Mittwoch, 23. Oktober 2019

At Eighty


"Du darfst das nicht so an dich heranlassen", mahnte der Mann heute Abend, als ich das Auto vor dem Haus geparkt hatte, die Hand noch auf dem Schlüssel, auf off gedreht im Zündschloss, wir leise miteinander am Telefon sprachen und ich mich dann zurücklehnte, müde und irgendwie.. sehnsuchtsvoll.
Ich weiß, dass es mich nicht erschüttert haben sollte. Zum einen betrifft es nicht mich selbst. Zum anderen ist es keine neue Situation. Und zum Dritten.. sind es Dinge, die vermutlich so alt wie die Liebe und die Menschen sind.
Es ist nichts Neues.
Und dennoch erschüttert es mich immer wieder neu.
Weil ich umso mehr Anteil nehme, je mehr ich Betroffene kenne.
Wenn jemand vor dir sitzt, die Enttäuschung, die Verletzung in den Augen, im ganzen Gesicht. Und die immer bewusster werdende Erkenntnis, dass man einen Menschen wirklich erst dann kennen lernt, wenn man sich von ihm trennt.

Dass ab diesem Moment einfach nichts mehr zählt. Nicht die vergangenen gemeinsamen Jahre. Nicht die Fürsorge. Nicht die Freiheiten, die der eine dem anderen ermöglichte. Nicht das sorglose Leben. Nicht die gemeinsamen Kinder. Und vor allem.. nicht die Liebe, die man irgendwann füreinander empfunden hat und die sich an irgendeinem Punkt im Leben in das Gegenteil zu verkehren schien.
Wenn sich Wege auseinander definieren, wenn jeder immer mehr eigene Wege geht und immer weniger Gemeinsamkeiten verbinden.. Wenn es mehr Dinge gibt, die beide trennen als Dinge, die beide einander verbinden.. Soll man dann gehen oder bleiben? Bleiben der Familie, der Kinder wegen? Soll man ein Leben für die anderen führen oder eines, das beiden die Möglichkeit lässt, neue Wege zu gehen? Die Erfüllung darin zu finden, was dem anderen fremd geworden sein mag? Oder nie nah war?
Wenn nichts mehr bleibt außer irrwitzige Forderungen und vorausgesetzte Selbstverständlichkeiten.
Nur.. Nichts ist selbstverständlich. Niemand ist selbstverständlich. Ein Ja ist nicht für die nächsten hundert Jahre ein Ja, wenn du es nicht mehr in dir fühlen kannst. Wenn das Nehmen und Geben längst völlig in Schieflage geraten ist und jeglichen Ausgleich vermissen lässt.


Quelle:
https://www.facebook.com/inthewaitingline/photos/rpp.1513783015572602/2
533580973592796/?type=3&theater
Heute Abend, als ich so müde und irgendwie erschöpft in meinem kleinen Auto saß, die Hände inzwischen im Schoß, der Blick nachdenklich auf die Straße und die vorbei eilenden Menschen gerichtet, da sehnte ich mich nach dem Mann. Nach dem Zuhause, das das Zusammensein mit ihm verspricht. Nach der Ruhe im Kopf und im Bauch.
Natürlich haben auch wir schwierige Zeiten hinter uns. Natürlich können wir uns auch leidenschaftlich zoffen und wir stimmen weiß Gott nicht in jeder Hinsicht überein. Und je älter wir werden, desto deutlicher werden unsere Unterschiede. Doch was das alles immer noch überwiegt, ist die Liebe, die wir füreinander empfinden. Und die Dinge, die uns immer noch verbinden. Dass dazu gehört, dass wir streiten können, ohne uns ernsthaft zu verletzen, verbal nicht und körperlich gleich gar nicht. Wir können uns zoffen, uns danach auch aus dem Weg gehen und einander in Ruhe lassen und vermutlich haben wir uns und unsere Beziehung schon hundert Mal in Frage gestellt.
Doch was er niemals vermissen lassen hat, ist der Respekt mir gegenüber. Als Mensch, als Frau.
Für mich eine völlig neue Erfahrung nach der so gegensätzlichen Ehe.
Und würden wir uns morgen trennen, würden wir uns immer noch in die Augen schauen können.
Mir persönlich bedeutet es wahnsinnig viel.
Dass man sich immer noch in die Augen schauen kann. Auch dann, wenn man realisierte, dass es miteinander nicht geht. Dass man trotzdem die Achtung voreinander nicht verliert.

Heute Abend sehnte ich mich einmal mehr danach, ich könnte nach Hause kommen und er wäre da. Dass wir nur ein paar Kerzen entzünden und Musik hören würden, aneinander, ineinander verschlungen. Wo es keine Worte braucht.
Er ist jetzt aber nicht da. Und ich bin woanders.
Inzwischen habe ich seit zwei Stunden meine Lieblingsmusik laufen und eine Kleinigkeit gegessen.
Und jetzt fühle ich mich deutlich besser.

Dienstag, 22. Oktober 2019

Und sie hat Ja gesagt!



Ich meine, es ist erst Ende Oktober, ein wundervoller, streichelzarter, sonniger, goldener Oktober - und ich erzähle Euch die ganze Zeit etwas von Weihnachten :) Bis dahin ist es ja wirklich nun noch ein bisschen Zeit, aber ich muss gestehen - ich bin schon jetzt irgendwie ganz hibbelig und freue mich auf diese Zeit!! Und dann fiel mir heute Abend, als ich dass Essen für die jungen Löwen zubereitete, wieder ein, warum ich mich auch so auf diese Zeit freue und was ich neben all den Erinnerungen an die frühen Jahre auch damit verbinde: den Weihnachtsmarkt-Bummel mit der herzliebsten Freundin. Die, mit der ich Berlins Weihnachtsmarkt unsicher machte, Glühwein trank, anschließend den H&M leershoppte und wir uns beeimerten über die Pelzkappen und wie herrlich dusslig wir aussahen. Mit der ich Bratwurst kauend die Straße entlanglief und entrüstet aufschrie: "Ja wie siehst du denn aus?? Du hast dir den Senf auf deinen Mantel gekleckert!" und sie irritiert auf den Senf, auf ihre Wurst, auf mich und wieder auf ihren Mantel schaute: "Äh... Ich habe gar keinen Senf auf meiner Wurst." Ne. Sie nicht. Aber ich :)
Und heute Abend stand ich in der Küche und versuchte etwas aus den noch spärlichen Resten etwas Ordentliches zum Abendessen zu zaubern, kicherte in Erinnerung an vergangene Weihnachtsmarktbesuche vor mich hin und dann - aus dem innigen Gefühl heraus und dem Augenblick und überhaupt - da fragte ich sie, ob wir uns in diesem Dezember wiedersehen würden.

Beinah sechs Jahre habe ich Dich nicht mehr gesehen und ich schwöre, ich denke jeden Tag an Dich.
Und nachdem Du mir sofort geantwortet und geschrieben hast "Oh na klar!" - da habe ich den Rest des Abends in meiner kleinen Küche getanzt, gesungen und die ganze Zeit breit vor mich hin gelächelt.

Du bist der Beweis dafür, dass auch ganz schlimme Situationen etwas ganz Wunderbares hervorbringen können. Ohne die wären wir uns vermutlich nie begegnet. Obwohl.. Wer weiß das schon.

Dieses Gefühl von Zimt



Als der Mann unlängst im Garten hinter dem Haus ein paar Äpfel auflas und mit nach Hause brachte und ich mit diesen einen Apfelkuchen nach bretonischer Art buk, da dachte ich daran, wie gerne ich heute backe, ausprobiere und wie sehr ich den zartsüßen Duft nach Zimt, Vanille und überhaupt Gebackenem im Zuhause liebe.
Nach dem letzten Kommentar von Ursula zu den Weihnachtstagen und wie weh Erinnerungen daran tun können, da dachte ich an die eigenen frühen Jahre bei uns zu Hause. Es wurde immer viel gebacken, bei der Mama, bei der Oma. Alles atmete nach Heimlichkeit und nach Heimeligkeit. Draußen war gefühlt immer Schnee, es war immer kalt, drinnen lief ich nur in einem dünnen Pullover und gestrickten Strumpfhosen herum und spielte den ganzen Tag lang mit meinen Puppen, malte oder las in den Büchern, während die Mama in der Küche stand und Kuchen buk. So dass es im ganzen Haus nach Vanille, Zucker und süßer Wärme schmeckte.
Ich erinnere mich an die frühen Jahre, wo Geschenke gekauft, manche in Seidenpapier eingeschlagen im Schrank versteckt wurden. Ganz oben, wo sie dachten, dass die Kleinen da eh noch nicht hinaufkommen. Ich erinnere mich an Orangen, die in Papier geschlagen und zu all den Sachen in den Schrank gelegt wurden, zu den Walnüssen, zu den Haselnüssen. Damals war das alles etwas Besonderes, denn von allem gab es zu wenig.
Ich erinnere mich an den Geruch der Tanne, die der Papa am heiligen Abend von irgendwoher brachte, aufstellte und schmückte, während wir Kinder der Reihe nach in die Badewanne geschickt wurden. Und wir genau wussten, wenn wir alle wieder raus durften, dann war der Weihnachtsmann da und hatte hoffentlich mitgebracht, was wir Tage, Wochen zuvor eifrig auf das Papier gemalt hatten.
In den Weihnachtstagen hatten wir Kinder Ferien und die Eltern frei, man hatte Zeit miteinander und füreinander, die Eltern waren entspannter, schimpften weniger, lachten mehr.
Oft lag ich auf dem Fußboden und hörte mir den ganzen Tag lang Schallplatten an. Zum hundertsten Mal die Geschichte vom Burattino. Oder wartete auf all die Zeichentrickfilme im Nachmittagsprogramm.
Bis heute verbinde ich mit den Weihnachtstagen dieses Wohlfühlen, diesen Geschmack von Zimt und Vanille auf der Zunge und diesem Geruch in der Nase, gemischt mit dem Duft nach reifen Orangen und frisch zerknackten Nüssen.

Die Jahre später, als Mama mit kleinen Kindern, die habe ich nicht so entspannt erlebt. Da war ich diejenige, die in der Küche stand, gefühlt den ganzen Tag putzte, kochte, buk. Geschenke in Papier einschlug, wenn die Kinder schliefen. Die Einkaufszettel aufstellte und abarbeitete. Die eigentlich mit nichts anderem beschäftigt war als zu schauen, dass alle versorgt waren, alle glücklich waren - und es an nichts fehlte.
Dass alle Gäste zufrieden waren und die Küche wieder aufgeräumt war, überhaupt das Chaos beseitigt war, wenn alle gegangen waren und die Kinder wieder in ihren Betten lagen.
Irgendwie war ich da so "drin", dass ich irgendwann vergaß, wie sich die Weihnachtstage eigentlich anfühlen sollten. Dass sie eigentlich etwas ganz anderes bedeuteten als Einkaufsstress und all den ganzen anderen Wahnsinn.
Genau genommen kam ich erst zur Ruhe und erst zur Besinnung, nachdem ich ausgezogen war.

Niemals werde ich jenes erste Weihnachten vergessen, das dem Auszug folgte. Weihnachten 2003. Die Kinder waren bei ihrem Vater, meine Familie weit weg und ich.. Ich saß ganz allein zu Hause, öffnete eine Flasche Wein und prostete so lange auf das Leben, bis ich die Lieder mitsang, die ich aufgelegt hatte, ein bisschen dazu weinte und es dann ab irgendeinem Pegel nicht mehr schmerzte, hier allein zu sein.
Seitdem war ich an keinem einzigen Weihnachten mehr allein zu Haus. Mal besuchte ich meinen Bruder, mal meine Eltern - oder es gab jemanden, mit dem die Weihnachtstage nicht gar so einsam waren. Aber ich begann wiederzuentdecken, warum ich diese Zeit des Jahres so liebe und warum sie mir so viel bedeutet. Warum ich es bis heute nicht über das Herz bringe, meine Kinder, und seien sie nun auch längst erwachsen, in dieser Zeit allein zu lassen. Warum es mich zerreißen würde zu wissen, dass mein Ältester nach der Arbeit abends heimkäme in eine kalte, leere Wohnung, ohne den Duft von Zimt und Bratapfel und heißem Tee oder Kakao, wo einfach niemand wäre, der ihm das Wohlfühlen vermittelt. Wo er sich einfach nur auf das Bett fallen lassen würde, vielleicht durch die Programme zappen oder ein paar Whatsapp-Nachrichten beantworten und dann irgendwann darüber einschlafen würde. Wo er nur darauf warten würde, dass Heiligabend vorüber ginge und er am nächsten Morgen wieder in die Arbeit fahren würde.

Heute setze ich mich keinem Stress mehr aus. Wir planen entspannt und wir agieren entspannt, auch wenn das bedeutet, mal eine Strecke von A nach B zurückzulegen. Mich persönlich stört es nicht, solange es kein Wetterchaos gibt. Dann wird die Karte, die ganzjährig hinter der Frontscheibe steckt und die daran erinnert, dass das Leben zu kurz für Knäckebrot ist, ausgetauscht gegen die Karte "Driving Home for Christmas". Hauptsache, wir sind zusammen. Da braucht es keine großartigen Geschenke. Wir sind einander Geschenk, dass wir zusammen sind, ist ein Geschenk. Auch wenn für den einen oder anderen natürlich immer eine Herzensgabe dabei ist. Ich für mich lebe immer noch mein Credo, dass man, wenn man die Dinge nicht mit Liebe (oder mit Herzblut) tut, dann braucht man sie auch gar nicht zu tun. Jedenfalls im Zwischenmenschlichen.

Als ich unlängst mit meinem Papa telefonierte und erwähnte, die Jungen seien zu viert im Kino, da spitzte er die Ohren: "Zu viert?" "[Sohn I], [Sohn 2 und dessen Freundin] und [ein Kumpel von Sohn II]", lächelte ich.
"Schade", sagte er und ich antwortete: "Ja ich weiß, was du dachtest. Noch nicht."
Denn ich glaube immer noch daran, im Gegensatz zum Sohn selbst, der damit abgeschlossen hat: "Ich habe mich damit abgefunden, dass ich immer alleine bleibe. Ich bin ein Einsiedlerkrebs."
"Und ich denke, dass du deinen Weg schon gehen wirst und am Ende auch alles so kommt wie du es dir wünscht. Das ist mein Gefühl. Frag mich nicht warum und woher das kommt, keine Ahnung."

Vermutlich ist es auch das, was ich mit den Weihnachtstagen verbinde.. Neben all dem Besinnlichen, dem zur Ruhe Kommenden.. bedeutet es auch einen Abschluss von Gewesenem. Das neue Jahr kommt mit einem großen Schritt heran und bringt etwas Neues. Was auch immer es werden wird. Aber etwas Neues. Und eines Tages muss für jeden darin auch etwas Gutes liegen.


You’ve still got so much more to say

Don’t let this life you have slip away
(Live for another day)
Don’t let this life you have slip away
The sun will rise with each new day
(Live for another day)

Montag, 21. Oktober 2019

Mit nur einem Klick am Montagmorgen

Als ich Freitagabend müde und latent erkältet (der Durchbruch lässt noch auf sich warten) auf dem Sofa lümmelte, vernahmen wir beide, der Mann und ich, einen deutlichen Hinweiston, der den Eingang mehrerer whatsapp-Nachrichten mitteilte.
"Du wirst gespamt", argwöhnte der Mann und ich lächelte müde: "Das ist das Diensthandy. Das fasse ich vor Montag nicht mehr an. Irgendwann muss auch mal Schluss sein."

Das habe ich mir dann heute Morgen, pünktlich zum Arbeitsbeginn und unter Zuhilfenahme eines ersten guten-Morgen-Kaffees, angetan. Und entgegen meiner Erwartung waren das keine Nachrichten von der Frau meines Chefs, mit deren Geschäftsabwicklung ich auch betraut bin, sondern Nachrichten von meinem AfD-Kollegen. Innerlich seufzte ich "Ach je. Nicht schon wieder."
Aber es ist wirklich so: Für alles, aber wirklich alles, das er mir in den vergangenen zwei, drei Jahren schickte, konnte ich mit nur zwei, drei Klicks Gegenargumente aufstellen, deren Logik er sich nicht verschließen konnte. Irgendwann hatte er es ja auch mal aufgegeben, mir Fotos und Videos zu schicken. Nun geht das wieder los - und heute Morgen genügte lediglich ein einziger Klick im Netz, um die aufgestellte These, es handele sich im gezeigten Video um Migrantenströme in Slowenien, die alle zur Grenze geleitet werden, damit sie weiter nach Deutschland könnten, zu widerlegen. Sozusagen unter Polizeischutz nach Deutschland. Und man solle das fleißig teilen, teilen, teilen - denn die deutschen Medien erzählten ja davon nix. Da kommt mir schon allein bei der Wortwahl die Kotze. Sorry.

Hach ja. Zum Montagmorgen.  Noch nix gefrühstückt, das Käffchen noch zu heiß und ich zu müde (die letzte Kriminacht war doch wieder etwas zu lang). Trotzdem. Ein Klick genügte, um auf das Original-Video zu kommen, wonach es sich zwar hier tatsächlich um illegale Migranten handelt. Die jedoch wurden nicht an die Grenze zur Weiterreise nach Deutschland geleitet, sondern innerhalb Bosniens (und nicht Slowenien, aber kann man ja vielleicht mal verwechseln) umgesiedelt.

"Das Innenministerium des Kantons Una-Sana (USK) begann am Dienstag mit der Umsiedlung von Hunderten illegaler Migranten aus der nordbosnischen Stadt Bihac in das neu gegründete Migrationszentrum Vucjak, wie das Portal Uskinfo.ba berichtete.
Rund 250 Migranten, die in den Parks von Bihac lebten, verlassene Gebäude und Gebäude, die nicht als Unterkünfte registriert waren, wurden am Dienstagnachmittag in das Migrationszentrum Vucjak gebracht. Das Zentrum selbst ist ein heißes Thema bei internationalen Institutionen, die es aufgrund fehlender grundlegender Lebensbedingungen für die Ansiedlung von Migranten für ungeeignet halten." (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=s8FZYSA_hsg).

Einen Screenshot dessen schickte ich meinem AfD-Kollegen, der mich noch geneckt hatte "Mal sehen, ob das (sein Video) wieder ein Fake ist." Du Dussel. Mittwoch gibts Schmorze, mein Freund! Dafür, dass Du mich schon morgens mit so einem Blödsinn belästigst. (Na gut, genau genommen war das ja Freitagabend.) Ich hoffe, Du bist auch im Office, damit wir uns verbal ordentlich duellieren können! :)

Aber so langsam dämmert selbst mir immer mehr, warum die AfD so viele Anhänger hat. Weil die Leute bereitwillig solche Nachrichten aufnehmen und teilen, ohne zu hinterfragen. Sie sind einfach zu faul, aber empfänglich. Noch mal sorry, ist aber so. Auch ein Freund von mir bei FB teilt fleißig solche oder ähnliche Mitteilungen und wenn ich dann doch mal was dazu sage, rechtfertigt er es mit "Meinungsbildung." Was für n Unsinn. Wenn ich mir eine Meinung bilden will, müsste ich alle Meinungen teilen. Pro und Contra. Findet man bei ihm aber nicht, sondern immer nur eine einzige entsprechend gerichtete Meinung. Das ist keine Meinungsbildung, sondern Meinungsmache. Die meisten seiner Postings lese ich trotzdem, weil ich wissen will, warum er denkt wie er denkt. Weil ich ihn verstehen will. Weil er mir wichtig ist. Aber ehrlich gesagt, fällt mir das immer schwerer. Sowohl als auch. 
Und wenn ich dann manchmal die Profile aufrufe, von denen er was teilt... Alles erwachsene, intelligente Menschen von überallher. Da fragt man sich doch.. Und da denken die Leute, die "Gefahr" sitze im Osten.

"Wann begreift Ihr endlich, dass die AfD nur dieses eine Erfolgsthema hat und es deshalb immer wieder anheizen muss?" schrieb ich heute morgen meinem Kollegen.
Geantwortet hat er nicht, ist ja auch erst ne Stunde her. Aber da kommt auch nach zehn Tagen nix. Wie immer halt.

Ja ich weiß, zum Montagmorgen hättsch mir auch nen anderen Text gewünscht. Aber irgendwie.. wollte der hier gerade mal raus.

Freitag, 18. Oktober 2019

Manchmal, wenn mir langweilig ist

Haha, schöner Witz. Bei der derzeit immer noch andauernden Arbeitsauslastung kommt sowas wie Langeweile gar nicht erst auf, weil ich vom Schreibtisch direkt aufs Sofa zum Abendessen und von dort direkt in mein Bettchen katapultiert werde. Zwar kann ich so gar nicht sagen, ich wäre in den letzten Monaten nicht produktiv gewesen, dennoch profitiert davon lediglich der Job, während Seele und Kopf anhaltend zu wenig gefüttert werden mit Dingen, die ICH gerne habe. Zu wenig Musik, zu wenig Malen, zu wenig Lesen. Hm. Memo an mich: So geht das aber nicht weiter, Frollein!

Irgendwie sehnen der Mann und ich gerade beide die Weihnachtstage herbei, und das aber auch nur aus dem einzigen Grund, weil wir da mal ein paar Tage länger frei haben als nur fünf Tage. Viel vorgenommen haben wir uns zwar auch für jene Zeit, aber insgesamt.. dürfte das genug Seelenfutter geben. Und uns das Jahr 2019 abschließen lassen, das sich im Gegensatz zum Jahr 2018 nicht so federleicht angefühlt hatte.
Während der Mann vor allem Jobstress beklagt, sind es bei mir eher private Dinge, die mich nachts manchmal gar nicht oder nur unruhig schlafen lassen. Mit Jobstress kann ich ganz gut umgehen, das stört mich eher nicht. Privat sind es aber eher eigentlich nur Ungewissheiten, die mich da in die Knie zwingen wollen. Für mein Empfinden zu viele unklare, ungelöste Knoten, ich komme da irgendwie nicht recht voran. Und vermutlich werde ich es auch erst in der Woche vor Weihnachten schaffen, die Steuer für die Jungs und mich noch für 2017 und 2018 zu machen. Grad für Sohn I, der letztes Jahr gleich 3 verschiedene Arbeitgeber hatte, da brauche ich ein bisschen Konzentration und Zeit, und von letzterem habsch ja grad nicht wirklich viel. Dabei täte vor allem meinen Söhnen ein etwaiger Extra-Groschen sicherlich ganz gut, vor allem dem Großen. Aber der kommt grad genauso zu nix. 10 - 12 Stunden pro Tag sind keine Seltenheit, dazu regelmäßig Samstage. Er ist froh, wenn er daheim ist und niemand ihn anspricht, während ich, wenn ich in L bin, schon besorgt auf den Nikotinverbrauch schaue, der sich im Eimerchen auf der Terrasse stetig füllt.
"Woher willst du wissen, ob ich viel oder wenig rauche?" misstraut er meiner Einschätzung.
"Weil ich regelmäßig dein Eimerchen leere", grinste ich ihn an. "Und wusstest du eigentlich, dass das ein Übertopf für Pflanzen ist? Allerdings nicht für Nikotinpflanzen."
Schlecht sieht er aus, und das "Hühnerei" an seinem Unterkiefer wird auch nicht wirklich kleiner. Seiner Seele scheint es trotz allem aber besser zu gehen. Und mit seinen Zähnen ist alles in Ordnung, endlich hat ers auch mal wieder zum Zahnarzt geschafft. Dank Google und der Tatsache, dass die ihre Praxis bei den Jungen um die Ecke und wochentags auch mal bis 19 Uhr geöffnet hat. Allerdings müssen alle vier Weisheitszähne herausoperiert werden. Ich hab das erst angezweifelt, ob das wirklich sein muss, aber als ich das Röntgenbild sah, wurds selbst mir als Laien klar: Das muss.
"Na prima", sagte er, "der eine will mir die Schilddrüse rausnehmen, der andere meine Zähne. Ein tolles Jahr."
"Die Zähne kannst du mal machen, wenn ich da bin. Dann nehme ich mir dazu noch zwei Tage Urlaub, dann kann ich dich hinfahren, dich abholen und zu Hause Pudding kochen."
"Na das sind ja tolle Aussichten!" hat er die Augen verdreht.

Er weiß auch schon jetzt - sofern sich nicht vorher was anderes ergibt, dass er an Weihnachten wieder arbeiten muss. Prinzipiell stört ihn das nicht - in der aktuellen Firma - aus Gründen - aber irgendwie schon. Da kann ich ihn verstehen. Und prinzipiell finde ich okay, wenn Familien mit Kindern bevorzugt werden in der Arbeitseinteilung bzw. in der Nichteinteilung für die Feiertage. Dennoch: Auch Singles haben Familie, die sich freuen würde, an Weihnachten zusammen sein zu können.
Sohn II wird definitiv dieses Jahr nicht da sein, der ist im Praktikum am anderen Ende des Bundeslandes und an Heiligabend zum Spätdienst eingeteilt.
Bei Sohn I hoffe ich immer noch, dass er nicht wieder bis 21 Uhr arbeiten muss wie letztes Jahr.
Aber mal gucken. Ein bisschen Wasser fließt bis dahin ja immer noch den Berg hinunter, und gerade in diesen Tagen versuche ich, meine Zuversicht noch etwas mehr zu beleben und mir selbst ein wenig mehr Leichtigkeit in den Kopf zu bringen.
"Du denkst zuviel", wird mir oft gesagt. Das mag schon sein. Es ist vor allem Ungewissheit, die einen am meisten quält. Was wird? Wie wirds?
"Das Wichtigste ist für mich, dass ihr glücklich seid", hatte ich gestern zum Sohnemann gesagt. "Dann schaffe ich auch alles andere.
Er hat gelächelt, das konnte ich sogar durchs Telefon hören.

Bei der ganzen Arbeit, die auf meinem eigenen Tisch liegt, müsste ich eigentlich froh sein, wenn ich nach Dienstschluss mal nicht in den Rechner schaue. Paradoxerweise kann ich aber auch gut "herunterfahren", wenn ich den Rechner nicht herunterfahre (haha), sondern ein bisschen da und dort lese. Und "manchmal, wenn mir langweilig ist", bleibe ich dann hier oder dort "hängen".

So wie an den folgenden Seiten, die mir - zum Beispiel - ein bisschen was über mich selbst erzählen wollen. Zum Beispiel darüber, wie Menschen mit dem Sonnenzeichen "Zwillinge" zum Beispiel mit Verlust umgehen:

Quelle: https://www.herzstueck-mag.de/so-gehen-die-sternzeichen-mit-verlusten-um/

Ja, das stimmt sogar - so empfinde ich es wirklich. Hier fehlt aber, aus meiner Sicht jedenfalls, ein ganz entscheidendes Detail: dass ich manchmal sehr lange (zu lange?) an etwas festhalte. Weil ich immer an allem festhalte, an das ich glaube. Solange man mir oder ich mir nicht das Gegenteil beweise oder vielleicht auch einfach nur das Interesse verliere, ist der Lösungsprozess ansonsten ein bisschen eher wie ein Fliegenfänger: Einmal angefasst (aus Versehen natürlich, zum Beispiel beim Anbringen eines solchen), bekommst du das Ding zwar wieder los, kriegst aber die Scheiße nie wieder von den Fingern. Oder wie ich es auch unlängst bei FB gelesen (und geteilt) hatte: "Alles kommt wieder, das nicht bis zum Ende gelitten und gelöst wurde."
Kann ich aus mehrfacher Erfahrung bestätigen.
Manches braucht eben seine Zeit. Aber dann! Und der Gedanke, dass jede Tür, die sich schließt, immer auch für eine neue Möglichkeit steht, ist die Antriebsfeder für mich. Immer schon gewesen.


Oder ich erfahre über meine Sitzgewohnheiten zum Beispiel. Ich habe da tatsächlich drei Vorlieben. Was mich wiederum lachen lässt, weil ich einfach nie in nur eine Kategorie passe. (Aber wer passt auch schon in nur eine Kategorie, das wäre ja auch ziemlich langweilig, wiederum.) Das hatten der Mann und ich schon in unserer allerersten Nacht festgestellt, als ich ihm vorlas aus dem Buch "Warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können":





Quelle: https://fribbla.de/insiders/das-sagt-ihre-sitzposition-ueber-ihre-persoenlichkeit-aus/4/

Nun. "Sie sind nicht so direkt mit ihren Äußerungen"... Fahrt mal mit mir Auto. Also fahrt nur mit, setzt Euch nicht selbst hinters Steuer, sondern lasst mich. Da werdet Ihr erleben, dass ich sehr wohl sehr direkt sein kann. Aber okay, da hörts der Betreffende ja auch nicht.
"Sie handeln immer aus reiner Ehrlichkeit." Ja. Ne. Das stimmt nicht. Ich bin nicht immer ehrlich gewesen in meinem Leben. Paradoxerweise hat mir vermutlich das aber mein Leben gerettet.
Stolz darauf bin ich nicht - aber ich stehe dazu und zu mir.
Ehrlich bin ich zum Beispiel bei der Steuer oder beim Eintragen meines Leistungsnachweises selbst im Home Office. Schlafe ich versehentlich bis 8.15 Uhr, trage ich auch tatsächlich 8.20 Uhr in den Bogen ein. Mehr Zeit braucht man ja nicht, um aus dem Bett zu springen und erstmal den Rechner zu starten. Und obwohls keiner merken würde, sage ich ehrlich zur Begrüßung "Sorry, habs verpennt heute." Seit der Chef die Videofunktion seines iPhones herausgefunden hat, hat er zweimal darüber angerufen. Hab ich ihn zweimal weggedrückt. Soweit kommts noch. Anrufen muss reichen, sehen muss ich das Elend nicht auch noch. Er übrigens auch nicht :D
Dass ich aber zu jeder Tages- und Nachtzeit ans Telefon gehe und immer für meine Liebsten da bin, kann der Mann bestätigen. Er tut es nicht gern, denn ich tue das nicht nur für ihn.
Dass man meine Liebe und Freundschaft aber missbrauchen kann, hat gestimmt bis zu jener Nacht vor Jahren im August, als mich jemand anrief und ihm währenddessen sein Haus um die Ohren flog. Das ganze Davor und Danach hat mich sehr lange gequält. Viel zu lange. Aber es hat mich dazu gebracht, mehr auf die eigenen Grenzen zu achten - und zu respektieren. Ich würde nicht behaupten, dass sowas mir heute nicht mehr passieren könnte, aber ich kann sagen, dass ich heute viel besser auch auf mich aufpasse.


Quelle: https://fribbla.de/insiders/das-sagt-ihre-sitzposition-ueber-ihre-persoenlichkeit-aus/3/


"Zudem ist es eine echte Herausforderung, eine Person mit dieser Persönlichkeit zu verführen."
Hier musste ich wirklich, wirklich lachen.
Es stimmt - und es stimmt nicht. Das lasse ich jetzt mal so.. ähm.. stehen.

Was in jedem Fall zutrifft, sind die gerne geführten tiefsinnigen Gespräche. Habe ich schon öfter festgestellt, dass aus einem Plausch voller Jux und Dallerei - huch - ein tiefsinniges Gespräch wurde, in dem man stundenlang philosophieren könnte und ich dann von Modus "albern" in Modus "ernsthaft" umgeschaltet habe, ohne mir dessen gleich bewusst zu sein.
Und was auch zutrifft, ist die Unvoreingenommenheit. Wenn mir jemand irgendwas von jemandem erzählt, vor allem Negatives, dann glaube ich das nicht unbesehen. Ich will mir den Menschen, die Situation selber anschauen, bevor ich mir selber eine Meinung bilde oder ein Gefühl entwickle.
Jemanden oder eine Sache "mieszumachen", erweckt bei mir eher Interesse als alles andere.
Ob man allerdings an mir festhalten sollte, kann ich nicht sagen. Ich habe auch meine Ecken, Kanten und Schwächen. Fragt den Mann. Seit wir uns kennen, haben seine grauen Haare deutlich zugenommen :)


Samstag, 12. Oktober 2019

16 ganze Jahre



Du bist ein Mensch, der immer daran denkt, aber es nur selten zeigt.
Du bist ein Mensch, der es immer fühlt, aber es nicht so oft zeigt.
Du bist ein Mensch, der sich gerne hinter sich selbst versteckt.
Du bist ein Mensch, der es immer noch schafft nach all den Jahren, mich zu überraschen - und mich jeden Tag neu daran zu erinnern, warum ich mich in Dich verliebt habe und nie wieder davon losgekommen bin, ganz gleich, wo wir waren und mit wem.
Manchmal laufen wir nebeneinander, die Finger ineinander verhakt, und dann schau ich Dich von der Seite an, sage nichts, denke nichts, fühle mich aber völlig überrollt von dem, was ich für Dich empfinde. Und dann denke ich doch: "Genau so sollte es sich immer anfühlen. Genau so hatten wir es uns gewünscht. Genau davor hatten wir immer Angst, dass wir es im Alltag verlieren. Dass wir uns im Alltag verlieren. Und wie glücklich bin ich, dass wir uns am Ende eben doch nicht verloren haben."

Wir haben beide viel falsch gemacht. Haben aufgegeben. Sind weggegangen und zurückgekommen.

Irgendwann, eines Tages sind wir dann geblieben.

Und es fühlt sich jeden einzelnen Tag immer noch wundervoll an. Na gut, fast jeden einzelnen Tag ;) Wenn wir uns nicht gerade gegenseitig wahnsinnig machen. Aber auch das gehört zu uns. Und auch dafür liebe ich Dich.

Donnerstag, 10. Oktober 2019

Einen Tag danach

Vor ein paar Monaten hatte der Mann mir aufgetragen, einen Einkaufszettel zu schreiben. Das ist bei uns für gewöhnlich nicht üblich. Also nahm ich einen kleinen gelben Zettel und malte ihm ein großes rotes Herz, das ich in unseren Einkaufskorb legte.
"Auch nett", sagte er, "aber was brauchen wir noch?"

Ja... Was brauchen wir? Was braucht die Welt?
Irrigerweise (ich weiß gar nicht wieso) erinnerte ich mich gestern Nachmittag an diesen Zettel, an die eigentliche Aussage dahinter, als Berichte über Schüsse in Halle durch die Medien kursierten und sich auch Meldungen häuften, dass einer oder mehrere Täter nach Leipzig flüchten würden. Dass dort teilweise Straßensperrungen errichtet worden waren.
Eine Unruhe überkam mich, solange ich im Office festhing.
Und ich erinnerte mich an die Schießerei damals in München im bzw. vor dem Einkaufszentrum. Da, wo der Mann oft auch zu Mittag essen geht. Ich erinnerte mich, dass ich Tage zuvor ein so dumpfes Gefühl im Körper hatte, so als ahnte ich, dass irgendetwas passieren würde. 

"Bist du gut nach Hause gekommen?" fragt mich abends ein Freund.
"Ja", antworte ich, "du auch?"
"Ja", schreibt er, "aber es war Chaos, es ging nichts mehr."

"Wir überlegen, trotzdem aufs Lichterfest zu gehen", schreibt Sohn II und ich bitte ihn, es nicht zu tun. Auch wenn irre Nachrichten das Netz dominierten, die sich größtenteils als Fake-News herausstellten.
Sie sind trotzdem gegangen und ich bat ihn, mir wenigstens zu schreiben, wenn er mit seiner Freundin wieder gut in ihrem Zuhause angekommen ist. Das tat er.
Während ich für Sohn I etwas zu Essen zubereitete, wir über alles Mögliche redeten und irgendwas im TV sahen, das nichts mehr mit dem Geschehen zu tun hatte.

Doch was den ganzen Abend über in meinem Kopf und in meinem Bauch blieb, war ein dumpfes, drückendes Gefühl. Es ging mir nicht gut, und zunächst vermochte ich gar nicht zu begreifen, was da in mir vorging.
"Du darfst das nicht so an dich heranlassen", schreibt mir der Mann.
Er hat recht, ich weiß.
Aber es bedrückt mich. Es belastet mich, wie ein Mann einer Frau einfach so in den Rücken schießen kann. Mehrmals. Selbst als sie auf dem Boden liegt. Wie ein Mann einen anderen erschießen kann, der um sein Leben fleht "Bitte nicht!"
Ich kann nicht loslassen von der Erschütterung, welche Grausamkeit, welchen Hass Menschen umtreibt, die sich entschuldigen dafür, dass sie versucht haben, andere zu töten, aber die Technik mehr versagte als alles andere. Natürlich weiß ich, dass Gewalt existiert. Aber dieses Wissen verhindert nicht, immer wieder neu erschüttert zu werden. Und will ich mich an solche Nachrichten gewöhnen? Will ich tolerieren, dass Menschen Menschen töten? Dass Menschen Menschen Gewalt antun?
Hat die Frau gestern noch dieselbe Musik gehört wie ich?
Sich gefreut, dass es so warm und sonnig war?
Hat der Mann gedacht, ich geh mal zum Dönermann, diesmal ess ich im Lokal, trink noch ne Cola?
Gleichwohl erschütterte mich aber auch, wie verschiedenste, insbesondere Fake-News, Videos etc. durch die digitale Decke gingen und den Menschen extra potenzierte Unsicherheit verursachten.

Je länger mich dieses dumpfe Gefühl bedrückte, desto mehr verstand ich, warum es mich gerade hier so belastet.
In München fühlte ich mich irgendwie nie sicher. Woher das Gefühl kommt, weiß ich nicht. Es war eben so. Wenn der Mann eine Woche lang irgendwohin fährt, fahr ich nach Leipzig. Oder sonstwohin. Aber Leipzig.. Hier fühlte ich mich immer wohl und vor allem sicher. Das ist keine Frage des Verstandes. Es ist lediglich eine Frage des Bauchgefühls. Ich war mir irgendwie immer sicher... Was auch passiert, hier nicht... Nicht in Leipzig. Nicht in unserem schönen Leipzig.
Und gestern Abend realisiere ich nach und nach die Scheinsicherheit, in der ich mich wiegte.
Wie dumm, wie naiv das Gefühl war.
Wie dumm, wie naiv ich war.
"Es geht mir grad nicht gut", flüsterte ich am Abend.
Der Alltag heute hilft mir. Die gewohnten Abläufe im Office helfen mir. Dennoch.

Es ist nicht nur "woanders". Es ist jeden Tag überall.

Auch weil es in der Welt viel zu wenig Liebe gibt und immer zu wenig gegeben hat.

Donnerstag, 3. Oktober 2019

Raus aus der Mitte und wieder dahin zurück



Gerade erst hatte ich noch davon geschrieben, dass wir Menschen wieder viel mehr genießen sollten - und kaum hatte ich meine Gedanken ausgesprochen, fühlte ich mich selbst aus meiner eigenen Mitte wieder herausgerissen.
Als wirklich bemerkenswert empfand ich, dass zwei Freunde von mir, die ein paar hundert Kilometer von mir entfernt wohnen, mich auf mein Befinden ansprachen: "Geht es dir wirklich gut? Irgendwie hab ich schon seit Tagen das Gefühl, dass es dir nicht so gut geht."
"Hab ich mich daneben benommen?" fragte ich erschrocken.
"Nein nein, gar nicht. Es ist nur.. einfach so ein Gefühl."
Und dieses Gefühl stimmte. Das hat mich am allermeisten berührt.

Es ist jetzt auch nicht so, dass es mir schlecht ginge, Gott bewahre. Aber ich spürte schon, dass ich innerlich völlig unfrei war, irgendwie angespannt, irgendwie festgefangen, und hatte dies zunächst auf den andauernden Stress im Job geschoben. Erst im Dialog mit der Freundin fiel mir auf, dass wesentlich Tiefergehendes dahintersteckt.

Noch bis zum heutigen Nachmittag überlegte ich: Wie finde ich da jetzt wieder raus?
Eigentlich weiß ich es doch. Eigentlich kenne ich doch meine Mechanismen.
Ich muss einfach nur die richtige Musik anstellen....
Jetzt fühle ich mich wieder viel, viel ausgeglichener, wohler, entspannter, sonniger.. Fühl mich wieder in Einklang mit mir und meiner Seele...
Es ist eine so, so, so wundervolle Musik - ich bin verliebt!!

Übrigens, mir ist schon vor Jahren aufgefallen, dass es an Tagen und Nächten, in denen ich mich nicht so gut fühle, vor allem traurige oder wenigstens nachdenkliche Musik ist, die mich wieder hochbringt. Ich konnte aber nie wirklich begründen, warum das so ist und warum ich so funktioniere. Bis ich heute Abend über einen Kommentar zu einem anderen Song stolperte.. den ich wunderbar berührend finde.. Und der genau beschreibt, was wohl in früheren Jahren in mir vorgegangen sein muss.

"One of my wonderful female friends asked me why I listen to a lot of sad songs. Sometimes, I don't even know they are, but she catches it. I tell her, it's because it makes me feel that I'm still human and it at least makes me feel something. Been single for a long time. Actually really my whole life. Had a few girls here and there but it never really worked out. I realize that although all these songs are great emotional songs, for me I feel like it has kept me stuck in a loop. Always feeling some type of way, whether it be gloomy, sad or reminiscing of past loves. Hell, sometimes I'd imagine how it would feel, to have the same feels a certain song displays for someone that's not even there, just to feel something. . I feel that I'm not giving myself permission to be happy and do what I want to do, when I'm here listening to these great emotional songs. I realize, it's time for me to step out of these genre and tunes for awhile. It's like a fight against myself, trying to discover my true potential and happiness. Just wanted to randomly vent, since it's such a great community here. Happy holidays y'all and 2017 will be a rocking new year!"
(Copyright: AWildBeowulfhttps://www.youtube.com/watch?v=3UdbsqCd6RU)

Mittwoch, 2. Oktober 2019

Oktobergedanken

Da ist er nun, der goldene Oktober. Vor dem Fenster färben sich die Blätter gelb und rot, wahlweise vor grauem (heute) oder strahlend blauem (gestern) Himmel. Vor einigen Jahren noch liebte ich vor allem den Frühling, inzwischen bin ich längst Herbst-Fan. Wenn alles noch da ist an Blättern, und sich aber schon alles in goldene Farben hüllt, Kastanien, Eicheln, Ahornblätter aufgelesen werden können. In Kombination mit Vanillekerzen himmlisch :)

Auf einmal ist er da, der Herbst. Ein bisschen schon herbeigesehnt nach der Hitze des Sommers und der ewigen Frage: Wenn nackt noch zu warm ist, was ziehe ich dann an?
Und dann so gefühlt urplötzlich gekommen - und nun frag ich mich: Was ist los mit uns Menschen?
Schon zu Beginn des neuen Jahres hatte ich das Gefühl: Hm, das ist irgendwie anders als vor einem Jahr... Egal, wohin ich schaute oder hörte, überall fehlte ein wenig Leichtigkeit oder wenigstens das Ansinnen, nicht alles so ernst zu nehmen, auch nicht sich selbst.
Wenn ich jetzt so auf das Jahr zurückschau, frage ich mich immer noch: Wann hat es begonnen, dass der Mensch begann, so unzufrieden zu werden? Dass er an allem und jedem herumnörgelt, dass unbestritten wichtige Themen so aufgebauscht werden, dass es einer Hysterie gleichkommt?
Was ist wann mit uns passiert?

Die Welt hat sich in zwei Lager geteilt: Die Befürworter und die Gegner - und die Themen sind so verschiedenfarbig wie das Laub vor meinem Fenster.
Klima und Umwelt - ein nach wie vor wichtiges Thema, doch immer öfter kann ich mir den Gedanken nicht verkneifen "Leute, bitte lasst die Kirche im Dorf!"
Du darfst nur dafür sein, dagegen sowieso nicht, aber Du darfst auch nicht kritisch oder wenigstens nachdenklich Debatten und Veranstaltungen verfolgen und Dir dann noch Deine eigene Meinung bilden. Weil Du ja sowieso falsch liegst und immer noch nicht begriffen hast, dass es Fünf nach Zwölf ist. Und Du vielleicht hoffentlich längst in der Gruft gammelst, während draußen die Apokalypse tobt - und Deine Kinder oder etwaigen Enkel das zu spüren bekommen.
Wie gesagt. Lasst bitte die Kirche im Dorf. Und hinterfragt die eine oder andere Aussage bitte oder recherchiert. In Zeiten des Internets gibt es ausreichend einfache Möglichkeiten.
Das habe ich auch gestern jemandem auf FB geschrieben, als eine Debatte losgetreten wurde ob der möglichen Erhöhung von Krankenkassenbeiträgen.
Es gab nur zwei Fronten: Die eine schimpfte auf all die Nichtstuer aus dem Ausland, die sich hier nen goldenen Lenz machen und unsere Sozialkassen plündern - die andere erinnerte an die Wasserköpfe der Versicherungen. Wie viele Krankenkassen es gibt, weiß ich selber derzeit nicht, bin auch zu müde zu googeln; es sind aber in jedem Fall zuviele. Meiner Meinung nach jedenfalls. Was brauchen wir zwischen 100 und 200 Versicherungen? Der Marktwirtschaft wegen? Wozu brauchen wir dann zig gesetzliche Kassen? Auch der Marktwirtschaft wegen?
Egal. Im Abschlussbericht für 2018 meiner eigenen Kasse jedenfalls stand, dass nach Abzug aller Aufwendungen, Rücklagen  und Kosten ein Überschuss von ca. 40 Millionen Euro erwirtschaftet worden war. Und die Kasse zum 4. Mal in Folge ein derart erfolgreiches Jahr bilanzieren durfte.
Das schrieb ich dem Flüchtlingsgegner-Mob und fügte hinzu "Lesen und Rechnen können Sie?"
Natürlich gabs darauf keine Antwort, und manchmal frage ich mich selbst, warum ich mir das immer wieder antu.
Aber ich frage mich dann auch: Wenn meine Kasse wie so viele andere auch so gute Ergebnisse einfahren, wieso muss der Steuerzahler dann darauf eingestellt werden, dass die Beiträge steigen könnten?

Ich frage mich so einige Sachen, auch im Hinblick zum Beispiel auf den sinnlosen Plastikmüll, in dem wir gefühlt ersticken. Nicht nur wir. Auch das Meer. Mein geliebtes Meer. Weil der Mensch das größte Sauschwein aller Zeiten ist und bleibt - und seinen Dreck überall entsorgt, aber viel zu oft nicht da, wo er es sollte. Oder im Hinblick auf die Dieselproblematik. Jetzt kommt die CO2-Steuer und die Kfz-Versicherungen sollen sich in etwa verdoppeln. Der Sprit soll teurer werden. Früher haben wir gelacht, wenn wir hörten, dass die Grünen am liebsten 5 Mark für den Liter Sprit verlangen wollten. Inzwischen lachen wir längst nicht mehr. Aber ist das alles so gerechtfertigt?
Denen, die bevorzugt das Rad nutzen können, ist das egal. Denen kanns auch egal sein.
Kann ich erhöhte Kosten für das Fliegen akzeptieren, weil ich sowieso meist Auto oder Bahn fahre?
Kann ich erhöhte Kosten für das Autofahren nicht akzeptieren, weil ich davon abhängig bin - und die Belastung eh schon hoch genug ist? Ich seh das beispielsweise an Sohn I: Seitdem er wieder ein eigenes Kfz hat, um zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten den Dienst antreten zu können, ist sein finanzieller Spielraum auf genau genommen Null geschmolzen. Er hangelt sich von einem Monat zum anderen. Ich bewundere immer, wie er das schafft - aber es bleibt eine Belastung im Kopf: Was wird, wenn dies und jenes eintritt?
Klar, er hat mich - aber er will das gar nicht. Er will frei und unabhängig sein, von seinem Lohn seine eigenen Kosten tragen können - und trotzdem wenigstens ein bisschen Luft haben.
Ist das zuviel verlangt für einen Job von montags bis samstags und gerade mal eintausendeinhundert Krabben? Er ist sehr sparsam - aber oft auf Kosten seiner Gesundheit.
Wir sollten uns möglichst Bio ernähren, da kann er nur müde drüber lächeln. Man muss es auch bezahlen können. Egal, ob Bio nun wirklich auch immer Bio ist oder nicht.
In einer Stadt wie M halte ich das Autofahren für sinnlos. Die ÖPNV-Vernetzung ist so klasse ausgebaut - da braucht es kein Auto. Eigentlich. Aber würde ich das Autofahren hier in der Stadt verbieten wollen? Was ist mit denen, die nachts oder wenigstens spät zur Arbeit müssen oder von da kommen? Ich persönlich möchte nicht ein, zwei Stunden lang nachts irgendwo auf einen Bus oder eine Bahn warten müssen. Nicht nur, weil ich müde bin und nach Hause wollte. Vor allem auch, weil ich Angst hätte. Ich persönlich fahre auch nicht jeden Schritt mit dem Auto, weder hier in M noch in L. Tagsüber. Nachts, das gebe ich zu, wäre das was anderes, solange ich allein unterwegs wäre.
Kann ich also Menschen nur disziplinieren, indem ich ihnen immer mehr Geld abknöpfe?
Und jetzt noch CO2 besteuere, weil ich die Erzeugung und Abgabe begrenzen möchte?
Wie eigentlich? Indem ich Kreuzfahrtschiffe beispielsweise nicht verbiete, aber das Fahren so teuer mache, dass über kurz oder lang keiner mehr will? Oder nur noch die, denen die Preise sowieso egal waren?
Indem ich Dieselfahrzeuge verbiete und das E-Auto in den Fokus richte, obwohl die Herstellung und Entsorgung der Batterien immer noch genug Schadstoffe emittieren, es sei denn, ich fahr ein Kleinfahrzeug meinetwegen der Größe Twingo?
Indem ich das Fliegen teurer mache, damit Klein Erna aus Buxtehude nicht auch nach Mallorca fliegen kann, während die Bundesregierung bis zu 800 Leerflüge in einem Jahr (!) produziert? Obwohl sie das ganze Jahr drauf gespart hat und sich freut, doch mal was anderes sehen zu können als den alten kaputten Holzzaun vorm Fenster und den Nachbarn im Fenster gegenüber?
Ich persönlich denke ja: Wer glaubt, dass die CO2-Steuer für den Klimaschutz verwendet wird, der glaubt auch immer noch, dass die Rentenbeiträge für die Rente genutzt werden.

Und während ich meine täglichen Überstunden ins System eintrage, anschließend noch Abendessen zubereite und nicht lange danach todmüde ins Bett falle, bin ich trotzdem froh, dass es mir persönlich immer noch so viel besser geht als anderen. Dass ich in einem Land wie Deutschland geboren wurde - auch wenn jetzt gefühlt jeder Dritte darauf scheißt oder wenigstens meckert.
Ich weiß noch, wie ich mich fühlte, als wir im Oktober 2016 aus Indien zurückkehrten. Wie dankbar ich die eiskalte, klare Luft einatmete, wie sauber die Straßen waren, durch die wir an jenem Morgen fuhren, wie köstlich das frische Brot duftete, das die Freundin als Willkommensgruß gebacken hatte - und dass ich niemals mit meinen Kindern täglich in Staub und Dreck liegen musste in der Hoffnung, ein paar Cent oder Euro in die Hand gedrückt zu bekommen. Was Überlebenskampf bedeutet, weiß auch eine Greta Thunberg nicht - und insofern kann ich ihre Worte "Ihr habt mir meine Kindheit gestohlen" auch nicht (mehr) ernst nehmen. Ab irgendeinem Punkt dieses Kampfes ist es gekippt...

Ja, uns geht es verdammt gut - und dennoch frage ich mich momentan, woher sie kommt, diese stetig wachsende Unzufriedenheit der Menschen. Dass wir nicht zufrieden sein können mit dem, was wir haben. Dass wir so neiderfüllt, so hasserfüllt auf andere schauen, die etwas bekommen, für das sie nichts geleistet haben, während man hier immer mehr alte Menschen sieht, die in Abfallkübeln wühlen. Warum wir so ängstlich hüten wollen, was wir haben, um eines Tages nicht auch im Kübel suchen zu müssen? Warum wir Angst haben, es könnte morgen einen Klimaknall geben und wir alle werden zu Staub? Wo ist die Besonnenheit, die Sachlichkeit, eine gewisse Pragmatik geblieben, anstatt uns in Hysterie aufzulösen? Warum tun wir so, als hätten wir uns nie fürs Klima interessiert und nun sei unsere Zeit beinah abgelaufen? Stimmt das überhaupt, dass wir nie was getan haben? Ich denke doch mal nicht. Aber möglicherweise denke ich überhaupt momentan wieder etwas zuviel und möglicherweise auch nicht immer das Richtige.

Ich persönlich denke aber eben auch, dass der Mensch wieder lernen sollte, viel mehr zu genießen. Auch und vielleicht auch gerade dann, wenn es viel zu tun gibt.
Aktuell arbeite ich viel, sehr viel, zuviel (sagt der Mann). Und ich würde daran zerbrechen, vermutlich, würde ich mir nicht kleine Inseln schaffen. Inseln dahingehend, dass wir ausgehen, dass wir woanders hinfahren, dass wir Freunde, Familie besuchen, vom Alltag loslassen. Und seien es nur drei, vier Stunden eines Abends, an dem man noch nicht zu müde war.
Es ist Oktober. Es ist schon wieder Oktober. Grad war doch noch Mai. Oder Juni.
Alles vergeht so schnell. Ich will nicht nur existiert haben, ich möchte auch gelebt haben. Denn das ist es ja immer noch: lebenswert. Irgendwie hab ich nur das Gefühl, dass der Mensch diesen Aspekt ein bisschen aus dem Auge verloren hat.

Dienstag, 1. Oktober 2019

...und nun auf die Ohren bekommen

Im Moment bin ich müde, hundemüde. Erst dachte ich ja, das liegt an den seit August mehr oder weniger andauernden 9 - 10 Stunden-Arbeitstagen und der ständigen Fahrerei nach Nord & Süd. Ja, auch in den Urlaub fahren kann in Stress ausarten, wenn die Anfahrt wenige Stunden länger dauert als geplant, man an Grenzübergängen erwägt, lieber die Skier statt der Badesachen mitgenommen zu haben und es noch nicht ganz geschafft hat, auf Durchzug zu schalten, wenn die Begleitung an allem Möglichen herumbemängelt.

Aber dann wurde mir klar, dass es (gefühlt) schlagartig Herbst geworden war - und vermutlich vorzeitige Winterschlafbedürfnisse bei mir eingezogen sind :)

Das bedeutet, auch die nächtlichen Medical Detectives-Sessions sind erstmal vorüber. Das ist vielleicht auch ganz gut so. Ich kann mich ja nicht nur mit bösen Abgründen anderer befassen, es muss ja auch Raum und Zeit für Sonniges bleiben, und das gibts eben nicht nach Mitternacht.

Und so dachten wir, es wäre doch der perfekte Zeitpunkt, mal die Ohrenkerzen auszuprobieren. Ich hatte einiges darüber gelesen, fand das meiste davon interessant genug und hatte mich zunächst für die preiswerte Variante mit Minzeduft entschieden. Zum Testen gleich 20 Euro oder mehr auszugeben, fand ich persönlich jetzt nicht so angemessen, aber ich denke, ich werde diese Variante dann auch noch ausprobieren.

Der Mann weigerte sich auch nach dem Kauf der Kerzen standhaft: "Den Mist kannste alleine machen."
Also ließ ich mir irgendwann im September am späten Nachmittag eine Wohlfühl-Badewanne ein, legte mir einen Spiegel (muss ja gucken, ob die Brenngrenze erreicht ist) und die Kerzen zurecht und dachte: Hier kann ja nix passieren, falls doch irgendwo ein Funken fliegt. Ins Waschbecken ließ ich ein wenig kaltes Wasser ein, um da dann die heruntergebrannte Kerze löschen zu können.
Den Kopf legte ich auf dem Badewannenrand ab; ich meinte irgendwo gelesen zu haben, dass die Kerzen möglichst senkrecht stehen sollten. Die Brenndauer liegt irgendwo zwischen sieben und zehn Minuten, gefühlt geht es schneller. Ich hatte Respekt davor, das gebe ich zu. Der Mann hat auch mindestens dreimal zur Tür hereingeschaut, um zu gucken, ob ich evtl. schon angekokelt sei.

Danach wollte der Mann sich dann doch mal daran versuchen.
Ihm ist so ein glühendes kleines Fähnchen auf die Haut getaumelt, hm, das hatte ich mir so auch nicht vorgestellt. Beim zweiten Versuch hatte ich also auch bisschen Schiss davor, aber ich hatte auch diesmal Glück. Vielleicht muss man wirklich drauf achten, dass die Kerzen senkrecht stehen.

Aber sonst.. Sagten wir beide unabhängig voneinander, dass der Kopf sich "leichter" anfühlen würde, waren wir beide anschließend richtig richtig müde und schliefen wunderbar bis zum nächsten Morgen. Er meinte, er habe nach der Kerze bis zum nächsten Morgen auch keinen Tinnitus mehr gehabt. Dieser Wohlfühleffekt war deutlich, so dass wir zwei Wochen später das Ganze nochmal ausprobierten, aber ohne Badewanne, sondern auf dem Sofa. Dafür abends, um anschließend die Entspannung mit ins Bett nehmen zu können.
Und beide sagten wir unabhängig voneinander, dass jene Müdigkeit diesmal nicht eingetreten war. Dass ich irgendwie Ohrenschmerzen auf einer Seite hatte und auch sonst irgendwie vergeblich auf einen entspannten Wohlfühlmoment wartete. Wir legten uns schlafen wie immer, alles war wie vorher und ob der Tinnitus bei ihm auch diesmal "ausgeschaltet" war, habe ich vergessen zu fragen.
Die Ohrenschmerzen hielten sich so ein, zwei Tage.

Insgesamt denke ich: Entspannen kann man sicherlich auch auf vielfältigste andere Art und Weise. Dafür braucht es sicher keine Ohrenkerzen. Und vom Minzegeruch hab ich auch nix gemerkt.
Ich denke aber, dass das teils auch dem Umstand geschuldet ist, mich hier aus Vorsicht für die preiswerte Variante entschieden zu haben.  Die letzten zwei werden wir noch aufbrauchen und dann werde ich mich mal nach "richtigen" umsehen. Und auch drauf achten, was andere Käufer zu den Enden sagen, die man sich in die Ohren steckt. Unsere sind aus teils etwas scharfkantiger Plastik, das is natürlich e bissl unangenehm.
Die Kerzen sollen sich ansonsten insgesamt auch entspannend auf den Hals-Schulter-Bereich auswirken und für so nen Schreibtischtäter wie mich ist das vielleicht auch ne ganz gute Variante. 
Ich probier das einfach mal weiter aus.