Freitag, 22. November 2019

Na Mahlzeit


Als der Mann vor einiger Zeit sagte "Halte dir den 18.11. frei, egal, was kommt, da MUSST du zu Hause sein" und er eine Überraschung versprach, mich auch zum Raten aufforderte, da dachte ich freilich an alles Mögliche. Von so "üblichen" Dingen wie Krimi-Dinner, Konzertkarten, Comedy-Show oder so passte aber nichts davon. (Ich hatte auch noch mehr geheime Ideen, die ich aber nicht ausgesprochen hatte und auch niemals werde.) Ihn hats amüsiert und nur ein einziges Mal war er kurz davor, die Spannung aufzulösen. Sein Wanderfreund, mit dem wir an jenem Abend ausgegangen waren, hielt ihn davon schlussendlich ab. "Es ist wirklich eine tolle Überraschung, die wird ihr gefallen, machs also nicht kaputt." Ich hatte gelächelt, einen Schluck Kaffee genommen - und nun noch weniger gewusst, was ich denken sollte.

"Siebzehn Uhr bin ich da, dann gehts los", schrieb mir der Mann am Montagnachmittag, und da ich eh Urlaub genommen hatte, die Freundin mir zum Mittagessen absagen musste, da hatte ich eigentlich nur noch ein Problem: Was ziehe ich an? Es ist ja nicht so, dass ich nix hätte  - aber von sportlich bis lässig bis schick ist halt alles dabei - und wenn man nicht weiß, welches Event man besucht, dann weiß man auch nicht, welches Outfit passt?
Also entschied ich mich für ein schwarzes Kleid mit weißen Mille Fleur-Dekor - und Stiefelchen mit Absatz. Etwas, das ich später bereuen würde.

Auch die U-Bahn-Station, bis zu der ich lösen musste, sagte mir gar nichts, aber als ich registrierte, dass wir uns zielstrebig auf ein Klinikum zubewegten, da dämmerte mir etwas.
"Ist es eine Lesung? Mit dem.. mit dem.. verdammt, ich komm nicht drauf. Na du weißt schon, der mit der Brille, den sie manchmal einblenden bei Medical Detectives." (Mark Benecke übrigens, Anm. der Redaktion ;))
Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass der ja quer durchs Land tourt dann und wann und Lesungen und so vornimmt. Von seiner Arbeit erzählt. Von der Aussagekraft von Blutspuren.
Als Krimi-Mimi, die ich ja nun bin, weiß der Mann, dass mich alles rund um die Forensik interessiert, aber niemals im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, dass er von sich aus die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung initiiert. Nie! (Ich habe auch erst im Nachhinein erfahren, dass er auf einen heilenden Schockmoment hoffte, der mich dazu brächte, auf die zumeist nächtens flimmernden Sendungen zu verzichten und lieber mit ihm zu Bett zu gehen.)

Vielleicht hatte ich an jenem Montag tagsüber zu wenig gegessen, zu wenig getrunken - und dann noch die hohen Schuhe, die Zick-Zack-Suche von U-Bahn zum Klinikum und der hastige Run über den endlosen, menschenleeren Klinikgang, weil "die fangen sonst ohne uns an" - und dann stand ich da im Kellergeschoss der Pathologie, umringt von allen möglichen Teilen eines menschlichen Körpers.. Da machte ich schlapp. Ist mir so noch nicht passiert. Obwohl ja alles geruchsfrei hinter Glas und in entsprechenden Lösungen liegt, hängt, steht - ich konnt nicht mehr. Musste mich, kaum dass es begonnen hatte, abseits auf die Treppenstufen setzen und erst mal tief durchatmen. Gerettet hat mich dann tatsächlich der Minz-Kaugummi, den der Mann aus den Tiefen meiner eigenen Tasche zutage förderte.
"Hatte ich mal vorsorglich mit eingepackt", schmunzelte er.

Erkrankte innere Organe, das kennt man, das sah ich nicht zum ersten Mal. Überdimensional große oder vom Korsett abgeschnürte Lebern, okay, aber abgerissene Hände eines Betrunkenen, der auf ein U-Bahn-Gleis gefallen war, schwarz gewordene Hände und Füße, vollständig erhaltene Miss- und Fehlgeburten, vollständig präparierte innere Geschlechtsorgane der Frau...
"Na toll", flüsterte der Mann hinter mir, "ich weiß jetzt nicht, ob jemals wieder Sex haben kann."

Geführt wurden wir vom Präparator Albert Riepertinger, der uns nicht nur von seinen Büchern erzählte (von denen wir auch eins kauften), sondern auch andere Dinge vor Augen führte.
Wie wenig zum Beispiel die Medizin heute daran interessiert ist zu lernen, zu forschen. Und das eben nicht im Labor mit Ratten, Mäusen und anderen Tieren, sondern am Menschen. Natürlich hilft es demjenigen nicht mehr, der dort liegt und seziert wird. Aber ich ließ mich problemlos davon überzeugen, wie wichtig eine Sektion für das Lernen ist.
Früher mussten Medizinstudenten das ganze 1. Jahr lang nur an Sektionen teilnehmen oder selber mit vornehmen.
"Früher gab es hier bis zu tausend Sektionen im Jahr. Heute gibt es nur noch um die dreißig. Stattdessen werden hier Filme gedreht, Tatort, Polizeiruf und andere. Früher wollten die Ärzte wissen, ob sie mit ihrer Diagnose recht behalten hatten. Heute interessiert das keinen mehr. Tot ist eben tot."
"Warum ist das so?" fragte der Mann und er wurde angelächelt: "Es geht nur noch um Kosten."

Auch in seinem Buch las ich, dass kurz vor der Wende in Görlitz ein Jahr lang eine Studie betrieben wurde: Beinah jeder Tote wurde obduziert, was einer Sektionsrate von ca. 97 % entsprach. Dabei stellte sich heraus, dass Diagnosen bis zu 60 % falsch gestellt wurden. Das finde ich erschütternd, wenn man bedenkt, wie weit die Medizin inzwischen ist oder sein kann - und dass man heute weniger lernen und (er)forschen will als damals, nur weil es Geld kostet.
Er erzählte von einem Patienten, dem anhand eines Leber-CTs ein Leberkarzinom diagnostiziert wurde. Nach seinem Tod wurde festgestellt: An der Leber war nix. Gar nix. Die war intakt und vollkommen gesund.
"Das kann nicht sein", hatte die damals behandelnde Ärztin angezweifelt und Riepertinger hatte geantwortet: "Dann haben wir hier entweder die falsche Leiche oder das CT war falsch (oder falsch interpretiert)."
Nun. Es war letzteres. Wie so etwas gehen kann, blieb offen, zumindest für uns bei der Führung.
"Aber an irgendwas ist er ja gestorben", hatte eine Bloggerin, mit der ich mich bei FB austauschte, gemeint. Ja, an irgendwas in jedem Fall, aber nicht aufgrund der gestellten Diagnose. Offen blieb bei der Führung auch, woran er wirklich gestorben war und ob er zu retten gewesen wäre, wenn.
Er erzählte auch von einem Aids-Patienten, bei dem mit der Obduktion festgestellt wurde, dass der nicht an der Erkrankung selbst verstorben war, sondern an dem Medikament, das ihm aufgrund der Erkrankung verabreicht wurde.
"Die Pharma-Industrie ist an Sektionen nicht interessiert, weil sie dann sehr viel öfter zugeben müsste, dass von ihren Medikamente welche entweder wirkungslos oder gar tödlich sein können."

Ich dachte an meine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen  mit Ärzten, zuletzt mit dem Oberarzt im Herbst 2018 hier in einem anderen Klinikum: "Ja, es könnte durchaus was Genetisches bei Ihnen sein. Aber man muss ja nicht gleich mit dem Teuersten anfangen."
Und riet mir zu einer psychotherapeutischen Behandlung. Trotzdem ich ihm sagte, dass ich auch diese Station bereits mehrfach durchlaufen hatte, stationär und ambulant über einen Zeitraum von mehreren Jahren, ohne Ergebnis, was die körperliche Verfassung betrifft, aber mit einem aufgeräumten Rucksack und einem freien Kopf.
"Aber irgendwas muss da ja noch sein", hatte auch eine andere Ärztin letztes Jahr gesagt und ich hatte geantwortet, dass ich mich nicht dafür entschuldigen werde, ihr nicht damit dienen zu können.
Überhaupt ist mir aufgefallen, wie arg schnell man in eine psychosomatische Schublade gesteckt wird - und dass aber oftmals auch der Aspekt darüber entscheidet, in welcher Kasse man ist.
Sohn I und ich sind pflichtversichert. Der Mann ist privat versichert, Sohn II in einer Beamtenkasse. Es ist wirklich deutlich zu sehen, wie unterschiedlich Sohn I und ich und im Gegenzug der Mann und Sohn II von Ärzten angenommen werden. Sohn II ging es mal nicht so gut, fühlte sich schlapp und müde, hatte aber keine besonderen Infektzeichen. Er wurde erstmal eine Woche krank geschrieben, Blut wurde untersucht und er wurde zum Internisten geschickt. Ergebnis: keins. Es war wohl ein normaler Infekt.
Sohn I hingegen hat seit Monaten eine auf Hühnereigröße angeschwollene Lymphdrüse am Unterkiefer. Nach 5 Minuten wurde er ergebnis- und ereignislos wieder weggeschickt: "Sie arbeiten ja täglich mit Patienten, da werden Sie sich wohl mal angesteckt haben."
Hä? "Da werden Sie sich wohl mal angesteckt haben"? 
Sollte man das nicht wenigstens herausfinden wollen, wenn das Lymphsystem schon so deutlich und vor allem so anhaltend zeigt, dass es mit etwas kämpft?
Er hat ihn nicht nur einmal weggeschickt, sondern insgesamt dreimal mit den Worten "Kommen Sie wieder, wenn es nicht besser wird", dann hatte der Junge keinen Bock mehr und ich nahm ihn mit zu meiner Heilpraktikerin. Die hat sich wenigstens das Blut angeschaut. Ergebnis: Pfeiffersches Drüsenfieber.

Und nun stand ich da in diesem großen, weißgekachelten Sektionsraum und dachte: "Wir können ja aber nicht alle erst sterben und aufgeschnitten werden, um zu sehen, was mit uns los war."
Nur das Tragische ist: Selbst wenn wir gestorben sind, interessiert es inzwischen keine Sau, was mit uns los war. Für uns ist es eh zu spät - aber vielleicht könnte man ja lernen für andere, ähnliche Fälle??

In der DDR hatte es bis zur Wende deutlich mehr Sektionen gegeben - und Riepertinger bedauert es bis heute sehr, dass diese Vorgehensweise der Einigung zum Opfer fiel. Wie so einige andere Dinge, die sich bis heute aber wieder durchgesetzt haben. "Vielleicht kommt die allgemeine Sektion dann auch wieder", schmunzelte er, "so wie es aktuell auch in Österreich, in Schweden und in Holland üblich ist. Aber wenn das kommt, fangen wir ganz von Null wieder an, weil wir bis dahin niemanden mehr mit Erfahrung haben."

"Früher hätte ich nie gewollt, dass man mich oder andere aufschneidet", resümierte der Mann am Abend. "Jetzt denke ich anders darüber. Jetzt würde ich immer zustimmen."
Man kann sich auch der Medizin nach seinem Tod zur Verfügung stellen. Früher war das kostenlos - und manche habens gemacht, um Beerdigungskosten zu sparen. Aus diesem Grund kostet es heute etwa um 800 Euro, wenn man sich der Medizin übergibt. Schon irre. Absolut irre.
Jedenfalls ich konnte seither keine Wurst und kein Fleisch mehr essen. Hatte ich vorher schon viel weniger, aber jetzt geht gar nix mehr.
Allerdings würgte ich auch etwas an der Stulle mit Spinat-Brotaufstrich. Weil ich irritiert zur Kenntnis nahm, dass der Belag mich irgendwie daran erinnerte, wie der Magen eines Menschen aussieht, der sich mit Salzsäure umgebracht hatte. 

Übrigens, vom Krimi-gucken-wollen bin ich immer noch nicht geheilt. Aber ich habe eine kleine Pause eingelegt. Das Leben ist ja irgendwie auch.. Krimi genug. Bon Appetit.

9 Kommentare:

Clara Himmelhoch hat gesagt…

"(Ich hatte auch noch mehr geheime Ideen, die ich aber nicht ausgesprochen hatte und auch niemals werde.)" - und die behältst du sicherheitshalber auch hier in deinem Blog für dich.
Dein Mann kann manchmal ein kleines Biest sein - oder sehe ich das falsch?
Das mit dem "Pfeifferschen Drüsenfieber" bei deinem Sohn ist unfassbar - von einer ganz lieben Blogfreundin ist die Tochter vor vielen Jahren auch ganz schwer erkrankt - ich wünsche deinem Sohn, dass er eine vernünftige Behandlung bekommen hat.
Das höre ich auch zum ersten Mal, dass der zukünftige Sektionspatient, der sich ganz der Medizin opfern will, auch noch was bezahlen muss. Ob man bei dem Gunther ...., der alles plastiniert (oder wie heißt das, wenn der Mensch in Scheiben geschnitten wird und in Plastik verpackt wird) - sage jetzt nicht: Fleisch im Discounter. (schwärzester Humor)
Das war ja wieder ein Hammerbeitrag von dir - mit der schon mal gelesenen Görlitzerwähnung

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ja Clara, manche Dinge bleiben tatsächlich nur in meinem Kopf ;)

Haha, ja, das stimmt allerdings - aber das Schöne ist: Wir nehmen uns beide nix, der Mann & ich ;)

Den Jungen hat dann die Heilpraktikerin behandelt - über mehrere Wochen. Die Drüse ist bis heute noch nicht wieder auf Normalgröße, aber inzwischen deutlich kleiner. Leider ist diese Erkrankung sehr hartnäckig, allgemein, nicht nur bei ihm. Ich frag mich immer mehr, wozu man Kassenbeiträge zahlt, wenn man mit selbst solchen Sachen zum Heilpraktiker gehen und alles selber zahlen muss. Wenn jeder Hausarzt nur noch Angst ums Budget hat oder vor ner Strafzahlung an die Kasse - da kotzt man doch ab.

Übrigens, was Riepertinger auch erzählte: Wer früher gut begütert war und Angst davor hatte, lebendig begraben zu werden, dem wurde ein Grab mit nem Ausgangsschacht hergestellt. Tatsache. Für den Fall, dass man wieder erwacht, konnte man da rauskriechen. Wer weniger Geld hatte, dem wurde ein Atemrohr vom Sarg aus an die Erdoberfläche gelegt, damit man nicht nur Luft holen, sondern auch um Hilfe rufen könnte. Wer gar nicht begütert war, dem wurde für den Gegenwert von 500 (Mark oder Euro?) ein sogenannter Herzstich versetzt, um sicherzustellen: Jetzt ist er aber wirklich tot.
Makaber ohne Ende, finde ich.

Ob man an Gunther auch was zahlen muss, kann ich Dir nicht beantworten, aber der Riepertinger hat einiges von ihm gelernt :)
Und je mehr ich in dessen Buch las, auch über dessen eigenen Gedanken und Wertvorstellungen, desto besser gefällt mir der Mann.

Grit hat gesagt…

Guten Abend Helma,
so ein Besuch ist nur etwas für ganz hartgesottene Leute, ich gehöre da definitiv nicht dazu. :) Ehrlich gesagt, interessant finde ich das schon, aber mir würde es den Magen umdrehen und an einen nächtlichen Schlaf wäre sicherlich auch nicht zu denken.
Die Sache mit Ihrem Sohn und dem Drüsenfieber verursacht nur Kopfschütteln bei mir, aber der Werdegang ist die reine Wahrheit.
Vor einigen Jahren wurde mir von heute auf morgen schwindelig und ich hatte Probleme im HWS-Bereich. Ich kam ins Krankenhaus, es wurden Lagerungstests zwecks Innenohr und andere Untersuchungen. Auf meinen Hinweis, dass ich Probleme am HWS-Bereich habe, sagten die Ärzte zu mir, Schwindel kann nicht von der HWS kommen, das ist was Psychosomatisches. Ich war erst mal baff, wurde entlassen und war auf mich gestellt. Ein älterer Bekannter aus unserem Ort war früher Chef einer Physiotherapie und an diesen wande ich mich damals völlig verzweifelt, er schaute mich von oben bis unten an, erarbeitete mir ein zugeschnittenes Übungsprogramm + Stromtherapie und siehe da, in ganz kleinen, langsamen Schritten wurde es besser und innerhalb eines Viertel- bis Halbenjahres war alles wie weggeblasen. Wer sich in so einer Situation nicht selber helfen kann oder nicht willensstark genug ist, wird schnell in eine für Ärzte passende Schublade gesteckt, wo er eigentlich nicht hingehört.
Auch habe ich die Erfahrung gemacht, wenn man zu konkrete Fragen stellt und vielleicht noch etwas hinterfragt, den haben die meisten Ärzte dann ganz besonders lieb .... :);)
Herzliche Grüße, Grit.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Grit, ja, das war schon eine besondere Nummer, dieses "Event". Was mich umso mehr überraschte, weil der Mann eben auch nicht zu den - in dieser Hinsicht - hartgesottenen Menschen gehört. Er beschäftigt sich lieber mit dem Leben und den schönen Dingen, was ich ja auch gut finde. Aber zum Leben.. gehört ja beides, und es gibt Dinge, da will ich einfach sooo viel wissen :)
Ihren Werdegang allerdings kann ich nicht nachvollziehen: Grad an die HWS denkt doch jeder (Arzt), wenn man mit Schwindelproblematik zu ihm kommt?? Wobei.. Warten Sie mal.. Na eben! Das hat auch bei mir kein einziger angeschaut. Was als erstes untersucht wurde, waren die Ohren und die Halsschlagadern, weil der Schwindelproblematik ein Sturz aus dem Nichts vorangegangen war. Aber die HWS hat sich bis heute keiner angeguckt. Was bei mir grad die Frage aufkommen lässt, ob ich statt in die Neurologie eher in die Orthopädie gehört hätte? Danke für den Anstoß, das nehme ich mal mit ins neue Jahr und zum neuen Hausarzt. Der ist im Gegensatz zu dem vorherigen zwar auch ratlos, aber wenigstens offen für alle möglichen Behandlungswege - und scheut vor allem nicht, selber auch mal was in die Hand zu nehmen.
Und ja, Ihre zuletzt genannte Erfahrung habe ich auch gemacht. Mehrfach ;) Was sich auch in einigen schwarz auf weiß abgedruckten Arztbriefen widerspiegelt ;)

Grit hat gesagt…

Liebe Helma,
ich konnte das damals auch nicht nachvollziehen, die Ärzte haben mich sogar in die Röhre (MRT) geschoben und haben meinen Kopf untersucht und ich dachte, naja wenn Kopf, dann schauen sie gleich den Hals mit an, dem war aber nicht so. Im Kopf war alles i. O., es wollte keiner was von der HWS wissen, es war einfach nur schlimm.
Ich bin im nachhinein froh, dass ich mich nicht beirren habe lassen und den Weg gegangen bin, hier habe ich nur die Kurzversion aufgeschrieben, jedoch war es ein sehr langer Weg. Früher habe ich immer gedacht, Ärzte die können einem helfen, heute denke ich anders, man muss unheimlich viel Glück haben, den richtigen zu finden. Im Zusammenhang mit meiner HWS-Geschichte kann ich auch schröpfen und Bindegewebsmasage empfehlen, das hat mir auch sehr gut getan.
Herzlichst, Grit.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Haha, jaaaa! Genau diese Erfahrung habe ich auch gemacht!! Man denkt immer, wenn man in der Röhre ist, sehen die nicht nur den Kopf, sondern auch mindestens den Hals - aber nein!
Und dass das alles nur Ihre kurze Zusammenfassung war, war mir irgendwie gleich klar: Es ist doch heute viel zu selten, dass man zum Arzt kommt und der einem mehr oder weniger sofort helfen kann. Also wenns nicht grad nur um einen läppischen Infekt oder so geht.
Bindegewebsmassage - ist das diese Faszienbehandlung? Die so scheiß schweinisch weh tut? Die habe ich ein ganzes Jahr lang gemacht, ohne Erfolg. Bin da zu Thailändern gegangen, sehr seriös und aber glücklicherweise nur halb so teuer. Da gings aber noch nur um die Gelenksschmerzen. Seit dem Schwindel war ich noch nicht wieder dort, weil die einen ungern behandeln, wenn sie fürchten, dass ordentlich was schiefgehen kann. Was ich sehr vernünftig finde.
Aber Sie bringen mich auf die Idee, die Osteopathie vielleicht doch noch mal aufzusuchen. Da war ich vor 3 Jahren. Sehr teuer, die Stunde, aber wenn es helfen könnte? Der hatte damals auch meinen Kopf geröntgt, aber ich glaube, nicht meine HWS. (Damals hatte ich die Schwindel- und Gleichgewichtsproblematik aber auch noch nicht.)

Grit hat gesagt…

Liebe Helma,

Die Bindegewebemassage wurde bei mir damals mit den Fingernägeln der Physiotherapie durchgeführt wegen HWS-Beschwerden.
Osteopathie habe ich damals auch versucht, meine Krankenkasse beteiligt sich pro Jahr bei 3 Behandlungen a 60 Euro= 180 Euro pro Jahr. Dann war Ihr Osteopath sicherlich ein Arzt, wenn er auch geröntgt hat oder?
Hier in unserer Gegend (Provinz) sind alle Osteopathen gleichzeitig auch Physiotherapeuten. Ich muß allerdings sagen, mir hat das damals gegen den Schwindel nicht geholfen!! Faszienbehandlung habe ich auch schon erhalten, diese war aber schmerzhafter und wurde mit kleinen Gerätschaften durchgeführt, hinterher hatte ich überall blaue Flecken, allerdings bei einem anderen gesundheitlichen Problem. Wie Sie ja schreiben, sind sie in München/Umgebung zu Hause, dort wäre vielleicht nochmal eine Schwindelambulanz/-zentrum eine Anlaufstelle für Sie oder auch in Leipzig, wenn es sowas dort gibt. Den irgendeine körperliche Ursache muß Ihr gesundheitliches Problem ja haben!!
Einen guten Start in die neue Woche und herzliche Grüße!
Grit

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Grit, ja der Osteopath ist gleichzeitig auch in der Kinderchirurgie bewandert. Dass die Kasse sich beteiligt, habe ich erst später bedacht. Sollte ich das nochmal in Angriff nehmen, werde ich diesmal VORHER bei der Kasse nachfragen.
Und ja, die Faszienbehandlung ist wirklich sehr schmerzhaft, grad unter dem Oberarm und an den Beinen. Ich glaubte auch öfter, jetzt blaue Flecken haben zu müssen - aber das haben sie wirklich geschickt gemacht ;)
In der Schwindelambulanz war ich im letzten Jahr, dort hat man sich nur die Ohren angeschaut und dann gemeint, das müsse psychosomatisch sein. Nach diesem Termin habe ich zu Hause geweint und zum Mann gesagt "Ihr könnt mich alle mal, ich gehe nirgendwo mehr hin." Eine Bekannte meinte in diesem Sommer "Wo warst du? Na in diese Klinik geht man ja auch nicht."
Ich war aber in zwei Kliniken. Hier in München. Die zweite hat gar nichts weiter untersucht, nur die Hirnscans angeschaut und gemeint, dass das eben psychisch sei.
Das waren die, die sagten "Ja natürlich kann das auch genetisch sein. Aber erstens ist das egal, denn wenn, hilft Ihnen das sowieso nicht, da kann man ja nichts machen. Und außerdem muss man ja nicht mit dem Teuersten (der genetischen Untersuchung) anfangen."
Wirklich, man braucht echt gute Nerven und ein gutes Durchhaltevermögen.
In Leipzig gibt es sowas bestimmt auch, aber da war ich (noch) nicht. Mir fehlts, ehrlich gesagt, inzwischen am Zutrauen. Nach beinah jedem Termin muss ich mir erst wieder ein dickes Fell nachwachsen lassen, das mir dort abgerissen wurde.

Grit hat gesagt…

***Ihr könnt mich alle mal, ich gehe nirgendwo mehr hin.*** - Das waren auch genau meine Worte dieses Jahr im März, nach einem 1jährigen gesundheitlichen Kampf. Liebe Helma, wenn ich Ihre Worte so lese, dann berührt mich das sehr, weil ich so manches so ganz genau nachfühlen kann. Ich denke immer in Großstädten bzw. großen Kliniken, die haben vielmehr Möglichkeiten aber wenn man hinter die Fassade schaut, geht es meist auch bloß um Zahlen und Verdienst.
So genug von Krankheiten erzählt, ich widme mich jetzt den schönen Dingen des Lebens, werde anfangen für Weihnachten zu dekorieren aber vorher gehe ich zum Blumenladen und werde den Tanzstundenstrauß für Sohnemann bestellen! :):)
Viele Grüße, Grit.