Noch vor einigen Tagen belehrte mich mein großes Kind, an welchem Datum genau der "Tag der Mutter" zu begehen sei. Ich meine, wir wissen ja alle eines: Gefördert werden solche "Feiertage" vor allem von der Industrie - und während ich mich vor zehn Jahren noch über ein selbstgemaltes Bild und vor fünf Jahren über eine Schachtel "Raffaelos" freute, so ist es mir heutzutage schon wichtiger, "übers Jahr" hin zu spüren, dass die Kinder mich lieben & wertschätzen.
Liebe & Wertschätzung ist für mich persönlich noch niemals am Geld messbar gewesen. Große bzw. großartige Geschenke erschrecken mich eher und vermitteln mir obendrein ein peinlich berührtes Gefühl. Klingt vielleicht komisch, ist aber so.
Heißt auf deutsch: Für mich muss man zumindest an solchen Tagen nicht die Wirtschaft ankurbeln, für mich machts auch ein liebevoll gedeckter Frühstückstisch.
Und wie sieht die Realität im Hause Ziggenheimer aus?
Während Mama Ziggenheimer sich mit knurrendem Magen gegen elf den ersten Kaffee zubereitet, liegen die Kids tatsächlich bis nach zwölf Uhr in ihren Federn - und während ich noch denke: Lass sie schlafen, wer weiß, wie lange sie die Nacht noch quatschten, so entpacken sie derweil die letzten Süßigkeiten, kauen genüßlich eine Zuckerstange nach der anderen und klimpern nebenbei auf Gameboy & Co. Verdeckt vor Mamas Augen, versteht sich.
Und noch bevor ich mahnend in der Tür stehen und fragen kann, wo denn mein "liebevoll gedeckter Frühstückstisch" bliebe, kommt mir der Große entgegengehumpelt: "Mutter, irgendwas stimmt mit meinem Fuß nicht, kannst du mal gucken?"
Als mich dann noch der Anruf einer Freundin erreicht, an deren Oktave ich sofort erkenne: "Hier stimmt was nicht!!" weiß ich: Der Muttertag ist gelaufen, und wenn mir heut jemand noch etwas Schönes gönnt - dann nur, wenn ich mir selbst etwas Schönes gönne.
Geduldig der Freundin zugehört, nebenbei das Kind verarztet und eine Chirurgen-Adresse aus dem Internet gefischt, dem anderen Kind in der Zweitafelprojektion von Prismen und Pyramiden hilfreich unter die Arme gegriffen (der Glaube versetzt schließlich Berge - und NOCH glaube ich daran, dass er diese Klasse erfolgreich abschließen kann; aber was ich wirklich immer echt cool finde: Mathematisches, bei dem ich früher selbst auf dünnem Brett bohrte, erschließt sich mir heute völlig logisch und selbstverständlich, so dass ich gar nicht verstehen kann, wieso ich das vor dreißig Jahren nicht schon kapierte ;-)) - aufs Frühstück verzichtet, stattdessen gleich die Brotzeit begonnen - so liege ich nun hier, der Tag dem Ende zugeneigt und nein: Keineswegs beklage ich diesen sang- und klanglos verstrichenen Tag. Wozu auch?
Der letzte schöne Valentinstag liegt etliche Jahre zurück, meine letzten Geburtstage würde ich auch am liebsten im Nirvana versenken und begriffen habe ich zunächst nur eins: Ändern kann nur ich selber was.
Und so liege ich noch immer hier, den Kopf voller Gedanken & Pläne in völliger Einigkeit mit meiner Freundin: Raus & weg von hier, am liebsten gemeinsam. Zunächst für ein paar Tage - und wenn es uns gefällt, dann vielleicht für länger. Oder immer?
In ein Leben, wo uns zwar zugestanden wird, dass auch wir Bedürfnisse haben, die wir gern erfüllt wünschten, wo wir uns aber nicht dafür entschuldigen müssen, dass wir genau diese Bedürfnisse auch in Erinnerung brachten.
Hab ich eigentlich noch nen Schluck von der Weinschorle übrig? Ich glaube ja!
Na dann Prösterken!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen