Samstag, 23. November 2019

Menschen, die gerne allein sind

Als mir jüngst dieser Artikel "zugespielt" wurde, welche Merkmale Menschen besitzen, die gerne allein sind, da habe ich ihn nicht nur interessiert mitm Käffchen in der Hand gelesen, sondern auch schön geschmunzelt dabei. Und einmal mehr daran gedacht, wie sehr ich mich selbst in den letzten Jahren verändert habe. So zwischen 20 und 30, da war ich ausgesprochen gesellig, liebte den Trubel, liebte es, Gäste zu haben oder zu Gast zu sein. Auch wenn ich nicht zu denjenigen gehörte, die erst in den Morgenstunden nach Hause kamen. Also zumindest nicht fünf, sechs, sieben Uhr. Ich glaub, mein längstes Feiern ging bis halb drei oder halb vier. Ich weiß, die Partyhengste unter Euch lächeln da nur müde, bei Euch geht da die Post erst richtig ab. Nun ja. Ich war halt nie die Partymaus. Spaß haben kann man ja auch abseits davon.
Zwischen 30 und 40 kam dann die Phase des Single-Lebens. Oder soll ich sagen: die Phase der Alleinerziehenden, die ihr Single-Dasein erst noch annehmen musste?
Es war die Zeit, in der ich entdeckte, dass ich tatsächlich gerne auch allein bin. Dass ich gerne mit MIR allein bin. Dass ich genoss, Zeit für mich zu haben. Für die Dinge, die ich gerne hatte. Erstmals nach dem Ende der Ehe entdeckte ich, dass ich nicht nur eine Mama war, sondern vor allem ein Mensch, eine Frau mit Bedürfnissen, Neugier, die aber noch nicht in der Lage war zu sagen, worauf sie selber eigentlich Wert legte oder was zum Beispiel ein ihr eigener Stil war.
Immer öfter zeigte sich außerdem, dass ich viel lieber ausging als dass ich jemanden zu mir einlud. Weil ich auch schnell ermüden konnte. Weil ich schnell das Interesse verlieren konnte, am Abend, an der Person, an der Situation. Man kann aber dann nicht zu jemandem sagen: "Hey du, ist besser, du gehst jetzt, ich wäre jetzt gerne allein." Also sagen kann man das schon, aber ICH konnte es nicht.
Wenn also erste Dates mit Herrschaften anderer Städte anstanden, dann habe ich sie nie in meine Stadt eingeladen. Das war mir viel zuviel Verantwortung, gepaart mit der Furcht: Wenn mir das Ganze nicht gefällt, kann ich nicht nach fünf Minuten sagen "Ja nett, aber ich geh jetzt." Bin ich aber irgendwohin gefahren, konnte ich eben aufstehen und sagen "Ja nett, aber ich fahr dann mal nach Hause." Für mich musste jemand also keinen Aufwand betreiben, es sei denn, er wollte es selber so - und im Gegenzug musste ich kein schlechtes Gewissen haben.

Über die Jahre hinweg entwickelte ich also nicht nur das Bedürfnis nach Alleinsein, ich kultivierte es regelrecht - und genau genommen ist das bis heute so. Wenn der Mann also fragt, ob ich ein Problem damit hab, wenn er feiern geht, wenn er wandern geht, wenn er in den Winter- oder Radsport fährt oder dies auch mal zehn statt sieben Tage dauert - dann lautet die Antwort stets gleich: "Hä? Ne, wieso?" Ich lege nur Wert darauf, dass Absprachen eingehalten werden. Wenn er also zehn Tage sagt und er käme erst am elften, ohne Bescheid zu geben - dann wäre ich stinkesauer. Oder wenn er sagt "Ich bin spätestens 22 Uhr wieder da" und kommt erst um drei, dann bin ich auch stinkesauer, weil er es mir wenigstens mitteilen soll. Immerhin warte ich auf ihn - und mache mir gegebenenfalls auch Gedanken, wenn er Stunde um Stunde nicht kommt. Ich bin jetzt aber auch nicht die, die ihm dann hinterhertelefoniert oder -schreibt. Ja ne, also so tief sinke ich schon nicht. Wenn er sagt "Ich geh feiern, open end" - damit kann ich leben. Kein Problem. Aber wenn sich einer schon festlegt, dann soll er bitteschön auch Bescheid geben, wenn sich was ändert. Ja, da kann ich grillig werden.

Welche Merkmale haben Menschen denn aber nun, die gern allein sind? Ich gebs mal wieder:

1. Sie sind Menschen, die offen sind für neue Erfahrungen
Nun, das kann ich tatsächlich bestätigen. Diese Offenheit wird aber gerne auch verwechselt mit der Annahme, dass man offen für ALLES sei. Das kann ich - zumindest für mich - nicht bestätigen. Ihr werdet mich niemals die Erfahrung machen sehen, wie das ist, beispielsweise einen Kugelfisch zu essen oder das Hirn toter Tiere. Ich steh auch nicht drauf, dass man(n) beim Sex auf mich uriniert oder solch eklige Sachen. Und das weiß ich auch, ohne es ausprobiert zu haben. Es gibt Dinge und Neigungen, die überlasse ich gerne denen, die Spaß damit haben.

2. Sie sind gut zu sich selbst
Nun. Das musste ich persönlich erst lernen. Nämlich indem ich herausfand, was denn überhaupt gut für mich ist. Was sich gut für mich anfühlt. Ist es nicht erschreckend, dass man sich so arg verbiegen (lassen) kann, dass man irgendwann selber nicht mehr weiß, was einem gefällt und guttut und was nicht? Und ist es nicht erschreckend, dass genau das schon normal geworden ist?

3. Sie haben Grenzen
Oh ja. Und je älter ich werde, desto deutlicher setze ich sie. Vielleicht auch, weil ich schon in der einen oder anderen Situation feststellte, dass meine Belastbarkeit nicht mehr so strapazierfähig ist wie noch vor zehn Jahren. Meine Grenze ist heute schneller erreicht als früher, insbesondere dann, wenn es um Dinge geht, die mich triggern - oder aber, wenn es sich stetig wiederholende Dinge sind, die mich erschüttern und ermüden. Doch bevor ich die Geduld verliere und unsachlich oder unfair werden würde, ziehe ich die Reißleine und mein Schutzschild hoch.
So geht es mir auch im Dienstlichen. Ich hatte mir Montag und Dienstag Urlaub genommen, weil der Mittwoch ein Feiertag war. Der für mich gilt, auch wenn ich nicht im betroffenen Bundesland wohne. Am Montag gegen Neun rief mich ein latent genervter Chef an. Ob ich verschlafen hätte oder warum ich nicht ans Telefon ginge.
"Weil ich Urlaub hab?" erinnerte ich ihn gähnend.
Er hat sich entschuldigt - wir haben trotzdem den halben Tag vertelefoniert wegen allen möglichen, aber nicht dringlichen Sachen. Am Dienstag sah ich gegen Mittag zwei Anrufe von ihm - und ignorierte sie. Urlaub ist Urlaub - auch wenn ich mich nicht außer Landes bewege - außerdem gibt es ja noch zwei Mädels im Front Office.
Am Donnerstag morgen ergoss sich dafür ein Schwall Vorwürfe über mich. Warum ich nicht erreichbar sei, wenn man dich schon mal braucht, dass jeder nur an sich denkt und macht, was er will und so weiter und so fort. Die Laune war derart im Keller, dass mir sofort klar war: Der Wind weht eigentlich ganz woanders her und ich kriege hier nur ab, was woanders schiefgelaufen ist. Also blieb ich ruhig, gelassen, geduldig, trank mein Käffchen, während er dann doch noch erzählte von all den Dingen, die auf seiner Leber lagen - und am Ende des Tages war sein Gleichgewicht und der Friede im Office wiederhergestellt. Um 18.10 Uhr rief ich ihn dann ein letztes Mal an, um ihm ein paar Zahlen durchzugeben und auch klarzumachen: Wenn Job ist, ist Job, da diskutiere ich gar nicht über Über-Zeiten. Aber wenn Urlaub ist, ist Urlaub. Irgendwo gibt es dann auch eine Grenze. Auch für Vorgesetzte.

4. Sie sind loyal
Ich glaube es zumindest. Als mir vor einigen Tagen jemand sein Herz ausschüttete, sich ordentlich Luft machte, Sorgen und Nöte herauswarf, die mich eigentlich alle gar nichts angehen, weil wir weder verbandelt noch befreundet sind, da habe ich nur eins gemacht: Mir das alles angehört.
Und gelächelt, als mein Gegenüber sagte: "Du musst ja jetzt auch nichts dazu sagen, du bist ja seine beste Freundin und ich will auch gar nicht an deiner Loyalität rütteln. Aber vielleicht kannst du ja ein Auge auf ihn behalten. Auf dich hört er wenigstens." Letzteres bezweifel ich zwar, aber egal. Ist doch schön, wenn Menschen jemanden haben, wo sie sich mal befreien und entmüllen können.
Es ist schon ein paar Jahre her, als ich im Job ordentlich belästigt worden war. Zum Chef zu gehen, habe ich mich nicht gewagt, unser Verhältnis war damals alles andere als entspannt - und ich wusste, Chef ist mit demjenigen nicht nur dienstlich befreundet. Ich hab versucht, mir den anderen vom Hals zu halten und bin auf Liebesschwüre und Jobangebote nicht eingegangen. Erst als er mir irgendwann drohte, was ich denn glaube, wer ich sei und was ich wohl glaube, was schwerer wiegen würde - meine Position als Angestellte oder seine Position im Geschäftsleben, da ging ich auf den Chef zu. Auch weil ich wusste, dass der Chef meine damalige private Handynummer an jene Person herausgegeben hatte. Ohne es mir zu sagen, geschweige denn, mich gefragt zu haben.
Seit jener Zeit achte ich sehr darauf, wer meine private Handynummer bekommt, welchen Kontakt ich zulasse, welchen nicht. Ich betrachte Menschen, lasse sie, ihr Tun, ihre Worte auf mich wirken und entscheide für mich, ob und wie weit ich mitgehen bzw. mitgenommen werden möchte.
Und ich achte heute mehr denn je darauf, niemandem wehzutun, dessen Herz an mir hängt. Weil das die tiefsten Wunden sind, die man sich selber damit zufügen kann. Klingt vielleicht paradox, ist aber zumindest meiner Erfahrung nach so.

5. Sie haben alles im Kopf
Ähm. Fragt den Mann. Der wird Euch sofort mindestens zehn Dinge aufsagen, die ich wiederholt vergessen habe. Warum die Nagelschere nicht an ihrem Platz liegt und wo sie denn dann liegt.
Na gut, okay, darum gings bei dieser Aussage nicht. "Ihre Nachdenklichkeit gibt ihnen ein großes Selbstwertgefühl, das ihnen erlaubt zu wissen, wer sie wirklich sind und was sie vom Leben wollen. Darüber hinaus ist Alleinsein auch eine Möglichkeit, sich selbst abzulenken, wenn es den Anschein hat, dass die Welt im Begriff ist, einen zu überwältigen."
Ja. Dem ist auch nach meiner Erfahrung so. Spontan dachte ich daran, wie ich mich früher wiederholt für Monate von Facebook abgemeldet hatte. Sogar den Blog mal für ein paar Monate ruhen ließ (was ich nie gedacht hätte, dass ich mal so tief falle). Wie oft ich mich für Wochen von Freunden und gar Familie zurückgezogen hatte, weil mir alles zu laut und zuviel geworden war. Und mir das Gefühl fehlte, nicht in meine Mitte zurückkehren zu können, weil mich zu vieles von mir selber ablenkte.
Dass die Welt mir oftmals zu laut, zu schnell, zu oberflächlich ist, empfinde ich auch heute öfter so - aber inzwischen gehe ich anders damit um. Stichwort Grenzen setzen. Da hätten wirs wieder.

6. Sie wissen, wie man seiner eigenen Zeit und der anderer den richtigen Wert gibt
Nun, ich denke, ich kann auch heute - oder vielleicht heute besonders - meine eigene Zeit verschwenden. Wenn ich daran denke, was ich alles machen wollte, als mir das letzte Wochenende und noch die drei angehängten freien Tage ins Haus standen... Und am Donnerstagmorgen der Kolleginfreundin gegenüber resümierte "Ich habe genau genommen.. gar nichts gemacht. Und trotzdem war es gut so." Und sie antwortete "Ganz ehrlich? Das hört man dir auch an."
Ich habe viel geschlafen, viel gelesen, ein bisschen Knots gezockt und wir haben uns die neue 5. Staffel The Affair reingezogen. Zufällig entdeckt, dass es überhaupt ne Fortsetzung gibt - und angeschaut. Es gab Tage, da bin ich bis abends in meiner dunkelkarierten flanelligen Schlafhose und barfuß in der Wohnung herumgelaufen, nur einen Pullover noch übergestreift, ungeschminkt, die Haare zusammengebunden oder nicht - und es ging mir gut. Genauso wie es war. Ohne Ereignisse, ohne Erlebnisse (bis auf die Pathologie!), aber eine Zeit, die endlich auch das zärtliche Miteinander wieder mehr in den Fokus richtete.
"Ich glaube, dir gehts grad gut mit diesen freien Tagen", merkte der Mann letztens an und ich lächelte "Ohhh ja."
Und vielleicht gehört ja auch diese Form der Erkenntnis dazu: dass es eben nicht immer irgendwelcher doller Erlebnisse, Erfahrungen oder sonstiger großartiger Dinge bedarf, um sich selbst (und dem anderen) etwas Gutes zu tun. Ich denke, das hat doch einen Wert, messbar oder nicht.

7. Sie sind sehr intelligent
Öhm. Welchen meinen die jetzt? IQ oder EQ? ;)
IQ hab ich übrigens mal getestet, der lag bei irgendwas um 129, glaub ich. Worin ich vermutlich ganz schwach war, waren diese logischen Zahlenfolgendingens oder die mit den Mustern: Führe fort nach Algorithmus-schlag-mich-tot. Aarrggh, das magsch gar nicht. Da habens wohl andere Bereiche wieder "rausgeholt". ;)
Gibt es eigentlich EQ-Tests? 
"Viel über die Dinge nachzudenken bedeutet auch, sie kritisch zu analysieren, weise zu unterscheiden, was man für das Richtige für sein Leben hält."
Ja, ich denke heute viel mehr nach, das liegt vermutlich in der Natur des Menschen. Mit 20 interessieren einen viele Dinge einfach (noch) nicht, vielleicht auch, weil man (oder ich) zu der Zeit zu vieles noch gar nicht weiß. Die Erfahrungen, die Freundinnen mit 15, 16, 18 machten, kamen bei mir ja auch alle erst viel später. (Insofern betrachte ich auch die Entwicklung von Sohn I entsprechend gelassen; der wird sein Ding schon machen, genauso wie ich auch.)
Was man für richtig oder falsch hält, kann sowieso nur jeder für sich entscheiden. Und ob man für sich weise ent- oder unterschieden hat, zeigt sich auch zumeist später.
Aber analysieren.. Ich denke schon, dass es für mich immer wichtig ist, eine Situation auch zu verstehen. Zu verstehen, warum ist dies und jenes jetzt so passiert, wie konnte es so weit kommen, warum hat diese oder jener so agiert. Denn wenn ich verstehe, dann kann ich auch loslassen. Und zwar nachhaltig. Dauert lange bei mir - aber wenn einmal wirklich losgelassen, dann gibt es auch kein Zurück mehr.

Mein Fazit? Früher fand ich Alleinsein langweilig, heute liebe ich es. Aber ich liebe es sicherlich auch deshalb, weil ich weiß, ich bin nicht wirklich allein.

8 Kommentare:

Dies und Jenes hat gesagt…

Guten Morgen,
ja ich geb es zu bin gerne alleine. Die ganzen Jahre waren zu trubelig, stressig und mit viel zu viel Sorgen und Problemen vollgepackt und die nächsten stehen vor der Tür quasi Schlange....
Ich bin sehr feinfühlig und spüre ziemlich schnell wenn irgendwas nicht stimmt oder irgendjemand was nicht passt bzw. negative Schwingungen im Raum liegen.

Punkt 6 hab ich jetzt praktiziert. Hatte gerade eine Woche Urlaub und da hab ich quasi nix getan oder nur das auf das ich Lust hatte. Und nein man muss nicht immer was erleben.
Manchmal erschrecke ich mich selbst wie egal mir auch inzwischen div. Menschen geworden sind, auch welche die mir blutmässig nahe stehen.
IQ hab ich sicherlich nen durchschnittlichen, aber ich hab ein Elefantengedächtnis. Gutes und auch schlechtes bzw. Verletzungen vor allem seelische was mir sehr nahe ging kann ich nicht vergessen und auch nicht die Personen die mir das angetan haben.

Als die Kinder 2 Jahre waren und eine Katastrophe die andere jagte - mein Papa schwer krank, gleichzeitig meine Mutter im Krankenhaus, Sohn auch, Tochter auch krank, Mann drohte Arbeitslosigkeit und ich stand da, da schickte mir meine Friseurin einfach ihre Putzfrau vorbei - das sind einfach gute Dinge die ich nie vergesse und die auch wenn vorbei immer noch der Seele gut tun.

Und was spricht dagegen mich selbst zu lieben und mich selbst zu feiern. Wobei ich das auch erst lernen musste.
Unsere Tochter fährt jetzt alleine über Weihnachten nach Wien. Sie möchte das. Mein Bauchgefühl sagt ja. Vielleicht ein weiterer Schritt dass sie sich findet. Ich höre jetzt schon das Gemunkel von meinem Bruder, Schwester, Mutter und der Oma von Tochter.

Am liebsten würde ich mich ja irgendwo in ein Hotel einquartieren. München z.B. oder irgendwo aber leider kann ich nicht, denn unser Sohnemann hat Winterdienst und wir warten verdammt noch mal auf den Folgearbeitsvertrag. Mündlich haben wir ja bereits die Zusage bekommen, dass es weitergeht erneute Befristung für 2 Jahre allerdings hat mich die Dame vom Integrationsamt angerufen, die Überlegen gerade, dass vielleicht doch ein unbefristeter daraus werden kann hängt aber allerdings von den Fördermitteln ab die auf diesen Integrationsplatz bezahlt werden.

So jetzt heißt es für mich nächste Woche noch bis Mittwoch frei, allerdings wenig Gemütlichkeit, da Arzttermine aber dann geht die Hektik und der Endjahresstress und Überstunden auf Arbeit los.
Also Augen zu und durch.

Ich wünsche Dir eine ruhige Vorweihnachtszeit.
Liebe Grüße
Ursula

Anonym hat gesagt…

Ein toller Post! Und es liest sich als hätte jemand mich beschrieben....
Ich mag ihre Blog gerne und freue mich auf mehr!
Herzlichst
Ilona

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Ursula, Deinen Kommentar musste ich mehrmals lesen, um alles zu erfassen und vor allem sacken zu lassen. Du trägst wahnsinnig viel mit Dir herum und auch deshalb kann ich nur allzu gut nachvollziehen, warum und dass Du gerne allein bist. Da komme ich, die ja das meiste schon hinter sich und bearbeitet hat, mir ganz schön klein dagegen vor.
Hinsichtlich der Gleichgültigkeit... Wir sind beide in etwa gleichaltrig, oder? Und mir ist in letzter Zeit öfter aufgefallen, dass mich viele Dinge gar nicht mehr so sehr erreichen oder beschäftigen wie früher. Mir ist ein Gleichmut an mir aufgefallen, von dem ich noch nicht sicher bin: Ist das jetzt dem Alter geschuldet? Wird man derart gelassener mit der Zeit - oder werden mir Verhaltensweisen und (manche) Menschen gleichgültig? Oder ist dies ein Selbstschutzreflex, weil man sonst irre werden würde?
Denn mir geht es genauso wie Dir: Ich spüre sofort, wenn etwas nicht stimmt. Höre den Missklang, bevor es dem anderen überhaupt klar wird, was er aussendet. Eigentlich keine schlechte Eigenschaft, oder? Aber die Summe der ganzen Empfindungen ist nicht immer leicht zu verarbeiten - und ich habe schon öfter erst im Nachhinein an mir festgestellt, dass mein Visier heruntergeklappt war - und ich nicht mehr alles wahrnehmen kann... oder möchte..

Sich irgendwo in ein Hotel einquartieren.. Ich bin früher, in den Singlezeiten, sehr gerne einfach irgendwohin gefahren. Einfach so. Zuletzt bin ich im Oktober 2015 für ein paar Tage ans Meer gefahren, ganz allein. Und das mache ich auch wieder. Und denke, man gönnt sich viel zu wenig kleine Inseln...

Für Deinen Jungen drücke ich Dir ganz sehr die Daumen!!! Ich kanns Dir so wahnsinnig nachempfinden, wie es Dir damit geht, denn bei Sohn I ist auch grad einiges am Wirbeln (was ja quasi ein Dauerzustand ist). Aber darüber schreibe ich erst, wenn die Zeit dafür gekommen ist ;)
Was Deine Tochter betrifft: Ich habs erst letztens zu irgendjemandem gesagt: Wenn die Kinder für sich selbst entscheiden, wann sie wo sein möchten, ob allein oder mit Familie oder mit wem anders - dann trage ich jede ihrer Entscheidungen mit und dann geht es mir auch gut damit. Weil sie selbst es so wünschen und wollen.
Wien.. Eine wundervolle Stadt.. Ich war erst einmal dort (und das war wirklich ein sehr langer Herzenswunsch von mir) - und war nicht mein letztes Mal.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Ilona, ich freu mich sehr!! :) Herzlich willkommen bei mir :)

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Ich schon wieder - dabei habe ich erst ca. 10 % von deinem Artikel gelesen.
Über den Großelterndienst habe ich lange einen Jungen betreut, der wochenweise mal beim Papa und mal bei der Mama war. Engagiert war ich von der Mama - aber der Papa hätte mich auch gern ab und an "gebucht".
Das erste Mal war, als er zu einer Betriebsweihnachtsfeier ging. Seine Aussage: "Spätestens 23 Uhr bin ich zu Haus". - Da ich mit ihm noch was besprechen wollte, wartete ich auf ihn und ging dann gegen 00.30 auf die Couch. Gegen 4.00 Uhr hörte ich ihn kommen. (er hat aber eine Freundin in einer anderen Stadt, deswegen hat es mich um so mehr verwundert.)
Ich habe jegliche Betreuung in seiner Zeit abgelehnt - ich mag auch keine Unzuverlässigkeit.
Und jetzt lese ich den Rest ohne zu kommentieren.
Lieb grüßt die Clara

Clara Himmelhoch hat gesagt…

"Es gab Tage, da bin ich bis abends in meiner dunkelkarierten flanelligen Schlafhose und barfuß in der Wohnung herumgelaufen, nur einen Pullover noch übergestreift,..."
Kenne ich nur zu gut, nicht nur an einem Tag - na gut, ich habe auch viel mehr Zeit!!!

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Clara, ich glaube, Du bist meine treueste Leserin oder zumindest die treueste Kommentatorin. Hierfür muss ich mir noch eine lila Dankmedaille einfallen lassen :)
Zumindest dürftest Du aber mit zu meinen längsten Lesern gehören.

Also so einen Vater, echt, was willste dazu sagen? Ist doch nett, wenn er feiern geht und dafür sorgt, dass der Sohn versorgt ist. Aber warum können Menschen nicht wenigstens Bescheid geben, wenn sich etwas an ihren eigenen Zusagen ändert?? Manchmal ergibt sich das ja einfach auch, wenn der Abend lustiger war als gedacht. Aber wenn fremde Menschen mein Kind beaufsichtigen, ehrlich, dann muss die Hose eben mal an und zu bleiben. Herrschaftszeiten!

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Helma, sicher bin ich auch deine älteste Leserin - und wenn nicht, ist das auch nicht schlimmnUND ich kenne dich für 3 % privat - denn mehr war es ja nicht.
Ob der Kerl = Vater mit offener oder gechlossener Hose seine Nachtzeit genossen hat, ist mir relativ egal - aber ich habe mir wirklich ernsthaft Gedanken gemacht, was ich mit dem Jungen anfangen soll, wenn ihm was passiert ist. Die Mutter war nämlich wohl nicht da, wo ich ihn hätte hinbringen können. - Und der ist eine ziemliche Nervensäge ohne sein Legospielzeug - und ich wäre ja nicht stundenlang in einer fremden Wohnung geblieben, zu der ich keinen Schlüssel hatte.
Er hätte mir nur eine WA-Nachricht schicken müssen, dann wäre alls ok gewesen.