Mittwoch, 18. März 2020

Vinyl-Challenges 1 (10)

Dank einer treuen Leserin, mit der ich seit einiger Zeit nicht nur auf privaten Kanälen, sondern auch über FB verbandelt bin, darf ich nun teilnehmen an einer Preisgabe meiner zehn persönlichen Musik-Vinyls, die mich von früh an bis heute (glaub ich) begleitet und geprägt haben. Meine allererste Vinyl war aber keine Musik-LP, sondern ein Hörspiel vom Burattino - die ostdeutsche Variante des Pinocchio. Ich glaubte doch glatt, damit raus zu sein aus dieser Nummer, aber mehrheitlich wurde dann beschlossen, dass auch Hörspiel-Vinyls zählen! Nun soll ich an zehn aufeinanderfolgenden Tagen die Hosen runterlassen (sie sagt ja: s Kleidchen heben :)) und nach anfänglich beschämter Ziererei sagte ich mir dann: Ach was solls, steh einfach dazu.

Quelle: https://picclick.de/LP-Schallplatte-Burattino-DDR-Vintage-M%C3%A4rchen-LITERA-124043583395.html#&gid=1&pid=1
Ich glaube, ich war hier noch nicht mal ein Schulkind, aber ich kanns noch immer ganz deutlich vor mir sehen: die dunkelbraune Schrankwand der Eltern mit dem weißen Korpus, der Fernseher darin und darüber der Plattenspieler, an den ich damals aus eigener Kraft und Größe noch nicht heraufreichte. Also musste mir immer die Mama die LP auflegen und dann lag ich bäuchlings vor dieser Schrankwand auf dem Fußboden, den Kopf in beide Hände gestützt. Nur in Strickstrumpfhosen und einem Pullover bekleidet. Am ehesten noch erinnere ich mich an das Gegacker vom Burattino, als er mit Rizinus aus einem Schlaf wiedererweckt wurde. Das hab ich tatsächlich noch immer im Ohr.

Das ist übrigens etwas, das ich bis heute noch so gerne tu: auf dem Holzfußboden liegen, die Vibration der Klänge über das Holz bis in den tiefsten Punkt meines Seins zu fühlen, die Augen schließen und ganz woanders sein...

Grad kommt mir so der Gedanke, dass ich früher tatsächlich noch Geduld und Ausdauer besessen haben muss. Heute wäre für mich nicht vorstellbar, schätzungsweise dreißig Minuten lang einem Hörspiel zu folgen, ohne auch nur irgendwas anderes nebenbei zu machen. Wohl auch deshalb telefoniere ich überhaupt nicht gern. Weil ich dann gezwungen bin, nichts anderes nebenbei zu machen, sondern mich hundertprozentig auf das Gegenüber einzulassen. Und bei allem, das über ein, zwei Minuten hinausgeht, werde ich hibbelig. Laufe dann wenigstens auf und ab, schaue nebenbei hinaus in den Garten oder auf die Fingernägel, von denen der frisch aufgetragene Lack schon wieder beginnt abzublättern, kratze mich am Kopf oder an der Nase, baumle mit de Beene in der Hoffnung, der andere möge zum Ende kommen und den Rest vielleicht lieber doch schriftlich mitteilen wollen.. Das gilt natürlich nicht für alle Telefonate. Nicht für jenes vom Montagabend zum Beispiel, das mir ganz sehr unter die Haut ging. Aber so für die alltäglichen.
Wohl auch deshalb liebe ich Chatprogramme. Ich kann mir da problemlos ein paar Fenster nebeneinander legen und auch bedienen, nebenbei TV schauen und was essen - und keiner der Beteiligten merkts. Aber die Zeiten sind lange vorbei. Schade eigentlich. Aber heutzutage beschränkt sich die Kommunikation immer mehr auf das Teilen von Bildchen und maximal dreizeiligen Kommentaren. Beklagen will ich das nicht - wie dürfte ich auch - angesichts meiner Telefonie-Unlust. Dafür habe ich heute aber wieder viel mehr Bock auf Ausgehen, Freunde treffen, schwatzen, lachen, was trinken, anderen Leuten zusehen... Hier in M sind die Möglichkeiten jedoch sehr, sehr begrenzt - und in L mangelt es mir an Zeit. Aber der Wille ist ja schon mal das, was zählt ;)

1 Kommentar:

Juna hat gesagt…

;-) Das ist soooo süsss :-*