Mittwoch, 5. Mai 2010

Berlin, Berlin - Wir Fahren Nach Berlin

Eine Postkarte mit genau dieser Aufschrift fand ich gestern beim... ähm... aufräumen ;-) und erinnerte mich spontan an den Absender und an die Erlebnisse an jenem Wochenende. Hach ja, ist das lange her.
Wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich nie eine besondere Verbindung zu dieser Stadt.
Der eine empfindet die Stadt als mystisch, der andere als mistig.
Der eine empfindet die Stadt als aufregend, der andere als abtörnend.
Was ich selber damit verbinde?
Bislang eigentlich... nix. Bis auf die eine oder andere Erinnerung natürlich.
Anrufe mitten in der Nacht von einem Konzert. Natürlich ein irrsinniger Krach, man versteht kein Wort, aber auch das kann eines der innigsten Momente sein, die man erlebt. Weil ich das Gefühl genoss, dass in genau diesem Augenblick, der für einen anderen Menschen so besonders war, er genau diesen mit mir teilen wollte - und sei es übers Telefon. Für ein paar Minuten schafft das soviel Nähe, wie ich sie nicht einmal mit Menschen empfinde, mit denen ich einen ganzen Abend verbringe.
Menschen, die mich kennen, wissen ja, dass ich eines Tages unbedingt wieder am Meer leben möchte. So nah wie möglich, so intensiv wie möglich. Abends die Fenster öffnen können, die Wellen murmeln hören, das Salz schmecken, die Frische spüren.
Doch gibt es doch im Leben nicht nur Schwarz oder Weiß, nicht wahr? Nicht in jedem Fall immer nur ein Entweder - Oder.
Wenn ich eines Tages also wieder am Meer leben kann - warum bis dahin nicht auch einen Zwischenstopp einlegen? Eine Etappe für ein paar Jahre - und dann weiterziehen? Frei wie ein Vogel...
Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich sie - die Bilder alter, beinah verblasster Träume.
Eine Altbauwohnung mit knarrenden, echten Dielen. Schmale hohe Fenster mit Fensterbrettern, auf denen man an Regentagen sitzen und Tee trinken kann, auf denen man an Sonnentagen ein Buch liest oder auch die Zeitung.
Eine alte Badewanne, die noch auf vier Füßen steht. Klar, total unpraktisch, weil das Wasser schnell kalt wird, aber... scheiß doch drauf. Genuss gibts auch, wenn der Moment nur ein kurzer ist.
Töpfe mit Kräutern an den Fenstern, handbeschriftet auf braunem Papier, die ich manchmal vergesse zu gießen.. Und wenn ich aus dem Fenster schaue, schaue ich auf die Stadt - und auf meinen geliebten Kastanienbaum. Ich bin der Meinung, dass es keinen schöneren Baum gibt als den Kastanienbaum mit seinen sattgrünen großen Blättern.
Irgendwie... sehe ich das alles vor mir, wenn ich gerade an Berlin denke. Warum das so ist, ich habe keine Ahnung. Vielleicht, weil meinem Sohn ein möglicher Schulwechsel bevorsteht? Vielleicht, weil ich schon länger etwas an meinem Leben ändern möchte?
Vielleicht sollte ich ja einfach mal ne Anzeige schalten?
"Hey, suche Altbauwohnung und die bitte nur mit echten Dielen.
Ach ja und zur Wohnung bitte unbedingt ne Dachterrasse
mit Blick auf City und Kastanienbäume.
Supermarkt und Kino in der Nähe und das alles bitte in ner beruhigten Nebenstraße.
Und bevor ichs vergess:
Ich bin neu in der City, ich hätte gerne noch Ihre Telefonnummer dazu,
Sie wissen schon, Leute kennen lernen zum quatschen."

Jetzt muss ich selber grad lachen. DIE Antworten auf so eine Anzeige kann ich mir gut vorstellen ;-) Ich hätte vermutlich anschließend alles - nur keine Wohnung ;-)

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