Ich kehrte heim und ich war derart müde, dass ich beschloss: Ich schlafe jetzt zwölf Tage lang durch.
Nur... Dann hätte ich ja so einiges verpasst nach dem Aufwachen.
Juniors Bemühungen zum Beispiel, noch ein Geschenk für die Mama und die Oma und den Opa zu ergattern. Hmm. Er hatte zwar das Geld, aber keine Ideen.
Also schlug ich ihm vor: "Schenk eine Musik-CD, Musik passt immer."
"Und was für Musik?"
Ich musste nicht lange überlegen. Ich kenne sie doch. Die Mama. Und den Papa.
"Andrea Berg. Die Flippers. Brunner & Brunner."
Mit jedem Namen, den ich vorschlug, glaubte ich meinen Sohn einen Schritt näher an einem Kotzkrampf.
"Wie wärs eher mit Eminem?"
"Kind... Man schenkt nicht, was man selber mag. Man schenkt, was der andere mag."
"Das schon. Aber die an der Kasse denkt vielleicht, ich kauf das für mich?"
Opas Gesicht jedoch hätte ich gerne gesehen.
Eminem sagt ihm sicherlich nichts.
Spätestens nach dem Einlegen der CD in den Player wäre ihm sicher einiges klar - und er derjenige, der über der Kloschüssel hängt.
Was brachte also das Kind nach dreistündigem Bummel durch eine vollgestopfte, weihnachtlich geschmückte Innenstadt? Eine Schachtel belgische Pralinen.
"Andrea Berg war aus", zwinkerte er mir schelmisch zu, "und Schokolade geht doch immer."
"Aber deine Musik ist auch nicht besser", fügte er hinzu und verschwand in seinem Zimmer, die Tür sorgfältig hinter sich geschlossen.
Ich hab gelacht.
Ich mag meine Musik.
Es lässt sich vieles so schön nebenbei erledigen: Die Reisetasche einpacken. Die Fingernägel dunkelblau lackieren. Das Haar kunstvoll zusammenbinden.
Ich schaue auf die Uhr, in einer Stunde ist Junior I da - jedenfalls hoffe ich das für ihn - und dann geht die Reise los. Die Reise ans Meer. An mein geliebtes Meer.
Ich kenne keinen einzigen Ort, der mir mehr inneren Frieden bringt als diesen.
Und mein Kopf bringt schon jetzt Bilder hervor, die noch nie waren, aber vielleicht kommen, die sich vielleicht auch wiederholen und trotzdem immer wieder schön sind.
Vorsätze für das neue Jahr habe ich noch immer keine geschmiedet. Ich habe mich daran gewöhnt, im Heute, Jetzt und Hier zu leben, schließlich gab es einige Jahre, in denen ich nicht einmal wusste, was der nächste Tag bringen würde und ob mir mein eigenes Leben nicht doch noch über den Kopf wachsen würde.
Also warum sollte ich jetzt für ein Jahr planen, das erst in... äh... muss nachrechnen... elf Tagen beginnen würde? Elf Tage sind eine lange Zeit, bis dahin kann viel passieren. Die Welt untergehen jedenfalls nicht - Mayas, Ihr hattet Eure Chance.
Stattdessen habe ich mir etwas für die Weihnachtstage vorgenommen - und das aber wirklich und das lass ich mir auch nicht kaputtmachen, egal, von wem:
Ruhiger gehen.
Ruhiger werden.
Die Rastlosigkeit von mir abfallen lassen.
Mehr Musik und weniger TV.
Mehr Spazieren gehen.
Mehr Wind und Sonne einfangen.
Mehr Stille.
Ach, ich seh grad, ich muss noch ein paar Blumen entsorgen. Und noch etwas zu trinken besorgen für die Reise. Und das Handy aufladen. Hach ja. Wo sind sie nur wieder hin, die Vorsätze?
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