Donnerstag, 9. Juni 2011

Dating im Dunkeln

Die Menschen heutzutage suchen und finden sich mitunter ja auf die abenteuerlichste ("Wolle mit ins Dschungelcamp?"), romantischste ("Wolle Rose kaufe?") oder auch einfachste Weise ("Wolle ficken?") und nicht gar zu selten ist diese Suche öffentlich begleitet mittels einer Handkamera für den voyeuristischen TV-Liebhaber auf dem heimischen Sofa.
Das neueste Format, das ich kenne, heißt nun "Dating im Dunkeln" und ich muss sagen: Gesehen habe ich bis jetzt noch nix davon - außer dem Finale. Mitgekriegt habe ich immerhin: Drei Mädels und drei Jungen werden im Dunkeln aufeinander losgelassen, können sich beschnuppern, beriechen, betasten und was auch immer sie wollen - sie können sich nur nicht sehen - erst am Ende dieses Schnupperkurses wird der Vorhang gelüftet und darf man einen Blick auf den anderen werfen. Ganz ohne Optik gehts dann wohl doch nicht ;)
Ein bisschen erinnerte mich das auch an die kulinarische Variante: Dark Dinner oder so.
Und ich frage mich schon: Was macht den Reiz dessen aus, dass man alles im Dunkeln zelebrieren will?
Bin ich zu ängstlich, zu misstrauisch oder gar zu pessimistisch, weil Dunkelheit mir noch heute als gestandene Frau eher Gruselschauer denn erotisches oder sonstiges Geprickel verursacht?
Wo ist die Lust, mit der das Auge mitisst?
Ich meine, stell dir nur mal vor, du sitzt im perfekten Restaurant vor einem perfekten Menschen mit einem perfekten Dinner - und über deinen Tisch läuft die perfekte achtbeinige Spinne, ertränkt sich in deiner perfekten Vorsuppe und du freust dich noch, weil du denkst: Wow - was haben die für lecker Beilagen?
Stell dir mal vor, du sitzt im Dunkeln einem wildfremden Menschen gegenüber und erwartest jeden Moment fremde Hände vielleicht auf deiner Schulter, im gewagten Falle auf deinem Busen und im schlimmsten Falle um deinen Hals?
Ich weiß nicht, ich weiß nicht...
Wenn Ihr mich fragt - ich will SEHEN, was auf mich zukommt - Kontrollsucht hin oder her.
Ich will mich wohl und sicher fühlen, ich will mich geborgen fühlen.
Vielleicht ist das ja alles auch eine Frage des Urvertrauens: "Ich steh direkt hinter dir, schließ die Augen und lass dich fallen"... Ich gebe zu, ich habe diesen Test nicht bestanden und würde es wohl auch bis heute nicht.
Andererseits konnte ich mir angesichts des Finales in besagter Sendung einen Schenkelklopfer nicht verkneifen: Behaupteten die drei Kandidatinnen doch felsenfest, sie würden vor allem beim Dating im Dunkeln mitmachen, um eben NICHT auf ihre weiblichen Attribute reduziert zu werden.


Die Schnepfen, die, blöde die...
Denn so angetan sie von ihren Herzbuben auch waren - gegangen ist jede, wirklich jede, ohne ihr Date.
Der eine war zu klein, beim anderen die Hautfarbe zu dunkel.
Wie war das noch mit den Attributen? Dann soll man doch wenigstens dazu stehen. Übrigens schimpfe ich nicht auf McDonalds und geh ab und zu auch gerne hin. Die haben zum Beispiel leckeres Eis :)

Und so stehe ich genauso dazu, dass auch in der Liebe das Auge mitisst: Als ich Posemuggel Schatzi zum ersten Mal sah, habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Und wie oft und wie genau ich bis heute auch hinschaute - verändert hat sich das trotzdem nicht. Das ging mir übrigens mit meinen Lieblingsschuhen genauso!



Quelle Foto: http://www.welt.de/fernsehen/article13258313/Die-neue-RTL-Kuppelshow-Dating-im-Dunkeln.html

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