Ich würde übertreiben, wenn ich sagte, ich wäre die stolzeste Mutter des Universums. Und es wär ebenso übertrieben, wenn ich sagte, ich wäre die stolzeste Mutter der Welt. Auch wenn ich mich grad so fühle :-) Dann bin ich eben... die stolzeste Mama des Augenblicks.
Vor genau 2,5 Stunden hat mein großes Kind mir mitgeteilt, dass es nunmehr zu uns Werktätigen gehört, dass er zwar unzufrieden mit sich selber ist, weil seine Leistung nicht so perfekt war wie er es selber gerne gehabt hätte - aber bestanden ist bestanden, und manche Dinge brauchen eben ihren zweiten Anlauf. Ich hab schon in meinem Kühlschrank gekramt und - yupp - ich hab die letzte Flasche Weißweinschorle geöffnet und auf meine Kinder, auf das Leben und überhaupt angestoßen.
In ein paar Tagen werde ich wieder ein Jahr älter und befragt, was ich mir denn wünsche, wurde mir ganz wehmütig zumute. Jetzt bin ich in ein Alter geraten, in dem man Frauen Töpfe und Pfannen schenkt und den Herren Krawatten oder Socken. Oder so. Wer aber sagt eigentlich, dass es immer Dinge sein müssen, die Geld kosten? Wer sagt, dass das, was wertvoll ist, immer mit Geld bezahlt sein muss?
Natürlich... Auch die Flasche Wein, die man mit an einen See nimmt, muss bezahlt werden. Auch die Decke, auf die man sich legt, ist mit Geld bezahlt worden.
Doch dieser Augenblick, wenn man einfach nur daliegt, den Himmel über sich, der Geruch von Gras, der Geschmack von Freiheit, das Gefühl des Losgelassenseins in diesem Augenblick, Raum und Zeit für Gedanken, Gefühle, Träume, Sehnsüchte... Das ist für mich mit keinem Geld der Welt zu bezahlen... Der selbstgebackene Kuchen in Form eines Herzens, eine Kerze in der Mitte, mich auspusten lassen und zu mir sagen: "Wünsch dir was"... - sagt das nicht mehr als alle Worte der Welt? Einfach das Gefühl haben: Da hat man sich Gedanken gemacht, da hat man den anderen gefühlt und gespürt...
Manchmal frage ich mich, warum es die kleinen Dinge im Leben sind, die im Grunde so einfach sind... und doch zu schwer scheinen...
Manchmal frage ich mich, warum man beispielsweise Abschlüsse und Siege braucht, nur um stolz sein zu dürfen. Wenn Ihr mich fragt: Auf meinen Großen bin ich stolz, weil er so ist wie er ist. Weil er immer spürt, wie es mir geht, ohne dass ich es ihm sage. Weil es ihm wichtig ist, dass es den Menschen, die er liebt, gut geht. Weil er den Menschen, die er liebt, auch zeigt, dass es so ist. Weil er seine Ausbildung von Anfang bis Ende durchgezogen hat, obwohl er immer wieder zu hören bekam, dass er sowieso ungeeignet dafür ist...
All das habe ich ihm heute Abend wieder gesagt. So wie ich meinen Liebsten immer sage und zeige, dass ich sie liebe, wie viel sie mir bedeuten. Sie genießen es, sie leben davon. Nur... Auch ich lebe davon... Da war es wieder, das bequeme-Sessel-Gefühl... Vielleicht sollte ich ja vom Sessel zum Wasserhahn mutieren. Wenn kein Wasser mehr fließt, merkt man das nachhaltiger als einen Sessel, den man ausrangiert, weil die Sitzfläche abgewetzt ist und ne Sprungfeder durchragt...
Doch heut Abend... gibt es keine traurigen Gedanken. Heut Abend genieße ich die Freude über meinen Jungen, die Freude über das Erreichte, die Freude über seine eigenen Glücksgefühle. Schritte, die sie in ihr eigenes Leben führen... ermöglichen auch mir Schritte in mein eigenes Leben... Und auch darüber freu ich mich... Ich bin ja nicht nur eine Mama. Ich bin vor allem ein Mensch aus Fleisch & Blut, der denkt und lebt und hofft und fühlt und träumt und sehnt... Eines Tages... bin ich dran.
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