Manchmal ist es, glaube ich, ganz gut, wenn man nicht weiß, was einen erwartet.
Im Großen sowieso nicht - das nimmt einem nur die Unbefangenheit.
Im Kleinen aber auch nicht - wenn es zum Beispiel darum geht, unerwünschte Körperbehaarung zu zupfen.
Vermutlich jede zweite Frau und vielleicht jeder vierte Mann kennen diese Prozedur, die in bestimmten Körperregionen einfach immer schmerzhaft ist und bleibt, während an anderen Stellen wie den Augenbrauen oder so eine gefühlte Hornhaut wächst.
Ich selbst habe ja auch relativ zeitig begonnen, die eine oder andere Haarentfernungsmaßnahme anzuwenden:
Begonnen mit der sanftesten Variante: Creme drauf, zehn Minuten warten, Creme & Haare abwaschen.
Irgendwann danach die Rasierer-Variante: Eh ich den locker-aus-dem-Handgelenk-Schnitt drauf hatte, musste ich so einige Male wie eine verkappte Ritzerin gewirkt haben.
Variante Drei war dann der Epilierer. Mann o Mann, das tut heute noch schweine weh, und wenn ich dann immer lese "super sanftes System" oder "angenehme Kühle, so dass Sie kaum Schmerzen verspüren" und all diesen ganzen verlogenen Mist, dann möchte ich am liebsten noch heute das Gerät in den Müll entsorgen.
Und von wegen - streichelzarte Beine vier Wochen lang! Ich weiß ja nicht, wie das bei anderen Frauen ist, aber rein theoretisch müsste ich jede Woche dieses Höllenteil bedienen. Vielleicht einer der Vorzüge, dass Posemuggel Schatzi und ich nicht zusammen wohnen: Drei Wochen im Monat können die Härchen unbehelligt in jede Richtung wachsen - na zumindest an den Beinen und zumindest an den Tagen, wo ich den Rock gegen Jeans tausche.
Heute, mit etwas Reife & Erfahrung, liegen Rasierer, Epilierer und Pinzette im Badezimmer bereit, jeweils ein Utensil für eine Region - und irgendwann ist auch Junior darauf aufmerksam geworden:
"Du Mutter, mich kotzen meine Augenbrauen an. Kann ich mit irgendwas hiervon was dagegen tun?"
Und ob!
Feuchtwarme Tücher auf die Augen, OP-Besteck bereitlegen - los gings.
Pling Pling - klapperte ich mit der Pinzette und bettete den Kopf meines Sohnes auf meinem Schoß. "Tut das eigentlich weh?" fragte er noch schnell und mit einem fiesen Grinsen "Ach was, das schaffst du schon" - pling pling - setzte ich die Pinzette an.
Was soll ich sagen: Das Kind hat sich gewunden wie ein Aal, mit jedem Härchen gelitten, das da gehen musste, und auch der Chat mit der Verflossenen nebenbei konnte ihn nicht wirklich ablenken.
Aber ich glaube, das Ergebnis hatte ihm dann doch gefallen: Die Kunst ist ja, etwas an sich zu betonen oder so natürlich zu verändern, dass zwar jeder denkt: Wow, was für ein hübscher Kerl - aber dass keiner eben auch merkt, wie viel Schmerz & Mühe ihn genau das Aussehen kostet.
Andererseits... Ich war gestern auch beim Friseur - und kein Schwein heute hat das bemerkt! Ist das nun auch gut oder eher nicht?
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