Sonntag, 18. August 2019

Was hat mich die letzten Tage...



...umgetrieben?
Der Gedanke an das Leben in L, die sich langsam abzeichnenden Veränderungen, die möglicherweise im kommenden Jahr zu erwartenden Veränderungen, die der eine (noch) mit gemischten Gefühlen betrachtet und an denen der andere auf seine eigene Weise recht schwer trägt. "Das Leben ist Veränderung", sage ich hin und wieder, aber mir ist auch bewusst, dass das nicht jedem leicht fällt. Was bleibt mir in dieser Situation? Zu vermitteln, auszugleichen, da zu sein, zuzuhören - und das Essen zuzubereiten. Denn wer jeden Tag mehr Energie verbraucht als er sich zuführt, der trägt umso schwerer. Heißt es nicht auch nicht umsonst, dass Essen & Trinken Leib und Seele zusammenhalten?
Bedrückend empfand ich von daher nur die Stimmung zwischen den beiden, denn nichts ist mir wichtiger als das Glück dieser beiden, an dem jeder auf seine eigene Weise, sein eigenes Tempo und sein eigenes Vermögen bastelt.
Und wenn der eine, von dem wir alle wissen, dass er am meisten von uns allen an dem anderen hängt, von "Hass auf den" spricht, dann.. zerreißt mich das. Dann will ich heilen, wieder zusammensetzen, wieder zusammenfügen - auch wenn mir bewusst ist, dass sie die Dinge allein regeln können. Mir ist jedoch auch bewusst, dass das, was derzeit geschieht, weit über die früheren Hahnenkämpfe hinausgeht. Und das tut weh. Denn dort, wo sie gerade sind, haben sie zuallererst.. nur sich.

...beschäftigt?
Menschliche Enttäuschungen - aus Ecken, an die ich im Traum nicht gedacht hätte. Sie wiegen nicht so schwer, als dass sie mich umgeworfen hätten, aber sie eröffneten mir einmal mehr, dass nicht jeder Mensch dein Freund ist, der es vorgibt zu sein. Ich muss nicht jemandes Erwartungen entsprechen - und das werde ich auch nicht. Ich selbst erhebe auch nur lediglich den Anspruch an einen anderen Menschen, dass er mich nicht wissentlich benutzt und verletzt, weder in Wort noch in Tat. Mit allem anderen kann ich, denk ich, umgehen und auch leben.
Ich selbst muss niemandem etwas beweisen, nicht als Mensch, nicht als Frau, nicht als Patient.
"Nimm mich wie ich bin" wird so oft und so gerne gesagt - aber im Umkehrschluss bei weitem selbst nicht gelebt. Das macht mich nachdenklich, manches Mal.

...angestrengt?
Die schlaflosen Nächte - weil der Mann in den Bergen wandern war. Ich weiß nicht, woran das liegt, aber die alleinigen Nächte hier in M ängstigen mich mehr als in L. In L fühlte ich mich wohler und sicherer, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Vielleicht hab ich ja auch vergessen, wie das war.
Und so schlaf ich in den Nächten, in denen der Mann nicht da ist, auf dem Sofa, lass wie früher alle möglichen Sendungen über den TV flimmern - und nächtens spielt der Kopf seine völlig irre Musik, indem er alles durcheinanderwirft. Ich mich zum Beispiel in einem leeren Haus mit leeren Zimmern und dem Bruder des Mannes und seiner Familie wiederfinde, wo wir uns alle zu verstecken versuchen, weil ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Irgendwie fliehe ich aus dem Haus, will jemanden anrufen, aber da ist der Mörder am anderen Ende. Und auf dem Weg in ein anderes Haus, das dem in L sehr, sehr ähnlich sieht, sagt er zu mir "Es ist egal, wohin du gehst. Ich finde dich."
Ich bekomm jetzt noch Schauer über den Rücken, wenn ich daran und an die Stimme denke.
"Du Krimi-Mimi", schimpft der Mann liebevoll, während ich mich verteidige "Ich habe nicht mal Krimis geguckt, sondern extra Bollywood."

Vier Tage lang lebte und arbeitete ich hier von früh bis spät allein, verließ das Haus nur, wenns wirklich nicht anders ging (aber nicht aus Angst, sondern rein aus Bequemlichkeit :)) - und erst am Tag seiner Rückkehr wurde ich auch inhäusig wieder aktiv: Wäsche waschen, bügeln, die Wohnung in Ordnung bringen, einkaufen, Abendessen zubereiten, Kerzen aufstellen, den Wein kaltstellen. Irgendwann musste ich über mich selber lachen: Da sage ich ja immer, dass ich auch sehr gut allein leben könnte (und ich weiß auch, dass ich es kann), aber da frage ich mich ja schon, wie die Realität aussähe ;)
Prokrastinieren jedenfalls kann ich ausgezeichnet. Hab ich einmal mehr gemerkt.

...gefreut?
Die Überraschung, die mir jetzt noch, über zwei Monate nach meinem Geburtstag, bereitet worden war. Eine echte Überraschung, weil von mir längst vergessen - von meinem Gegenüber aber nicht.
Liebe RRP, in die CD habe ich reingehört, die passt tatsächlich gut zu einem Sommerabend, wo man mit Freunden zusammensitzt und im Hintergrund leise lebensfrohe Musik läuft. Zumindest denke ich, dass sie lebensfroh ist, denn da gibts ja auch französische Passagen - und ich spreche kein Französisch ;)

Die Ankunft meines neuen Laptops. Ich bin schockverliebt. Er ist kleiner, handlicher, smarter als sein Vorgänger - und vor allem schneller. Und das Display ist so herrlich gestochen scharf, dass ich nicht mal mehr den großen Monitor bräuchte, um alles immer noch bequem lesen zu können.
Von der Akkuleistung habe ich mir zwar ein bisschen mehr versprochen - aber es wäre zumindest jetzt denkbar, die letzte Stunde eines Arbeitstages nicht mehr am Schreibtisch, sondern irgendwo im Cafe um die Ecke zu verbringen. Damit ein Feierabend auch wieder zu einem Feier-Abend werden kann ;)

...wütend gemacht?
Die Art und Weise, mit der manche Mütter erhöhte Unterhaltsansprüche für inzwischen erwachsene Kinder fordern (was sie rein rechtlich nicht dürfen). Und nicht nur unterschwellig, sondern ganz offen die Ansicht vertreten, dass der Vater am Kind wohl sparen wolle. Selbst aber nicht zur Unterhaltsverpflichtung herangezogen werden könne, weil "ha ha, ich verdiene zu wenig, ich muss nur fünf Euro". Echt, da kommt mir die Kotze.
Den eigenen Arsch nicht hochzukriegen, selbst nichts bewegen - aber sich jahrelang immer schön auf Kosten anderer auszuruhen. Vermutlich wird der Vater, der rund fünfzehn Jahre lang pünktlich zahlte und zum Kind eine gute Verbindung hat, um den neuen Betrag nicht drumherum kommen. Ich kann nur sagen "Halte durch", denn auch eine etwaige Studienzeit ist endlich. Er wird sich mit seinem Kind einigen können, denke ich. Jedenfalls hoffe und wünsche ich es dem Vater.
Es gibt solche Kackbratzen von Frauen, dass das selbst für mich als Frau, die ja auch Mama ist, unerträglich ist.

Kackbratzen die II.: Daran dachte ich übrigens in dieser Woche auch und wurde einmal mehr daran erinnert, warum ich öffentliche Toiletten meide, wann immer es mir auch nur irgendwie möglich ist. Dass wir alle mal müssen und auch Frauen nicht nur Rosenblütendüfte verabschieden - kein Ding.
Wenn man aber Toiletten betritt, in denen nicht nur alles mögliche rumliegt, sondern auch so ein derart durchdringender Gestank den kleinen Raum vernebelt, als habe jemand in den Papierkorb direkt neben dem WC geschissen (sorry, das muss jetzt so, denn es konnte offenkundig nur so), dann hörts echt auf. Wirklich, man konnte nicht atmen ohne Brechreiz - und stand zudem in einer Pfütze aus was auch immer.
Beinah fühlte ich mich erinnert an das WC vor einem Tempel in Indien - nur lag da tatsächlich schon an der Eingangstür alles voller Exkremente, so dass ich dem Mann sagte "Auch wenns mir oben wieder rauskommt - da kann ich nicht rein."
"Dafür ist die Benutzung kostenfrei", versuchte die begleitende RRP, angereist aus dem fernen Rheinland, zu Besuch bei der Familie und auf ein Date mit mir in der City, zu beschwichtigen - aber ganz ehrlich? Da zahl ich lieber Geld, habe dafür aber eine saubere Toilette.

Kackbratzen die III.: ..die vor einigen Tagen das Stadtamt in der Nähe von L mit Exkrementen und Farben und Aufschriften beschmutzt haben. Weil der Stadtsaal für eine Zusammenkunft der AfD vermietet worden war - und sich kurz zuvor der Kotz-Höcke angesagt hatte.
Man muss die Leute nicht gut finden, auch die Partei kann man (zu Recht) zum Kotzen finden - aber der Bürgermeister jener Stadt brachte es (in ähnlichen Worten) auf den Punkt: "Wir sind in einer Demokratie und solange diese Partei nicht verboten wurde, hat man ihr zuzuhören. Das ist ja das Schlimme an der heutigen Zeit: Dass niemand mehr jemandem zuhört. Es gibt keinen Dialog mehr. Man will den anderen von seiner eigenen Meinung überzeugen, am liebsten gleich mit Gewalt."
Und die kommt eben nicht nur von rechts, die kommt genauso auch von links - und mir persönlich macht beides Angst. Jegliche extremistische Formen machen mir Angst. Weil diese Gewalt, diese Gewaltbereitschaft mir Angst macht.
Ich meine, wer kommt auf die Idee, sich auf Häuserdächer zu stellen und Gehwegplatten von dort oben herunterzuwerfen wie während des G20-Gipfels in Hamburg??
Wie kommen linksgerichtete Musikgruppen auf die Idee, bei einem Demo-Konzert gegen (rechte) Gewalt sich in Chemnitz auf die Bühne zu stellen - und dort von Gewalt gegen Staat und Polizei zu singen?? Ist das jetzt besser?? Ist linke Gewalt legitimer als rechte?!
Gewalt ist nie niemals eine Lösung, darf es gar nicht sein, und so einige Bands sind seither aus meiner Musikdatenbank gestrichen.

***

Der Mann ist nun wieder zu Hause, die Nächte sind wieder erholsam ;) und auch der Sommer ist zurückgekehrt. Auch aus L klangen versöhnlichere Töne, so dass für mich momentan Grund genug herrscht, Musik in Ohr und Seele zu lassen, Leichtigkeit in Kopf und Seele zurückzulassen und einmal mehr dankbar zu sein für die Fähigkeit, mich selbst immer wieder ins Gleichgewicht zurückpendeln zu lassen. Dankbar zu sein für das Leben, das ich führen kann - mit den Menschen, die mich umgeben wollen. Dass ich das, was ich tue, mit Liebe tun kann. Mit Liebe und Herzblut.

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