Mittwoch, 5. März 2014

Proof of Life

"Ich frage mich, warum mir diese Prüfung auferlegt wurde", hatte mir schon letztens meine Freundin gesagt. Die, deren Mann faul zu Hause rumlag (ach nee, faul war er ja nicht, er hat sich ja ums Essen gekümmert, hach ja), dafür ihr aber jeden Tag erzählte, was sie alles nicht kann und dass er immer bei ihr in der Nähe bleiben muss, weil sie ja auch mit dem Kind nicht alleine klarkommt.
Hach ja.
Wie gut ich DAS noch aus den Zeiten meiner Kack-Ehe kenne. Dieselbe Tonart. Wenigstens hat mein Ex mich nicht geschlagen - abgesehen von einer Ohrfeige und einer demolierten Schulter. Ersteres war ganz am Anfang, letzteres nach der Ehe. In den Jahren dazwischen hat er dafür Gegenstände demoliert oder Türen eingetreten - ich vermute, als Ersatz dafür, dass er mich nicht noch mal schlägt. Ich habe mich nie gefragt, womit ich das verdient habe, aber ich habe mich neun Jahre lang gefragt, wie ich diesen Menschen wieder loswerde. Bis es dann auf einmal ganz einfach war...
Und nun fragte mich das meine Freundin, für die es inzwischen leider Gottes Alltag geworden zu sein scheint, dass ihr Mann ihr gegenüber nicht nur verbal ausfällig, sondern auch handgreiflich ist.
In der Nacht, nachdem mir meine Freundin das erzählt hatte, schrieb ich ihr eine Nachricht, dass ich persönlich schon davon überzeugt bin, dass man vom Leben auch nur die Last aufgebürdet bekommt, die man auch tatsächlich tragen kann - aber dass SIE diejenige ist, die darüber entscheidet, ob sie sie auch wirklich tragen MUSS.

Und heute ist wieder so ein Tag, wo ich mich obendrein frage, wieso ich anderen Menschen oft etwas mit auf den Weg geben kann, das ich selber nicht... annehme. Nicht wirklich annehme. Ich meine, mein Geist weiß es, nur mit der Umsetzung haperts.
Denn wenn ich schon knietief in der verdammten Scheiße stecke, kann auch nur ich selber mich da wieder rausbringen.
Irgendwas ist einfach immer - und es will partout keine Ruhe einkehren.
Entweder ringe ich mit Freund Schmerz.
Oder ich ringe im Kampf mit meinen Söhnen.
Oder ich ringe im Kampf mit den gelben Seiten.
Oder ich bin einfach mal wieder krank.
Spiele den Mülleimer, Schiedsrichter, Mentor für Kollegen.
Und - nicht zu vergessen - den Punchingball für die Stimmungen meines Chefs.
Verdammte Axt.
Irgendwas in der Stellenbeschreibung der Wiege, in die man mich einst legte, muss ich überlesen haben. Ich vermute, es stand im Kleingedruckten.
Ja Helma, dann wate mal schön weiter. Nach Aussteigen (aus dem Sumpf) ist mir ja schon lange: Eine sonnige Südseeinsel könnte mir gefallen. Mit Hängematte, Sekt, meinem Laptop und Handy. Ich muss ja informiert bleiben, schließlich, nur in Ruhe lassen sollen sie mich alle.

P.S. Das Bild habe ich über whatsapp bekommen - die Original-Homepage sollte wohl diese hier sein?
http://bembers.de/
Dort gibts auch ne Vorstellung übrigens (bzw. gabs), die lautete "Voll in die Fresse". Passt auch irgendwie. Sollte ich mir vielleicht mal live antun?

10 Kommentare:

Helga Nase hat gesagt…

Ich weiß nicht, wie oft ich diese Aussage ala man kriegt nur das aufgebuerdert, das man ertragen KANN, in letzter Zeit gelesen habe. Zum einen denke ich, ja, ich bin es gewohnt zu kämpfen und daher schaff ich das. Aber andererseits: warum trinken Menschen, nehmen Drogen oder laufen Amok? Weil sie es - die Situation, ihr Leben - eben nicht packen. Zu deiner Freundin: ich schätze, sie hat Angst bekannte Ufer zu verlassen, da hilft nur Mut und Bestärkung von aussen. Verlassen muss sie den Deppen selbst, das kann ihr niemand abnehmen.

DerSilberneLöffel hat gesagt…

Ich bin immer, immer, immer wieder tief entsetzt, wie sehr ein Mensch an einem Arschloch hängen kann, nur weil es irgendwann einmal in dieses verliebt war.
Klischee oder nicht: Mach kaputt, was Dich kaputt macht. So und nicht anders.

Mich schlägt kein Mann und mich schlägt keine Frau. Warum? Weil das inakzeptabel ist. NIEMALS werde ich mein Ich soweit herabsetzen, dass ich das erleiden werde. Frauen, Männer - IHR seid alle gleich viel wert, niemand muss auch nur einen einzigen Schlag ertragen. Und falls doch, ist spätestens dies der Punkt, an dem man gehen MUSS.

Sagt sich leicht? Ist auch leicht. Ich weiß das. Denn: Das Leben geht weiter, und wir haben nur eines. Dieses in Angst zu verbringen ist zumindest in Deutschland nicht nötig. Man mag unseren Behörden Vieles vorwerfen. Im Fall des Schutzbedürfnisses (ob MANN oder FRAU) - da werden diese sehr schnell und sehr rigoros aktiv. Sie müssen es aber erfahren um zu reagieren.

Um Himmels Willen - alle Betroffenen: Sprecht mit einem Bekannten oder Verwandten, findet die Kraft, dieses Haus der Pein zu verlassen. ALLES ist besser, als an Leib und Seele so verletzt zu werden. Und NEIN, es wird NICHT besser!

Traurige, wütende und entsetzte Grüße, Holger

P.S.: IHR, die Ihr etwas mitbekommt: Verschließt nicht Eure Augen. Ja, das ist bequem. Aber da leidet eine Seele und vielleicht seit Ihr der Schlüssel zu mehr Lebenswürdigkeit. Macht es einfach.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Helga, ja vielleicht sollte ich diesen Satz nicht verallgemeinernd anwenden (dürfen) - jedoch was ich damit sagen wollte: Man kann einfach nicht alles Schlechte und Primitive im Leben hinnehmen, nur weil man glaubt, damit einer Prüfung unterzogen zu werden. Es gibt einfach Situationen im Leben, die nur Du allein ändern kannst - und manchmal auch musst. Dass Du Dich nicht ergibst in ein Schicksal, weil Du glaubst, dem eh nicht entrinnen zu können - oder zu dürfen.
Und meine Freundin... Wenn ich sie sehe, sehe ich haargenau mich - wie ich war vor 20 Jahren. Ich weiß so gut wie sie sich fühlt und ich weiß auch, dass in ihr viel mehr Kraft steckt als sie sich wohl selber zutraut. Jeder Mensch kann nur in seinem eigenen Tempo gehen - und ich erinnere mich noch immer viel zu gut an diese Müdigkeit, die in dir selber steckt: Du weißt, dass du kannst, aber irgendwie schaffst du es grad nicht, weil du viel zu müde geworden bist. Du willst einfach nur noch deine Ruhe, deinen Frieden und du glaubst eines Tages, dass er vielleicht auch irgendwie recht hat mit dem, was er sagt..
Und JA - ich bin da, nicht erst seit heute oder gestern, ich werde sie immer wieder darin bestärken, dass es richtig ist, wie sie fühlt, wie sie denkt.
Ich hatte damals auch so eine Freundin, die immer gesagt hat "Du musst dich trennen, er macht dich kaputt" und ich dachte immer "Vielleicht schaffen wir es ja doch". Sie hat sich irgendwann von mir gelöst und gesagt "Ich kann nicht mehr für dich da sein, weil das bedeutet, dass du mich mit runterziehst. Weil ich mit ansehen muss, wie du dich zerstören lässt und trotzdem nichts tust - und ich kanns mir nicht mit ansehen."
Es sind dann noch ein paar wenige Jahre vergangen, bis ich dann auch selber so weit war zu gehen - und ich habe mich wirklich von der allerersten Minute einfach nur frei gefühlt. Nein, nicht frei. Aber befreit.
Manche Wege MUSST Du allein losgehen, Dich dazu entscheiden - und das wollte ich mit diesem einen Satz ihr gegenüber zum Ausdruck bringen. Nicht er entscheidet, wie sie leben muss. Sie entscheidet das. Und ich hoffe und wünsche wirklich sehr, dass sie diese Kraft in sich eines Tages mobilisieren kann zu gehen. Denn ändern wird sich nichts.

Heute, lieber Holger, passiert mir das nicht wieder im Leben, dass jemand so mit mir umgeht, mich so behandelt, mich so herabwürdigt und erniedrigt.
Ich habe ihr Wohnungsinserate herausgesucht gehabt, damals vor etwa 3 Jahren, hab gesagt: Du hast deinen Job, deinen Verdienst, du bist NICHT abhängig von ihm. Wir haben sie nachts bei uns zu Hause behalten, während es ihr schon wieder leid tat, der Streit.
Ein halbes Jahr später sagte sie mir, dass sie schwanger sei.
Sie ist mein zweites Ich von damals, mein Spiegel von damals, und wenn sie es heute nicht schafft, dann bin ich trotzdem da. Nur die Entscheidung, den ersten Schritt kann ihr niemand abnehmen. Aber auch sie wird sehen, wie leicht alles wird, wenn sie den erst mal getan hat.

Anonym hat gesagt…

Einige meiner Devisen - und die helfen mir immer - sind:
Alles wird gut. Schütteln und aufstehen. Lächeln.
Oder einfach nur: phhhhh.....! (Ihr könnt mich mal)

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Suse, soll ich Dir mal was sagen? Ich hab Dich regelrecht vermisst ;)
Ich persönlich glaube auch immer an das Gute - und dass somit am Ende immer alles gut wird. Mein Leben hat mich gelehrt, dass es auch dann gut ist, wenn alles ganz anders kommt als man wollte. Manchmal war das sogar besser als das, was man sich gewünscht hatte. Seitdem fällt es mir wirklich leichter, wieder auf die Beine zu kommen. Weil meine Hoffnung mich immer trägt.

Anonym hat gesagt…

Juhuuu! 😀
Liiiiiiiebe Helma! Weißt du was ich grad laut zu mir gesagt hab, als ich deine ersten beiden Sätze gelesen hab?

Cool! Das ist ja lieb! You made my day, Helma!

Weißt du, mein Mann hat Urlaub und da fällt ihm immer was Neues ein, mich vom PC fernzuhalten😉

Ist ein tolles Gefühl, wenn man hört, dass man vermisst wurde! Dicken Knuddler dafür!

Was du da über die Hoffnung schreibst, finde ich SEHR gut.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ach Suse, wie gut ich DAS kenne!! Meiner hat mich auch lieber ohne Laptop, weil wenn ich erst mal was anfange, kann das auch... ein Weilchen dauern, eh ich mich von da wieder wegbewege ;)

Anonym hat gesagt…

Oh ja!
Gerade jetzt ist wieder diese Situation:
Er liegt schon im Bett und fragte mich eben: ich geh schon duschen und dann ins Bett. Kommst du auch?
Ich so: ja gleich, grad noch bei Helma lesen. Das war vor ner halben Stunde........

Lachhh

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Kreisch!!!!!!!!! Dein Mann wird mich hassen!!!! :D

Anonym hat gesagt…

Nö. Hab ihm dann noch den Blog von deinen Kniebeugen vorgelesen und er musste auch lachen.
So haben wir zwei dann doch noch unseren Spaß gehabt, lach ;)