Sonntag, 22. Dezember 2019

Make Yourself A Merry Little Christmas

Es ist diese Zeit des Jahres, in der die Wünsche wieder vor allem virtuell hin und her geschickt werden - und in der vor allem viele Geschenke gewünscht werden. Ich persönlich.. Ich lege keinen Wert darauf, dass da viel geschenkt wird. Für mich sind es die "kleinen" Dinge im Leben, oder besser gesagt, die kleinen großen Dinge. Die, die von Herzen kommen. Die, die mit Liebe gegeben werden.
So wie diese wunderbare dunkelrote Kaffeetasse mit den kleinen weißen Punkten..
Ich hatte es nur ein einziges Mal beschämt gestehen müssen, dass diese ins Nirvana übergewandert war. Und nun, nach diesem Wiedersehen nach über fünf Jahren, in denen wir uns nicht gesehen, kaum gelesen hatten, da lagen wir einander in den Armen, hielten einander ganz sehr fest - und dann hatte sie noch diese eine Überraschung für mich. Diese neue Tasse, bei der mir derart die Hände zitterten, dass ich fürchtete: Gleich stürzt die auch ab und dann wars das.
Ist sie aber nicht. Sie hat den feuchtfröhlichen Glühweinabend genauso überstanden wie der Freundinnen-Mantel, den ich ihr dieses Mal nicht mit Senf vollkleckerte. Nach fünf Tassen Glühwein wusste ich dann auch nicht mehr, von was mir die Augen blitzten - vom Alkohol, vom Schalk, von der Wiedersehensglückseligkeit - oder der irren Freude über diese kleine Tasse. So dass ich glatt in die falsche Bahn gestiegen wäre, würde sie mich nicht zurückgehalten und auf die Anzeigentafel hingewiesen haben.
"Du musst auf die andere Seite."
"Nein! Das weiß ich ganz genau, ich bin immer von dieser Seite aus gefahren!"
"Aber nach [Hause] kommst du hier nicht, du musst da rüber."
"Wir können ja mal fragen."
Also habe ich eine ältere Dame gefragt, die musste es ja wissen. Und die sagte "Sie müssen auf die andere Seite."
"Versteh ich nicht", glühweinte ich stur wie ein Fischkopp, "ich bin IMMER von der Seite gefahren."
"Nein nein, Sie müssen da rüber."
"Jetzt steig halt einfach ein", sagte die Freundin, eigentlich schob sie mich mehr in die Bahn als dass ich freiwillig dort eingestiegen wäre - aber ich hab es dann tatsächlich noch nach Hause geschafft.

Habe auch die letzten anstrengenden Tage im Büro zuende geführt, alle to do's des Jahres abgehakt und mich am gestrigen Samstag um die letzten noch zu erledigenden Dinge gekümmert. Bis ich am Abend, als die Jugend komplett ausgeflogen war, einfach einschlief, statt dem freien Abend zu frönen.
Dafür gehört der heutige Sonntag fast ausschließlich mir, denn die Jugend verabschiedet sich nachher nochmals, während ich es mir hier daheim gemütlich mache, verpacke die letzten kleinen Überraschungen, bügle die letzte Wäsche.. und freue mich auf die Weihnachtstage. Auch wenn es in diesem Jahr keinen Schnee an Weihnachten gibt. Mir als Autofahrer ist das - ehrlich gesagt - ganz recht so. Was soll ich mit Schneegestöber auf dem Highway? Mich stresst das. Und ich brauch das nicht. Schneien darf es also nur an Tagen, an denen ich nicht mit dem Auto unterwegs sein muss.

Mit diesem Jahr und all den Ereignissen darin habe ich längst meinen Frieden gemacht, finde ich langsam wieder zu meiner Gelassenheit zurück. Manchmal auch - und das war mir ehrlich nicht bewusst - auf Kosten anderer.
"Ist dir bewusst, dass du mir gestern meine Energie rausgesaugt hast?"
"Oh Gott, nein!"
"Doch, hast du. Ich hatte ein Gefühl wie Betonfüße danach, und ich mag dieses Gefühl gar nicht."
"Das tut mir ehrlich leid, wirklich, ich entschuldige mich dafür."
"Es muss dir nicht leid tun. Weil du nicht nur nimmst. Du gibst auch. Die meisten nehmen nur."

Dennoch habe ich mir für das kommende Jahr mehr Achtsamkeit vorgenommen. Nicht als Vorsatz für ein neues Jahr. Nicht einer jener Vorsätze wie Diät und solchen Blödsinn, den man sowieso nicht einhält. Man ist wie man ist - und entweder man gefällt sich so oder man tut was. Am Freitag gab es eine kleine Ausstandsparty eines Kollegen, der uns nunmehr verlässt - und dazu gabs auch Torte. Von der zwei Stücke über blieben, die keiner mehr wollte.
"Gebts der Helma, die isst die in jedem Fall", lästerte der Chef, "bleibt dann halt alles auf ihren Hüften."
"Weißt du", entgegnete ich, während ich mir genüßlich einen Gabelbissen dieser herrlichen Zitronentorte in den Mund schob, "das Gute ist, dass ich DIR auch nicht gefallen will."
Er lachte: "Mir gefällt deine große Klappe, das reicht mir auch schon."

Von meinen beiden Mädels im Büro habe ich mich mit einer kleinen Aufmerksamkeit verabschiedet und ihnen für dieses Jahr gedankt - für das wirklich angenehme und entspannte Miteinander. Dass sich einer immer auf den anderen verlassen kann. Dass es keine Ränke und keine Häme unter uns Dreien gibt. Das Büro habe ich am Freitagabend mit einem guten Gefühl verlassen. Mit dem guten Gefühl, alles gesagt und getan zu haben.

Das Gefühl, alles gesagt und getan zu haben, durchzieht auch das Private. Was daraus wird, wird sich im kommenden Jahr zeigen. Ich fühle mich gefestigt in dem, was ich wünsche, brauche und was ich geben kann. Von mir abgeben kann. Selten habe ich mich so im Reinen mit mir selbst gefühlt wie in dieser Zeit. Und auch, wenn das grad sehr nach Ich-bezogen klingt... Es fängt alles erst mit einem selbst an.

Machts Euch schön, so gut das möglich ist. Genießt, so gut das möglich ist. Das wünsche ich Euch sehr.

5 Kommentare:

Grit hat gesagt…

Hallo Helma,
ich sehe es genauso mit dem Schenken.
Klein, fein und mit Bedacht, Sorgfalt und Liebe ausgewählt oder etwas Selbstgemachtes/-gebasteltes.
Es ist schön zu lesen, dass Sie ein gutes Arbeitsumfeld haben, frei von Missgunst und Neid, das ist viel Wert!
Ich wünsche Ihnen ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Lieben!
Herzlichst, Grit.

Dies und Jenes hat gesagt…

Liebe Helma,
schenken - mit Liebe ausgesucht. Nur dass man was schenkt kann ich nicht abhaben. Dieses Jahr nur die Kinder eins hatte einen Wunsch, das andere nun ja etwas schwierig aber ich hab was gefunden und getroffen.
Ich wünsche Dir ein wundervolles 2020 und natürlich noch schöne Restweihnachtstage. Ich hab auf jeden Fall den Bogen für den Antrag der Reha per Post bekommen und im Januar gehts gleich zum Hausarzt.
Genieße die Tage.
Urlaub is keiner ich muss durcharbeiten und dann noch an allen Tagen mit Überstunden.

Herzliche Grüße
Ursula

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Grit, an Weihnachten war jetzt nur ein Sohn zu Hause, und das auch erst nach vollbrachter Arbeit. Er hat sich entschlossen, mit dem Öffnen der Geschenke zu warten, bis auch Sohn II zu Hause ist. Also habe ich ihnen einen hübschen Tisch vorbereitet und hoffe, sie werden sich ein bisschen freuen :) Denn wie gesagt - Besonderes ist es nicht, aber dafür mit Liebe ausgesucht. Mal sehen, was sie dann sagen.
Neid und Missgunst gibt es auch in unserer Firma, und das gar nicht wenig. Aber das für mich Schöne ist, dass es in unserem Zimmer, wo wir zu dritt sind, nicht existiert. Wir mögen uns drei wirklich und dafür bin ich echt dankbar. Dann erträgt man auch alles andere.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Ursula, mir geht das ganz genauso. Ich brauche das nicht, dass man etwas schenkt, nur weil man glaubt, dass man das muss. Man muss nämlich gar nichts, aber man spürt immer, ob sich jemand etwas dabei gedacht hat oder nicht.
Unabhängig davon sind wir uns aber auch einig, dass wir einander nichts schenken, grad wenn wir verreisen (müssen), um mit der Familie zu feiern. Insbesondere dann sind wir uns alle Geschenk genug. Für die Jungen habe ich mir etwas einfallen lassen, weil die von Weihnachten nun nicht soviel mitbekommen haben.
Mal schauen, was 2020 mit sich bringen wir - ich freu mich beinah jedes Jahr auf den Jahreswechsel und atme auf. Es gab nur ganz wenige Jahre, wo ich rundherum zufrieden, dankbar und glückich erfüllt zurückgeschaut habe. Ich habe aber zu jedem Jahreswechsel immer noch die Hoffnung, dass es im kommenden Jahr etwas mehr Erleichterung erfährt. Hoffen darf man ja :)
Für Deine Reha wünsche ich Dir wirklich von Herzen alles Gute!! Ich hatte zweimal dieses "Glück", über die Weihnachtstage und Jahreswechsel in der Reha zu sein - vermutlich, weil sonst kaum jemand zu dieser Zeit fahren will. Natürlich wollte ich auch nicht wirklich, aber sonst wartet man ewig und ich wollte ja auch "vorwärts" kommen. Also Augen zu und durch, und gerade die zweite Reha wwar wirklich ein "Geschenk" für mich.

Mein Großer muss auch durcharbeiten, obwohl er noch genug Rest-Urlaubstage und auch Überstunden hat. Aber in Zeiten wie diesen wollen die Familien mit Kindern frei haben, und dann müssen die Singles eben "ran".. Als er gestern Abend mit uns am Tisch saß, fiel mir einmal mehr auf, wie müde, abgebrannt und grau er im Gesicht ausschaut. Sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass er zuviel raucht. Und wenn ich dann noch höre "Zum Essen war keine Zeit, die Zigarette ging schneller", dann dreht mir das dreimal den Magen um. Aber ich kann nur an ihn appellieren, seine Entscheidungen trifft er alleine. In den nunmehr 1,5 Wochen, die ich jetzt da war, habe ich ihn von vorne bis hinten verwöhnt und er meinte, er habe in diesen Tagen so viel gegessen, dass es nun für die nächsten Wochen reiche ;) Dazu konnte ich nur sagen "Dann passt es ja, dass wir uns erst Ende Januar wiedersehen."
Denn ich hab nun bis 10. Januar Urlaub und irgendwie brauche ich auch wirklich mal diese Pause. Jetzt so am Jahresende merke ich doch, dass die 5 Tage Urlaub im September bisschen wenig für ein ganzes Jahr waren ;)

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Helma, eine große Klappe zur passenden Zeit - was kann es besseres geben? Frau muss sich nicht unbedingt alle gut gemeinten Witzeleien unkommentiert gefallen lassen.
Bleibe so! Mit Gruß von mir