...ich seh nur Pfeifen! Ja ja ja - ich weiß, der Spruch is nich von mir, sondern geklaut, aber Mensch, manchmal möchteste doch vor lauter Raserei in auch nur ir-gend-was beißen! Was mich davon abhält? Die fehlende Zahnzusatzversicherung!
Wir brauchen jetzt jeden Cent, ein neuer Keramikzahn passt da partout nicht rein, denn was uns eh schon klar war, wurde uns heute zahlenmäßig vor Augen geführt: Ausziehen, eigenes Reich, eigene Beine und so - das ist nicht von Pappe.
Die Idee, die Junior hatte, gefiel mir zunehmend besser: Er zieht schon im März aus und in ne neue Wohnung ein und wir testen, wie das alles funktioniert, auch finanziell, solange ich noch da bin. Der geneigte Betrachter wird erkennen: Dat Kind is HEISS - es brennt vor Tatendrang. Hätt ich auch mal nicht gedacht. Nee, hätt ich überhaupt nie nicht gedacht. Noch Freitag hatte ich mich im Bad versteckt und mich in paar Krokodilstränen aufgelöst, weil ich mir für Samstag das Wir-müssen-reden vorgenommen hatte - und erhebliche emotionale Widerstände befürchtet und auch erwartet hatte. Nun ja. Es kommt eben immer anders, wenn man denkt...
Aber es wäre für uns und auch für mich eben nur zu schaffen, wenn Junior eben nicht alleine in eine Wohnung zieht, sondern wenigstens noch einen einzigen Mitbewohner genießt. Dann bekommt man hier in der Innenstadt sogar ne kleine, aber feine Dreizimmerwohnung für nicht mal vierhundert warm. Und nein - Innenstadt ist KEIN Dorf! Ist ne richtige Innenstadt und von dieser Stadt sagt irgend ne Statistik, es wär aktuell die Wohlfühlstadt Numero I. Na gut. Jedenfalls: Mit Nebenkosten für Strom, Versicherung & Co. wären ca. 500 fällig. Für uns alleine grad nicht denkbar, jedenfalls nicht, solange ich noch hier bleibe. Denn Schulgeld, Fahrgeld und Handykosten bleiben erst mal zu meinen Lasten. Teilt er sich die aber mit einem Kumpel, kämen wir - flupp - wieder in den Bereich des Machbaren. Des durchaus Machbaren!
Ja, aber hier kommen wir nun zu besagten Pfeifen: Die Idee, eine WG zu gründen, war ja schon vor einiger Zeit entstanden. Um nicht zu sagen: vor etwa einem Jahr. Gut, man war nie konkret geworden mit Zahlen, Daten, Fakten. Aber die Idee ward geboren - und immer hieß es "Alter, ich hab mega Bock, mit dir ne WG zu gründen!"
Ja und wat is nu? Nischt! Gar nischt! Der eine sagte: "Aaaalso vor November gar nicht" und Junior sagt: "Das ist viel zu spät, meine Mum geht ja schon im August, spätestens dann muss das gehen", dann kam die Antwort "Aber nur mit Vertrag. Nicht, dass ich dir nicht vertrau, aber mit Vertrag über Miete und Nebenkosten und mit nem Plan, wer was macht!" Klang richtig gut, fand ich, und Junior fand das auch: "Na klar, anders gehts sowieso nicht" ja und dann kam die alles vernichtende Antwort: "Na ja, aber weißte, ich geh eh erst mal ein Jahr zum Bund, da bin ich nur am Wochenende zu Hause, da brauch ich auch noch keine Wohnung." Recht hat er zwar. Aber das weiß man doch nicht erst heute?? Na ja der Typ hätte mir eh nicht so geschmeckt, da bin ich ehrlich. Es gab schon für jeden Urlaub, den die zwei planten und auch durchführten, eine Menge Ärger, Hin und Her und ständiges Umentscheiden. Wirklich, da flippste aus. Butter bei die Fische oder so kennen die nicht. Ein derart unzuverlässiges Volk, dass mir eh geschwant hätte: Ich glaub an die WG erst, wenn dieser Typ auch wirklich eingezogen ist.
Ja und der zweite? Mein Favorit sowieso? Der schlug dem Fass den Boden aus: "250 Euro? Bist du irre? Woher soll ich die nehmen? Bei 100 Euro bin ich dabei - ich koch auch dafür!"
Ja sacht ma, wo leben wir? In Schlaraffia?? Ich hab mich furchtbar aufgeregt, so arg, dass Junior nur noch begeistert auf die Schenkel klatschte und sich einen weglachte. Na toll. Von Humor wird aber auch keine Wohnung bezahlt. Und mit nem Fremden will er nich. "Ich brauch jemanden, dem ich vertrauen kann", sagt er. Was ich irgendwie auch verstehen kann. Haste dir ne Filzlaus eingefangen, die nicht putzt und keine Miete zahlt, dann haste den Schaden.
Und während ich mich grummelnd in die Küche stellte und mit der Beherztheit eines Holzhackers das Fleisch in goulaschgerechte Stücke teilte, schrieb Junior seine Cousine an. Seine vorerst letzte Rettung.
"Und was ist, wenn ihr Brüder zusammenzieht?" fragte ich, aber das konnte ich mir auch gleich selber beantworten. Die korrekte Mietzahlung wäre gesichert und Junior I ist ein Seelchen. Aber leider auch ein Chaospatron hoch zehn. Will sagen: Zu den monatlichen Mietkosten kämen mindestens noch die für eine Putzfrau hinzu. Anders ginge das nicht gut. Niemals.
Nun checken wir weiter die Angebote und prüfen alle finanziellen Alternativen.
Ich hoffe immer noch auf seine Cousine. Sie hat leider noch nicht geantwortet.
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