Schlägt man heutzutage die Gazetten oder einfach nur das Internet auf, kommt man derzeit kaum an neuen Beiträgen über Woods & Co. vorbei. Wo mehr oder weniger Prominente bzw. deren Partner bekunden: Ja, ich habe ihn/ sie betrogen - ich bin sexsüchtig, ich muss eine Therapie machen.
Hatte sich noch vor ein paar Monaten die Meute auf Tiger Woods gestürzt und Geschichten ans Blitzlichtgewitter gezerrt, von denen kein Schwein weiß, was davon überhaupt wahr ist und was nicht, so kommen beinah täglich immer neue Geschichten - und keiner fragt danach, ob wir das alles überhaupt wissen wollen.
Was mir an diesen Berichten nur immer wieder die Augenbraue hochzieht, ist diese Art Gruppenzwang: Hat es einer vorgemacht, kommen nach und nach die anderen mit ihrer Beichte und der Ankündigung, sich mal eben in einer Klinik gegen Sexsucht behandeln zu lassen. Aber ist jeder Betrug auch immer gleich die Ursache einer Sexsucht?
Vermutlich kennt jeder zweite oder dritte von uns aus eigener Erfahrung, wie es zu so etwas kommen konnte. Das Verstehen dessen mildert nicht den Schmerz, den wir zufügten oder zugefügt bekamen. Aber ich glaube, das Verstehen hilft uns, das Geschehene zu verarbeiten, damit umzugehen - und Erkenntnisse für das Jetzt und Hier und für die Zukunft mitzunehmen.
Was ist im Jetzt & Hier und in der Zukunft möglich und was nicht?
Manchmal gehört auch dazu, etwas zurückzulassen, aufzugeben.
Mit Sucht hat das Fremdgehen wohl nur in den wenigsten Fällen etwas zu tun und mit jeder neuen Schlagzeile wünschte ich, man möge doch die Menschen in Ruhe ihr Leben ordnen lassen - das braucht schließlich genügend Zeit und Kraft, auch Vertrauen neu zu fassen - aber sicherlich niemanden von außen, der mit dem Finger darauf zeigt. Wenn z. B. jeder "Woods-Berichterstatter" keinen Artikel schreiben dürfte, der sich selbst etwas vorzuwerfen hätte, würde es vermutlich auch keinen neuen Artikel mehr geben.
Vertrauen lässt sich im übrigen auch auf andere mannigfalte Weise missbrauchen, das Urvertrauen lässt sich auch auf anderem Wege als den Betrug elementar erschüttern - und mich verwundert schon ab und an, wie schnell die Menschen eigene Unzulänglichkeiten unter den Teppich kehren können und dafür anderen Menschen das Leben schwermachen.
Wie heißt es doch so schön? "Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen schmeißen."
Das bitte ich doch mal schön zu berücksichtigen.
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