Dienstag, 5. November 2019

The Good in Goodbye



Als ich am heutigen späten Abend diesen alternativen Song fand, der mir so unfassbar viel besser gefällt als die Original-Version, und der so unfassbar viel an Erinnerung heraufbeschwört, da konnte ich gar nicht aufhören, Gänsehaut zu haben.
In Erinnerung an Abschiede, die mich bis heute beschäftigen.
In Erinnerung an all diesen Schmerz, bei dem sich jeder wünscht, ihn nicht fühlen zu müssen. Nicht fühlen zu können.
In Erinnerung an all die schlaflosen, durchweinten Nächte, in denen ich Kissen zerbiss, damit die Kinder mich nicht hörten. Und all die ewig wiederkehrenden Fragen, die niemand beantwortete.
Die Frage nach dem Alleinsein. Warum ich nicht die lieben konnte, die gut für mich waren. Warum ich stattdessen die liebte, die nur Schmerz bedeuteten. Warum da in langen Zeiten einfach auch niemand war, weil bedeutungsloser Sex nicht die Stille und nicht die Leere in deinem Kopf füllt, sondern dir das alles nur noch umso bewusster macht.

Früher, bei all dem Scheiß, den ich erlebte, ob nun selbst verschuldet oder nicht, wurde ich tatsächlich oft gefragt, wie ich es machen würde, immer noch und trotz allem so gerne und so bewusst zu leben. Das Leben zu lieben, keinen Tag weniger als gestern und als ich es morgen tun werde.
Meine ganz persönliche Antwort entstand mit den Jahren. In diesen Jahren.
Ich für mich habe gelernt, dass wirklich alles seinen Sinn gemacht hat. Dass nichts anders kommen konnte als es gekommen ist.
Hieraus habe ich irgendwann begonnen, meine Zuversicht zu nehmen: Alles, was du erlebst, macht dich zu dem, der du jeden einzelnen Tag bist. (Ob das gut ist oder nicht, werte ich an dieser Stelle nicht.) Es sind die Untiefen, in denen du das meiste über dich selbst lernst. Wie du den Untiefen begegnest. Welcher Mittel du dich bedienst, um da herauszufinden. Du lernst aber auch zu verstehen. Warum Menschen so und nicht anders agierten. Du lernst, Klänge, Zwischenklänge, Misstöne, falsche Töne voneinander zu unterscheiden. Du lernst zu unterscheiden, wer es wirklich ehrlich meint und für wen du nur ein Mittel zum Zweck gewesen bist. Du lernst, wer wirklich zu Dir steht und wer aber auch nicht. Du lernst zu sehen, ob du selbst Ellenbogen gebrauchst oder liebe Umwege in Kauf nimmst, ob und wieviel Skrupel du besitzt und wie wichtig dir an dir selbst und am anderen Authentizität ist. Du lernst viel mehr, wer du wirklich bist - und dass du gar nicht die bist, die du zu sein glaubtest. Dass du dich viel zu sehr angepasst hattest und irgendwann vergessen hast, wie es war, dich selbst zu spüren. Wieder zu erfahren, wie sie ist, deine Intuition. Dass du aufgehört hast, auf dein Bauchgefühl zu hören, schlimmstenfalls ihm zu misstrauen.
Es hat Situationen gegeben, in denen ich diesem Gefühl entgegen gehandelt habe - und immer, wirklich IMMER damit auf den Arsch gefallen bin.

Heute denke ich.. Es ist irgendwie zweitrangig, ob du gerade in einer Beziehung bist oder Single. In einer Beziehung zu sein, bedeutet noch lange nicht, auch glücklich (miteinander) zu sein.
Denn so platt das auch immer klingen mag: Am Ende beginnt alles ganz bei Dir selbst.
So war das auch für mich.
Wirklich begonnen hat es erst, nachdem ich aufgehört habe, neben mir zu stehen.
Wirklich begonnen hat es erst, nachdem ich aufgehört habe, Angst zu haben. Angst davor, allein zu sein und allein bleiben zu müssen. Weil ich gelernt hatte, allein leben zu können. Genossen habe ich das erst auf den allerletzten Metern, aber missen... möchte ich nichts von dem, das das Gute in mir hervorgebracht hat in den letzten Jahren. Das Schlechte in mir bekommt man gratis dazu ;)

Bei Gott, ich liebe, liebe, liebe diesen Song. Mit allem vergangenen Schmerz und aller alten und neuen Zuversicht.

1 Kommentar:

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Liebe Helma, ich lese deine Artikel der letzten Zeit jetzt antichronologisch - aber das wird machbar für dich sein.
Gerade habe ich eine ganz, ganz liebe WA gelesen und beantwortet.
Es gibt nicht sehr viele Menschen, die so über ihr Leben nachdenken und reflektieren wie du - aber dich hat es ja auch in vielen Situationen ganz besonders gefordert, dieses Leben, das du so liebst.
Ich wünsche dir, dass das noch lange, lange Jahre so bleibt.
Ganz liebe Grüße zu dir von mir
PS: Mit Kommentaren taste ich mich langsam wieder ans Schreiben ran - ich mache so viele Tippfehler, die mir zeigen, dass ich aus der Übung bin.