Montag, 3. März 2014

Ich weiß nicht wie, aber irgendwie wirds werden

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob diese selektive Einstellung zum Baustellenproblem meines Lebens eher einer Vogel-Strauß-Technik gleichkommt, aber... Na ja nee, wobei, nicht wirklich. Vogel Strauß Technik besagt ja: Kopp in den Sand und warten, dass der Anfall vorüber geht.
Ich hingegen steck ja den Kopf nicht in den Sand und warte auch nicht tatenlos, bis der eine oder Anfall vorüber geht oder manche Dinge sich von selbst erledigen. Irgendwie fand sich immer eine Lösung, manchmal ein Provisorium, das zum Dauerbrenner wurde; manchmal eine Lösung, von der ich nicht selten denke: "Ja.. Glück muss man haben."
Gestern auf der Heimreise hörte ich im Radio diesen Satz "Das Glück kommt zu dem, der danach sucht." Aha. Hielt ichs doch eigentlich immer mit dem norwegischen (glaub ich) Sprichwort, nach dem es heißt: "Das Glück kommt zur rechten Zeit für den, der warten kann."
Manchmal möchte ich mir genau diesen Satz in Stein oder wenigstens Holz meißeln und in größtmöglichen Lettern nicht nur über meine Haustür hängen.
Ich weiß, dass ein Mann im allgemeinen so gestrickt ist: "Problem erkannt, Problem analysieren, Problem beseitigen."
Ich weiß ebenso, dass eine Frau - auch so im allgemeinen - eher so tickt: "Bauchgefühl entwickeln, Problem erkennen, Problem in die Nachtkissen mitnehmen, Problem mit Freundin analysieren, Problemlösungsmodelle entwerfen, Problemlösungsmodelle favorisieren - und wenn es sich dann noch nicht von selbst erledigt hat, dann angehen und lösen." OK. Vermutlich funktioniere eher ICH so.
Thema Umzug: Seit Mitte Januar steht es offiziell fest: Miss Ziggenheimer fliegt von dannen. Meine Jungs wissen das, meine Eltern wissen das, mein Arbeitgeber weiß das. Die Jugend und ich, wir haben verschiedene Modelle auf den Tisch gestellt, was geht, was geht nicht. Wir haben einen Finanzplan aufgestellt, der darauf gründet, dass Junior II nicht allein wohnen wird. Mal nebenbei bemerkt: Ich glaube wirklich, dass es besser so für alle ist. Er markiert ja gern den dicken Max, aber tief in ihm drinnen, wenn keiner oder nur ich hingucke, versteckt sich da ein Sensibelchen, das sich gerne anlehnt, das nicht gern allein ist und der auch heute noch gern schmust. Außerdem weiß er immer noch nicht, wie man Wäsche wäscht, bügelt und kocht. Und ja: Das ist nicht seine Schuld, sondern ganz allein meine. Ich koche und wasche und bügel gern und hab mir nie Gedanken drum gemacht, dass ichs vielleicht... auch viel einfacher hätte haben können im Leben und zugleich Junior eine leichtere Basis fürs Alleinleben geschaffen hätte. Wie sehen also Mütter aus, die ihre Kinder zu Paschas erziehen? Genau. Guckt mein Bild an.
Wobei.. Ganz so stimmts vielleicht auch nicht. Junior I ist nämlich bisschen anders. Dem muss ich zwar auch erst immer sagen: "Nicht über den Müllbeuteln stolpern - mitnehmen!" oder "Der Staubsauger funktioniert wie im Vorbeigehen - nur mitnehmen musst du ihn auch." Aber wenigstens macht er. Während ich mit Junior II regelmäßig aneinandergeriet, weil ich übersah, dass die Stimmung auf dem Tiefpunkt, der Tag möglicherweise unerwartet anstrengend - oder einfach nur Bauchkneifen angesagt war. Irgendwas ist immer - dieser Leitspruch könnte bei Ziggenheimers ebenso an die Wand tätowiert werden. Hab ich aber immer Kraft, Muße oder auch Lust, mich mit Sohnemann anzulegen? Ich bin Aszendent Waage, ich brauche Harmonie. Der Zwilling in mir sorgt schon genug für kriegerischen Ausgleich.
Ja und nun... Seit Januar weiß Junior: Er braucht einen Nebenjob. Einen, der seine Ausbildung nicht behindert, aber trotzdem ausreicht, um wenigstens die Hälfte der etwaig zu zahlenden Kaution zu bringen. Zum Beispiel. Bis heute hat er sich um einen beworben. Bei uns im Sonnenstudio. Was nicht wirklich Sinn macht: "Was willst du hier mit nem Nebenjob, wenn du sowieso in die City ziehst?"
"Na wenn das soweit ist, kann ich mir auch dort was suchen."
"Ich vermute, bei deinem Tempo brauchen wir einen Staatskredit von Merkel, um bis dahin das Leben zu finanzieren."
"Du übertreibst."
"Ich weiß. Und du weißt, dass in jeder Übertreibung was Wahres steckt."
Wenn ich ihm also Beine machen soll - wie stell ich das an? Wir reden, wir streiten, wir fluchen, wir verwünschen uns - und haben uns am Ende trotzdem lieb. Und weiter? Mein einziges Druckmittel wäre höchstens sein Kindergeld: Ich behalte es ein, bis er was tut. Ja. Das wäre möglich. Das wäre denkbar. Die Idee kam mir nämlich grad beim Schreiben. Auch deshalb liebe ich das Bloggen: Beim Schreiben formieren und sortieren sich Gedanken und Gefühle. Sie kanalisieren sich und lenken sich auf das Wesentliche.
So.
Und nach dem Gewittersturm von gestern und heute... beantragen die gelben Seiten und ich keine Ehescheidung, sondern eine Woche im sonnigen Süden. Raus und weg und Ruhe und Energie und was-weiß-ich-tanken. Ich weiß ja, dass alles wird. Ich weiß halt nur noch nicht wie, jedenfalls nicht bis ins i-Tüpfelchen. Aber so habe ich auch noch nie gelebt: Alles geplant bis hin zur Perfektion. Meistens kommts doch eh anders oder was dazwischen und wenigstens war ich dann immer flexibel genug, nen anderen Weg zu gehen, der auch zum Ziel führt. Vielleicht ist mir aber auch das Glück meiner Kinder wichtiger als ein gut gefülltes Bankkonto. Klar will ich auch mein Leben genießen. Und das tu ich auch. Mit dem, was mir Spaß macht und mir wichtig ist. Und ich möchte nicht zu Dingen getrieben werden, die ich nicht bin. So kann ICH nicht glücklich sein.
Übrigens bin ich ein Mensch des Augenblicks. Und was würde mich jetzt - bei DEM herrlichen Sonnenschein draußen - auch noch glücklich machen? Genau. Eine Tasse schöner heißer Kaffee. Na dann geh ich mal und brau mir einen.

4 Kommentare:

greebo hat gesagt…

Hat Junior dann nicht evtl. Anspruch auf BAB durch das Arbeitsamt?

greebo

PS: Kaffee in der Sonne ist eine klasse Idee!!

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Hey Greebo, nein, auf BAB nicht, weils ne Fachschulausbildung ist. Dafür bekommt er Bafög. Aktuell 34 Euro. Wenn er allein wohnt, wirds mehr, wie viel mehr, das würde man sehen, wenn er zum einen allein wohnt und zum anderen das Bafög Amt sich bequemt, den Antrag zu bearbeiten (Im letzten Jahr dauerte das sagenhafte 6 Monate).
Maximal würdens 400 Euro sein. Was gut wär. Den Rest bekommt er von mir bzw. übers Bafög. Und eben dem Nebenverdienst, den er grad dann braucht, solange Bafög nicht kommt. Auch wenns nachgezahlt wird - erst mal muss mans ja selber ermeckern.

Anonym hat gesagt…

Morgen Helma!
Wann ist denn der Tag X?
Bis dahin wird sich der Kleine bestimmt irgend was überlegt haben, etwas geplant haben? Oder du musst das für ihn machen? Oder? So wie ich aus deinen Erzählungen raushöre.
Sie gleichen sich aber fast alle ;-)

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Noemi, wahrscheinlich wirst Du grad den Kopf schütteln und denken: "Waas, noch so lange hin und da macht die so n Terz?" :)
Ich ziehe in der letzten Augustwoche um, so dass ich zum 01.09. in Bavaria weiterarbeiten kann.
Dennoch sinds von bisher 8 Monaten Zeit mittlerweile nur 6, so schnell verfliegt die Zeit, und wenn er noch ein bisschen trödelt, können wir alles nur noch umsetzen, wenn ich alles bezahle. Das kann ich so nicht und eigentlich möchte ich es auch nicht. Er wird dieses Jahr 19 und muss begreifen, dass man für Dinge, die man selber will (aktuell will er nämlich nun doch lieber allein wohnen, aber das ist auch teurer als sich Kosten teilen zu können), auch selber was tun muss.
Na ja, im Grunde ist Sohnemann nicht anders als ich selbst: Er weiß, dass und was zu tun ist, aber eh man so in die Puschen kommt.... Übrigens sollten sie gestern im Unterricht einen Spruch aus ner Zettelbox ziehen und diesen künstlerisch gestalten bzw. wiedergeben. Was hat er gemalt? Einen Baum und ein paar herabgefallene Äpfel...
Na das passt ja zum Thema ;)