Dienstag, 16. Juni 2020

"Heimat ist, wo das Meer ist"



Da ist sie nun vorbei, diese eine erste Woche am Meer, von der die zweite bald folgen soll, nur dann diesmal an einem anderen Ort.
Diese eine Woche war genau so wie ich sie mir gewünscht hatte: mit Sonne, mit Wärme, zuweilen auch mit kälteren, stürmischen Tagen, mit Muscheln und Steine suchen barfuß am Strand (oder eben auch in Boots), mit streichelzartem Wind in den Haaren und eben diesem Gefühl von endloser Tiefe und Weite, wenn man so nah am Ufer steht und die Arme ausbreitet.
"Ich bin die Königin der Welt!" schrie ich begeistert, während der Klang der Worte vermutlich ungehört im Tosen der Wellen versank.


Wir waren kaum zwei Tage im Norden, da sagte der Mann zu mir: "Die Leute hier sind so unfassbar nett und freundlich, dass es mir fast Angst macht."
Das hat mich amüsiert, aber irgendwie auch gefreut. Immerhin sind wir Fischköppe nicht umsonst darin verrufen, derart maulfaul und unzugänglich zu wirken, dass es schon wieder unhöflich anmuten könnte. 
Gerade dieses Foto "Heimat ist, wo das Meer ist": Ich realisierte erst, dass hinter diesem Fenster in Neustadt ein Immobilienbüro (glaub ich) zu Hause ist, als die Frau hinter diesem Fenster an ihrem Schreibtisch herzlich lachte und mir winkte. 
Humor muss auch bewiesen haben, wer in Lübeck ein Ärztehaus "Fegefeuer" nennt.
"Ich habs heut im Kreuz, ich geh mal ins Fegefeuer." Über sowas könntsch mich kaputtlachen :)
Überhaupt hat es mir in Lübeck (natürlich abgesehen vom Strand und vereinzelten wundervollen Häuschen am Rande des Meeres) fast am besten gefallen: Die südliche Altstadt hat es mir angetan - mit den vielen kleinen, oft Ziegelsteinhäusern; die Stadthäuser - schmal und oft dreistöckig. 
Aber bei den Mietpreisen blieb mir oft die Spucke weg. Das ist ja Münchner Preisniveau - Altstadt hin oder her? Da war ich schon sehr überrascht.

Überrascht war ich auch von einer Begegnung mit jemandem, den ich über den Blog kennenlernte; zwar relativ lange geplant und entsprechend im Kopf vorbereitet, von dem ich jedoch nachhaltig beeindruckt blieb. Und das nicht einmal aus besonderen, bestimmten Gründen. Aber - und hier spreche ich auch nur für mich selbst - es gibt Menschen, denen schaust Du in ihr Gesicht und fühlst Dich in genau diesem Moment von diesem Menschen, von diesem Gesicht angezogen. Beziehungsweise von dem, was Du glaubst, in diesem Moment in den Augen des anderen wiederzuerkennen. 
Im Nachhinein wurde mir einmal mehr bewusst, warum ich niemals an einem Bloggertreffen teilnehmen würde. Ich persönlich finde die einzelne Begegnung wunderbar persönlich und vieeeel nachhaltiger. Grad wenn man nur einen halben Tag gemeinsam hat.


Wirklich genossen habe ich auch, dass es mit dem Mann so entspannt war. Dass es wirklich auch ein Urlaub für die Seele war, lange ersehnt, lange darauf gewartet. Es gibt schon Momente, wo ich dann und wann an frühere Zeiten denke und wo ich mich frage, warum ich das Damals zwar anstrengend, aber normal fand. 

Ein besseres Geburtstagsgeschenk hätte mir der Mann nicht machen können. Vor allem auch mit dem Abschluss, indem er mir vorschlug, einen Tag eher abzureisen und dafür eine Nacht in L Zwischenstopp zu machen. Denn während man gerade noch denkt "Ich bin so froh, wie alles grad läuft und sich entwickelt", verdreht sich schlagartig alles ins Gegenteil. Vielleicht sollte ich positive Entwicklungen einfach auch nicht mehr aufschreiben, nicht mehr "beschreien". Jedenfalls bin ich am Samstag Vormittag mit einem wesentlich besseren Gefühl nach Hause gefahren als ich am Freitagabend dort angekommen war. Und lehne mich immer wieder mal entspannt vom Schreibtisch zurück, schließe die Augen, betrachte die Fotos und denke "Grad eben war ich noch dort.. Ich kanns noch atmen, riechen, schmecken..." Und dann lächle ich, öffne die Augen und mache weiter. 




8 Kommentare:

Ruthy hat gesagt…

Das schaut mir doch mal nach einem wunderschönen Urlaub aus :-)

Hat Dir die Frau Darstellerin (ich vermute mal, sie war Dein Treffen?) meine Grüße weitergegeben, oder war sie schon unterwegs? ;-)

Wir überlegen auch schon, heuer mal ans Meer Richtung Norden zu fahren, nach Kroatien mag ich lieber noch nicht...

Liebe Grüße
Ruthy

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Ruthy, das waren wirklich auch schöne Tage. Nein, die Frau Darstellerin hat nix verraten, aber ich habs aufgrund ihres Posts ein paar Tage später gesehen :) Leider kann ich über Handy nicht mehr kommentieren und im Urlaub hatte ich tatsächlich den Laptop nicht ein einziges Mal an. Darum an dieser Stelle ganz herzlichen Dank nachträglich!!
Kroatien würde mich ja echt auch mal reizen, ich war noch nie dort. Aber der Mann ist dafür eher nicht zu begeistern. Dann vielleicht doch eher mal Holland - ich bin grad heute mal virtuell ein paar Strecken abgefahren, wo ich hinwollen würde. Natürlich irgendwo an der Küste ;)

Grit hat gesagt…

Guten Abend Helma,
vielen Dank fürs Zeigen der schönen Urlaubsbilder. Lübeck haben wir voriges Jahr bei unserem 14tägigen Ostseeurlaub einen Besuch abgestattet, eine wirklich sehr schöne Stadt. Ja, die "Fischköppe" sind ein eher rauhes Völkchen aber mit einem weichen Kern, wenn man den erstmal geknackt hat dann läufts. ;):)
Herzliche Abendgrüße, Grit.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Grit, so was ähnliches sagt mein Papa auch immer ;)
Der Mann war nur ziemlich erstaunt, dass so rauh der Norden inzwischen doch nicht mehr scheint :) Er meinte, da sind die Bayern viel griesgrämiger *haha*

Flo(h) hat gesagt…

Auch als Österreicher habe ich letztes Jahr drei Wochen den Norden besucht. Ich kann nur bestätigen, dass es dort viele nette Leute gibt. Habe mich selten wo so wohl gefühlt!!

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Mir hat Lübeck auch sehr gut gefallen, deswegen war ich wohl schon 3x dort - ist für mich ziemlich viel.
Nicht nur deswegen:
https://chh150845.files.wordpress.com/2020/08/1506-hc3b6fe.jpg
Ich hoffe, es klappt mit dem Bild.
Ich bin ja auch der absolute Nordtyp - nicht umsonst habe ich vor Jahren einen ernsthaften Versuch unternommen, nach Hamburg zu ziehen.
Lieben Gruß

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Clara, ja, das mit dem Bild hat funktioniert - ist ja schon irgendwie witzig ;)
Als ich vor 6 Jahren in den Süden zog, stand von Anfang an fest, dass dies nur eine Interimslösung sein und bleiben wird. Auch in "Mittelerde" würde ich nicht bis zum Lebensende wohnen wollen: Es zieht mich doch immer wieder an die Küste zurück, ganz gleich, wo genau "Küste" meint, denn davon gibts ja herrlich viel. Insofern bin ich natürlich froh, dass der Mann diese Leidenschaft teilt - aber er hegt eben eine vermutlich noch größere Leidenschaft für die Berge und eins weiß er: Eines Tages gehe ich ans Meer zurück, mit ihm oder ohne ihn.. (Ich hoffe, mit ihm ;))

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Lieber Flo, ich hab ganz breit gelächelt, als ich das gelesen hab :)