Vor allem montags, dem ersten Tag nach dem Wochenende, erscheinen die Kollegen lustlos, müde und ausgesprochen kaffeedurstig. Ich selbst nehme mich davon gar nicht aus, auch wenn ich zu der Gattung gehöre, die selbst am frühen Wochenbeginn in der Lage sind, auf dem Weg in die Arbeit das Radio aufzudrehen und eine Hymne nach der anderen mitzuschmettern, als ginge es darum, Deutschlands nächster Superstar zu werden.
Gleichwohl ärgert es mich verdammt, wenn ich den Kaffee schon koche und trotzdem das Nachsehen genieße, weil die anderen schneller waren und sich des Kaffees bedienen, ohne sich aber auch veranlasst zu sehen, wenigstens neuen aufzusetzen, sobald die Kanne glorreich geleert wurde.
Inzwischen nun ist die dritte Kanne Kaffee gekocht, Frau Helma hat ihren zweiten Kaffee plus Stulle genossen, ist ensprechend besänftigt (Hunger - und Durst - machen ja in der Tat böse ;-)) und fühlt sich bei der Thematik "Kaffee" an längst vergangene Zeiten erinnert, in denen der damalige Chef um einen Kaffee bat, den ich zwar flugs auch aufsetzte, jedoch in blinder Arbeitswut vergaß, selbigen auch zu servieren. Bis auf einmal der Chef neben mir stand, in Jackett und mit der Tasche unter dem Arm, während ich ihn irritiert anschaute:
"Wo willst du denn jetzt hin?"
"Na ich muss noch mal los."
"Du kannst jetzt nicht weg", widersprach ich, "du hast in zehn Minuten einen Termin!"
"Ja... Schon wahr. Aber ich muss mal gucken, obs Streit auf der Plantage gibt - vor einer Stunde hatte ich Kaffee bestellt, aber es kommt keiner!"
Es waren nur wenige Tage vergangen - selbes Szenario: Chef bestellt Kaffee, Assistentin kocht, arbeitet weiter und vergisst zu servieren...
Dieses Mal stellte er sich nicht in kompletter Montur in meine Tür, diesmal blieb er dahinter stehen und winkte zu mir heraus nur mit dem Jackett ;-)
Als mir selbiges wiederum nur ein paar Tage später passierte, dieses Mal jedoch im Rahmen eines Meetings, bei dem Gäste und Kollegen mit langen Zähnen am Tisch warteten, servierte ich nach einem Anruf des Chefs den Kaffee und brach das dortige Eis mit einem Lächeln an den Chef: "Entschuldigt die Verspätung, aber es gab schon wieder Streik auf der Plantage."
Alles lachte - und seither vergaß ich niemals mehr, den Kaffee nicht nur zu kochen, sondern auch anschließend zu servieren ;-)
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