Sonntag, 5. Oktober 2008

Bilder malen als Therapie :-)


Heute fällt es mir gar nicht so leicht, etwas aufzuschreiben. Die Buchstaben verschwimmen vor meinen Augen, irgendwie sehe ich sie nicht so klar wie sonst und irgendwie auch doppelt.

Und doch fühle ich mich inzwischen wieder so eins mit mir selbst. Heute hab ich mein erstes "Auftragsbild" fertiggestellt. Ein Geschenk zu einem 51. Geburtstag, ein Bild ausdrücklich gewünscht aus meinem Pinsel :-) Und mit jedem Pinselstrich mehr, natürlich und sowieso begleitet von Musik, spürte ich, wie die Gelassenheit zurückkehrte. Diese Ruhe in mir. Dieses Gefühl gleich jener Spielfigur, die nach allen Seiten geschubst werden können - sie schwingen hin und her und kehren doch immer wieder zu ihrer eigenen Mitte zurück... Genau so fühle ich mich auch heute wieder, an diesem Oktobersonntag, an dem es inzwischen zu regnen begonnen hat. Doch was kümmert mich das schon, die Luft schmeckt trotzdem herrlich mild. Und so hab ich, bevor ich mit dem Bild begann, auf meinem Balkon im Korbstuhl gelehnt, eingekuschelt in die grobgestrickte Jacke, die Beine angewinkelt, die Arme um die Beine geschlungen, ab und zu einen Schluck meiner ersten Tasse guten-Morgen-Kaffee genossen, den Blick in die Ferne gerichtet, ohne wirklich auf etwas zu schauen. Ich muss gar nicht ewig so sitzen, geht ja eh nicht, denn gerade das Sitzen auf Stühlen kann ich vor Schmerz nicht ertragen. Aber nur diese wenigen Minuten in dem Korbstuhl, tief einzuatmen, die Augen zu schließen, dem Wind zuzuhören, wie er durch die mittlerweile an den Bäumen immer spärlicher werdenden Laubblätter murmelt, im Hintergrund die Musik - diese paar Minuten haben genügt, um die Last mancher Gedanken abzulegen, abzustreifen wie ein Kleid, das zu eng geworden ist. Und dann mit dem Bild zu beginnen. Grundgütiger, wie viel und wie oft habe ich früher gemalt. Und wie viele Jahre habe ich keinen Stift, keinen Pinsel mehr in der Hand gehalten. Ich weiß noch genau, wer mir dieses Malen beigebracht hat. Da sind diese Erinnerungen gleich einer Momentaufnahme. Wie ich, ich muss wohl 6 oder 7 Jahre alt gewesen sein, neben meiner Oma stand, die in ihrem Lieblings-Sessel am Fenster saß, in ihrer Hand einen Block, einen Stift, und sie zeigte mir, wie man malt, wie Figuren auf dem Papier zum Leben erwachen. Genau das wollte ich auch immer können. Ich erinnere mich nicht mehr an meine Zeichnungen im Einzelnen, aber ich weiß noch, dass ich wie sie immer nur Menschen zeichnete, Menschen in Bewegung, wie sie saßen, liefen. Eigentlich schade, dass es diese Zeichnungen nicht mehr gibt. Eigentlich schade, dass auch ich solche Dinge nicht aufbewahrt habe. Denn das Bewusstsein dafür habe ich erst viel, viel später entwickelt. Heute... Seit ich vor wenigen Wochen wieder mit dem Zeichnen begonnen habe, bringe ich immer wieder dieselben Dinge zu Papier: Augen. Mund. Ein halb verdecktes Gesicht. Zumindest, wenn ich frei heraus zeichne, ohne eine Vorlage. Ein Mund, die Augen, das sind für mich ohnehin die wohl wichtigsten oder aussagekräftigsten Attribute an einem Menschen. Nichts gibt so vieles über einen selbst preis wie der Mund, wie die Augen. Weitaus mehr, als man selbst überhaupt von sich preisgeben möchte.

Und ich liebe es, das Zeichnen. Egal, ob nun in einem Skizzenblock, auf einem Aquarellblock oder einer Leinwand. Und ganz egal, ob das Bild gelungen sein mag oder nicht: Es zu tun, es tun zu können, das bedeutet mir beinah so viel wie meine Musik. Danke an der Stelle an jene Menschen, die mir genau das ermöglicht haben.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Darf ich dich fragen, wieso du Schmerzen hast?

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

So genau weiß es bis heute keiner. Am Anfang stand eine unbehandelte Angina, wenige Wochen danach folgte eine sehr schwere Virusgrippe (soll wohl typisch sein) und unmittelbar danach eine äußerst schmerzhafte Gelenkentzündung. Seither schmerzt bis heute meine komplette linke Seite, also alle Gelenke, nicht die "Weichteile". Inzwischen glaubt man die Ursache gefunden zu haben: ein Gefäßrheuma.
Nach 9 Jahren...

Anonym hat gesagt…

oh man.... Rheuma ist sehr schmerzhaft, das ist mir bekannt.

Ich wünsch dir, dass dir dann jetzt endlich mal geholfen wird! Wird ja auch langsam Zeit...

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Hey Suse, ja, das wurde wirklich Zeit, wobei ich aber Medikamente nur dann nehme, wenn ichs wirklich nicht mehr aushalten kann.
Im allgemeinen behelfe ich mir mit Dehnungsübungen und mit viel Entspannung á la heiße Badewanne. Und ich pass immer auf, dass ich meine Beine und Arme nicht zu sehr strecke, also nicht überdehne. Dann kann ichs mittlerweile ganz gut aushalten.