Zumindest empfing mich heute morgen unter Begleitung einer guten Tasse Kaffee eine entsprechende Schlagzeile in den virtuellen Gazetten, als ich zwar körperlich wenigstens im Büro erschienen war, Tatendrang und Leistungsdurst jedoch noch auf dem heimischen Sofa lümmelten.
Immerhin will ja die Pause zwischen Anstellen und Warmlaufen des hiesigen Equipments auch genutzt werden - und sei es dafür, mehr oder minder immer auf dem Laufenden zu bleiben.
Irgendwie ist das schon komisch: Immer, wenn ich Bundestag oder Bundesrat oder Bundeskabinett (was es nicht alles gibt - ich bin fasziniert!) höre oder lese, denke ich spontan als erstes immer ans Beamtenmikado: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren!
Oder mir schwant, dass mit jeder neuen Missetat eine Diätenerhöhung zur Belohnung folgt. (Wieso heißt das eigentlich Diät? Nach meinem bisherigen Wissensstand soll eine Diät noch etwas verringern, von dem zuviel da ist?)
Jedenfalls - vielleicht habt Ihr's ja auch schon gemerkt - die Sommerpause naht und so kurz vor zwölf wird das Beamtentum noch einmal wach und schreitet zur Tat (Mensch, das ist ja fast wie bei mir!). Berät zum Beispiel darüber, wie man unsere süßen Kleinen bis zum 3. Lebensjahr behütet und umsorgt, damit Mama & Papa fleißig weiter das Bruttosozialprodukt steigern können.
Zahlen zufolge liegt die Versorgungsquote bei ungefähr 23 %, der Bedarf der Eltern aber bei cirka 40 %. Ein bisschen lachen musste ich ja schon bei der Aussage: "Das Bundeskabinett berät heute über den Stand beim Ausbau der Kinderbetreuung. Grundlage dafür ist ein Bericht von Familienministerin Kristina Schröder (CDU). Danach wünschen sich fast 40 Prozent der Eltern von Kindern unter drei Jahren ein Betreuungsangebot."
Die Betonung liegt bei mir hier auf "wünschen". Wünschen! Ha!
Also ich sags mal so: Ich gehöre noch zu der Generation, die im zartesten Alter von 6 Wochen in die Kinderkrippe gebracht wurde, während meine Söhne ihr erstes Jahr mit Mutti verbringen durften. Das erste halbe Jahr hast du ja eh überwiegend nur damit zu tun, Windeln zu wechseln, den Spinatbrei von der Tapete zu kratzen und dich zu fragen, ob die Gesichtsverzerrung deines Goldkindes nun das erste an dich gerichtete Lächeln war. OK, die ganz übereifrigen Muttis und Papis stürzen, kaum dass das Kleine dem Wasserbad entkommen ist (wie kommt es eigentlich, dass ich nach zehn Minuten in der Badewanne eine Haut wie mit achtzig auch ohne Badewasser habe, während ein Baby neun Monate darin liegt und allerhöchstens in der letzten Woche schrumpelt?), zum Babyschwimmen, zur Babygymnastik, zum wöchentlichen Müttertreff, zur täglichen Spielplatzversammlung und - kaum dass das Kleine Mama und Papa sagen kann - zum Englischkurs. (Hmm, mir kommt grad der Gedanke, weil ich für sowas ja nie etwas übrig hatte - ob es vielleicht daran liegt, dass die Feinmotorik des einen Sohnes zu wünschen übrig ließ, während der andere das Fach Französisch abwählte und in Englisch nicht von der Vier runterkommt? Zu späte Einsicht, Mutter Helma, die Messen sind leider gesungen!) Heute jedenfalls kommen in mein Haus maximal noch Kleinkinder, die abends liebend gern von ihren Müttern wieder mit nach Hause genommen werden dürfen, oder eines Tages das Enkelchen (lasst Euch ja Zeit, Ihr Burschen!) - aber wäre ich heute eine junge Mutter und dürfte ich wählen, dann wäre ich vermutlich ein Prozent von den anderen 60, die eben kein Betreuungsangbot wünschen. AAABER... Das Leben ist ja kein Wunschkonzert, nicht wahr? Mal abgesehen davon, dass ich mir meinen Arbeitsplatz vermutlich wieder sauer erkämpfen müsste (macht eigentlich das Arbeiten dann auf diesem Platz noch Spaß?): "Wer soll das bezaaaahlen, wer hat soviel Geld?" Elterngeld hin oder her - Mitte 2007 eingeführt, überlegt der Herr Lindner von den Gelben nunmehr, das Elterngeld lieber zu sparen und, anstatt es den Eltern zu geben, neue Krippenplätze zu schaffen. Seine Argumentation: "Fehlinvestition, weil die Geburtenzahlen seit Einführung des Elterngeldes nicht nennenswert gestiegen sind." An dieser Stelle erfuhr ich, dass Kaffeetrinken und gleichzeitiges Lachen sich nicht wirklich miteinander vertragen. Na was hat denn der gute Mensch gedacht? Dass die Leute spontan übereinander herfallen: "Los Weib, jetzt können wir endlich unseren Traum von Kevin-Fiete und Jaqueline-Chantalle wahrmachen!"?? In nicht mal vier Jahren vielleicht zehn Millionen Deutsche mehr, weil Papa Staat die ersten drei Jahre bezahlt? Und wer bezahlt dann die anderen gefühlten fünfzig Jahre, bis Sohn und Tochter flügge geworden sind? Wer bezahlt Kindergarten, Hort und - bestenfalls - Studium, wenn Mama und Papa mit ihrem fünfundzwanzig-Stunden-Tag drei Euro über der Bemessungsgrenze liegen und trotzdem nicht nur zu wenig Geld, sondern auch zu wenig Zeit für die angemessene Erziehung besitzen? Ihr dürft schließlich nicht vergessen: Wir arbeiten ja auch für die Griechen, nicht nur für lütten Kävän un' Schantalle!
Aber meine eigentliche Frage lautet ja: Wer ist eigentlich teurer - die Nanny oder die Mami - und ab wann ist es eine Milchmädchenrechnung und - oder eine Fehlinvestition?
Ab wann darf das Bundesdingsda von Arbeit sprechen und bis wohin ist es eine bunte Ansammlung von Menschen, die mit ihren Seifenblasen die nächste Diätenerhöhung (das ganze Wort ist schon ein Paradox, findet Ihr nicht auch?) rechtfertigen wollen?
Manchmal wollte ich ja schon Mäuschen sein, wenn die da so im Bundes-schlag-mich-tot tüfteln. Aber ich glaub, dieses Ansinnen schlage ich mir aus dem Kopf oder spüle es genau jetzt mit dem letzten Käffchen runter. Soviel könnte ich ja gar nicht essen oder trinken wie ich dort wieder ins Spuckbeutelchen tun wollte!
Quelle: http://news.de.msn.com/politik/bilder.aspx?cp-documentid=157468062&page=3
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