Pam´s Schreibzeit: Ich habe mich geoutet…: … und damit einiges erreicht. Ich habe mit meinem öffentlichen Outing (Blog, Buch, usw.) einige Menschen erreicht, die es vielleicht verst...
Es ist ja nicht so, dass die Heterosexuellen noch nie was von Homosexuellen gehört hätten. Es ist auch nicht so, dass die Frau in der Frau noch nie was von der Frau im Mann oder dem Mann in der Frau gehört hätte.
Doch wenn ich persönlich ehrlich sein soll - so kenne ich (leider!) in meinem privaten Umfeld niemanden, der mir diese oder überhaupt eine andere Seite des Lebens zeigen, eröffnen könnte. Das hat mich zwar nicht daran gehindert, offen zu sein und zu bleiben, offen für anderes Denken, Fühlen, Handeln - aber wirklich gewusst... habe ich nichts.
Pamela Halling aus Essen schreibt ihren Blog darüber, über dieses Leben, über die Erfahrung zu erkennen: Wer bin ich eigentlich und was braucht es, damit ich auch ICH sein kann?
Ihr Blog ist der einzige, den ich verfolge, weil er für mich beides verbindet: Einerseits zeigt der Blog mir den Weg, den Pam gegangen ist und den sie weiterhin gehen wird - aber er zeigt mir vor allem auch eines: eine wunderbare Normalität. Ein Leben mit Liebe, Enttäuschungen, Frust im Alltag, Enttäuschungen bei der Jobsuche, Frust bei Behördengängen. Es macht sie so wunderbar normal - und ich frage mich so oft: Warum nur stößt sich die heutige Gesellschaft, die sich für ach so aufgeklärt und aufgeschlossen hält, an Menschen, die eben ein anderes Leben haben?
Sicherlich ist ihre Intention immer die Aufklärung gewesen - die Aufklärung darüber, dass jeder Mensch, ganz egal, woher er kommt und was er ist, Respekt und Achtung verdient, Anerkennung und Wertschätzung.
Dennoch habe ich als Leserin niemals dieses Gefühl gehabt: Da will mich jemand mit Macht von etwas überzeugen.
Viel eher hatte ich immer dieses Gefühl: Ich lümmel mich in den Sessel und unterhalte mich mit einem anderen Menschen.
Diese Art zu schreiben, das Vermögen, dieses Gefühl der Unterhaltung hervorzulocken, das können nicht viele.
Sie kann es - und darum lese ich jeden Post von ihr und um mein Bild von ihr zu "vervollständigen", habe ich mir damals die TV-Sendung angeschaut. Ich bin so - ich will immer wissen, wer der andere ist, mit "wem ich es zu tun habe". Ein Bild ist ein Bild, aber Sprache, Klang der Stimme, Gesten, Mimiken - das kann alles verändern oder es kann alles vertiefen.
Pam ist ein Mensch wie Du und ich - und es ist völlig egal, ob sie als Frau im falschen Körper zur Welt kam.
Sie lebt und denkt und fühlt wie Du und ich.
Ihr und ihrer Familie wünsche ich für ihr Leben alles Liebe, alles Gute - aufgeben wird sie sowieso nicht.
Uns allen anderen wünsche ich, dass viel mehr Menschen den Mut finden dürfen und können, zu sich selbst zu stehen, sie selbst sein zu dürfen, auch wenn das manchmal über Umwege geht.
Ich wurde als Frau geboren, ich fühle mich auch zu hundert Prozent als Frau und (körperliche) Liebe mit einer Frau kann ich mir für mich nicht vorstellen. Mir ist aber völlig egal, ob Du als Frau eine Frau liebst, ob Du als Mann einen Mann liebst oder ob Du feststellst, dass der Körper, in dem Du lebst, nicht der richtige ist.
Für mich bist und bleibst Du das, was wir alle sind: Ein MENSCH, der denkt und lebt und hofft und fühlt und träumt.
Es bleibt zu wünschen, dass sich die Akzeptanz und der Respekt, die Achtung und die Wertschätzung in der Gesellschaft durchsetzen. Ich persönlich glaube auch daran, dass es eines Tages so sein wird. Auch wenn unsere Generation das vielleicht nicht mehr erleben kann. Doch Hauptsache, es ist eines Tages so. Und daran glaube ich.
6 Kommentare:
Liebe Helma,
vielen lieben Dank für diese wundervollen Zeilen. Du weißt, ich schreibe gerne und finde auch oft passende Worte. Aber dein Post macht mich sprachlos. Mir fällt, mit einer Träne der Freude, nur ein Wort ein. Danke. Danke für deine Treue und für deine lieben Worte.
Lieben Gruß aus Essen,
Pam
Oh je, jetzt hab ich aber Gänsehaut - nur gut, dass ich heut die Strickjacke dabei hab ;)
Und ich steh zu jedem Wort, zu jeder Zeile!
Alles Liebe auch für Dich und Euch!
Nicht immer und nicht alles habe ich von Pamela gelesen, doch über das Wesentliche bin ich informiert. - Mutig finde ich diesen Schritt schon deswegen, weil er mit vielen Schmerzen durch die notwendigen OPs verbunden war. - Vor längerer Zeit hat in dem Frauenzentrum, wo zu 99 % lesbische Frauen verkehren, auch eine Frau mitgespielt, die den gleichen Weg wie Pam gegangen ist. -
Helma, ich kann deine Worte in jeder Zeile unterstützen - niemand sollte wegen seiner sexuellen Einstellung von anderen verunglimpft werden.
Halte die Ohren steif, bald ist Abflugtag!!!!
Ja, es ist mutig - in jeder Hinsicht. Wobei ich die OPs als "positiver" betrachte: Du bekommst am Ende das, was so wichtig ist für Dich.
Beim Outing ist das ja (leider!) so eine Sache: Du weißt nicht, was Du bekommst... und immer noch zu wenig positive Resonanz in der Gesellschaft an sich.
Möglich aber, dass wir zuviel erwarten: Festgesetztes, fest anerzogenes Denken, festgekrustete Strukturen müssen vielleicht wohl ihre Zeit haben, aufgelöst zu werden.
P.S. Ja, der Abflug naht: Samstag!!! :)
Ich möchte wie Du daran glauben, hoffe aber eher darauf, denn dieser Glaube bedeutet auch, dass man nicht immer wieder erkennen muss, dass "die Anderen, das Anderssein, eben nicht einfach anerkennen können".
Nein ich glaube nicht daran, das sich der Mensch so grundsätzlich ändern wird. Auch nicht auf Dauer, denn dazu müsste der Neid und die Angst sterben, denn aus nichts anderem wachsen die Ausgrenzungen die Lesben, Schwulen, BIs und allen anderen Lebensformen, aber eben auch Menschen die nicht der sogenannten "Norm" entsprechen entgegen gebracht werden, auch wenn ich es nicht verstehen, geschweige denn akzeptieren kann und will.
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