Mittwoch, 29. Juni 2011

Monster des Alltags

Wer bis heute noch nicht dort war, sollte sich das ruhig mal antun: einen Besuch im Karl-Valentin-Museum in München. Na gut, vielleicht nicht grad bei der derzeit herrschenden Brutkastenhitze, da geh'n ma' doch lieber an den See und hauen uns einen mega-Eisbecher auf die zur Winterszeit gestärkten und bis dato noch nicht wieder entringten Hüften.
Ich kann schon von mir behaupten, ein Mensch zu sein, der gelegentlich durch den Alltag fliegt mit der Oberflächlichkeit einer Stubenfliege, die sich nur da und dort mal niederlässt, um Luft zu schöpfen und diese Verschnaufpause nutzt, um etwas tiefer an eben der Oberfläche zu kratzen.
Nichtsdestotrotz empfinde ich mich zugleich aber auch als einen Menschen, der ein Auge fürs Detail hat, für Dinge, die nicht sofort und offensichtlich ins Auge springen.
Daran musste ich zum Beispiel denken, als ich erst mal nur vor der Eingangstüre vor besagtem Museum stand und mir bereits dort das Eingangsschild imponierte: "Öffnungszeiten von 11:01 bis 17:29 Uhr". Geil. Der kleine, aber feine Unterschied. Ich mag sowas. Mainstream höchstens nur auf den ersten Blick, aber in Wahrheit individuell.
Wo andere vorbeigehen, bleibe ich stehen und sehe das nur angedeutete Loch in der Wand, nur ein paar Zentimeter über der Fußbodenleiste - und den Pfeil dazu: "Brauchst nicht durchgucken, ist kein Guckloch".
Oder die Tür im fast verborgenen Winkel mit der Aufschrift "Nicht öffnen, diese Türe führt zu nix" oder so ähnlich - und ich... ich will das natürlich ganz genau wissen, was "nix" bedeutet... Öffne die Tür und sehe eine weiß getünchte Wand dahinter mit den aufgepinselten Worten "Na Sie sind aber neugierig"  Ich lieeeebe solchen Humor! Was ich aber auch echt lustig fand, war die typisch bayrische Dame hinter mir (blonde Locken, rot bemalte Lippen, Perlen in den Ohren und am Hals - ist für mich typisch bayrisch, sorry), die es mir nachtat, lachte und meinte: "Nee, ich bin doch nicht neugierig."
"Na klar sind Sie das", konnte ich mir den Hinweis nicht verkneifen, "sonst hätten Sie ja die Tür nicht aufgemacht."
Wie gesagt, dieses Kleinod im Herzen Münchens kann ich nur empfehlen - vielleicht geh ich da eines Tages noch mal rein und habe dann auch das Glück, ein Plätzchen im urigen Cafe des Dachgeschosses zu erhaschen. Und übrigens (weil der andere oder andere Besucher auch das übersehen hat), das Museum in Form eines Türmchens hat einen Außengang zum zweiten Teil eben dieses Türmchens, und dieser wiederum führt in eine kleine, aber ausgesprochen lustige Ausstellung des Cartoonisten Christian Moser - und was habe ich dort gelacht!! Vor allem, weil ich mich selbst dort abgebildet fand - und das gleich ganze drei Mal!


"Die Langeweile ist schwer zu befriedigen. Durch mediale Dauerberieselung hypersensibilisiert und im permanenten Kommunikationsschlagabtausch gestählt, ist sie eine hochtalentierte Multitaskerin mit sehr geringer Ruhetoleranz. Schon kurze Momente des Leerlaufs erscheinen ihr wie eine Ewigkeit und das angeblich so süße Nichtstun ist für sie die reinste Isolationsfolter."  Ohne Worte - eigentlich. Ich weiß gar nicht, wieso Schatzi da so laut gelacht hat :)

"Der letzte Drücker merkt meist erst am Heiligabend, dass Weihnachten vor der Tür steht. Doch wenn er in höchster Eile die Läden nach Restbeständen durchforstet oder aus Büroabfällen Geschenkgutscheine bastelt, kommt sein wahres Talent zur Geltung: Absolute Spontaneität!" Genau, dem ist auch hier nix hinzuzufügen :)

"Das Chaos ist trotz seines Namens ein sehr ordentliches und kontrolliertes Monster. Mit seinem scheinbar unberechenbaren Gehabe versucht es nur, sich interessant zu machen. Doch natürlich sind "liebenswerte Chaoten" niemals liebenswert!" Ähm... Berechtigterweise... oder selbstkritisch gestanden... stimmt das wohl so :)

Dies ist nur ein Auszug aus einer wirklich goldigen Ausstellung - und seid gewiss - hier findet sich jeder. J-e-d-e-r! Aber Humor ist ja bekanntlich, wenn man trotzdem lacht und ich finde sowieso, dass man ruhig auch mal über sich selbst lachen kann. Solange das nicht in Hohn & Spott ausartet.
In Bild Nr. 1 jedenfalls finde ich mich doppelt wieder: Sowohl im Sinne es Erfinders als auch in der grafischen Darstellung. So sehe ich zum Beispiel allmorgendlich aus, wenn ich meine Pilates-Übungen vollbringe, vor allem jetzt, wo ich nach verheilter Fraktur am Allerwertesten auch wieder ordentlich losgelegt habe. Na ja... Was heißt schon ordentlich... :)

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