Donnerstag, 9. Juni 2011

Nicht Fisch, nicht Fleisch

Seht mich nur an.
Das bin ich.
Das war ich.
Heute Morgen nach nur zwei Stunden Schlaf - von exakt 4 Uhr bis exakt 6 Uhr und wenn hier auch nur einer glaubt, ich hätte Party gefeiert - dann kann ich nur müde lächeln...
Es gibt Dinge, von denen man glaubt: Wenn ich mal groß bin, ist alles besser.
Es gibt Dinge, von denen man wünscht: Wenn dein Kind groß ist, wird alles besser!
Und wiederum gibt es Dinge, die sich genauso gesetzmäßig niemals ändern.
Dass meine Söhne Trödelsusen sind, weiß ich.
Dass meine Söhne alles bis auf den letzten Tag aufschieben, weiß ich.
Ich weiß ebenso nur zu gut, dass ich ihnen im Grunde keine Vorhaltungen machen dürfte. Ich meine, wie hätten sie sich auch schon gegen ihr Erbgut mütterlichseits wehren können?
Nichtsdestotrotz drehte ich am vergangenen Abend ein paar energiegeladene, feuerspeiende Runden an meiner Zimmerdecke, nur mich um anschließend wieder herabzulassen auf das Sofa, vor den Laptop und inmitten diversen Info-Materials, das das große Kind aus der Universität herbeigeschleppt, aber leider noch nicht für seine Studienarbeit zusammengeschrieben hatte.
Termin?
Donnerstag, den 9. Juni, es zählt der Posteingangsstempel.
Konsequenzen?
"Wenn es eine Fünf wird, werde ich exmatrikuliert."
Als ich ihn fragte: "Zeig doch mal, was du schon fertig hast?" und er - wenn auch mit ganz unschuldigem Blick - es wagte, mir eine halbe Seite Word-Dokument entgegenzureichen - da konnte ich nichts sagen, nichts tun, nichts fragen... Ich bin einfach an den heimischen Herd geschritten und habe mir einen Kaffee zubereitet. Ich habe noch niemals in meinem Leben eine Zigarette geraucht - aber gestern Abend war mir verdammt danach.
Heute Morgen um halb vier jedenfalls sah es im Hause Ziggenheimer folgendermaßen aus:
Der Bursche lag neben mir mit roten Augen und allzeit bereit einzuschlafen, nachdem er wenigstens einen Hefter, einen Briefumschlag und aus der einen oder anderen Schublade weiße Bögen Papier hervorgekramt und final ein bisschen Inhalt auf die Tastatur gekloppt hatte, während ich den Text um zwei Drittel ergänzte, umschrieb, korrigierte, um mich herum Papierknäuel, aufgerissene Tonerschachteln, entleerte Tonerpatronen, Kabel und sonstiges diverses Equipment herumlagen, ich den allerletzten CD-Rohling anflehte: "Bitte drücke du nicht auch noch deinen Selbstzerstörungsknopf!" und exakt um 3.43 Uhr den Umschlag meinem Sohn in die Hand drückte mit den Worten: "So mein Freund, wie du den jetzt bis acht Uhr in die Schule bekommst, ist dein Problem - ich habe fertig!" und noch bevor er es wagen konnte zu fragen, ob nicht vielleicht ich ihn... eine halbe Stunde eher aus dem Haus... rief ich hinterher: "Denk nicht mal dran!"
Nach also ungefähr neun Stunden Studienkampf und zwei Stunden Schlaf erwachte ich heute Morgen und starrte trübsinnig in den Spiegel. Wenn ich müde bin... leuchtet einfach nix mehr. Sogar meine Haut wird dann ganz fahl. Und so fühl ich mich dann auch. Nicht Fisch - nicht Fleisch. Na warte Freundchen.
Die einzige, die bei der heutigen Story mit dem Kopf auf den Tisch trommelte, war die Kollegin mit einem einzigen und noch nicht mal schulpflichtigen Kind. Alle anderen gingen wortlos nickend, grinsend und mit einem wissenden Blick in alle Richtungen auseinander, während ich - an der inzwischen zweiten Kanne Kaffee hängend - tapfer versuche wachzubleiben.
Also das Feierabendbier heute habe ich mir redlich verdient.
Keine Kinder + keine Hausaufgaben = Dolce Vita!

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