Mittwoch, 19. Oktober 2011

Manchmal ist auch meine Flasche halbleer

Also im Grunde kann ich von mir schon behaupten, dass meine Flasche prinzipiell halbvoll als halbleer ist. Aber hey, ich bin auch nur ein Mensch und weder Superwoman noch Mutter Theresa - und somit erreiche auch ich, nur vierundzwanzig Stunden nach dem Wohlfühltag, zuweilen Momente, in denen mich manche Ignoranz derart aggressiv macht, dass ich vom Lamm zum reißenden Wolf mutiere - und das innerhalb von Sekunden!


Ich weiß, ich hab viel Glück gehabt in meinem Leben; ich weiß, mir ist es oft besser gegangen wie so vielen anderen Menschen - aber wenn auch nur irgendjemand glaubte, ich besäße einen unerschöpflichen Kraft-und-gute-Laune-Quell aus dem Hause Perpetuum Mobile, den man jederzeit vollquatschen und wo man pausenlos um Beistand, Fürsorge und auch Zuspruch heischen kann, ohne auch nur in Betracht zu ziehen, dass vielleicht ja auch ich ab und an ein offenes Ohr oder einfach auch mal ein wenig Anerkennung gebrauchen könnte - dann macht mich das heute im Gegensatz zu früher nicht mehr traurig, sondern aggressiv!
Ehrlich gesagt, macht mir bis zum heutigen Tage kaum noch etwas Angst dieser Art: Ich habe keine Angst vor einem Verlust des Jobs: Dann finde ich auch wieder einen neuen. Ich habe keine Angst vor dem Ausbruch einer schweren Krankheit: Dann überstehe ich auch diese. Ich habe keine Angst vor einem Single-Dasein: Alles kommt, wie es kommen soll - die Liebe findet ihren Weg.
Doch was mir Angst macht, ist die Ignoranz einiger Menschen; die penetrante Ignoranz, sich selbst abzuholen, was man an Zuspruch & Beistand braucht - und erst dann ein auch wirklich offenes Ohr für den anderen hat, wenn er selbst rundherum glücklich ist und sich am Ziel seiner Träume wähnt. Boah, da könnt ich kotzen - sorry! Ich bin sicherlich auch nicht jeden Tag tiefsinnig und tiefgründig und auch kann ich nicht immer "verfügbar" sein, wenn es ein anderer gerade braucht. Auch habe ich nicht immer eine Antenne für die Bedürfnisse eines anderen. Aber deswegen immer wieder gegen geschlossene Türen rennen? Deswegen permanent mir allein beistehen, mir allein Mut zusprechen, mir allein Lösungen und Wege suchen und mir allein die Seele streicheln? Oder darf ich das nicht so sehen? Oder wie soll ich es sonst sehen, wenn ich immer nur höre "sorry, heute nicht" oder "sorry, bin gerade zu bis obenhin" oder "sorry, ich bin müde" oder "sorry, ich muss jetzt los" - nachdem sie sich selber erst mal ordentlich ausgekotzt haben. Klasse, wirklich.
Vielleicht bin ich ja heute ungerecht, vielleicht bin ich ja heute unangebracht aggressiv. Das ist mir so egal, könnt Ihr glauben. Ich habe fertig und schließe soeben nicht nur die "Praxis Ziggenheimer - hast du Kummer oder Sorgen...", sondern mache mit den Befindlichkeiten einiger Leute genau das wie dieser Vogel hier:


Und zwar so lange, wie ICH das brauch! Und wer im Anschluss an diese Zeilen immer noch nicht erkennt, dass auch ich ein Mensch bin, der Bedürfnisse hat, der auch dann noch liebenswert ist, wenn er schwach ist und sich anlehnen möchte, ohne deshalb gleich ein Loser zu sein, dass auch ich ein Mensch bin, der sich wenigstens ab und an ein wenig Zuspruch und ein offenes Ohr wünscht - der kann mir gestohlen bleiben.
So, und jetzt hab ich Hunger!

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