Montag, 18. November 2019

Ein Armutszeugnis

Wenn ich meinen Blog jetzt nacheinander lesen könnte, könnte ich mir durchaus Schöneres vorstellen, als nach dem "Brief" an meinen Jungen jetzt und hier einen anderen zu schreiben. Doch es schnürt mir die Luft ab, den Hals zu und belastet meine Seele, wenn ich das, was ich gerade denke und fühle, nicht herausschrei(b)en kann.

Quelle:
https://staging.mizanticaret.com/ein-kind-das-von-seinen-eltern-schlecht-
behandelt-wird-hort-nicht-auf-sie-zu-lieben-es-hort-auf-sich-selbst-zu-lieben-
gleiches-gilt-fur-erwachsene-mit-ihrem-partner/
Nach dem Telefonat mit Dir wurde ich das dringende Bedürfnis nicht los, mich zu duschen, stundenlang am liebsten, mir die Haut zu schrubben, um jedes Deiner einzelnen Worte und vor allem die Gedanken dahinter wieder loswerden zu können.
Wir haben seit ewigen Zeiten kein Wort mehr miteinander gesprochen, weil wir es einfach nicht mussten und nicht brauchten. Aber das Ding ist eben.. Wenn man Kinder miteinander hat, dann bleibt man verbunden, in gewisser Weise. Eine Verbindung, die einfach nichts Gutes mit sich bringt.
Für mich bist Du der lebende Beweis dafür, dass ein Vater nicht der Mann ist, der ein Kind zeugt, sondern der, der sich kümmert von dem Moment an, wo es entstanden ist.
Aber das hast Du nicht, und wenn ich heute auf all die Jahre zurückschaue, selbst die ersten, dann weiß ich heute: Gekümmert hast Du Dich nicht. Du wolltest nur, dass alles funktioniert. Ein Kind als Statussymbol und den Beweis, dass Du alles hast und alles kannst. Ein Beweis an Deinen eigenen Vater. So wie es die Autos sein sollten, die Du gefahren bist. Die Frau es war, die Du geheiratet hast. Alle sollten Dich beneiden, alle sollten Dich toll finden und Dich bewundern. Und so sollte es auch mit den Kindern sein.
Nach unserer Trennung hast Du Dich vom ersten Tag an bereichert, auf meine Kosten und später auf Kosten Deines Sohnes. In Deinem Umfeld weiß niemand etwas davon. Alle finden Dich toll, stark und super, weil Du mich finanziell unterstützt und im Gegenzug auf Geld von mir verzichtet hättest, obwohl ich ja diejenige war, die die Scheidung und ein anderes Leben wollte. Dass es in Wahrheit genau andersherum war, weiß nicht einmal Deine heutige Frau. Selbst der Junge wollte es nicht wahrhaben, "Du sagst es so, der Vater sagt es anders, und wem soll ich jetzt glauben?" an jenem Sonntagmorgen in meiner damaligen Küche, an dem ich ihm den Bund Kontoauszüge auf den Tisch legte. In jedem Monat las er den Betrag X von mir an Dich mit der Beschreibung "Unterhalt für.." oder "Beitrag für Ferienlager" und so weiter. Kein einziger Geldeingang von Dir, natürlich nicht. Niemals werde ich seinen Blick vergessen, wie er dasaß, die Hände im Schoß, dem Glauben beraubt, dass man dem eigenen Vater nicht vertrauen konnte, weil man von vorn bis hinten belogen worden war. Menschen in Deinem Umfeld ist sowas egal, die würden höchstens mit den Schultern zucken. Für den Jungen jedoch wog das sehr viel schwerer, und das hast Du bis heute nicht begriffen. Du hast so vieles einfach nicht begriffen.
Dein Kind hast Du damals zu einer Therapeutin gebracht, dabei warst Du es, der Hilfe gebraucht hätte. Du hast es so lange hingefahren, bis sie erstmals Bedenken äußerte, ob nicht vor allem auch Du einen nicht unerheblichen Anteil an der damaligen Situation beigetragen hast und ob es nicht eher daran wäre, sich mit Dir zu beschäftigen. Von da an bist Du dort nicht mehr hingefahren und hast natürlich auch dem Jungen die Möglichkeit genommen, die Trennung und vor allem die Ereignisse daraus zu verarbeiten. Kritik an Dir konntest Du nicht ertragen, nicht einmal konstruktive. Das Gefühl, selbst Fehler zu machen, gemacht zu haben, kannst Du nicht ertragen. Bis heute nicht. Bei Dir waren es immer alle anderen, und so ist es bis heute.

Du kannst niemanden lieben um seiner selbst willen. Ich weiß nicht einmal mehr, ob Du überhaupt dann Liebe empfinden könntest, wenn man sich Dir beweisen würde. Was Du brauchst und immer gesucht hast, ist Anerkennung. Liebe. Deine Mama hat Dich abgöttisch geliebt und Du sie. Aber sie ist früh gestorben. Deinem Vater aber konntest Du es nie recht machen. Das, was Du mit Deinem Vater erlebt hast, spiegelt sich von früh an im Umgang mit mir und Deinen Kindern wider. Es wiederholt sich alles, und ich finde es ganz schlimm, dass grad Du das nicht erkennen kannst oder willst.

Stattdessen erzählst Du mir, dass Du Dir den 1. Weihnachtstag freihalten würdest.
"Wir sind zwar eingeladen, aber das geht ja nur ohne Kinder. Wenn die also zu mir kommen könnten, dann bleibe ich natürlich zu Hause."
Mir kommt da die Kotze. Sechs Wochen vor Weihnachten weißt Du nicht einmal, dass beide Kinder zum Dienst eingeteilt sind. Weil Du sie gar nicht gefragt hast. Sechs Wochen vor Weihnachten willst Du Dich eigentlich nur absichern, dass für die Kinder gesorgt ist, während Du Deinen eigenen Vergnügungen nachgehst. Dein Pseudo-Getue kannst Du Dir in Deine kurzgeschorenen Haare schmieren oder an Deinen Allerwertesten heften. Denn mehr ist es nicht wert. Vielleicht hätte ich nicht mal was dazu gesagt, würde ich nicht wissen, dass wir, die Kinder und ich, seit Jahren Weihnachten gemeinsam feiern, weil Du nicht ein einziges Mal gefragt hast, was sie denn eigentlich an diesen Tagen machen. Würde ich nicht wissen, dass ich bereits im September, spätestens Oktober die Planung aufnehme, wie wir es in diesem Jahr hinkriegen, gemeinsam zu feiern. Dass alles nur darauf ausgerichtet ist, dass keiner der Söhne allein ist. Warum Du einer Einladung Deiner neuen Schwiegerfamilie nicht mit Deinen Söhnen nachgehen kannst, habe ich gar nicht erst gefragt und will ich auch gar nicht wissen. Ehrlich gesagt, will ich überhaupt nichts aus Deinem Leben wissen. Weil ich dann Antworten höre, die sich mit meinen Wertvorstellungen und mit meiner Liebe zu den Kindern nicht vereinbaren lassen.

So wie Deine Auffassung, dass Deine Kinder nichts mehr von Dir geschenkt bekommen, wenn sie "denn nicht mal auf die Idee kommen, ihren Geburtstag auch mal zu feiern und uns dazu einzuladen."
Da ist es mir wirklich schlecht geworden. Zum einen frage ich mich: Wozu schenkt man? Weil man muss? Weil es sich so gehört? Weil es eben so ist?
Oder ist es nicht vielmehr so, dass man dem anderen einfach nur eine Freude bereiten möchte? Als ich unlängst von Sohn II eine Liste sah, auf die er sich notiert hatte, was so die nächsten Anschaffungen sein sollten, da habe ich mir das herausgepickt, von dem ich mir dachte "Darüber wird er sich wirklich freuen, weil er es einfach nicht erwartet."
Im Dialog mit Dir wandte ich lediglich ein: "Wofür erwartest du eine Feier und eine Einladung? Du kennst doch die Wohnung und auch die Platzverhältnisse." Mit Platz für max. 3 Personen am Küchentisch, wobei der 3. schon beengt säße. Mit einer Sitzmöglichkeit bei Sohn II im Zimmer, oder mit 2 Sitzmöglichkeiten bei Sohn I. Dass die Wohnung immer noch meine ist und ich ein Problem damit hätte, wenn Du und Deine Frau auf dem Sofa sitzen, auf dem für gewöhnlich ich schlafe, habe ich an dieser Stelle gar nicht erst geäußert, wozu auch.
"Ist doch egal", hast Du geantwortet, "sie könnten ja auch sagen: Ich bring Kuchen mit, können wir bei dir feiern?"
"Sag das doch den Jungen, nicht mir. Wenn sie die Möglichkeit angeboten bekommen, machen sie es vielleicht auch. So wissen sie nur, sie haben keinen Platz."
Und vielleicht auch weder Lust noch Muße, aber das füge ich nicht hinzu. Sicherlich sind sie inzwischen erwachsen und dass die Eltern damit noch Geburtstage für ihre Kinder ausrichten, tut man wohl nicht mehr. Aber was ist denn hier entscheidend? Dass man am Geburtstag der Kinder zusammen ist? Dass man den Tag feiert, an dem jemand geboren wurde, weil es einfach nur schön ist, dass er da ist? Dass man dem anderen doch einfach nur eine Überraschung, eine Freude bereitet? Einfach nur aus Liebe zu dem anderen - und nicht mit dem Gedanken: "Du bekommst nur etwas, wenn du mir dafür auch was zurückgibst"?
Vor fünf Jahren bin ich von L nach M gezogen. Und habe es seither immer möglich gemacht, an ihrem Geburtstag da zu sein. Auch weil ich es wusste: Fünf Jahre, in denen kein einziges Mal am Tag ihres Geburtstages von Dir die Rede war. Weil Du entweder grad im Urlaub warst oder im Dienst oder einfach nur zu Hause. Du hast höchstens angerufen, obwohl Du nur zehn Autominuten entfernt wohnst. Ich habe mich selbst so oft gefragt, wie man das hinbekommt. Wie man das emotional hinbekommt, das Kind hat Geburtstag, wohnt sozusagen ums Eck, aber ich kriege den Arsch nicht vom Sofa hoch, ein Anruf tuts ja auch.

Im Telefonat mit Dir wird vor allem klar: Nächstes Jahr wird der Sohn 30, ein besonderer Geburtstag, den der Junge gar nicht so besonders findet und auch nicht entsprechend feiern will.
Du sagst, er ist aber natürlich besonders - und erklärst mir im selben Atemzug "Ich hab da Urlaub, wir fliegen in die Türkei. Ich wollte nur fragen, ob du da bist und was du geplant hast."
"Du weißt doch, wann dein Sohn Geburtstag hast", wende ich dennoch ein.
"Ja schon. Aber ich hab irgendwie gar nicht auf den Kalender geguckt."
"Hm okay. Dazu brauchts ja eigentlich aber auch keinen Kalender."

Es ist all die Jahre nie anders gewesen. Seit der Trennung hast du darauf geachtet und aufgepasst, was ich und dass ich mache und tue. Dass ich alles einrichte, mich kümmere, bezahle. Damit Du Dich darin sonnen und sagen kannst "Ich hab mich gekümmert."
Nichts hast Du. So gar nichts hast Du. Damals nicht und heute nicht.
Karma? Soll ich aufs Karma hoffen? Vertrauen? Ach ich weiß nicht. Es wird wohl eher so sein, dass Du irgendwann in die ewigen Jagdgründe einkehrst und bis dahin die hundertprozentige Überzeugung gelebt hast, alles richtig gemacht zu haben. Und wenn was nicht richtig war, dann war irgendwer anders schuld. Nur Du nicht.

Den Mann an meiner Seite nervt manchmal, dass ich in meiner Planung der Weihnachtstage oder zu den Geburtstagen der Kinder eben vor allem meine Kinder im Sinn habe. Dass nichts geht, wenn das bedeutet, dass die Jungs allein sind. Ich weiß, dass er sich wünscht, Weihnachten mal nicht durch das Land fahren zu müssen. Entspannt zu Hause oder auch im tiefsten Winterwald sein zu können.
Ich weiß um seine Wünsche und kann sie so gut verstehen - aber ich kann nicht anders handeln. Ich kann nicht irgendwo Friede Freude Weihnachten feiern mit dem Gedanken daran, dass einer von beiden allein zu Hause ist. Weihnachten 2003, ich ganz allein. Soviel Wein konnte ich kaum trinken, bis das nicht mehr wehtat. In Erinnerung daran sie allein zu wissen, ich kanns nicht. Ich glaube, inzwischen versteht der Mann mich und kommentiert es nicht mehr, auch wenn es ihn jedes Jahr aufs Neue nervt.
Ich habe mich ein paar Tage mit der Frage gequält, ob ich ihm vom Telefonat mit Dir erzählen kann - und habe es dann verworfen. Er verachtet Dich mindestens genauso wie ich, nach allem, was vorgefallen ist in all den Jahren. Er will nichts mit Dir zu tun haben und auch gar nicht von Dir oder über Dich sprechen. Er will sich einfach nicht mit Dir befassen und ehrlich gesagt: Mir geht es genauso. Ich komme nur nicht um alles drumrum, denn es wird auch in Zukunft Anlässe geben, die uns mindestens in ein Telefonat bringen.
Hassen kann ich Dich nicht. Denn das würde bedeuten, für Dich ein - wenn auch negatives - Gefühl zu haben. Ich habe aber keins mehr für Dich. Ich verachte Dich abgrundtief, auch wenn mir zugleich durchaus bewusst ist, dass ich hierbei nur meinen eigenen, ganz persönlichen Wertvorstellungen im Fokus habe - und die ja nicht dem allgemeingültigen Zusammenleben entsprechen müssen.

Mich interessiert aber nicht, was einem allgemeingültigen Zusammenleben entspricht. Es ist mir sogar scheißegal. Mich interessiert nur eins: Ich habe zwei Kinder bekommen und das Glück dieser beiden Kinder ist das Wichtigste für mich. Egal, ob sie nun 5, 15 oder 50 sind.
An Sohn II traust Du Dich nicht wirklich an. Bei dem weißt Du, dass Du Paroli bekommst und der dann auch in Kauf nimmt, monatelang kein Wort mit Dir zu schreiben oder zu wechseln.
So wie auf Deinen Vorwurf, er würde sich nur bei Dir melden, wenn er was braucht. Auf diese Aussage hat er sehr verwundert reagiert: "Wenn ich was brauche? Bei dir? Wann denn?"
Er hat Dir den Spiegel vorgehalten und gezeigt, dass Du derjenige bist, der zum einen immer erwartet, dass sie sich bei Dir zu melden haben - oder der anruft oder schreibt, wenn er mal den Keller, die Garage oder sonstwas ausgeräumt braucht. Er hat Dir aufgezeigt, dass Du Dich seit der Trennung von uns nicht einmal gekümmert hast. Er erinnerte Dich an seine Klassenfahrt vor ein paar Jahren im Winter. Dreihundert Euro, von denen ich damals nicht wirklich wusste, wie ich das machen soll, aber unbedingt hinkriegen wollte, um den Jungen nicht davon auszuschließen. Und er Dich daraufhin um Deine Hilfe bat. Mit zehn Euro von Dir kam er nach Hause zurück. "Das ist alles, was ich kann", hast Du gesagt. Wir haben beide gelacht, der Junge und ich, er hat dann die zehn Euro in sein Taschengeld genommen. Das war wirklich sehr, sehr bezeichnend. Weil wir beide aus Deinen eigenen Erzählungen wussten, dass Du Dir einen neuen Audi größerer Klasse gekauft hattest, zweimal im Jahr mit Deiner Frau in den Urlaub fliegst und über den Jahreswechsel an die Küste fährst. Was - wie jeder weiß - ordentlich Asche kostet.
Das alles sei Dir ja gegönnt, wirklich, leb Du Dein Leben und werde glücklich damit.
Aber stell Dich bitte nicht hin und tu so, als würde Dich interessieren, was Deine Kinder machen und wie es ihnen geht. Bis heute, fünf Jahre nach meinem Weggang nach M, hast Du sie nicht ein einziges Mal gefragt, wie sie so leben und wie sie zurechtkommen. Ob sie finanziell zurechtkommen. Sonst würdest Du ja wissen, dass Dein Ältester manchmal nur noch Beträge zwischen 1 (ja, einem) und 10 Euro auf dem Konto hat, während es zum nächsten Gehaltstag noch ein paar Tage hin ist. Mir erzählt der Junge das auch nicht von selbst. Ich erfahre das nur, wenn ich ihn frage. Glücklicherweise frage ich immer rechtzeitig. Als hätte ich einen Radar, der mir sagt "Jetzt könnts grad eng werden."

Glaub mir eins: Beweihräuchern will ich mich nicht, darum geht es mir gar nicht. Ich habe auch Fehler gemacht und es gibt Dinge, die schmerzen mich bis heute abgrundtief, weil ich sie nicht mehr ungeschehen machen kann. Doch selbst wenn ich die Umstände betrachte, die letztendlich zur Trennung geführt haben: Das tut mir nicht leid. Früher habe ich immer gesagt "Ich würde mich immer noch für die Trennung entscheiden, auch wenn es mir für die Kinder wahnsinnig leid tut. Aber ich wünschte mir heute, ich wäre anders gegangen." Ich dachte auch Deinetwegen so - aber das ist lange vorbei. Nach allem, was ich bis heute mit Dir erlebte, tut es mir nicht mehr leid. Was mir heute lediglich leid tut, ist, dass ich ausgerechnet mit Dir eine Familie gegründet habe. Denn wie gesagt: Ein Vater bist Du für mich nicht. Das bist Du auch nie wirklich gewesen. Schon zu Ehezeiten hatte ich zu Dir gesagt "Vielleicht hättest du kein Kind haben sollen, sondern dir besser einen Hund gekauft, den kannst du dann dressieren, bis er aufs Wort hört."

Seit fünf Jahren leben die beiden Brüder in einer WG in meiner Wohnung. Mal geht es besser, mal geht es nicht so reibungslos - aber unterm Strich funktioniert es noch. Was ich aber am Großen mehr und mehr feststelle, auch wenn es erstmal nur ein Gefühl ist: Er nabelt sich von Dir ab, in leisen, feinen Schritten, aber er tut es offenbar. Denn im letzten Telefonat mit Dir wurde mir auch bewusst: Du weißt nicht mehr alles, was aktuell in seinem Leben geschieht. Er erzählt Dir nicht mehr alles, wohl weil er auch weiß, wie Du reagieren würdest. Und dass diese Reaktion ihm nicht guttun würde.
So wie im Februar oder März dieses Jahres, als Du ihn so derart runtergezogen hast, dass es schon einige Mühe brauchte, ihn wieder aufzubauen. Anschließend sagte ich zu ihm: "Mein Hase, du musst dich ja nicht mit ihm streiten. Aber wenn die Diskussionen anfangen und du merkst, dass es in eine Richtung geht, die dir nicht guttut, dann sag es ihm doch. Ganz ruhig. Man kann doch sagen *Vater, bitte lass das jetzt, mir wird das zuviel. Hör auf damit, oder ich fahr jetzt nach Hause.* Und wenn er nicht aufhört, dann sag *Okay, ich fahr dann mal nach Hause.* Und dann steh auf und geh. Deswegen wird er den Kontakt zu dir nicht abbrechen oder nicht mehr mit dir sprechen. Aber grenz dich endlich ein bisschen ab."
Und offensichtlich tut er das inzwischen. Indem er Dir manches gar nicht mehr erzählt, von dem er mir erzählt. Natürlich wird er auch mir nicht alles sagen - aber das muss er ja auch nicht. Doch die wichtigen grundlegenden Dinge, mit denen kommt er zu mir oder beantwortet es, wenn ich danach frage. Wusstest Du eigentlich, dass er vor kurzem vier Glückssteine gekauft hat? Einen für sich, einen für seinen Bruder, einen für die Freundin seines Bruders - und einen für mich. Er hat sie alle fotografiert und mir geschickt. Erst später wurde mir bewusst: Für Dich war keiner dabei.
Ich empfand das als ein Achtungszeichen.

Die Kinder werden Dich immer lieben, und dahinein werde ich mich auch niemals einmischen. Das habe ich damals nicht und werde ich auch heute nicht. Sie empfinden Dich als ihren Vater, aber sie wissen ja auch nicht, wie es anders sein kann. Doch wenn sie Dich so wahrnehmen wie Du auch wirklich bist, wenn sie sich abgrenzen können und trotzdem glücklich in ihrem eigenen Leben sein können, dann wäre das das Größte für mich. Wenn sie all das, was Du und ich falsch gemacht haben, hinter sich lassen und ein eigenes, glückliches Leben aufbauen können, dann ist das das einzige, das zählt. Das ist mein persönliches Lebensziel.
Was Du machst oder nicht machst, ob Karma oder nicht Karma, wie es Dir geht oder nicht - das ist für mich gleichgültig. Du bist Mitte 50 und willst jedem erzählen, wie er sein Leben führen soll, weil es eben alle so sagen und alle so machen. Dabei bist Du Mitte 50 und hast bis heute nicht verstanden, worum es wirklich geht und dass Du selbst eine ganze Menge aufzuarbeiten hättest. Früher wünschte ich Dir, die Chance in der Trennung wahrzunehmen. Heute habe ich nur einen einzigen Wunsch: dass Du die Jungs in Ruhe lässt und Deine eigenen Minderwertigkeitskomplexe mit Dir selber auslebst.

Und mir wünsche ich, dass ich mit diesem Post endlich dieses Telefonat mit Dir aus meiner Seele kippen und meinen Kopf wieder frei machen kann. Ich bin da ziemlich zuversichtlich.

18 Kommentare:

Rain hat gesagt…

Selten habe ich Dich so sortiert und voller Überblick erlebt bzw. gelesen.

Man hört: Das musste raus, und auch, wenn man selbst nicht dabei war,
erkennt man, wer hier welche Position eingenommen hat.

Vor diesem post, und natürlich vor Deiner Lebensleistung als Mutter,
ziehe ich tief meinen Hut.

Anonym hat gesagt…

Ob das hierher gehört, ist doch fraglich. Da kann sich Dein Ex dann aber mit Recht beschweren.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Lieber Rain, das bedeutet mir grad ganz viel, ich danke Dir ganz sehr dafür.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe/r Anonym, sobald man einen Blog nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst schreibt, darin aufgenommen persönliche Gedanken, Empfindungen, Ereignisse, müsste man sich immer fragen, ob das "hierher" gehört. Ob das so sein soll, dass man etwas "offen hinausträgt". Spätestens dann, wenn zwar Namen, auch mein eigener, zwar anonymisiert oder ganz weggelassen werden, aber zumindest Fotos beweisen, wer hier schreibt.
Der jetzige Mann an meiner Seite hat mich das schon sehr oft gefragt, weil er nicht will, dass ich mich so angreifbar mache. Weil er mich schützen will.
Zwar verstand ich sein Ansinnen, aber ich sagte auch immer "Womit bin ich denn angreifbar? Ich erzähle doch nichts, das ich nicht auch so jedem erzählen würde, der mich danach fragt." Ich schreibe hier ja nicht alles rein.
Aber jeder Mensch hat sein eigenes Ventil, mit eben seinen Gedanken und Ereignissen umzugehen. Der eine schreibt Lieder, der andere Gedichte, der nächste macht Sport, wieder andere fressens in sich rein und werden zynisch oder aggressiv oder depressiv.

Ich habe mich vor 11 Jahren für das Bloggen entschieden. Ob und wer das alles liest, kann ich nicht sagen. Aber ganz ehrlich: Macht es wirklich einen Unterschied, ob ich die Dinge jemandem erzähle oder ob ich sie schreibe?
Es macht aus meiner Sicht keinen Unterschied. Und ja, er würde sich massiv beschweren. Natürlich würde er das. Weil er hiermit nicht das Bild von sich aufrechterhalten kann, das er seinem Umfeld gibt. Vor allem aber könnte er nicht das Bild aufrechterhalten, das er von mir in all den Jahren gezeichnet hat. Grad im allerersten Jahr ist er wirklich zu jedem gegangen, der uns kannte oder der mit mir auch nur den Hauch eines Kontakts hatte. In diesem ersten Jahr habe ich mich manchmal tatsächlich gewundert, dass diese/r oder jene/r mich noch grüßte - nach all seinen Offenbarungen. Er ist nicht nur an eine meiner Freundinnen herangetreten, sondern selbst zu meiner damaligen Anwältin gefahren, um ihr zu sagen, wen sie da eigentlich vertritt. Sie hat ihn nur reden lassen, weil sie hoffte, Eskalationen zu vermeiden - obwohl sie es eigentlich nicht durfte.
Ich könnte also ganz viele scheiß Geschichten erzählen, aber das tue ich nicht und darum geht es mir auch nicht. Mir geht es nicht um eine "Gegendarstellung", von der ich gar nicht weiß, ob sie überhaupt ankommt.
Mir ging es einzig und allein darum, etwas aus dem Kopf zu bekommen, das mich mittlerweile sehr belastet. Das tatsächlich einfach nur raus musste und sollte und konnte.
Ich bin niemals zu irgendwem gegangen und habe korrigiert, was mein Ex über mich sagte und wie er mich und die Situation darstellte. Mir selbst habe ich immer gesagt: Wer mich und uns kennt, der wird es richtig einschätzen können - und wenn nicht, dann ist es eben so.
Ich kann nicht mit jedem befreundet sein und muss es auch nicht.
Ich kann auch nicht beeinflussen, was Menschen von mir denken und halten - und muss auch das nicht.
Das einzige, was für mich zählt, ist, was die Menschen von mir denken und halten, an denen mein Herz hängt.

Die Therapie chronischer Schmerzen geht u. a. davon aus, dass man zB Traumata unverarbeitet gelassen hat. Der Verarbeitung von Traumata habe ich mich erstmals im Dezember 2003 gestellt. Davor hatte ich keine Angst und auch noch keinen chronischen Schmerz. Der kam erst im Februar 2005, Ursache bis heute ungeklärt. Doch im Rahmen der - bei chronischen Dingen immer folgenden - psychotherapeutischen Behandlungen wurde mir immer wieder gesagt "Schreiben Sie es auf" oder "Schreiben Sie ihm/ ihr einen Brief".
Das habe ich hier getan. Es aufgeschrieben. Er erzählt allen möglichen Menschen seine Gedanken. Ich schreibe sie auf.

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Denke bitte ja nicht, liebe Helma, dass ich den Post nicht gelesen hätte, weil ich nichts geschrieben habe. Ich muss gestehen, dass ich dazu wirklich mehr als einen Anlauf gebraucht habe - nicht nur deswegen, weil er über so viele Wörter (oder Worte?) verfügt - sondern weil ich immer wieder denke, wie kann sich ein Mensch und Vater nur so arschig benehmen - nicht nur, weil er bei den Geburtstagen der Söhne entweder gar nicht da ist oder sie sogar vergessen hat. - Er müsste sie ja vielleicht nicht so über alles lieben wie du - ganz normale väterliche Liebe mit Zuwendung (auch finanzieller Art) und Aufmerksamkeit würde ja schon reichen, aber offenbar reicht es bei ihm noch nicht mal dazu.
Da haben es meine Kinder besser erwischt - auf jeden Fall mit dem Vater.
Wenn du dich besser und erleichterter fühlst, dann war es auf jeden Fall richtig - egal, wer es liest.
Drück dich an mein pseudo-mütterliches Herz!

Anonym hat gesagt…

Liebe Helma,

ich lese (auch) hier schon lange mit, bin aber nicht die große Kommentiererin. Bis heute.
Chapeau.
Klarsichtig, dezidiert, frei von Hass, Nachtreten, Boshaftigkeit ... dieser Post hat mich sehr, sehr beeindruckt. Wie überhaupt Dein Blog, Deine Stärke, Deine Offenheit.
Danke dafür. Alles Gute. Auch den Söhnen!
Tin

Grit hat gesagt…

Hallo Helma,
auch ich musste Ihr Geschriebenes erstmal verdauen, meine Hochachtung an Sie als quasi alleinerziehende Mutter, mit wieviel Stärke Sie durchs Leben gehen und das Sie diese Zeilen veröffentlicht haben!
Ich finde es anmaßend, dass Leute hier anonym, schlecht kommentieren, aber da merkt man, dass sie hier und im alltäglichen Leben kein Rückgrat haben. Konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.
Herzliche Grüße, Grit.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Clara, wieso pseudo-mütterlich? Du bist doch auch eine Mama :) Ehrlich gesagt, habe ich mir beim Schreiben selbst eher keine Gedanken gemacht. Ich hatte tatsächlich einfach nur das Gefühl, ich kriegs nicht aus dem Kopf, ich bin nicht mehr "frei" und ich schleppe es ständig mit mir rum. Das musste raus. Im Nachhinein dachte ich schon auch "War das jetzt zu persönlich"? Aber es tat mir vom ersten Moment an gut. Es war raus. Und damit weg.
Und ja, Du hast völlig recht: Jeder liebt auf seine Weise, er muss die Dinge gar nicht so handhaben wie ich. Ich wünschte nur, er würde sich für die Jungen interessieren, wirklich interessieren. Würde sie fragen, ob sie Sorgen haben und wie es ihnen geht. Ob sie etwas brauchen. Würde sie fragen, ob sie Lust hätten, auf ein Käffchen mal rumzukommen und zu quatschen, einfach mal so. Oder mit ihnen mal ein Bier trinken gehen. So ganz normale Dinge eben. Ich denke nicht mehr darüber nach, warum das nicht geht und nie ging. Aber ich frage mich immer noch, warum er mich vor ein paar Tagen anrief, um über Weihnachten und den Geburtstag von Sohn I zu reden. Das gab es schon mindestens 5 Jahre nicht mehr. Wenn er angerufen hätte, um sagen zu wollen: "Du, ich würd die Jungs auch gerne mal wieder bei mir haben" - da wär ich die Letzte, die was gesagt hätte. Aber das war ja gar nicht die Intention. Er wollte einfach nur gesichert wissen, dass er seins machen kann und für die Jungs gesorgt ist. Nur warum er das jetzt wissen wollte und früher nicht, weiß ich noch nicht. Vor allem hat er ja mit den Jungs selber noch nicht mal gesprochen. Dann hätte sich dieser Anruf von ihm ohnehin erledigt gehabt.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Tin, ich freu mich wirklich immer, wenn ich sehe, dass mein Blog gelesen und wie er aufgenommen wird! Und nein, ich hatte keine schlechte Absicht, als ich die Zeilen zu "Papier" brachte. Es hat mich einfach nur gequält, und beim Schreiben stellte ich fest, wie viel sich da angestaut hatte. Da gäbe es so viel zu sagen, doch das wiederum.. mache ich irgendwann, eines Tages persönlich. Auge in Auge mit ihm.
Zugleich ist es für mich immer wieder bemerkenswert, um wie viel alles leichter wird, wenn man Dinge ausspricht (oder eben aufschreibt). Mein Großer will das immer gar nicht glauben oder wahrhaben, er sagt immer "Was änderts denn, wenn wir drüber reden, bringt doch nix", und dann fühlt er sich hinterher doch immer wieder besser.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Grit, bei Ihrem Kommentar musste ich wirklich schmunzeln :) Ich denke ja auch immer: Warum kommentiert jemand anonym; meist sind es diejenigen mit Kritik, konstruktiver oder gar beleidigender (hatte ich auch schon, weniger hier, eher in einem anderen Blog, dens heute so nicht mehr gibt). Aber andererseits.. Ich weiß ohnehin nicht, wer Ihr seid, woher Ihr kommt, selbst wenn Ihr Euren Namen schreibt.
Im Nachhinein, nach dem Aufschreiben, wurde mir eigentlich erst wirklich bewusst, wie sehr mich die Thematik belastete, grad nach dem Telefonat.
Heute weiß ich, wie schwierig es ist, Kinder allein zu erziehen, grad dann, wenn nicht alles nach Wunsch oder Plan läuft. Wenn jede Entscheidung an einem selber hängt, pro oder contra, was ist falsch, was ist richtig; dafür zu sorgen, dass immer Essen und Trinken da ist, dass Wünsche erfüllt werden (können), Bedürfnisse erkannt werden, (sich) zu (für)sorgen bei Krankheiten, schulischen Problematiken.. die ganze Litanei. Mit all dem und auch in dem Wissen darum, dass Kinder beide Eltern brauchen, habe ich eben meinen Söhnen etwas ganz anderes gewünscht als das, was sie bekommen haben. Vieles tut mir heute nicht mehr weh. Aber das hier, das tut immer wieder neu weh, wenn ich darauf gebracht werde, wie in so einem Telefonat.

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Ich meinte mit "pseudomütterlich" vor allem, dass ich ja nicht DEINE Mama bin. - Und auch ein kleines bisschen, dass ich nicht so viele Liebe wie du für deine Kinder aufgebracht habe, für meine war alles mit weniger Einsatz von mir, vielleicht war er auch nicht so nötig, weil alles ziemlich geklappt hat - aber eben nicht halb so ideal wie bei eurer Beziehung.

Dies und Jenes hat gesagt…

Liebe Helma,
ich finde es toll, dass du es niedergeschrieben hast quasi rausgeschrieen was da so belastet und das Jahre. Und nicht nur nicht. Auch Deine Jungs jeden auf seine Weise.
Und da bin ich sicher Schmerzen und Krankheiten sind auch Traumen und unterdrückte Ereignisse aus vergangener Zeit.
Liebe Grüße
Ursula

Anonym hat gesagt…

Liebe Helma, ich verstehe Dich sehr gut, wollte Dich auch nicht kritisieren. Mir kam auch der Gedanke, dass es Dich angreifbar machen könnte. Prinzipiell finde ich es sehr gut, sich den Frust von der Seele zu schreiben. Ich mache das auch, halt bloß nicht öffentlich.
Auf jeden Fall sehr mutig.
Ich lese noch nicht so lange bei Dir, doch hat mich Deine Art zu schreiben sofort gefesselt.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Ursula, ja, Schmerzen und Erkrankungen können tatsächlich aus Traumen entstehen. Das habe ich nie in Frage gestellt, als ich damals, nachdem der pausenlose Schmerz nicht "bekämpft" werden konnte, damit konfrontiert wurde. Auch deshalb stellte ich mich nochmals der Aufarbeitung (was ich ja schon vor dem Schmerz begann) - und das mehrfach, über einige Jahre. Ich habe einiges dazugelernt, doch, kann ich sagen, und ich bereue auch nichts davon. Schmerzmäßig verändert hat sich aber bis heute nichts. Ich glaube, dass ich mich auch deshalb dagegen wehre, wenn Patienten von Ärzten in Schubladen gesteckt werden, nur weil eine Diagnosefindung so aufwendig und teuer werden könnte. Heute wollen sie weniger forschen, erkunden, erfahren. Sie wollen vor allem verdienen.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Clara, ich danke Dir :) Ich hatte Dich schon richtig verstanden, war eher ein Späßchen von mir :) Ich glaube nicht, dass man Liebe vergleichen kann. Der eine liebt so, der andere anders. Ich denke, wichtig ist nur, dass der andere sich auch geliebt und wertgeschätzt fühlt. Und es ist genau das, was ich bei meinem Ex gegenüber den Kindern vermisse. Nicht weil ich will, dass er so fühlt und handelt wie ich. Sondern weil ich weiß, wie die Jungen sich fühlten und fühlen.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe/r Anonym, ich bin immer für kritische Stimmen offen, solange sie sachlich und/ oder konstruktiv sind. Von daher war Dein Kommentar für mich völlig in Ordnung. Wenn ich Dir auf den ersten Kommentar so ausführlich antwortete, dann wohl auch deshalb, weil ich für mich selber im Nachhinein verstehen wollte, was mich dazu brachte und dass ich es auf diese Weise umgesetzt habe.
Und ja, es bedarf Mut (auch wenn mir das im Vorfeld gar nicht bewusst war). Denn wenn er das je lesen wird, wird er vielleicht wirklich noch umsetzen, was er mir schon oft, auch im Beisein von anderen, versprach: dass das dann mein letzter Tag sein wird.
Nicht weil die Sichtweise in meinem Post ihm neu wäre. Er weiß, dass ich so denke.

Grit hat gesagt…

Meine Hochachtung an alle Alleinerziehenden, ist es doch täglich ein Kraftakt Beruf, Kita, Schule und Haushalt unter einen Hut zu bringen, ganz zu schweigen von Sorgen, die allein auf den Schultern lasten. Da ich ein sehr ehrlicher, geradliniger Mensch bin sage ich meinem Gegenüber immer meine Meinung, selbstverständlich auf einer gewissen Anstandsebene, dies war aber auch ein Lernprozess, der mit den Jahren immer besser wird.:)
Mal sehen, ob dieser Kommentar ankommt, hatte gestern schon mal was geschickt, dies hat wohl mit der Übertragung nicht geklappt.
Viele Grüße, Grit.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Grit, früher habe ich oft diplomatisch gesprochen - oder vor lauter Diplomatie auch gar nichts gesagt. Das ist inzwischen anders. Was nicht bedeutet, dass ich alles und jedes ausspreche und kommentiere. Aber ich sterbe nicht mehr an Herzdrücken. Ob ich dabei immer noch diplomatisch oder dann doch sehr direkt vorgehen, hängt immer von der jeweiligen Situation ab und von meinem Gegenüber. Wenn man mich jedoch provoziert, kann ich schon auch immer noch recht impulsiv reagieren ;) Ich bin ja auch nur ein Mensch :)

Ich hab erst gestern Abend ein paar Reportagen angeschaut - wirklich zufällig gefunden - (ein Hoch auf die Erfindung von Mediatheken!) und da war auch eine dabei über Alleinerziehende mit Kind(ern). Die eine hieß "Erst die Kinder, dann ich" oder so ähnlich. Ich hab nichts vergessen aus der schwierigen finanziellen Zeit der ersten Jahre nach der Trennung. Die Nächte, in denen ich oft nicht schlief, weil ich nicht wusste, ob und wie ich das alles schaffen würde. Das erschöpfte Konto, während daheim die die Kinder saßen und spielten und darauf warteten, dass die Mama zum Wochenende einkauft. Die Sorgen über Gesundheit der Kinder, über ihren Werdegang, über Hemmnisse und die unsichere Hoffnung über etwaige Möglichkeiten.. Anfangs fand ich das alles gar nicht so schlimm - aber es war die Summe an Jahren, in denen sich alles mehr und mehr aufbaute und ich manchmal dachte: Jetzt geht mir langsam der Atem aus. Ist er natürlich nicht und wäre er natürlich auch nicht.
Einfach wars trotzdem nicht immer. Aber immer noch besser als das, was bis dahin war.