Montag, 7. Januar 2019

"Bist du glücklich?"



Den gleichnamigen Film "Bist du glücklich?" haben wir gestern Abend angesehen - er hat mit dieser Frage geendet und vielleicht offen gelassen, ob es ein Happy End geben wird oder nicht. Ein - für mich - sehr guter Film in gekonntem ständigen Wechsel zwischen Rückblende und Gegenwart. Ein Film, der - für mich - die Konsequenz deutlich macht, wenn man nicht mehr wirklich miteinander spricht.

"Ich glaube, du kennst mich gar nicht wirklich", sagt der Protagonist irgendwann zu ihr, nach 13 Jahren Ehe.

"Den Satz habe ich auch gerade erst von jemandem gehört", sagt der Mann im Vorbeigehen zu mir.
Wenn ich so darüber nachdenke.. könnte ich mir vorstellen, dass dies ein ziemlich weit verbreitetes Symptom ist, in so ziemlich sehr vielen Beziehungen.. So oft haben wir uns gefragt, warum wir hier sind und nicht woanders, was es denn überhaupt (noch) Liebenswertes gäbe, wenn.
Ich frage mich, in was wir verliebt sind - in den Menschen neben uns oder in unsere eigene Vorstellung von ihm?

"Liebe ist die Fähigkeit, über die Macken des anderen hinwegzusehen", sagt der Protagonist auf die Frage, was er denn unter Liebe verstünde.

Ich für mich selbst fand diese Frage sehr.. treffend beantwortet.
Wenn wir einander begegnen, dann freuen wir uns über Gemeinsamkeiten, wir finden aber auch die kleinen Ungleichheiten gut, weil sie die Möglichkeit geben, auch aneinander reiben zu können. Ich denk schon, dass wir das brauchen. Jeden Tag Harmonie würde mir als Ideal nicht erscheinen - es würde mir eher eines Tages das Gefühl vermitteln, all die gemeinsamen Jahre nur an der Oberfläche geblieben zu sein, nie wirklich in die Tiefe gegangen zu sein - und nie wirklich erfahren zu haben, wer der andere eigentlich wirklich ist.
Ob das vielleicht der Punkt ist, an dem so viele Beziehungen scheitern?
Weil man nicht lernt, den anderen wirklich zu sehen und vor allem auch genau so anzunehmen, und stattdessen darauf wartet, dass eines Tages die Dinge sich schon noch so fügen werden, wie man selbst es sich vorgestellt hat?

In diesem Januar, so kommt es mir vor, wird gerade überall so einiges ordentlich durchgerüttelt. Es bleibt abzuwarten, was am Ende übrigbleibt.

6 Kommentare:

Clara Himmelhoch hat gesagt…

So richtig kann ich über Liebe und Beziehungen zwischen Partnern nicht mehr schreiben, denn es ist alles schon viel zu lange her. Dennoch bin ich deswegen nicht unglücklich, Ich bin wohl ein Mensch, die seeeeeeeeeeeeehr viel Raum braucht - da ist so eine normale Wohnung zu klein für zwei.
Übrigens danke ich dir für deine Erwähnung meines Blogs in deiner Seitenspalte - ich habe mich immer gewundert, wodurch die vielen Leser von deiner Seite kommen.
Lieben Gruß zu dir

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Den Film habe ich übrigens auch gesehen - und mir hat er gefallen.

Frau Eiskalt hat gesagt…

Liebe Helma, das ist eine so wichtige und schöne Überlegung. Wie oft ich mich das in den letzten Monaten gefragt habe, weil alles woran ich so felsenfest geglaubt habe, sich nahezu in Luft aufgelöst hat - unzählige Male?! Ich bin absolut bei Dir. Ich war überzeugt, dass es in der Liebe und einer Beziehung darum geht, sein größtmögliches Match zu finden. Jemanden, den man mit allen(!) Ecken und Kanten respektieren, akzeptieren und lieben kann , ohne ihn ändern zu wollen. Gerade weil er so ist wie er ist. Ich habe ihn so ehrlich und mit meinem ganzen Herzen geliebt und trotzdem kannten wir uns am Ende offenbar doch nicht richtig, denn dieser Mensch ist mir nur noch fremd. Die Frage ist, war er vielleicht immer so und ich wollte es nur nicht sehen? Waren wir glücklich? Ja, sehr lange Zeit und dann haben wir uns irgendwie verloren.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Clara, bei mir hats auch eine ziemlich lange Zeit gebraucht, um nicht nur zu verstehen, sondern auch zu verinnerlichen: Man kann auch mit sich selbst glücklich sein, sich selbst genug sein, mit sich selbst eine schöne Zeit haben. Sie ist anders als mit einem Menschen an seiner Seite - aber sie ist deswegen nicht zwingend weniger schön.
Ich kann gut verstehen, wenn jemand sagt "Erst mit dir fühl ich mich vollständig". Und das ist auch ein wunderbares Gefühl.
Dennoch... Bevor ich einige Jahre lang Single war, hatte ich genau davor ziemlich Angst. Ich dachte.. ach ne, ich glaub, ich mach das demnächst mal zu einem Blogthema ;)
Ansonsten: Ja, auch ich bin jemand, der Raum für sich selber braucht. Vor allem deshalb ist die Wohnung in M einfach viel zu klein, ganz gleich, ob ich von daheim aus arbeite oder wieder montags bis freitags im Office wäre. Es bleibt zu klein.
Und hey, für meine Blogseite musst Du Dich nicht bedanken - ich lese sehr gerne bei Dir, warum sollen das dann nicht auch andere tun? ;) Vor zwei Jahren oder so hatte ich ein anderes Layout ausprobiert und beinah stehenden Fußes hagelte es Nachfragen: "Wo ist deine Blogseite? Da hab ich immer so gerne gestöbert!" Also hab ich das Layout wieder angepasst :)

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

P.S. Ja, mir hat der Film auch sehr gut gefallen. Man braucht die richtige Muße dazu - aber es ist ein guter Film.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Frau Eiskalt, ich habe schon vor Jahren bei Dir gelesen, noch vor der ewig langen Pause. Und selbst mich als Leser hatte es irgendwie "eiskalt" erwischt, als ich las, was bei Euch passierte. Ich hab echt mit Dir mitgelitten - ich kenne dieses Gefühl noch immer nur all zu gut, auch wenn es so viele Jahre her ist.
Neben der Trennung selbst finde ich es am schlimmsten, wenn Fragen offen bleiben, die niemand (mehr) beantwortet; wenn man zurückbleibt mit unfassbar vielen (grundsätzlichen) Fragen.
Als ich mich im Januar 2003 von meinem Ex-Mann trennte, stellte er unglaublich viele Fragen - und warf mir vor, ich hätte ja nie etwas gesagt.
Richtig jedoch ist: Ich habe sehr viel gesagt, sehr viel in all den Jahren - aber er hat es nicht wirklich gehört. Er hat es nicht ernst genommen. Und dann nicht glauben wollen, dass ich jetzt wirklich gehen wollte. Also habe ich mich seinen Fragen gestellt - auch wenn ich dachte: Das ist doch jetzt alles nicht neu...
Ich hab mich dem trotzdem gestellt, jeden Abend, wenn ich aus dem Büro kam, die ganze Nacht lang bis zum Morgen, wenn ich wieder in die Arbeit gehen musste und er sich ins Bett legte.
Bis ich nicht mehr konnte und sich die Fragen wiederholten.
Im Gegenzug ist es mir widerfahren, dass man mich zurückließ mit sehr, sehr vielen Fragen. Deren Antwort ich mir im Lauf der Jahre holte, Stück für Stück... Erst dann konnte ich meinen Frieden machen.