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Sehr geehrte Damen und Herren,
vielen
Dank für Ihr Schreiben, das ich ebenfalls dem Hausarzt Dr. [Hausarzt] für
seine Akte übergab. Nach Rücksprache mit Herrn Dr. [Hausarzt] habe ich mich
nunmehr entschieden, Ihnen auf Ihr Schreiben zu antworten.
In
Ihrem Schreiben legen Sie dar, dass die bisherigen
Untersuchungsmöglichkeiten den Rahmen des Möglichen ausgeschöpft hatten
und Sie aufgrund der Ergebnislage davon ausgehen, dass die von mir
beklagten Symptome psychosomatischer Natur seien.
Ihrer
Argumentation könnte ich tatsächlich sogar folgen, wenn ich mich einer
solchen Behandlung nicht schon längst unterzogen hätte. Dies ist den
Ihnen vorliegenden Unterlagen durchaus zu entnehmen.
Es
irritiert mich persönlich immer wieder, dass diese fortlaufenden
psychosomatischen Behandlungen im Zeitraum von Januar 2007 bis Anfang
2011 immer wieder übersehen werden. Vier Jahre psychosomatische
Behandlung bzw. Begleitung bzw. Verhaltenstherapie mit einem
ausgesprochenen Erfolg für die Entwicklung meiner eigenen
Persönlichkeit. Ich bin sehr dankbar für diese vier Jahre, ich habe sehr
viel gelernt. Unter anderem habe ich dabei auch gelernt, mich weder in
Schubladen hineindenken noch mich so behandeln zu lassen.
Was
bis heute trotz allem nicht gelungen ist, ist eine Verbesserung der
körperlichen Entwicklung, von der der behandende Neurologe Dr. [Neuro],
M, im Herbst 2018 zu mir sagte: "Wenn man sich den Verlauf
nebeneinander legt, kann man sagen, dass es langsam, aber stetig immer
schlechter wird." Er verwies darauf, dass das Feld der Neurologie
unfassbar weit sei und es entsprechend viele Erkrankungen gäbe, von
denen man nur wenig oder auch gar nichts wisse. Aus diesem Grund
überwies er mich in das Klinikum [xx]. Das Ergebnis dessen
setze ich als Ihnen bekannt voraus. Dem Besuch dort verdanke ich
zumindest die im Nachgang bestätigte Diagnose Hashimoto Thyreoiditis.
Herr
Dr. [Neuro] bescheinigte mir im Januar 2019, dass "man" Patienten wie
mich genau da würde haben wollen, wo ich heute schon sei: dass ich
weiter am Arbeits- und persönlichen Leben teilhabe, dass ich mich
sportlich betätige, dass ich mich abgrenze und auch für mich persönlich
sorgen kann.
"Machen Sie genau so weiter", sagte er.
In
all den Jahren habe ich nichts anderes getan, jedoch auf die
körperliche Entwicklung habe ich nach wie vor keinen positiven Einfluss
nehmen können.
Mit dem linksseitigen Schmerz in den
Gelenken lebe ich also. Mein Fokus liegt schon sehr lange nicht mehr auf
dem Schmerzempfinden oder überhaupt auf meiner körperlichen Verfassung.
Doch wenn ich eines Tages aus dem Stand aus einer völlig ruhigen,
entspannten Position heraus einfach umfalle und anschließend deutlich
Schwierigkeiten habe, meinen Gang zu koordinieren, sollte es mir
gestattet sein, Ursachen herausfinden zu lassen und diese aktiv angehen
zu dürfen.
Ob die beiden Dinge, Schmerz und
Tremor/Gangunsicherheit, zusammengehören oder einzeln zu betrachten
sind, kann ich als Laie nicht beantworten. Für mich persönlich spielt
auch keine Rolle, inwieweit das eine mit dem anderen zusammenhängt oder
auch nicht. Ich fühle mich jedoch auch in meinem Alter noch viel zu
jung, um mich schon morgens beim Aufstehen wie betrunken zu bewegen.
Also habe ich mich schlussendlich im Sommer 2018 der Alternativmedizin
zugewandt, obwohl ich dieser sehr skeptisch und zurückhaltend
gegenüberstand. Der Erfolg der Ozon-Blutbehandlung mag schulmedizinisch
fragwürdig sein, ist aber dennoch - für mich - überraschend deutlich
(vollständige "Ausheilung" des Tremors bis heute). Die Heilpraktiker in
L als auch M sahen darin ein infektiöses Geschehen im
Nervensystem als bestätigt.
Ich
kann nicht einmal sagen, dass ich an Ihr Zentrum eine besondere
Erwartung hatte. Erwartungen habe ich mir schon vor sehr langer Zeit
abgewöhnt. Doch was ich hatte, war Hoffnung. Eine Hoffnung, die nicht
eine vorliegende seltene Erkrankung oder Störung beweisen muss. Aber die
Hoffnung auf einen möglichen Weg. Auf einen Aspekt, der bisher
eventuell noch nicht betrachtet worden ist. Zumindest hätte ich mir
gewünscht, dass Sie wenigstens hinterfragen, inwieweit sich zum Beispiel
die Kortison-Behandlung auf die beklagten Symptome auswirkt. Diese
Behandlung wurde im Januar 2020 zum allerersten Mal getestet (auch den
Ihnen vorliegenden Unterlagen zu entnehmen) - und hatte bei der
Tagesdosis von 40 mg sicherlich einige Nebenwirkungen, vor allem aber
eine sehr deutliche Verbesserung in der Gangsicherheit, in der fast
vollständig aufgehobenen Schmerzintensität der Finger und auch eine
allgemeine Besserung des Schmerzempfindens. Für Herrn Dr. [Hausarzt] ist
dies ein Hinweis auf ein infektiöses Geschehen im Körper. Leider Gottes
hat zumindest die Schmerzintensität in den Fingern und auch in den
linksseitigen Gelenken nach dem Ausschleichen und Absetzen des
Medikaments wieder deutlich zugenommen. Unbeantwortet ist auch die
Frage, warum eine schubweise deutliche Verschlechterung der körperlichen
Verfassung überwiegend in der kalten Jahreszeit auftritt. Je kälter,
desto intensiver die Symptome. Ein Umstand, der in der Ihnen übergebenen
Chronologie zumindest für mich relativ deutlich wurde.
Eine Dauerlösung ist Kortison jedoch nicht und darum wandten wir uns an Sie.
Am Grad der Enttäuschung wird immer deutlich, wie groß die Hoffnung letztendlich doch war.
Von
meinen Zeilen verspreche ich mir insofern gar nichts - aber ich wollte
Ihr Schreiben und die darin aufgestellten Annahmen dennoch nicht
unbeantwortet stehenlassen. Für die von Ihnen in den Raum gestellte
fragliche Sarkoidose fehlt Herrn Dr. [Hausarzt] insbesondere eine
symptomatische Beteiligung der Lunge. Auch Ihrer Einschätzung zum
psychosomatischen Geschehen folgt er (nach wie vor) nicht. Hierzu würde
ich gerne auch auf den Ärztlichen Entlassungsbericht der [Reha]-Klinik vom
Januar 2012, Seite 6, verweisen. Es ist tatsächlich schade, dass ich
die meisten dieser Aussagen bzw. Einschätzungen nicht schriftlich
nachweisen kann.
Ich frage mich nur: Wenn Lösungen immer
so einfach wären, wozu braucht es dann Zentren für seltene Erkrankungen,
die Ergebnisse lediglich an gängigen Laborparametern ablesen? Diese
Frage ist nicht zynisch, sondern tatsächlich ernst, aber
selbstverständlich rhetorisch gemeint.
Haben Sie einen schönen Tag.
Mit freundlichen Grüßen
So. Und jetzt fickt Euch, Ihr Drecksäcke.