Dienstag, 29. Oktober 2013

Ich bin einfach zu alt für Achterbahnfahrten.

Na ja... jedenfalls für die emotionalen Achterbahnfahrten. Täglich gehts irgendwie rauf und runter - und das mindestens dreimal - da muss man doch irgendwie auch matschig im Kopf werden.
Ich bin krank, verdammt, der Kaffee schmeckt nicht, die Gummibärchen will der Magen nicht, ich klinge immer noch wie eine asthmatische 95jährige auf ihrem letzten Pfeifchen und wenn ich mich im Spiegel seh, weiß ich, dass ich mich zu Halloween gar nicht erst verkleiden muss.

Der eine redet von Schwimmen und Sauna an den nun bevorstehenden freien Tagen dank Reformations- und Brückentag - ha ha. Aber gut, fairerweise muss man sagen: Er hat mich die Tage noch nicht gesehen, meist nur gelesen und von Telefonaten nur die Hälfte verstanden.
Der andere sagt: "Eigentlich gehörst du ja ins Bett, aber wenn du wegfahren kannst, kannst du auch arbeiten kommen."
Die Dritten, also meine Söhne, sagen: "Mutsch, arbeite nicht so lange, du bist krank und solltest dich ausruhen" und wenn ich dann 18 Uhr heimkomm, sieht das Jungenzimmer aus, als wäre Sturmtief Christian exakt durch deren Zimmer gekreuzt (OK, geschenkt, gegen sowas bin ich inzwischen immun geworden, da hilft mir gerne auch das "ich mach jetzt ganz gepflegt die Tür zu"-Mantra), in der Küche steht immer noch das Geschirr von gestern Abend, Abendessen ist nicht vorbereitet und überhaupt. Aber wie soll das auch gehen: Junior I hatte Erklärungen: den halben Tag auf dem Amt verbracht, beim Vater Unterlagen abgeholt, zwei Stunden gearbeitet und nach 5 Tagen endlich mal die Sommerreifen aus dem Auto direkt in den Keller geladen. Junior II hatte auch Erklärungen: Bis 3 Uhr Unterricht gehabt, 4 Uhr zu Hause gewesen und 7 Uhr wollte er zu seinem 1,5 Stunden-Job. Bin ICH froh, dass ich den ganzen Tag nur Daumen gedreht und rumgelümmelt hab!

Am Samstag noch hatten die gelben Seiten den Jungen geschrieben: "Kümmert euch um eure Mum, die braucht euch jetzt." Hatten sie auch gemacht. Einen Tee gekocht, den Einkauf aus dem Auto in die Wohnung getragen und die Treppenstufe gewischt. Bloß gut, dass Junior II in 10 Tagen 18 Jahre wird - nicht dass man mich sonst noch wegen Kinderarbeit verklagen könnte!

Ich hätte nicht sauer sein sollen, ich hätte Verständnis haben sollen, dass man auf der Playstation ein bisschen Alltag abreagieren musste - und vor allem hatte ich dankbar zu sein, dass man ja schließlich auch etwas für mich getan hatte. Ich kleinliche Zigge!
Ich war auch nicht mal sauer - ich war enttäuscht. Ich hatte kein Verständnis für die kack Playstation und ja, ich bin dankbar, dass sie etwas für mich tun, aber ich wäre auch nicht böse, wenn ein solches Ereignis nicht nur aller 3 - 4 Wochen und auch nicht erst nach dreimaliger Erinnerung auftritt. Also habe ich selber Ordnung in meiner Küche geschafft, die Wäsche gewaschen, Abendessen zubereitet und nur ein ganz klein mimi bisschen Frust abgelassen, als ich die Terrassentür aufriss, um die getrocknete Wäsche reinzuholen. Dass mir dabei auch noch der Pflanzentopf mit meinen Orangenkernzöglingen zerbrach, empfinde ich als nicht so schlimm. Lieber der Topf im Arsch als die Scheibe der Terrassentür.
Oder bin ich doch eine Zigge? Ja, vermutlich schon. Ich will immer zuviel, ich merks grad selber.
Wenn ich also jetzt die frisch aufgetragene Haarfarbe wieder ausspüle, sollte ich bestenfalls mein Hirn gleich mitwaschen.
Isch 'abe fertisch für heut.
Ach nee. Da ist noch ein Korb Bügelwäsche.
Aber was soll ich Euch erzählen. Ihr kennt sowas alle selber. Außer die, die ihren Kindern schon beizeiten beigebracht haben, wo die Hausregeln hängen.

4 Kommentare:

Frau K. aus P. hat gesagt…

Manchmal muss man einfach mal Dampf ablassen. Meistens hält man es ja einfach irgendwie aus, aber nicht immer. Ich habe da auch schon mal das eine oder andere Geschirr zerschlagen.
Gute Besserung für dich. Und kuriere dich gut aus, sonst gibts noch mehr Rückfälle.
LG Susann

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Susann, also Geschirr habe ich noch nicht zerschlagen, dafür aber schon mal ordentlich wutentbrannt den Staublappen geschmissen :) Ist aber auch schon einige Jahre her.
...aber vielleicht täte mir ja ein bisschen Scherbenhaufen ganz gut? So für das Dampfablassen?
Ich nehm diesen Gedanken jetzt mal mit in meine ganzen Kissen und sortiere im Geiste schon mal aus, was ich nicht mehr brauch :)
Lieben Dank auch für die Wünsche...

Anonym hat gesagt…

Ich glaube, dass kenne alle Mütter... Dieses erschlagene Gefühl womit man diese Undankbarkeit und Egotripper verdient hat...
Aber ehrlich: Bügeln??? Mach ich nicht mehr! Sollen die Blagen selber machen! :-))) Böse Mama ;-)
Meg

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Meg, das Traurigste an der ganzen Sache ist, dass ICH es ja versaut hab. Schließlich isses meine Erziehung, so von wegen, nicht nur die autoritäre Mama, sondern auch Freundin, "Begleiterin" und sowas alles. Antiautorität liegt mir schwer im Magen, Liberalität zwar nicht - war vielleicht aber doch nicht so angebracht? Na ja. Nu isses zu spät.
Heute Morgen jedenfalls habe ich nur einen Geldschein auf den Küchentisch gelegt und gesagt: "Ich bin dann mal die vier Tage weg, ihr kommt zurecht?"
Und bügeln musste ich leider - weil die Hälfte davon in meinen Kleiderschrank gehört ;)