da zu Hause, wo ich mich spontan wohl fühlte. Früher glaubte ich immer, ich sei ein Zugvogel, der nie wirklich irgendwo sesshaft würde. Der es nur eine begrenzte Zeit irgendwo aushielte und der dann eines Tages wieder weiter müsste. An einen neuen Ort, der mich für sich einnehmen würde.
Kennt Ihr das Gefühl, einen Platz, einen Ort, eine Stadt zu betreten - und Ihr fühlt Euch sofort wohl und könntet Euch spontan vorstellen, dort zu leben, zu lieben, zu lachen, in Cafes die nackten Beine ausstrecken und ein Buch lesen, die Tasse heißen Kaffees vor einem, ab und zu den Blick heben und über die Menschen schweifen lassen, sich nirgendwo festhalten lassend, um diesen dann wieder zu senken und weiterzulesen...
So habe ich mich in Amsterdam gefühlt. Oh Gott, ist das lange her, seit ich dort war. Fünfzehn Jahre, um genau zu sein. Diese Wohnungen direkt über den Grachten, die mit den riesengroßen Fenstern und den Fensterbänken, auf denen man in der Sonne sitzen, lesen, Gras rauchen oder einfach nur dabei sein sein konnte, ohne mittendrin zu sein.
So habe ich mich in Scheveningen gefühlt. Dieser Ort am Meer, an dem ich zwar kaum Muscheln fand, aber mich sofort in die wundervolle Atmosphäre verliebte, die der Strandbars, aneinandergereiht wie an einer Perlenkette, die Musik von überall her, die goldene Abendsonne über dem Meer, barfuß im Sand, die kleine Flasche Wein in der Hand, das Haar offen und das Herz ganz weit...
Heute weiß ich, ich bin wirklich nur am Meer zu Hause - wo auch immer das Wasser ans Ufer heranrollt. Alles andere wird bis dahin ein Zwischenstopp bleiben - wo auch immer das gerade ist.

"Du und Dein Meer", wurde ich vor einer Weile augenrollend belächelt. Dann lache ich immer nur und denke still, aber glücklich: Ach, ihr Unwissenden ;)

Gerade klopft mein Herz ganz sehr, weil ich es allein nur durch das Aufschreiben wieder fühlen, sehen, hören kann, weil all meine Sinne die Erinnerung an das Meer erfassen - und alles fällt von mir ab..

Montag, 16. Juli 2018

..am Ende des Tages





So come on and get up
'cause I love what we've got.



Alles Liebe zum Geburtstag! 
♥️

Freitag, 13. Juli 2018

Sehnsucht




Los! Schlaf jetzt! schreibt der Mann vor wenigen Minuten - aber ich kann nicht... Ich kann einfach nicht einschlafen, ich kann keine Ruhe finden, alles in mir vibriert, ist erfüllt von Sehnsucht. Ich will bleiben, ich will gehen, ich will mich kümmern und dennoch.. hinausfliegen in die Welt..
Ich möchte irgendwohin ans Meer, da, wo es warm ist, da, wo ich die nackten Füße im Sand vergraben kann, wo er zwischen den Zähnen knirscht, weil ich nicht aufhören kann zu lachen, die Flasche Weißwein zwischen dir und mir hin und her zu reichen und einen Schluck zu nehmen, das Kleid aufzuknöpfen, der Wäsche zu entsteigen und mich hineinzuwerfen in das Meer... Das Prickeln auf der Haut zu fühlen, einzutauchen, die unfassbare Tiefe zu ahnen und die wunderbare Weite des Meeres zu spüren.. Frei sein, so wunderbar frei fühlen, nur für diesen Augenblick wenigstens völlig losgelöst zu sein von Alltag, von Gedanken.. Dich an den Händen zu greifen und mich doch wieder loszumachen und wieder einzutauchen in das Wasser, wieder und wieder, bis es einem schwindlig wird.. So lange, bis wir frieren und an das Ufer zurückkehren, uns einhüllen in dickes flauschiges Tuch..
Abende, die wir barfuß irgendwo sitzen, frisches Brot zerkrümeln, uns einen Weißwein einschenken und uns erzählen, was uns gerade in den Sinn kommt... Vergangenes, Kindheitserinnerungen, Ängste, Freude, Herzglücksklopfen und die Augen glänzen... Während unsere Haut noch immer nach dem Salz des Meeres schmeckt und atmet und aus den Haaren immer noch ein wenig Sand rieselt... Während wir übereinander beugen und dieses eine Funkeln in den Augen des anderen wahrnehmen...

Schon zu Beginn des Jahres habe ich gespürt, dass sich etwas in mir verändert. Ich bin ruhiger geworden, gelassener - aber bewusster. Zugleich achte ich genauer auf Klangfarben um mich herum, in mir. Manchmal denke ich, ich lebe in meiner ganz eigenen, zurechtgebastelten Welt - und vielleicht ist das hin und wieder tatsächlich so. Eine Welt, in die ich mich dann und wann zurückziehe, wenn ich es draußen nicht aushalte, wenn nichts davon zu dem Klang in mir selbst passt.
Es gibt niemanden, der alles von mir weiß, und ich möchte ebenso nicht alles vom anderen wissen. Ich möchte mich selbst fühlen können, ohne dass mich das Außen beeinflusst und meine Wahrnehmung irritiert, und ich möchte die Bandbreite fühlen zwischen mir und dem anderen. Eine Bandbreite, die vieles erahnen lässt ohne die Gewissheit, ob es je so sein wird. Eine Neugier, die nie gestillt wird. Eine Freude auf den anderen, die nicht versiegt, selbst wenn er zum abertausendsten Mal durch die Tür tritt.
Mir ist bewusst, dass sich die Realität nicht aussperren lässt - aber ich selbst... ich verliere mich, wenn ich den Klang in mir nicht höre, nicht fühle. Dann blende ich alles aus, dann sperre ich sie aus, diese Nachrichtensendungen; diese Kommentare, in denen Menschen übereinander herfallen, die sich überhaupt nicht kennen, aber verbal unbedingt aufeinander einhauen möchten; diese Posts, in denen das eigentlich Wunderbare zwischen zwei Menschen hoffnungslos reduziert wird - und ich mich frage, ob sich so die Zerrissenheit eines Menschen offenbart, der zum einen bewusst leben möchte und zugleich erschreckend wenig Wertschätzung zeigen kann..
Ich lese Gedanken anderer, die eigenes Durchlebtes widerspiegeln und weitaus mehr Erinnerungen wachrufen als die Tatsache, dass ich mir jedes Jahr errechne "Jetzt wäre es 13, 14, 15 Jahre alt".
Ich tauche ein in Beziehungen anderer und frage mich, ob ich selber so leben wollte. Oder könnte.
Jeder Mensch führt das Leben, das er sich ausgesucht hat - und es möge mir niemand sagen, er käme da nicht heraus. Nicht zu können meint zu oft nicht zu wollen - und die Gründe sind so vielfältig wie es eben Menschen gibt. Manchmal bin ich überrascht und auch ein Stück weit erschüttert, wenn ich bemerke, wie sehr man sich aus Angst an etwas klammert, das einem in Wahrheit längst nicht mehr guttut. Ich möchte da sein, ich möchte zuhören, aber ich muss gestehen, ich kann es nicht immer aushalten - und bevor die dünne Haut zerreißt, ziehe ich mich zurück in meine ureigene Klangfarbenwelt..
Dann fühle ich mich wieder, dann fühl ich wieder diese wunderbare Sehnsucht in mir, die alles um mich herum wieder an die richtige Stelle rückt.

Eigentlich haben wir uns vorgenommen, lieber öfter zu reisen und dafür nicht lange an einem Ort zu verweilen. Im Moment bin ich mir aber gar nicht so sicher, ob wir das so rum richtig machen.. Von hier aus, von L aus ist es nicht so arg weit bis zum Meer, aber von da, von M, das ist so unfassbar weit, zu weit für ein zwei Tage und Nächte - und dabei wünsch ich mir das so sehr...
Morgen komme ich nach Hause zurück und dann müssen wir noch mal darüber sprechen..

Donnerstag, 12. Juli 2018

"Why Stop Dreaming When You Wake Up?"


Eines Tages bin ich wieder da - ganz für immer.
Ich schwör.

Update:
Erst am heutigen Sonnentag realisiere ich, dass jene Dame gar nicht auf einem Felsen im Meer steht - sondern über den Nebelwolken.
Nachtblind bin ich also auch noch ;)

Mittwoch, 11. Juli 2018

The Trip







Wenn ich morgen alles schaffe, das ich schaffen soll - dann beginnt morgen Abend schon für mich das Wochenende - und das dann auch gleich für ganze vier Tage.
Und so summe ich vor mich hin, lege die ersten Sachen in die Reisetasche zurück und freue mich für die Kroaten :)

Dienstag, 10. Juli 2018

Szenen einer Partnerschaft: Puls? Fünftausend!



Dem Mann zuliebe begleite ich ihn am Wochenende auf eine Party, verlasse diese aber eher als er. Eher meint: Ich gehe gegen Mitternacht ins Hotel und denke "Auch nicht schlecht, dass er noch bleibt, kann ich noch ein bisschen Krimi schauen."
Krimi meint um diese Uhrzeit "Ungeklärte Mordfälle" und so.
Schlafe irgendwann darüber ein und schrecke hoch, als sich jemand an der Eingangstür zu schaffen macht.
Herzrasen!
Puls irgendwo bei Fünftausend!
Zweimal rufe ich den Namen des Mannes.
Keine Antwort.
Natürlich nicht.
Ein Einbrecher wird sowieso nicht sagen "Ne sorry meine Liebe, ich bin der Heinz Gustav und hol mir jetzt dein Zahngold!" - "Ich habe doch gar kein Zahngold!" - "Na gut, dann gib mir dein Geld und dein Handy, und dann hol ich mir dein Leben!" - "Wir sind hier aber nicht bei Super Mario - ich hab doch nur das eine!"
Also war ich versucht, um Hilfe zu schreien - aber zugleich war mir auch klar: Da kommt nix aus der Kehle außer n klägliches Fiepen. Und das Rumoren am Türschloss bleibt hartnäckig.
Also ich raus aus dem Bett und rein ins Bad.
Schlechteste Idee ever - ich hab nämlich das Handy neben dem Bett liegenlassen. Da komm ich nie wieder lebend raus!
Und da öffnet sich auch schon die Eingangstür.
Und ne, das ist kein Alptraum.
Und ja, da steht der Mann, hält sich an der Tür fest, schaut mich selig an mit gefühlten fünf Promille und grinst entschuldigend:
"S war e bisssssl schwiersch mitm Schlosssss."
Eins ist jedenfalls klar: Es gibt nie wieder "Ungeklärte Mordfälle - Dem Täter auf der Spur" bis drei Uhr morgens, wenn ich allein zu Hause oder irgendwo im Hotel bin. Nie wieder!


Übrigens - ebenfalls am Wochenende angetan: das Konzert der Bananafishbones. Ich muss sagen - neben Snow Patrol das einzige Konzert, bei dems mir einfach nicht langweilig wurde und wo fast jeder Song meinen Nerv traf. Sehr, sehr geil - auch und grad beim Autofahren. Habe ich mich heut auf dem Weg nach L von überzeugt ;)
Das fetzt! Das geht ab! Krieg ich auch fast nen fünftausender Puls vom Rumspringen und so ;)


Samstag, 7. Juli 2018

Stell dir vor, es ist Wochenende...


...und Du könntest ausschlafen! Hachz! Gibt es etwas Schöneres als entspannt auszuschlafen und das erste Käffchen zu genießen, während sich die leichte Decke um den Körper windet und die Beine wohlig ausgestreckt sind?

...aber Beziehung ist, wenn der Mann Dich bereits Tage zuvor auf ein Fulltime-Wochenend-Programm vorbereitet, während Du grad noch dabei warst, ganz andere Pläne zu haben ;)
In diesem Sinne - genießt die freie Zeit, Sommer, Sonne, na ja und überhaupt - ich muss dann mal los ;)

Freitag, 6. Juli 2018

Everybody's Changing and I Don't Feel The Same



Dieser Song war meine ganz persönliche Entdeckung im Herbst 2004. Eine denkbar schlechte Zeit für mich, zuviel Ungutes, Schwieriges, Zerbrechendes lag hinter mir und kaum Nährboden für die Zuversicht.
Und dennoch.. Ich erinner mich noch so sehr genau an jenen Nachmittag, so ein wundervoller sonniger Herbsttag mitten auf dem Marktplatz in L, ich in diesem irren Cordmantel, die mit den Kopfhörern in den Ohren, die diesen Song hörte und in der sich mit jedem einzelnen Takt immer größere Hoffnung und Zuversicht in mir ausbreitete gleichsam mit der Bewegung, mit der ich die Augen schloss und die Arme ausbreitete. Es war mir völlig egal, ob mir jemand dabei zusah, was er von mir dachte oder ob er dasselbe haben wollte, das ich doch gar nicht geraucht hatte (ich habe nie in meinem Leben geraucht, übrigens, aber wer weiß, vielleicht hätte ich das ab und an ja mal tun sollen, so Gräser halt ;)). Das war ein Gefühl, wie wenn Du in einem dunklen Raum stehst und nach und nach eine weitere Lichtquelle mehr entzündest - und dieses Licht wird heller und heller und dann.. strahlst du ganz einfach selbst aus dir heraus.. und tief in dir fühlst du: JETZT wird alles gut, irgendwie...

Und genau genommen.. ist es ja auch so gekommen, auch wenn meine Geduld, die ich eigentlich kaum besitze (also nur in den wenigsten Dingen, und in jedem Fall nicht in Herzensdingen) ordentlich auf die Probe gestellt wurde.
Dennoch denke ich, dass mir in meinem ganzen Leben fast ausschließlich die richtigen Menschen begegnet sind. Dass ich unfassbar viel Glück in meinem Leben gehabt habe - auch mit diesen Menschen und auch dann, wenn sie arg viel Veränderungen bedeuteten, deren Sinn sich erst Jahre später erkennen ließ.
Ich bin dankbar. Oh ja, ich bin extrem dankbar. Für beinah jede Begegnung. Ich bin irrsinnig dankbar dafür, heute hier zu stehen, mein Herz klopfen zu fühlen, MICH zu fühlen und mir bewusst zu machen, dass dieses Lebensgefühl mit diesem Song aus dem Herbst 2004.. mich tatsächlich nicht getäuscht hat. Dass die Hoffnung sich erfüllte und die Zuversicht recht behielt...

Und weil ich sowieso nicht an Zufälle glaube (ok, ich glaube allerdings auch nicht an Schicksal und auch nicht an Vorherbestimmung - aber ich glaube daran, dass es so sehr viel mehr zwischen Himmel & Erde gibt, das sich nicht logisch erklären lässt - und es gibt es trotzdem), denke ich, dass es ganz gut passt, wenn ich heute Abend über diesen Song "stolpere" - und mich beinah genauso fühle wie 2004 auf jenem Marktplatz in L.
Ich liebe mein Leben. Ich liebe es so sehr zu leben.
Insofern stimmt die Aussage des Songs nicht ganz (der ja eigentlich auch sonst nicht passt, von daher kann ich nicht erklären, warum gerade der so arg viel in mir bewirkte und immer noch bewirkt. Vielleicht, weil das Album "Hopes && Fears" heißt?): Ich fühle noch immer dieselbe Zuversicht wie die Jahre zuvor. Manches bleibt für immer, für das ganze Leben lang - und das ist glücklicherweise so.

Donnerstag, 5. Juli 2018

No Good at Saying Sorry


Seit dem Abend steht das Ergebnis fest.
Noch nachdem wir längst aufgelegt haben, schaue ich irgendwie ungläubig auf das Telefon in meiner Hand, schwirren mir die Diagnosen durch den Kopf und frage mich...
Ich frage mich, wie man so etwas übersehen konnte?
Wie konnte die Lösung so naheliegend sein und dennoch übersehen werden?
Von dem einen Arzt.
Von dem anderen Arzt.
Und schlussendlich von der Klinik. Die, die mir erst vor Tagen schwarz auf weiß bescheinigte, dass ich wieder völlig gesund sei und die Symptome sich jetzt "psychisch manifestiert hätten" und ich nun in die Psychotherapie gehen sollte, um "Schlimmeres zu verhindern". Ehrlich gesagt - so leicht hat sich das bislang noch kein Arzt gemacht - außer ein einziger in L, aber was zählt der schon in all den Jahren... Was ich ansonsten an Bandbreite der Abklärungsmöglichkeiten in L erlebt hatte, war nicht immer angenehm - aber manchmal aufschlussreich. Seit ich in M wohne, ist nicht mal ein Drittel dessen unternommen worden.
Dass man mir hinsichtlich des Schmerzes nicht mehr helfen konnte, habe ich hingenommen. Irgendwann. Akezptiert. Angenommen. Mir bleibt ja eh nix anderes.
Jedoch auch hier spürte ich: "Ne Leute, da macht mal die Augen auf, da schaut mal genauer, das ist was anderes."
Und so ging ich natürlich nicht zur Therapie, sondern wechselte den Fachbereich und ging letzte Woche nach L zurück.

Und so wie ich mich seit über einem Jahr und nun spätestens seit diesem Ostern fühlte, das wollte ich nicht auch hinnehmen müssen. Nicht so einfach. Nicht kampflos - auch wenn der Mann mich dessen zuweilen verdächtigte.
"Am liebsten würde ich als erstes gleich noch in diese Klinik fahren und ihnen aufs Maul hauen", sage ich zum Mann.
"Und was bringt dir das?"
"Vermutlich ne Anzeige", kicher ich in mich rein und laut sage ich "Nix. Außer meinen Seelenfrieden. Vielleicht."

Im Termin, dem ich mich letzte Woche völlig entspannt, weil völlig erwartungsfrei stellte, wurde bereits nach einer guten halben Stunde der Verdacht geäußert: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich hier um eine Infektion mit Borrelien handelt."
Seit heute liegen die Werte vor, zweifelsfrei bestätigt, und sie hat so ziemlich einiges in Bewegung gesetzt, um mich erreichen zu können - dank meines verschusselten Zahlendrehers bei der Angabe meiner Handynummer.
"Ich schick Ihnen das gleich zu und bitte wenden Sie sich umgehend an Ihren Hausarzt, wenn Sie ihm vertrauen. Das muss sofort behandelt werden."
Vertrauen.
Ein ziemlich großes Wort.
Nein, ihm vertraue ich nicht. Schon länger nicht mehr - aber ich kann sie ja nicht alle "durchprobieren". Insgesamt dreimal hat er mein Blut untersucht. Und DAS ist ihm untergegangen? Das ist auch dem Neurologen entgangen? Und dann noch der Klinik?
Der Neurologe, der sagte "Wenn wir im Kopf-Scan nichts sehen, ist es harmlos. Dann ist es vermutlich psychisch."
Ich möcht noch jetzt auf den Tisch kotzen.
Die Klinik, die gesagt hatte: "Labor und EKG unauffällig" - nur dass sie weder das eine noch das andere gemacht haben - und ich erst draußen vor der Tür und im Telefonat mit meiner Freundin mit den Tränen kämpfte ob der Fassungslosigkeit vor so viel... ja ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.
Dafür gibts für mich auch keine Entschuldigung.
Denn einen Menschen mit Respekt zu behandeln, ihn nicht abzufertigen - vor allem nicht als Arzt, das ist eine Lebenseinstellung. Und entweder man hat sie oder man hat sie nicht.

Nur eins ist natürlich.. äh.. schade. Das Herzrasen, Liebster, verursachst wohl dann eben doch nicht Du ;)

Kategorie: Fundstücke

Quelle: https://www.finanzamt.bayern.de/Noerdlingen/Ueber_uns/Humor/default.php?f=Noerdlingen&c=n&d=x&t=x
Wie es der Zufall wollte, kam ich irgendwie auf die Seite des Finanzamtes. Und dann auch noch auf eins, das mich eigentlich gar nix angeht. Wie und warum, das tut ja nix zur Sache - aber Finanzamt... Da denkt doch jeder gleich an knorrige, verstaubte, bucklige Beamte mit kleinen Brillen und großen gierigen Händen. Ich glaube, niemand denkt im Zusammenhang mit Finanzamt an Humor - da gibts ja zumeist auch nix zu lachen, jedenfalls nicht als Steuerzahler.
Umso erstaunter und belustigter war ich jedoch, als ich unter obigem Link den Button "Humor" las und ganz interessiert und spontan draufklickte.
Das auf ner offiziellen Homepage eines Finanzamtes... Hach, das war mir doch ein versüßter Morgen!

In dieser Stimmung bekam ich just von der Kollegin ein Foto geschickt - der Fund des Tages auf einer unserer aktuellen Aktionswiesen:



"Soll ein Pferd gewesen sein, sagt L." schreibt sie.
Ich nehme einen weiteren Schluck Kaffee und begutachte das Foto erneut.
Für ein Pferd fehlen da aber zwei Beine.
Was ich sehe: Lange Beine, dicke Knie und krummer Rücken.
Sorry, Mädel, aber das bin ICH! In zweihundert Jahren *kreisch*

Übrigens - wegen gestern: Nein, der Junge hat sich noch nicht wieder zurückgemeldet - obwohl ers versprochen hatte. Ich schiebs auf  "die Jugend! *augenroll*" und darauf, dass man um 4.43 Uhr Wichtigeres zu tun hat als an die Mama zu denken. Denn zwischen 2 und 5 Uhr sollte er in L ankommen und die Stalker-Mama hat gesehen, dass der Junge um 4.43 Uhr zuletzt online war. Ich finde das durchaus beruhigend, weil ich mir sage: "Ey der pennt sich jetzt erst mal richtig aus."

Mittwoch, 4. Juli 2018

Von Null auf Irgendwas

...gingen mir gestern Abend Blutdruck und Puls.
Meine Söhne hatten vor rund drei Wochen einen Disput. Also ich sage Disput, der Große hingegen hatte verlauten lassen: "Bei allem Respekt, das ist kein Streit, ab jetzt herrscht hier Krieg!!!" Das aus seinem Mund zu hören ist umso verwunderlicher, wenn man zum einen weiß, was für ein Seelchen er ist (und wie viel es demnach braucht, um ihn derart hochzukochen) und wie sehr er andererseits an seinem "kleinen" Bruder hängt. Ich denke schon, dass er am allermeisten von uns seinen Bruder liebt.
Früher, wenn es Zoff gab, haben sie sich maximal mit irgendwas in Greifnähe Befindlichem beworfen, geprügelt aber glücklicherweise nie. Insofern habe ich mich auch zumeist aus ihren Streitigkeiten herausgehalten und mir gesagt "Sie werdens schon regeln miteinander."
Dieses Mal jedoch schien das Zerwürfnis tiefgreifender und wenn ich mir im Gegenzug die Streitursache vor Augen führte, dann tat es mir doppelt leid um diesen Riss.
Und so ließ ich mich hinreißen zu der Aussage, sie mögen sich bitte nicht so derart zerstreiten, schon gar nicht wegen einem Stück Papier, das sei es einfach nicht wert.
"Denkt nur mal, es geht morgens einer aus dem Haus, verunglückt und kommt nicht wieder - das wär das Allerschlimmste."
Ich hatte dies nicht nur so dahergesagt, auch wenn ich prinzipiell der Meinung bin: Was raus muss, muss raus und muss auch gesagt werden dürfen, man muss sich auch raufen können - aber anschließend sollte man wieder aufeinander zugehen können.

An all das dachte ich gestern Abend, als ich dem Jüngsten schrieb "Ist alles okay bei Dir? Du bist so still." Natürlich wusste ich, dass die Truppe auf Rückreise aus dem Urlaub war und dass bis dahin alles gut war.
"Es gab einen Unfall mit dem Bus, das Dach ist fort", schrieb der Junge.
In diesem Moment schossen mir Blutdruck und Puls auf irgendwas, jedoch blieb ich ansonsten ruhig: Solange er mir schreiben und antworten kann, ist es nicht so schlimm, dass ich mir ernsthaft Sorgen machen muss.
"Kann ich dich anrufen?" schrieb ich und er antwortete: "Grad blöd. Mein Akku ist gleich weg."
Er schrieb mir noch, dass er ne leichte Schnittverletzung hätte, Kopfschmerzen und einen Schock.
Das war das letzte, was ich bis dato hörte.
"Haben die keine Lademöglichkeit im Bus?" fragte der Mann.
"Es gibt keinen Bus mehr", antwortete ich konsterniert.
Die Nacht schlief ich etwas unruhig und mit dem Handy in Greifnähe. Wäre es nicht so arg weit weg, ich hätte mich selbst ins Auto gesetzt und den Jungen nach Hause geholt.

Ich bin dankbar, dass ihm und auch den anderen Urlaubern offensichtlich nichts Schlimmes passiert ist - auch wenn ich immer noch unruhig und wie auf Kohlen sitze, solange ich nichts von dem Jungen höre.
Und ich bin froh, dass die Jungs sich zusammenrauften, bevor der Jüngere in den Urlaub fuhr. Der eine hatte dem anderen einfach einen Versöhnungs-Döner mitgebracht und dann hatte man gemeinsam Fußball geschaut. So lösen das Männer ;)

Montag, 2. Juli 2018

Erkenntnisse, Teil 2



Meine Lieblingsorte sind das Meer und die Badewanne - und ich bin trotzdem kein Fisch. Ans Meer möchte ich am liebsten schon jetzt zurück - auf meine Insel aber frühestens, wenn meine Hauptbeschäftigung nur noch aus Malen und Schreiben besteht ;)


Wenn ich zur Bedienung sage "Ich hätte gern einen Milchkaffee, bitte", schaue sie dabei an und lächle, lächeln sie ganz oft zurück - und ich mag das sehr! Wenn man " nen Milchkaffee" hinrotzt, bekommt man den zumeist auch lustlos hingestellt. Recht so.


Je größer die Zahl in meinem Pass wird, desto älter werde ich. Sakra!


Je älter ich werde, desto mehr Angst habe ich um meine Söhne und zugleich wird auch meine Liebe zu ihnen tiefer. Und dieses Gefühl liebe ich auch.


"Wer uns ausm Norden zum Freund hat, der hat uns für ein Leben lang", pflegt mein Papa zu sagen. Recht hat er! Ich bin da nicht so schnell mit - aber an wen ich einmal mein Herz hänge, der hat es für ganz immer, sofern ers nicht missbraucht. Rette sich also, wer noch kann. (Nein, Miss P., Du warst leider zu langsam. I'm so very sorry. ;))


An meinem Ehrgeiz könnte ich bestimmt noch bisschen arbeiten. Dafür weiß ich ziemlich sehr genau, was ich nicht (mehr) will. Ich finde, das ist durchaus ein Fortschritt.
Ich muss nicht permanent höher, schneller, weiter. Ein gutes Buch, eine schöne Tasse (ja, das Auge trinkt mit!) guten Kaffee und dann ganz entspannt ein weiteres Etappenziel erreichen tun es auch.


Die Praxen von Therapeuten sind voller Menschen, die keine Therapie brauchen. Aber voll mit denen, an denen es ausgelassen wird.


Wenn ich etwas soll, tue ich es erst recht nicht. Wenn ich etwas nicht will, dann will ich auch nicht. Kannst du auf und niederspringen, s wird nix.


Ich kann mich ganz sehr für andere freuen.


Hass ist mir fremd. So viel negative Energie besitze ich nicht. Aber ich kann verachten, abgrundtief.