Wenn ich meinen Blog jetzt nacheinander lesen könnte, könnte ich mir durchaus Schöneres vorstellen, als nach dem "Brief" an meinen Jungen jetzt und hier einen anderen zu schreiben. Doch es schnürt mir die Luft ab, den Hals zu und belastet meine Seele, wenn ich das, was ich gerade denke und fühle, nicht herausschrei(b)en kann.
Nach dem Telefonat mit Dir wurde ich das dringende Bedürfnis nicht los, mich zu duschen, stundenlang am liebsten, mir die Haut zu schrubben, um jedes Deiner einzelnen Worte und vor allem die Gedanken dahinter wieder loswerden zu können.
Wir haben seit ewigen Zeiten kein Wort mehr miteinander gesprochen, weil wir es einfach nicht mussten und nicht brauchten. Aber das Ding ist eben.. Wenn man Kinder miteinander hat, dann bleibt man verbunden, in gewisser Weise. Eine Verbindung, die einfach nichts Gutes mit sich bringt.
Für mich bist Du der lebende Beweis dafür, dass ein Vater nicht der Mann ist, der ein Kind zeugt, sondern der, der sich kümmert von dem Moment an, wo es entstanden ist.
Aber das hast Du nicht, und wenn ich heute auf all die Jahre zurückschaue, selbst die ersten, dann weiß ich heute: Gekümmert hast Du Dich nicht. Du wolltest nur, dass alles funktioniert. Ein Kind als Statussymbol und den Beweis, dass Du alles hast und alles kannst. Ein Beweis an Deinen eigenen Vater. So wie es die Autos sein sollten, die Du gefahren bist. Die Frau es war, die Du geheiratet hast. Alle sollten Dich beneiden, alle sollten Dich toll finden und Dich bewundern. Und so sollte es auch mit den Kindern sein.
Nach unserer Trennung hast Du Dich vom ersten Tag an bereichert, auf meine Kosten und später auf Kosten Deines Sohnes. In Deinem Umfeld weiß niemand etwas davon. Alle finden Dich toll, stark und super, weil Du mich finanziell unterstützt und im Gegenzug auf Geld von mir verzichtet hättest, obwohl ich ja diejenige war, die die Scheidung und ein anderes Leben wollte. Dass es in Wahrheit genau andersherum war, weiß nicht einmal Deine heutige Frau. Selbst der Junge wollte es nicht wahrhaben, "Du sagst es so, der Vater sagt es anders, und wem soll ich jetzt glauben?" an jenem Sonntagmorgen in meiner damaligen Küche, an dem ich ihm den Bund Kontoauszüge auf den Tisch legte. In jedem Monat las er den Betrag X von mir an Dich mit der Beschreibung "Unterhalt für.." oder "Beitrag für Ferienlager" und so weiter. Kein einziger Geldeingang von Dir, natürlich nicht. Niemals werde ich seinen Blick vergessen, wie er dasaß, die Hände im Schoß, dem Glauben beraubt, dass man dem eigenen Vater nicht vertrauen konnte, weil man von vorn bis hinten belogen worden war. Menschen in Deinem Umfeld ist sowas egal, die würden höchstens mit den Schultern zucken. Für den Jungen jedoch wog das sehr viel schwerer, und das hast Du bis heute nicht begriffen. Du hast so vieles einfach nicht begriffen.
Dein Kind hast Du damals zu einer Therapeutin gebracht, dabei warst Du es, der Hilfe gebraucht hätte. Du hast es so lange hingefahren, bis sie erstmals Bedenken äußerte, ob nicht vor allem auch Du einen nicht unerheblichen Anteil an der damaligen Situation beigetragen hast und ob es nicht eher daran wäre, sich mit Dir zu beschäftigen. Von da an bist Du dort nicht mehr hingefahren und hast natürlich auch dem Jungen die Möglichkeit genommen, die Trennung und vor allem die Ereignisse daraus zu verarbeiten. Kritik an Dir konntest Du nicht ertragen, nicht einmal konstruktive. Das Gefühl, selbst Fehler zu machen, gemacht zu haben, kannst Du nicht ertragen. Bis heute nicht. Bei Dir waren es immer alle anderen, und so ist es bis heute.
Du kannst niemanden lieben um seiner selbst willen. Ich weiß nicht einmal mehr, ob Du überhaupt dann Liebe empfinden könntest, wenn man sich Dir beweisen würde. Was Du brauchst und immer gesucht hast, ist Anerkennung. Liebe. Deine Mama hat Dich abgöttisch geliebt und Du sie. Aber sie ist früh gestorben. Deinem Vater aber konntest Du es nie recht machen. Das, was Du mit Deinem Vater erlebt hast, spiegelt sich von früh an im Umgang mit mir und Deinen Kindern wider. Es wiederholt sich alles, und ich finde es ganz schlimm, dass grad Du das nicht erkennen kannst oder willst.
Stattdessen erzählst Du mir, dass Du Dir den 1. Weihnachtstag freihalten würdest.
"Wir sind zwar eingeladen, aber das geht ja nur ohne Kinder. Wenn die also zu mir kommen könnten, dann bleibe ich natürlich zu Hause."
Mir kommt da die Kotze. Sechs Wochen vor Weihnachten weißt Du nicht einmal, dass beide Kinder zum Dienst eingeteilt sind. Weil Du sie gar nicht gefragt hast. Sechs Wochen vor Weihnachten willst Du Dich eigentlich nur absichern, dass für die Kinder gesorgt ist, während Du Deinen eigenen Vergnügungen nachgehst. Dein Pseudo-Getue kannst Du Dir in Deine kurzgeschorenen Haare schmieren oder an Deinen Allerwertesten heften. Denn mehr ist es nicht wert. Vielleicht hätte ich nicht mal was dazu gesagt, würde ich nicht wissen, dass wir, die Kinder und ich, seit Jahren Weihnachten gemeinsam feiern, weil Du nicht ein einziges Mal gefragt hast, was sie denn eigentlich an diesen Tagen machen. Würde ich nicht wissen, dass ich bereits im September, spätestens Oktober die Planung aufnehme, wie wir es in diesem Jahr hinkriegen, gemeinsam zu feiern. Dass alles nur darauf ausgerichtet ist, dass keiner der Söhne allein ist. Warum Du einer Einladung Deiner neuen Schwiegerfamilie nicht mit Deinen Söhnen nachgehen kannst, habe ich gar nicht erst gefragt und will ich auch gar nicht wissen. Ehrlich gesagt, will ich überhaupt nichts aus Deinem Leben wissen. Weil ich dann Antworten höre, die sich mit meinen Wertvorstellungen und mit meiner Liebe zu den Kindern nicht vereinbaren lassen.
So wie Deine Auffassung, dass Deine Kinder nichts mehr von Dir geschenkt bekommen, wenn sie "denn nicht mal auf die Idee kommen, ihren Geburtstag auch mal zu feiern und uns dazu einzuladen."
Da ist es mir wirklich schlecht geworden. Zum einen frage ich mich: Wozu schenkt man? Weil man muss? Weil es sich so gehört? Weil es eben so ist?
Oder ist es nicht vielmehr so, dass man dem anderen einfach nur eine Freude bereiten möchte? Als ich unlängst von Sohn II eine Liste sah, auf die er sich notiert hatte, was so die nächsten Anschaffungen sein sollten, da habe ich mir das herausgepickt, von dem ich mir dachte "Darüber wird er sich wirklich freuen, weil er es einfach nicht erwartet."
Im Dialog mit Dir wandte ich lediglich ein: "Wofür erwartest du eine Feier und eine Einladung? Du kennst doch die Wohnung und auch die Platzverhältnisse." Mit Platz für max. 3 Personen am Küchentisch, wobei der 3. schon beengt säße. Mit einer Sitzmöglichkeit bei Sohn II im Zimmer, oder mit 2 Sitzmöglichkeiten bei Sohn I. Dass die Wohnung immer noch meine ist und ich ein Problem damit hätte, wenn Du und Deine Frau auf dem Sofa sitzen, auf dem für gewöhnlich ich schlafe, habe ich an dieser Stelle gar nicht erst geäußert, wozu auch.
"Ist doch egal", hast Du geantwortet, "sie könnten ja auch sagen: Ich bring Kuchen mit, können wir bei dir feiern?"
"Sag das doch den Jungen, nicht mir. Wenn sie die Möglichkeit angeboten bekommen, machen sie es vielleicht auch. So wissen sie nur, sie haben keinen Platz."
Und vielleicht auch weder Lust noch Muße, aber das füge ich nicht hinzu. Sicherlich sind sie inzwischen erwachsen und dass die Eltern damit noch Geburtstage für ihre Kinder ausrichten,
tut man wohl nicht mehr. Aber was ist denn hier entscheidend? Dass man am Geburtstag der Kinder zusammen ist? Dass man den Tag feiert, an dem jemand geboren wurde, weil es einfach nur schön ist, dass er da ist? Dass man dem anderen doch einfach nur eine Überraschung, eine Freude bereitet? Einfach nur aus Liebe zu dem anderen - und nicht mit dem Gedanken: "Du bekommst nur etwas, wenn du mir dafür auch was zurückgibst"?
Vor fünf Jahren bin ich von L nach M gezogen. Und habe es seither immer möglich gemacht, an ihrem Geburtstag da zu sein. Auch weil ich es wusste: Fünf Jahre, in denen kein einziges Mal am Tag ihres Geburtstages von Dir die Rede war. Weil Du entweder grad im Urlaub warst oder im Dienst oder einfach nur zu Hause. Du hast höchstens angerufen, obwohl Du nur zehn Autominuten entfernt wohnst. Ich habe mich selbst so oft gefragt, wie man das hinbekommt. Wie man das emotional hinbekommt, das Kind hat Geburtstag, wohnt sozusagen ums Eck, aber ich kriege den Arsch nicht vom Sofa hoch, ein Anruf tuts ja auch.
Im Telefonat mit Dir wird vor allem klar: Nächstes Jahr wird der Sohn 30, ein besonderer Geburtstag, den der Junge gar nicht so besonders findet und auch nicht entsprechend feiern will.
Du sagst, er ist aber natürlich besonders - und erklärst mir im selben Atemzug "Ich hab da Urlaub, wir fliegen in die Türkei. Ich wollte nur fragen, ob du da bist und was du geplant hast."
"Du weißt doch, wann dein Sohn Geburtstag hast", wende ich dennoch ein.
"Ja schon. Aber ich hab irgendwie gar nicht auf den Kalender geguckt."
"Hm okay. Dazu brauchts ja eigentlich aber auch keinen Kalender."
Es ist all die Jahre nie anders gewesen. Seit der Trennung hast du darauf geachtet und aufgepasst, was ich und dass ich mache und tue. Dass ich alles einrichte, mich kümmere, bezahle. Damit Du Dich darin sonnen und sagen kannst "Ich hab mich gekümmert."
Nichts hast Du. So gar nichts hast Du. Damals nicht und heute nicht.
Karma? Soll ich aufs Karma hoffen? Vertrauen? Ach ich weiß nicht. Es wird wohl eher so sein, dass Du irgendwann in die ewigen Jagdgründe einkehrst und bis dahin die hundertprozentige Überzeugung gelebt hast, alles richtig gemacht zu haben. Und wenn was nicht richtig war, dann war irgendwer anders schuld. Nur Du nicht.
Den Mann an meiner Seite nervt manchmal, dass ich in meiner Planung der Weihnachtstage oder zu den Geburtstagen der Kinder eben vor allem meine Kinder im Sinn habe. Dass nichts geht, wenn das bedeutet, dass die Jungs allein sind. Ich weiß, dass er sich wünscht, Weihnachten mal nicht durch das Land fahren zu müssen. Entspannt zu Hause oder auch im tiefsten Winterwald sein zu können.
Ich weiß um seine Wünsche und kann sie so gut verstehen - aber ich kann nicht anders handeln. Ich kann nicht irgendwo Friede Freude Weihnachten feiern mit dem Gedanken daran, dass einer von beiden allein zu Hause ist. Weihnachten 2003, ich ganz allein. Soviel Wein konnte ich kaum trinken, bis das nicht mehr wehtat. In Erinnerung daran sie allein zu wissen, ich kanns nicht. Ich glaube, inzwischen versteht der Mann mich und kommentiert es nicht mehr, auch wenn es ihn jedes Jahr aufs Neue nervt.
Ich habe mich ein paar Tage mit der Frage gequält, ob ich ihm vom Telefonat mit Dir erzählen kann - und habe es dann verworfen. Er verachtet Dich mindestens genauso wie ich, nach allem, was vorgefallen ist in all den Jahren. Er will nichts mit Dir zu tun haben und auch gar nicht von Dir oder über Dich sprechen. Er will sich einfach nicht mit Dir befassen und ehrlich gesagt: Mir geht es genauso. Ich komme nur nicht um alles drumrum, denn es wird auch in Zukunft Anlässe geben, die uns mindestens in ein Telefonat bringen.
Hassen kann ich Dich nicht. Denn das würde bedeuten, für Dich ein - wenn auch negatives - Gefühl zu haben. Ich habe aber keins mehr für Dich. Ich verachte Dich abgrundtief, auch wenn mir zugleich durchaus bewusst ist, dass ich hierbei nur meinen eigenen, ganz persönlichen Wertvorstellungen im Fokus habe - und die ja nicht dem allgemeingültigen Zusammenleben entsprechen müssen.
Mich interessiert aber nicht, was einem allgemeingültigen Zusammenleben entspricht. Es ist mir sogar scheißegal. Mich interessiert nur eins: Ich habe zwei Kinder bekommen und das Glück dieser beiden Kinder ist das Wichtigste für mich. Egal, ob sie nun 5, 15 oder 50 sind.
An Sohn II traust Du Dich nicht wirklich an. Bei dem weißt Du, dass Du Paroli bekommst und der dann auch in Kauf nimmt, monatelang kein Wort mit Dir zu schreiben oder zu wechseln.
So wie auf Deinen Vorwurf, er würde sich nur bei Dir melden, wenn er was braucht. Auf diese Aussage hat er sehr verwundert reagiert: "Wenn ich was brauche? Bei dir? Wann denn?"
Er hat Dir den Spiegel vorgehalten und gezeigt, dass Du derjenige bist, der zum einen immer erwartet, dass sie sich bei Dir zu melden haben - oder der anruft oder schreibt, wenn er mal den Keller, die Garage oder sonstwas ausgeräumt braucht. Er hat Dir aufgezeigt, dass Du Dich seit der Trennung von uns nicht einmal gekümmert hast. Er erinnerte Dich an seine Klassenfahrt vor ein paar Jahren im Winter. Dreihundert Euro, von denen ich damals nicht wirklich wusste, wie ich das machen soll, aber unbedingt hinkriegen wollte, um den Jungen nicht davon auszuschließen. Und er Dich daraufhin um Deine Hilfe bat. Mit zehn Euro von Dir kam er nach Hause zurück. "Das ist alles, was ich kann", hast Du gesagt. Wir haben beide gelacht, der Junge und ich, er hat dann die zehn Euro in sein Taschengeld genommen. Das war wirklich sehr, sehr bezeichnend. Weil wir beide aus Deinen eigenen Erzählungen wussten, dass Du Dir einen neuen Audi größerer Klasse gekauft hattest, zweimal im Jahr mit Deiner Frau in den Urlaub fliegst und über den Jahreswechsel an die Küste fährst. Was - wie jeder weiß - ordentlich Asche kostet.
Das alles sei Dir ja gegönnt, wirklich, leb Du Dein Leben und werde glücklich damit.
Aber stell Dich bitte nicht hin und tu so, als würde Dich interessieren, was Deine Kinder machen und wie es ihnen geht. Bis heute, fünf Jahre nach meinem Weggang nach M, hast Du sie nicht ein einziges Mal gefragt, wie sie so leben und wie sie zurechtkommen. Ob sie finanziell zurechtkommen. Sonst würdest Du ja wissen, dass Dein Ältester manchmal nur noch Beträge zwischen 1 (ja, einem) und 10 Euro auf dem Konto hat, während es zum nächsten Gehaltstag noch ein paar Tage hin ist. Mir erzählt der Junge das auch nicht von selbst. Ich erfahre das nur, wenn ich ihn frage. Glücklicherweise frage ich immer rechtzeitig. Als hätte ich einen Radar, der mir sagt "Jetzt könnts grad eng werden."
Glaub mir eins: Beweihräuchern will ich mich nicht, darum geht es mir gar nicht. Ich habe auch Fehler gemacht und es gibt Dinge, die schmerzen mich bis heute abgrundtief, weil ich sie nicht mehr ungeschehen machen kann. Doch selbst wenn ich die Umstände betrachte, die letztendlich zur Trennung geführt haben: Das tut mir nicht leid. Früher habe ich immer gesagt "Ich würde mich immer noch für die Trennung entscheiden, auch wenn es mir für die Kinder wahnsinnig leid tut. Aber ich wünschte mir heute, ich wäre anders gegangen." Ich dachte auch Deinetwegen so - aber das ist lange vorbei. Nach allem, was ich bis heute mit Dir erlebte, tut es mir nicht mehr leid. Was mir heute lediglich leid tut, ist, dass ich ausgerechnet mit Dir eine Familie gegründet habe. Denn wie gesagt: Ein Vater bist Du für mich nicht. Das bist Du auch nie wirklich gewesen. Schon zu Ehezeiten hatte ich zu Dir gesagt "Vielleicht hättest du kein Kind haben sollen, sondern dir besser einen Hund gekauft, den kannst du dann dressieren, bis er aufs Wort hört."
Seit fünf Jahren leben die beiden Brüder in einer WG in meiner Wohnung. Mal geht es besser, mal geht es nicht so reibungslos - aber unterm Strich funktioniert es noch. Was ich aber am Großen mehr und mehr feststelle, auch wenn es erstmal nur ein Gefühl ist: Er nabelt sich von Dir ab, in leisen, feinen Schritten, aber er tut es offenbar. Denn im letzten Telefonat mit Dir wurde mir auch bewusst: Du weißt nicht mehr alles, was aktuell in seinem Leben geschieht. Er erzählt Dir nicht mehr alles, wohl weil er auch weiß, wie Du reagieren würdest. Und dass diese Reaktion ihm nicht guttun würde.
So wie im Februar oder März dieses Jahres, als Du ihn so derart runtergezogen hast, dass es schon einige Mühe brauchte, ihn wieder aufzubauen. Anschließend sagte ich zu ihm: "Mein Hase, du musst dich ja nicht mit ihm streiten. Aber wenn die Diskussionen anfangen und du merkst, dass es in eine Richtung geht, die dir nicht guttut, dann sag es ihm doch. Ganz ruhig. Man kann doch sagen *Vater, bitte lass das jetzt, mir wird das zuviel. Hör auf damit, oder ich fahr jetzt nach Hause.* Und wenn er nicht aufhört, dann sag *Okay, ich fahr dann mal nach Hause.* Und dann steh auf und geh. Deswegen wird er den Kontakt zu dir nicht abbrechen oder nicht mehr mit dir sprechen. Aber grenz dich endlich ein bisschen ab."
Und offensichtlich tut er das inzwischen. Indem er Dir manches gar nicht mehr erzählt, von dem er mir erzählt. Natürlich wird er auch mir nicht alles sagen - aber das muss er ja auch nicht. Doch die wichtigen grundlegenden Dinge, mit denen kommt er zu mir oder beantwortet es, wenn ich danach frage. Wusstest Du eigentlich, dass er vor kurzem vier Glückssteine gekauft hat? Einen für sich, einen für seinen Bruder, einen für die Freundin seines Bruders - und einen für mich. Er hat sie alle fotografiert und mir geschickt. Erst später wurde mir bewusst: Für Dich war keiner dabei.
Ich empfand das als ein Achtungszeichen.
Die Kinder werden Dich immer lieben, und dahinein werde ich mich auch niemals einmischen. Das habe ich damals nicht und werde ich auch heute nicht. Sie empfinden Dich als ihren Vater, aber sie wissen ja auch nicht, wie es anders sein kann. Doch wenn sie Dich so wahrnehmen wie Du auch wirklich bist, wenn sie sich abgrenzen können und trotzdem glücklich in ihrem eigenen Leben sein können, dann wäre das das Größte für mich. Wenn sie all das, was Du und ich falsch gemacht haben, hinter sich lassen und ein eigenes, glückliches Leben aufbauen können, dann ist das das einzige, das zählt. Das ist mein persönliches Lebensziel.
Was Du machst oder nicht machst, ob Karma oder nicht Karma, wie es Dir geht oder nicht - das ist für mich gleichgültig. Du bist Mitte 50 und willst jedem erzählen, wie er sein Leben führen soll,
weil es eben alle so sagen und alle so machen. Dabei bist Du Mitte 50 und hast bis heute nicht verstanden, worum es wirklich geht und dass Du selbst eine ganze Menge aufzuarbeiten hättest. Früher wünschte ich Dir, die Chance in der Trennung wahrzunehmen. Heute habe ich nur einen einzigen Wunsch: dass Du die Jungs in Ruhe lässt und Deine eigenen Minderwertigkeitskomplexe mit Dir selber auslebst.
Und mir wünsche ich, dass ich mit diesem Post endlich dieses Telefonat mit Dir aus meiner Seele kippen und meinen Kopf wieder frei machen kann. Ich bin da ziemlich zuversichtlich.