Donnerstag, 30. November 2017

Es gibt die anderen - und dann gibt es mich

Viel getan, aber nichts erreicht heute. Der Donnerstag dieser Woche zählt für mich zu den eher unproduktiven Tagen - und zu jenen Tagen, die ich weder schön noch ungut finde.

Ich glaube, es gibt kaum etwas, wo mir nicht die Musik hilft. Wenn sonst nichts mehr geht - die Musik bewirkt alles. Musik habe ich schon als Kind geliebt, wahnsinnig geliebt. Ich war verliebt in die Klaviermusik und hab mir sehnlichst gewünscht, dieses Instrument beherrschen zu können. Noch heute habe ich jenes Bild in meinem Kopf, wie die Singgruppe und ich für ein paar Tage in die Pampa gefahren sind, ein altes Gebäude, wir haben den ganzen Tag gesungen und geprobt und in den freien Momenten zog ich mich allein in jenem Raum zurück und habe gespielt, für mich ganz allein. Melodien aus dem Gedächtnis heraus versucht nachzuspielen, die richtigen Tasten gesucht, so lange gesucht und geübt, bis ich es heraus hatte...
Aber meistens höre ich nur Musik, ich höre sie, so laut ich kann, und hin und wieder tanze ich dazu völlig ausgelassen - nicht weil ich mich so fühle, sondern weil die Schwere der Gedanken aus dem Körper raus muss (ernsthaft: es wirkt). Ich kann von mir nicht behaupten, dass ich ein gutes Körpergefühl hätte. Ein Tanzturnier wird man mit mir nicht gewinnen: Wenn ich schon sehe, wie die Tango tanzen, mit völlig verdrehtem Körper, steif gehaltenem Kopf - da bekomme ich allenfalls Nackensteife von und wäre demnach ein Fall für die Massagebank und mein Kopf, meine Brust wäre hernach kein bisschen leichter. Und überhaupt: Wo bleibt da das Lebensgefühl? Wenn überhaupt, dann würde ich gerne Rumba oder so etwas tanzen können. Etwas mit Leidenschaft, etwas mit Feuer im Arsch - auch wenn man mir nordisch Unterkühlter diese Leidenschaft auf den ersten Blick vermutlich nicht mal ansatzweise zutrauen würde. Nicht mal ich mir selber, denn ich kenne mich: Dazu bräuchte es mindestens drei Tequila und vier Weißwein. Aber ich glaube, dann bin ich nur die erste Stunde voller Esprit und Fröhlichkeit, den Rest des Abends würde ich heimlich im Badezimmer schlafen, bis ich nach Hause gehen könnte. Alles schon gehabt. Die Stimmung kippt bei mir dann tatsächlich von einer Sekunde auf die andere. Zack und aus. Das wars. Kann ich heimgehen, das wird nicht mehr besser.
Und ich habe so überhaupt gar kein Taktgefühl, was Tanzen betrifft. Wenn ich nur an die Zeiten denke, in denen ich noch zum Aerobic gegangen bin! Ich kann Euch Geschichten erzählen von mangelnder Koordination, Ausfallschritten zur falschen Seite und mit dem falschen Bein und überhaupt - und dass ich meist in den ausgestreckten Arm der anderen fiel, weil ich mich schon wieder zur falschen Seite gedreht hatte.
Seis drum.
Ich bin jedenfalls so gar kein Kandidat für Handarbeiten (ich rede hier von Stricken!), so gar kein Kandidat für Monopoly oder sonstige Strategiespiele. Mir liegt das einfach nicht. Da lieber spiele ich Canasta oder Mensch-ärgere-dich-nicht. Spiele, in denen wenigstens so ein bisschen Leben steckt.
Und vermutlich würde ich nicht mal Quizduell spielen, wenn hier nicht das "Feuer" brennen würde, dass man innerhalb weniger Sekunden die Antwort haben muss, ansonsten "Time out, meine Liebe, Pech gehabt, diese Punkte gehen jetzt an den anderen!" Jedenfalls bin ich nach den wenigen Tagen meines Duellierens überrascht, dass ich Dinge noch weiß, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie überhaupt weiß - und wiederum an Fragen scheitere, in denen ich fröhlich und mit hundertprozentiger Sicherheit auf Antwort C klicke - und ZONK - das war leider falsch!
Ich mag sogar die Begleitgeräusche (am liebsten die, wenn man drei Richtige hat ;)), während der Mann immer genervt die Augen rollt "Schalt doch BITTE mal deinen Ton aus!" Aber das fetzt nicht. Das ist wie Tanzen ohne Musik. Wie Sex ohne Orgasmus. Kann man so machen, ist dann halt aber nun auch nicht so.

Selbst die Tatsache, dass man sich sogar Nachrichten schicken kann, finde ich irgendwie witzig.
Sagen wir: meistens. Manchmal hat man so Vollhonks dabei, die einfach nicht verlieren können. Dann frage ich mich trotzdem, was die dann bei Quizduell wollen. Sollen erst mal erwachsen werden.

Und falls Ihr es bemerkt habt: Ja, es geht mir etwas besser als gestern Abend. Auch wenn sich zu gestern Abend nichts verändert hat. Aber ich habe neue Hoffnung geschöpft. Weiter gehts...

2 Kommentare:

ganga hat gesagt…

Es ist so schön, wenn du über die Musik und das Tanzen schreibst. Altes, Schweres wegtanzen, sich drehen und bewegen. Ich werde es ausprobieren.
Liebe Grüße
Ganga

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Oh ja bitte, versuch es mal. Es hilft wirklich, an nichts mehr zu denken, den Ballast abzuwerfen und sich hernach tatsächlich.. freier zu fühlen.