Mittwoch, 29. Januar 2014

Aber isch 'abe doch gar kein Haus!

Solange die drei Kinder meines Chefs noch klein bzw. betreuungsbedürftig waren, blieb seine Frau zu Hause. Nachdem die Mädchen groß und der Junge im Internat untergebracht worden waren, hat sie überlegt, was sie denn am besten mit der neuen Freizeit anfangen könne - und so baute Chef ihr ein Lokal. Was eigentlich zu Beginn nur zum Eis verkaufen gedacht war, endete als ein Lokal mit raffinierten Speisen und Getränken, glaubt man jedenfalls der Speisekarte.
Das war ein ordentliches Stück Arbeit mehr für uns hier neben dem alltäglichen Geschäft und als dann mittendrin noch Chefs Krebserkrankung auf uns alle einbrach, gab es nur wenige, auf die er sich in dieser Zeit stützen konnte oder vielleicht wollte. Er ist ja eh einer der harten Sorte. Einer, der immer versucht, die Flucht nach vorn anzutreten. Dass er aufgibt oder Versprechen nicht einhält, habe ich an ihm noch niemals erlebt.
Seit dieser Zeit hat sich auch unser Verhältnis zueinander geändert. Es sind ja letztlich irgendwie doch immer die Schicksalsschläge im Leben, die einem bewusst machen, wie endlich alles sein kann - und wie wertvoll das ist, was man bereits hat.
Seither erlauben wir uns auch mal ein paar Scherzchen mehr oder auch mal ein paar direkte Fragen. So wie meine vor zwei Tagen, als seine Frau mich anrief und nach einer Überweisung fragte. Und das so ungewohnt kalt und klirr, dass ich glaubte, gleich friert mir der Telefonhörer an der Ohrmuschel an.
"Ähm... Hab ich irgendwas falsch gemacht?" fragte ich leicht irritiert Cheffe. "Vielleicht, weil die Buchung noch nicht ausgeführt ist? Sollte ich ja aber auch nicht..." "Ach was, nö, deswegen bestimmt nicht. Wer weiß." Damit war das Thema erledigt.
Heute rief sie wieder an.
"Ich hab hier nen Gutschein zur Messe, magst du den haben?" fragte sie zuckersüß.
Hat doch da wieder jemand gequatscht! Dass man solche Sachen einfach nicht mal selber klären kann grrrrrr! Ich hasse das, wenn Leute sich dazwischengrätschen - auch dann, wenn sie es noch so gut meinen. Ich kläre die Dinge lieber selber, auch weil das vermeidet, dass zusätzliche Missverständnisse aufkommen.
"Was für nen Gutschein denn?"
Klamotten?
Kosmetik?
Erotikmesse is ja noch nich, oder? Hmpf.
"Warte, ich les dir vor... Messe für Haus und Garten..." 
Hier musste ich dann doch schallend lachen.
Fragt sie eine, die in ner pupskleinen Mietwohnung wohnt und nur 2 x 1 Meter Balkonien zum Sonnenbaden nutzen kann!

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