Mittwoch, 11. März 2020

Besser spät als nie

Die Brüllmaus stellt ja freitags immer Fragen, die ich zwar bisher noch nie mitgenommen habe (glaube ich), für die mir aber insbesondere wegen Frage 3 Anlass genug dazu war. Auch wenn wir inzwischen schon wieder Mittwoch haben :)

1. Wie war Deine Woche? 

Nehmen wir also die vergangene Woche ;) Sie war durchwachsen, das kann ich sagen. Angereist schon in der Woche zuvor, um teilzuhaben an der feierlichen Ernennung von Sohnemann II in seinen Berufsstand, genoss ich ein entspanntes Wochenende, nachdem alles Chaos beseitigt, Essen zubereitet und auch alle Wäsche fröhlich auf der Leine im Wind wehte.
Überhaupt habe ich gestaunt, dass nur ein einziger Tag genügt, um mit beinah allem wieder von vorn zu beginnen. Bad putzen, Staub saugen, Wäsche waschen, Löcher und abgerissene Haken in diversen Klamotten vernähen.. Unglaublich, diese Jungs.
Vier Tage Office hatte ich mit dem Chef ausgehandelt, um nicht an drei aufeinanderfolgenden Wochen nach L verreisen zu müssen. Grundsätzlich fahre ich leidenschaftlich gern Auto. Aber wöchentlich würde dann doch anstrengend für mich, zumal im Mai und Juni extra noch Fahrten um jeweils etwa 1000 Kilometer geplant sind.
Und vier Tage Office... Ich habe echt vergessen, wie anstrengend das ist: Morgens eine genau organisierte Taktung, wenn drei Erwachsene zu etwa derselben Zeit aus dem Haus müssen. Pünktlich ins Office stürmen, ständig ruft jemand nach dir oder will was von dir - du springst gefühlt minütlich von einer Thematik in die andere.
Überhaupt: "Wir geben uns nicht mehr die Hand, wegen Corona" wurde ich gleich Montagmorgen begrüßt. Mir recht. Aber: "Aha. Trotzdem trocknen wir uns alle weiter am selben Handtuch die Hände ab? Genau mein Humor!" Konntsch mir nicht verkneifen. Mir doch egal, ob sie hinter meinem Rücken lästern. Das machen sie doch sowieso.
Abends aus dem Office rausstürmen, an einem Abend Sohn II im Autocenter seiner Wahl abholen, wohin er sein Bisheriges zum Check lieferte, damit er das Künftige noch in derselben Woche abholen durfte.
Er kommt, lässt sich auf den Beifahrersitz fallen und beäugt mich, wie ich die Blitzer-App aktiviere.
"Muddiiii... Hundert Euro und ein Punkt."
Ähm..
Dann ruft der Chef an, während ich den Motor starte.
"Muddiii... Willst du da jetzt echt rangehen? Ohne Freisprech?"
"Nur mal kurz, das geht schnell."
"Macht noch mal achtzig Euro und ein Punkt!"
"Halt die Klappe."
Beiderseitiges Gelächter.
Ebenso lacht er kopfschüttelnd über mein temporäres Autofahr-Tourette.
Daheim angekommen, steigt er aus und meint: "Ich bin eindeutig dein Sohn. Ich hab auch die App, ich telefonier ganz selten auch mal am Steuer, ich fahre manchmal auch zu schnell und rege mich über die Sonntagsfahrer auf - und Audi-Fan bin ich auch!"
An anderen Abenden der Woche nach Hause stürmen, Essen zubereiten, was einkaufen, Wäsche bügeln, Formulare ausfüllen.. Irgendwas ist einfach immer - und ich staune, wie viel.
Mega gefreut habe ich mich aber dann über den Steuerbescheid für Sohn I. Ich selbst durfte für die vergangenen zwei Jahre jeweils knapp vier Euro nachzahlen. Für Sohnemann aber habe ich über achthundert Euro rausbekommen, das hat mich wirklich wie verrückt gefreut. Diesen Extra-Groschen kann er super gut gebrauchen.
Er ist nach wie vor auf 6-Stunden-Basis beschäftigt und bezahlt, ackert in der Realität aber regelmäßig zwischen 9 und 11 Stunden. Was auch bedeutet: Er schafft es nie zu seinem Hausarzt, obwohl er müsste. Also versuche ich für ihn die Dinge zu erledigen: Rezept besorgen, Rezept einlösen, Gespräch mit dem Arzt führen, der eigentlich kein Rezept mehr ausstellen, stattdessen unbedingt die Schilddrüse des Sohnes rausnehmen lassen will. "Solange er raucht, braucht er nicht mal auch nur darüber nachzudenken, ob er eine Chance auf Besserung der Werte hat."
Er glaubt nicht, dass er es schafft - aber zumindest hat Sohnemann einen weiteren Versuch des Aufhörens mit dem Rauchen gestartet. "Juhu!!" habe ich über den ersten rauchfreien Tag gejubelt.
"Ja ja Ju hu", knurrte es missmutig zurück.
Alles in allem war es eine anstrengende Woche mit einem kurzfristig geänderten Wochenendplan.
Die nicht besser wurde mit der Begrüßung des Mannes, kaum dass er mich wiedersah: "Okay, doch, jetzt sieht man das Cortison. In deinem Gesicht."
Na toll. Ich weiß das ja selber - aber ist es das, was man hören will, wenn man sich eine Woche nicht sah? Tzz.

2. Womit kann man Dir eine Freude bereiten?

Mit nem lecker Käffchen am Morgen und wenn man mich erstmal in Ruhe lässt :)
Wie heißt es doch so schön? "Kaffee schmeckt am besten, wenn man ihn morgens trinkt und alle ihr Maul halten." :)
Zwar bin ich kein Morgenmuffel, aber am liebsten starte ich gemütlich in den Tag.

3. Hast Du Angst vor dem Coronavirus?

Nein! Dreimal Nein! Ich habe mich informiert über empfohlene Verhaltensweisen, die eigentlich auch nicht wirklich neu sind in Zeiten von Erkrankungswellen. Und natürlich setze ich mich nicht wissentlich irgendwelchen Situationen aus - aber ich lasse mich auch nicht bekloppt machen.
Was mich inzwischen wirklich richtig nervt, ist, dass man aktuell nirgendwo mehr an diesem Thema vorbeikommt. Dass man täglich darüber hört und sieht - und der Mensch im Kopf selbst überhaupt keine Ruhe mehr findet. Was der eine heute "ganz dringend" empfiehlt, wirft morgen ein anderer über den Haufen. Und alle Thesen sind natürlich wissenschaftlich begründet bzw. von einem hochseriösen Wissenschaftler kundgetan, von dem vorher noch nie ein Schwein gehört hat.
Gestern Abend habe ich mich mit einer Freundin und auch dem Mann auch über meine ureigene Diskussionskultur unterhalten.
Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung. Und wenn jemand diese kundtut, kann ich darüber entscheiden, ob ich sie hinnehme und so stehenlasse - oder ob ich mich damit auseinandersetze.
Hinsichtlich Corona entschied ich mich vor zwei Tagen letztmalig dazu, mich auseinanderzusetzen. Mir geht es gar nicht darum, Recht haben zu wollen. Mir geht es darum, den anderen zu verstehen. Warum denkt er wie er denkt? Mich interessieren seine Argumente - und setze meine dagegen. Weil ich mich austauschen will. Auch um den eigenen Standpunkt zu hinterfragen.
Das kann durchaus anstrengend für den anderen sein oder werden. Je nachdem, wie sehr mich ein Thema interessiert oder fesselt, lasse ich auch nicht locker - bis ich es verstehe oder das Thema eben durch ist. Wie gesagt, das ist sicherlich anstrengend für den anderen. Nicht umsonst sagt ja auch der Mann manchmal "Kannst du denn nicht einfach mal so stehenlassen, was ich sage?" (Ne! Wieso erzählt er mir denn was, wenn ich nix dazu sagen darf?) oder "Ja natürlich, du weißt natürlich wieder alles besser." (Ne! Alles auch nicht, bin ja nicht Doktor Allwissend. Aber manches weiß ich tatsächlich, weil ich über diese Themen bereits mehrfach gelesen hatte. Das wird man doch noch sagen dürfen? ;)) oder auch "Wieso darf ich so nicht denken?" (Natürlich darfst du - das ist nur wie vorhin gesagt: Wenn du mir etwas erzählst, willst du mir was mitteilen, also hör ich mir das an und habe eine Auffassung dazu. Und die wiederum gebe ich kund. Macht man das nicht so? Ob ich etwas gut und richtig oder auch falsch finde, heißt doch noch lange nicht, dass der andere deswegen im Unrecht ist. Ich kanns ja genauso gut sein.)

Übrigens habe ich seit ungefähr einer Woche wieder Hals- und Kopfweh und so. Und denke gar nicht an Corona, sondern: "Verdammt! Du hättest letzte Woche weniger kurze Kleidchen, dafür mehr warme Sachen anziehen sollen!"

Ich sage ja nicht, dass man das Thema permanent herunterspielen sollte. Mir ist aber auch noch keine einzige Situation bekannt, in der Panik und Hysterie Leben gerettet hätten. Ganz im Gegenteil - leider. Siehe Düsseldorf, Love Parade, 2011. Nicht vergleichbar, die Situationen? Vielleicht nicht, aber: Meiner ganz persönlichen Auffassung nach hört man auf zu denken, sobald man panisch und/ oder hysterisch wird. Und dann wirds erst wirklich gefährlich. Wenn jetzt schon Leute - wie jüngst in Australien - um die letzte Packung Arschwischpapier streiten, so dass der Ladenbesitzer einschreiten muss... Aber wie gesagt - das ist nur meine ganz persönliche Auffassung.

4. Die Wahl der Qual: Kein warmes Wasser für 2 Wochen haben oder Handwerker in der Wohnung für eine Woche?

Ich denke, ich nehme die Handwerker. Eine Woche ist schneller um als zwei Wochen. Und abends sind die wieder weg, aber ich hab warmes Wasser zum Baden oder Duschen. Wie sehr man sich nämlich an etwas gewöhnt hat, merkt man erst, wenn man es nicht mehr hat ;)

3 Kommentare:

Grit hat gesagt…

Guten Abend liebe Helma,
das sind schon ganz schöne Fahrstrecken, welche Sie zurücklegen müssen und bei dem Verkehr ständig auf der Autobahn ist auch nicht gerade Erholung pur. Ist schon angenehmer wenn man mehrere Tage an einem Ort verweilen kann.
Zum Thema Coronavirus habe ich mir bis zum Montag auch nicht sonderlich viele Gedanken gemacht, aber in einem anderen Betriebsteil der Arbeitsstätte meines Mannes, hat ein Mitarbeiter dieses Virus. Er und seine Familie sind in Quarantäne. Die Schwiegereltern dieses "Kollegen"
sind im Italienurlaub gewesen und haben sich nur begrüßt(mein Mann würde sagen: "Da haben sie sich wieder abgeherzelt" :):) ) und so wurde es übertragen.
Trotzdem kann man nur abwarten und Ruhe bewahren.
Herzliche Grüße, Grit.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Grit, glücklicherweise kann ich mit dem Chef ein wenig verhandeln - und habe diesen März alle vier muss-ins-Büro-Tage auf einmal abgearbeitet, so dass ich erst wieder im April fahren muss :) Im Moment tut mir das ganz gut, denn die letzten Wochen waren bisschen anstrengend, insgesamt.
Wegen Corona.. Ich finde es gut und richtig, wenn man sich informiert. Und sich an Verhaltensregeln hält, die man im Grunde bei jeder übertragbaren Erkrankung einhalten sollte.
Eine Freundin meinte zB, dass Italien jetzt alle Läden schließt. Ich hatte das anders gehört und gerade nochmal nachgelesen: Sie schließen nicht restlos alles. Supermärkte, Apotheken und Drogerien bleiben geöffnet - und Italiens Vertreter sagte in die Kamera "Es gibt also keinen Anlass für Hamsterkäufe."
Und das meine ich eben. Jeder schnappt ein bisschen was auf, es verbreitet sich viral (ha ha) - und Panik entsteht.
Allerdings muss man sich fragen, was das mit Klein- und Einzelhändlern machen wird, das Ganze. Und wie lange das Ganze überhaupt andauern wird. Man fragt sich so einiges in diesen Tagen...

Grit hat gesagt…

Ja, das stimmt, die kleinen Händler haben es sowieso schon schwer und kämpfen meist ums Überleben. Sohnemann hat heute auch etliche Informationsbögen aus der Schule mitbekommen, betreffs Corona, Impfpflicht Masern usw. Ich kann es nur befürworten, dass endlich eine Impfpflicht etc. besteht und ohne diese gar keine Kinder erst in Kinderkrippen und-gärten, Grundschulen aufgenommen werden. Wir werden sehen, was Deutschland in den nächsten Tagen noch so erwartet.
Viele Grüße, Grit.