Montag, 13. Mai 2019

Die hohe Kunst des Pizzabodens aus Blumenkohl




Es gab Zeiten, da hatten wir nur Bücher und Zeitschriften zum Lesen und dachten im Traum nicht daran, dass es eines Tages so selbstverständlich sein würde, uns in einer virtuellen Welt so zu bewegen, als sei sie ein Zuhause.
Ich hab sie vom ersten Moment an geliebt, diese virtuelle Welt. Es ist genial, wie sich nunmehr Menschen kennenlernen können, die sonst einander vermutlich niemals begegnet wären.
Das denke ich über den Mann, der sich gerade nebenan die Zähne putzt.
Das dachte ich über mein Gegenüber vom vergangenen Samstag.
Das denke ich über all die Menschen, die ich über das Netz kennenlernte und denen ich irgendwann auch in der Realität begegnete.
Wilde Zeiten, mitunter, aber gute Zeiten. Viel Möglichkeit, über alles Mögliche zu reden, zu lachen, Spaß zu haben. Viel Möglichkeit für mich  zu lernen.

Ich will soviel wissen, aber nicht alles blind glauben. Wenn ich Dinge lese, die mir irgendwie nicht schlüssig erscheinen, hinterfrage ich sie. Nicht alles und jedes, aber... das eine oder andere eben.
Dabei will ich gar nicht streiten, sondern einfach nur.. lernen.
Und ich lerne. Zum Beispiel über Zusammenhänge von Klima, Landeis und Meereis ;) Ich erfahre aber auch, dass ich offenbar anstrengend sein kann - wenn ich Themen nachlese und dann kommentiere.
Worauf nicht jeder Lust hat.
"Ich will nicht diskutieren, ich will nur was teilen, aus reinen Info-Zwecken... damit alle Seiten zu Wort kommen."
Wenn aber Informationen weggelassen werden, die zum Thema, zur Meinungsbildung wichtig wären?
Bin ich dann zu genau? Wollte ich es zu genau wissen?

Mein AfD-Kollege schickt mir schon lange keine Videos oder Textausschnitte mehr, weil ich möglicherweise auch ihm zu anstrengend geworden bin. Ich hab mir die Videos und die Textausschnitte angeschaut, aber ich hab sie kommentiert. Oder argumentiert. Jetzt schreibt er nix mehr, wir grinsen uns nur noch an, wenn wir uns mal über den Weg laufen.

Hänge ich mich zu sehr rein? Verstehe ich es falsch, dass ein in die virtuelle Welt geschriebenes Wort nicht immer eines Kommentares bedarf? Wozu schreib ichs dann da rein? Könntsch doch auch zu Hause ganz analog in ein Tagebuch kritzeln? Ich sag ja nicht zu allem und jedem was - nur zu Themen, die mich interessieren. Oder um einer Person beizustehen, auf die sich grad drei, vier andere gestürzt haben. Ist es okay, eine Meinung zu haben, aber noch mehr okay, wenn jeder die für sich behält? Und wozu haben wir dann beispielsweise soziale Medien? Um uns virtuell zuzuwinken und lustige Bildchen auszutauschen? Stay connect - aber nicht zuviel?
Gestern sagte ich zu jemandem, dass ich dieses "neugierig, wach, intensiv" könnte - aber auch nicht jeden Tag. Weil das selbst mir zu anstrengend würde.
Wenn ich über Dinge nachdenke, die ich lese, kommentiere ich sie ganz oft mit einem Schmunzeln. Weil ich oftmals das Gefühl hab, ich sitz jetzt hier in einem Cafe bei einer Tasse Kaffee, und wir ratschen. Einfach so. Das ist das, was ich darin sehe - einen Austausch. Nicht mehr und nicht weniger.

Aber.. wer weiß. Vielleicht sollte ich einfach das tun, was ich am besten kann - und still sein :)


4 Kommentare:

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Du kannst wunderbar "monologisieren" - und da es dieses Wort nicht gibt, habe ich es gerade für dich erfunden.
Ich finde diese Möglichkeit, die das Netz bietet, auch wundervoll - u.a. auch das sich kennenlernen.
Und tschüss!

Pyrgus hat gesagt…

Aaahhh du sprichst mir aus der Seele!!! Gerade heute morgen lag ich nach dem Aufwachen im Bett und überlegte, was an mir falsch sein könnte.... wie du möchte ich gern Vieles wissen und erfragen und lernen, aber eben auch mit offenem Herzen und Verstand. Hingeklatschte Parolen wie: Chemtrails töten! oder: Der Klimawandel ist ein fake! kann ich nicht einfach hinnehmen. Ich möchte niemandem auf den Schlips treten, gehe aber davon aus, dass, wenn man sowas postet, man auch eine fundierte! Meinung dazu hat. Frage ich aber nach, werde ich belächelt oder gleich zur Oppositionspartei erklärt. Dann liegt's wohl doch nicht an mir :) wie schön!!
Ganz liebe Grüße aus der Versenkung
Gabi/ Pyrgus

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Gibts das nicht, Clara? Ich hätte gedacht, das gibts :D
Ich freu mich auf Juni!! :)

Liebe Gabi, ich freu mich sehr, von Dir zu lesen - Du bist ja wirklich in der Versenkung verschwunden ;) Und ich bin auch ein bisschen erleichtert, dass es nicht nur mir so geht. Genau wie Du es sagst "mit offenem Herzen und Verstand"!!
Das Verrückte ist.. Wenn man manche Dinge nachfragt oder sachlich gegenargumentiert (nicht um Recht zu haben, sondern weil ichs eben wissen will, nachhaken will - aber auch das wird oftmals falsch verstanden), bekommt man oft nicht mal eine Antwort. Hauptsache, draufgehauen auf wen anders. Da könntsch irre wern :D

Die Mitvierzigerin hat gesagt…

Es gab Zeiten, da bin ich extrem angestoßen, weil ich eine Information nicht als solche hingenommen habe. Ich habe nachgefragt, diskutiert, analysiert. Einfach, weil ich ein neugieriger Mensch bin und gern weiß, was hinter einer Aussage steht. Warum meint der das jetzt so? Warum schreibt die solche Sachen? Ich bekam sehr viel Gegenwind, vermutlich weil ich so unbequem war. Vielleicht bin ich den Leuten auch nur auf die Nerven gegangen.
Heute rappelt´s mich auch noch hin und wieder. Dann kommentiere ich (z.B.bei Facebook) was das Zeug hält, mische mich ein, konfrontiere mit unbequemen Fragen. Aber dazu braucht´s Zeit, die ich oft einfach nicht habe. Aaaber wenn, dann macht es richtig Spaß. Manchmal tut es auch weh, wenn man in einem Post auf aggressive, extremistische oder verletzende Aussagen trifft und man sich - trotz allem Einmischens und Aufbegehrens dagegen - einfach nur hilflos fühlt. Aufgeben kommt dennoch nicht in Frage. Demokratie lebt davon, dass Menschen den Mund aufmachen. Das habe ich als DDR-Kind gesehen .. ;))
LG aus´m Süden